Unser nächster Ankerplatz liegt bei Bitter Guana Cay. Dieses Mal können wir westlich der Inselkette bleiben und müssen nicht durch einen Cut hinaus in den Exuma Sound und dann wieder hinein in den Schutz der Inselkette segeln. Die Bucht weist einen schönen Sandstrand, aber auch eine malerische Steilküste mit leuchtend weißen Felsen auf, kaum ist der Anker gefallen, fahren wir hinüber.
Eine Besonderheit der von Menschen unbewohnten Insel sind die hier heimischen „Northern Bahamas Rock Iguanas“, diese Felsenleguane sind eine insgesamt bedrohte Tierart, die aber auf Bitter Guana Cay in großer Zahl leben. So hat sich die Insel zu einer Attraktion entwickelt, die wegen der Nähe zu dem Touristenhotspot Staniel Cay sogar in das Programm der Tagesausflüge (wörtlich zu nehmen, ✈️) von Nassau und Miami aufgenommen wurde. Faktisch folgt daraus, dass gelegentlich kleine Motorboote von Staniel Cay herübergesaust kommen und acht bis zehn Leute auf den Strand spucken, die dann aber nach 20 Minuten schon wieder abfahren. Die meiste Zeit des Tages sind wir allerdings allein in der Bucht. Na ja, nicht wirklich allein, denn die Felsenleguane sind eben an Menschen gewöhnt und kommen auf uns zu, sobald wir den Strand betreten, selbst wenn wir sie nicht füttern.
Diese Unterart (es gibt auch noch den Allan’s Cay Iguana und den Andros Iguana) zeigt ein eher dunkles, direkt nach der Häutung leicht bläulich erscheinendes Schuppenkleid mit vielen individuellen pinkfarbenen Sprengseln vor allem auf den Wangen, dem Nasenrücken und dem Kehllappen, am Bauch und den Beinen und dem Rückenkamm. Anders als die weit verbreiteten Grünen Leguane sind ihre Rückenstacheln ziemlich klein, eher gezackte Ausformungen des wulstigen Rückenkammes und bis auf die rosa Farbe fast unauffällig.
Sie haben zwar kräftige Krallen, aber als Pflanzenfresser Zähnchen, die ihrem sonst martialischem Aussehen mit der wie blutunterlaufen scheinenden rötlichen Lederhaut der Augen zu spotten scheinen. Aber es passt auch wieder, denn sie sind friedlich, hier offensichtlich an Menschen (und Fütterung) gewöhnt und kein bisschen aggressiv, obwohl sie so urzeitlich aussehen, dass Wissenschaftler und Filmemacher sich bei ihnen Anregungen für die Rekonstruktion des Aussehens von Dinosauriern geholt haben sollen. Und sie sind mit im Normalfall unter einem Meter Gesamtlänge klein genug um nicht Angst auszulösen, als sie im knappen Dutzend aus ihren schattigen Verstecken kommen und sich auf unsere am Strand angelandeten Dinghys zu bewegen.
LeguanspurAnkerwacheoder Ankerdrache?
Übrigens finden sich bei weitem nicht alle diese Echsen am Strand ein. Als wir oben auf die Steilküste klettern, sehen wir auch dort immer wieder Felsendrachen.
In diesem Fall kein Drache, sondern ein Felsen-Ingo 😁
Die vielen pastellfarbenen Häuser auf den Bahamas passen perfekt zu den hellen, zarten Tönen die auch die Natur hier – vor allem im flachen Wasser – hervorbringt. Aber erst nachdem wir schon einige Zeit hier sind haben wir erkannt, dass sie zumindest bei den öffentlichen Gebäuden tatsächlich einem eigenen Code entsprechen. Es gibt wohl auch Ausnahmen, aber mit schöner Regelmäßigkeit sind Schulen gelb gestrichen, oft mit (gerne mint-)grüner Kontrastierung. So auch hier im Black Point Settlement auf Great Guana Cay, ebenso wie zuvor z.B. auf Little Farmers Cay.
Medizinische Versorgung (so denn vorhanden) dagegen wird typischerweise in zartrosa gestrichenen Gebäuden zu finden sein, gerne mit weißem Fries. Hier …
und z.B. auch auf unserer ersten Insel in den Bahamas, Great Inagua:
Supermärkte sind nicht kodiert, aber für den Besuch dort ist auch nicht ihre Farbe, sondern der Terminplan des Postschiffes der entscheidende Faktor. War das Angebot gestern noch ziemlich übersichtlich, finden wir heute sogar Salat und Frischkäse. Klar, die „Lady Francis“ war da und rauscht heute Morgen durch das Ankerfeld wieder davon. Postschiff, Versorgung und Fähre zugleich.
Ananas finden wir trotzdem nicht, jedenfalls keine echten Früchte, obwohl dieses Obst für die Bahamas so typisch ist und nach der Eigenwerbung des Landes hier zuerst kommerziell angebaut wurde. Immerhin hat das dazu geführt, das die Pflanze in die Währung des Landes Einzug gehalten hat, wenn auch nur auf der kleinen 5 Cent Münze.
Da freut es uns Segler doch, das die Wertschätzung für das Segeln unter Palmen ein Vielfaches höher ist … 😘
Mit drei deutschen Booten (Easy-One, Thula und Flora) ziehen wir von Rudder Cut Cay gemeinsam weiter nach Farmer’s Cay. Wir ankern am Rand des Sandflachs zwischen der Südspitze von Great Guana Cay und Little Farmer’s Cay.
Little Farmer’s Cay hat eine kleine Inselgemeinde, wir treffen ausnahmslos auf überaus freundliche Menschen. Es gibt ein öffentliches Dinghydock und sogar eine kleine Promenade am flachen Fischerhafen.
Dort findet sich auch ein kleiner Supermarkt, der Füllstand der Regale ist allerdings erschütternd gering.
Die Besitzerin des Ladens entschuldigt sich, sie hat nicht nachbestellt weil sie und ihre Schwester ab Sonntag für einige Zeit in Nassau sein werden. Medizinische Behandlungen, die aber eben auch ans Ende der Saison gerückt wurden.
Hm. Nicht weiter schlimm für uns, wir finden ein paar Bananen und Limetten, außerdem H-Milch. Vor allem letzteres ist gut, weil unser Milchpulver langsam zur Neige geht.
Weniger schön ist, dass uns auch auf dieser Insel der problematische Umgang mit dem Zivilisationsmüll wieder vor Augen geführt wird. Zwar können wir unseren gesammelten Bootsmüll (gegen 5 $ pro Sack) abgeben, er wird wie der Müll der Einwohner auf der örtlichen Deponie verscharrt werden. Größerer Müll, etwa alte Autos oder Außenborder, finden sich zwar irgendwie „geordnet“ oder besser zusammengeführt, aber einfach am Straßenrand.
Etwas wieder aufgeheitert wird unsere Stimmung von einem hübschen Bahamas-Kolibri.
Und kurz danach weiter, als der örtliche Polizist Manroe sein Dienstfahrzeug neben uns zum Stehen bringt um lokal-typisch ein bisschen mit uns zu klönen. In Badeschlappen, die Pistole in der Tasche der Jogginghose. Bahamas-Style-Police.
Das eigentliche – völlig unerwartete – Highlight steht uns aber noch bevor. Als wir auf ein Bier in den „Yacht-Club“ schauen, sind wir zwar die einzigen Gäste auf der Terrasse. Von drinnen kommt aber Jasmine heraus. Ihren Großeltern gehört das Restaurant. Andrea hatte Jasmine beim SUP schon getroffen und ein bisschen mit ihr geschnackt, sie außerdem eine Proberunde auf dem Paddelboard fahren lassen. Jetzt saust Jasmine wider hinein, holt ihren Bruder. Beide sind in den USA geboren, aber ihre Mutter stammt von hier und sie verbringen hier Zeit bei ihren Großeltern. Wir klönen über dies und das, Isryel erzählt, dass er Tänzer ist. Er versucht uns zu erklären, was genau er tanzt, zählt diverse Styles des Breakdance auf. Er hat in verschiedenen Kompanien getanzt, auch mit Auftritten in Europa. O.K., wir sind ziemlich blank auf diesem Feld. Macht nichts, er wollte sowieso gerade ein Video drehen, holt seine Box und ab geht’s. Eine fast siebenminütige Stand-Up-Performance zwischen Breakdance und Ausdruckstanz, professionell artistisch, mit unfassbarer Körperkontrolle und unter Einbindung der örtlichen Gegebenheiten wie der Treppe, dem Kai, dem Tisch, WUNDERBAR! Und danach eine kleine Vorlesung darüber, was er jetzt eigentlich gezeigt hat. Wir sind begeistert. Noch lange sitzen wir acht am Tisch zusammen und erzählen.
Zurück am Boot schnorchele ich nochmal den Anker ab, denn das Echolot liefert uns eine weitere überraschende Show: von scheinbaren 1,5 m Wassertiefe klettert es schnell auf 3 m und fällt dann ebenso schnell wieder ab. Das wiederholt sich. Augenscheinlich bewegen wir uns aber nicht. Pflanzen scheiden als Auslöser auf dem reinen Sandgrund ebenfalls aus, Fischschwärme können wir nicht erkennen. Die Lösung ist einfach und erstaunlich zugleich. Einmal mehr führt das Zusammenspiel von Wind und Tide dazu, dass wir über unseren eigenen Anker getrieben sind und die Kette unter dem Schiff nach hinten läuft. Kommt sie straffer, empfängt das Lot ihr Echo und zeigt eine geringere Wassertiefe an, kommt sie wieder loser, sehen wir wieder die echte Tiefe von 3 m.
Beim Schnorcheln entdecke ich dann aber auch noch etwas anderes. Neben dem Sandflach, im durchgehenden Fahrwasser, ist der Grund unebener, weist kleine Korallenblöcke und Steine auf. Einige kleine bunte Fische haben sich hier eingefunden, aber vor allem fällt ein Pazifischer Rotfeuerfisch auf.
Diese wunderschön exotisch anmutenden nachtjagenden Raubfische sind im Atlantik eigentlich nicht heimisch, haben sich aber seit Mitte der achtziger Jahre explosionsartig vermehrt. Wissenschaftler vermuten, dass einige wenige Exemplare aus Salzwasseraquarien entweder ausgesetzt wurden oder bei einem Hurrikan ins Meer gelangten. In der Karibik haben sie sich zu einer Plage entwickelt, denn sie haben hier keine natürlichen Feinde, dezimieren aber den Nachwuchs der heimischen Rifffische so stark, dass das Ökosystem an den Riffen aus dem Gleichgewicht zu geraten droht. Tauchschulen machen an manchen Tagen gezielt Jagd auf sie, aber das ist ein Tropfen auf den heißen Stein.
Rotfeuerfische sind giftig, aber das Gift sitzt nur in der Haut der Rückenstacheln und der hinteren Bauchtflossen bzw. -Stacheln. Ich hole vom Schiff meine auf Long Island gekaufte „Hawaiian Sling“, eine Art Kreuzung aus Harpune und Zwille (Spearguns, die typischen Harpunen, sind auf den Bahamas nicht erlaubt). Und tatsächlich kann ich den hier „Lionfisch“ genannten Exot speeren.
Jetzt aufpassen, dass er nicht am Speer entlang zur Hand rutscht und dann an Bord filetieren (dazu erst einmal mit einer Schere die giftigen Stacheln abschneiden). Der Fisch schmeckt übrigens sehr lecker!
Die vielen weiten und hellen Sandflächen hier verleiten zu der Vermutung, die Unterwasserwelt in den Exumas könnte eine langweilige Ödnis sein – weit gefehlt, es geht mehr als nur das Sammeln von Sand Dollars. Da sind zum einen die vom Menschen ergänzten interessanten Schnorchelziele, bewusst wie bei der Statue der Meerjungfrau am Piano oder unabsichtlich wie bei den diversen Flugzeugwracks, die hier im flachen Wasser gut zu sehen sind. Um nicht wenige davon ranken sich Legenden nach denen die Flieger zum Drogenschmuggel benutzt wurden und direkt mit bekannten Namen des kolumbianischen Medellin-Kartells in Verbindung gebracht werden.
Nicht immer muss das stimmen, gelegentlich sind die Geschichten hinter den Flugzeugabstürzen banaler, aber wie beim Seemannsgarn setzen sich mit der Zeit und jeder weiteren Überlieferung eher die spektakuläreren (und häufig spekulativeren) Storys durch. Ein schönes Beispiel dafür ist HIER erläutert.
Bei den vielen kleinen und kleinsten Landepisten, die sich hier gefühlt auf jeder zweiten Insel finden und den Schwierigkeiten, ein etwaiges Wrack zu bergen und zu entsorgen ist jedenfalls die Dichte der Flugzeugwracks ziemlich hoch. Wie auch immer, auch hier bei Rudder Cut Cay finden sich etwa in der Verlängerung der quer über die Insel verlaufenden kurzen Landepiste die Reste eines Flugzeugs im seichten Wasser, wobei kaum mehr als die Flügel zu erkennen sind.
Aber es geht auch ganz anders: in unmittelbarer Nähe unseres Ankerplatzes finden sich große Flächen mit Weichkorallen, Gorgonen und Federbüschen, immer mal wieder durchsetzt auch mit Korallenköpfen aus Hartkorallen. Bei einem Driftschnochelgang, das Dinghy hinter uns her ziehend, genießen wir auch diesen farbenfrohen Teil der hiesigen Unterwasserwelt.
Sei es mit Kaiserfisch,Schwärmen von Grunzern, einem Bienenwaben-Kofferfisch (mit Lippenstift ☺️)… oder einem friedlichen Ammenhai.
Ein weiteres deutsches Schiff ist eingetroffen, die „Thula“ aus Kiel mit Janna und Ilja. Die beiden haben wie wir in 2019 die Leinen losgeworfen, aber mit ihrer 33 Fuß langen Vindö 45 in dieser Zeit die Strecke bis nach Moorea in der Südsee, dann gegen Wind und Strömung zurück nach Panama und bis hierher in die Bahamas zurückgelegt. Hut ab! So verbringen wir einen schönen Abend auf der Flora gemeinsam mit den Crews der Thula und der Easy-One.
Das Ankern hier in den Bahamas, gerade hier in Exuma hat ein paar Besonderheiten. Klar, es ist ein Tidenrevier, aber der Tidenhub ist eigentlich nicht besonders groß. Meist sind es zwischen 60 und 80 cm, gelegentlich wird es etwa 1 m Unterschied zwischen Ebbe und Flut. Trotzdem warnt die Seekarte vor gefährlichen Bedingungen, wenn nur eine mäßige Brise von gut 10 kn (oder mehr) Wind gegen die Tidenströmung in einem Cut steht. Denn durch diese schmalen und oft auch recht flachen Öffnungen zwischen den wie eine einzige Barriere in Reihe liegenden Inseln presst sich der Tidenstrom des Wassers der riesigen Great Bahama Bank. Dabei entsteht eine kräftige Strömung.
Und die wirkt sich auch beim Ankern aus. Gerade mit unserem 2m-tiefgehenden Boot können wir im Flachwassergebiet hinter den Cays oft nur in den flussähnlich durch die Sandbänke mäandernden Prielen ankern, durch die eben auch das Wasser ein- und ausströmt. Nicht umsonst gibt es eine spezielle Ankermethode namens „Bahamian Mooring System“, bei der mit zwei Ankern (einer nach vorne, einer nach achtern, beide über den Bug) der Schwoiraum im engen Priel bei wechselnder Tiede begrenzt wird. Gut erklärt z.B. HIER.
Bisher mussten wir so allerdings noch nicht ankern, denn wenn genug Platz vorhanden ist bevorzugen wir freies Ankern mit nur einem Anker, das erleichtert auch ein schnelles Ankerauf-Manöver.
Aber: das freie Ankern führt hier gelegentlich zu befremdlich anmutenden Positionen von Anker und Ankerkette relativ zum Boot.
Finde den Fehler: hier liegt der gut eingegrabene und nur seinen Schaft zeigende (Spade-)Anker bei Stillwasser neben Floras Heck, am Bug hat die Kette eine Schleife gelegt. Und hier liegen wir zwar mit dem Bug in der Strömung, gleichwohl aber hat uns der achterliche Wind gegen die Strömung über den Anker geschoben, die gesamte Ankerkette liegt in einer geraden Linie unter dem Boot durch nach hinten, die Ruckdämpfer an der Ankerkralle hängen beidseitig am Bug hinunter nach hinten gespannt.Warum dreht das Boot nicht mit dem Bug in den Wind? Wir vermuten, dass das Unterwasserschiff der Strömung beim Drehen zu viel Angriffsfäche bietet.
Nach so viel (hoffentlich zumindest für die Segler interessanten) Spezial-Kram noch eine eher skurrile Auswirkung der Tidenströmung:
Nahe an unserem Ankerplatz vor Rudder Cut Cay, einer der Privatinseln des Illusionisten David Copperfield, hat der Magier die Statue eines Konzernflügels in Originalgröße mit einer an die Klavierbank gelehnten Meerjungfrau versenken lassen, etwa vier Meter ist das Wasser hier tief. Ein wirklich bezaubernder Schnorchelspot 😉. Als wir unser Dinghy daneben verankert haben und mit Tauchflossen hinüber schwimmen wollen, kommen wir kaum gegen die Strömung an, es ist wirklich anstrengend. Ein Ausflugsboot kommt dazu, drei Touristen ohne Flossen springen ins Wasser und wollen zur Meerjungfrau hinuntertauchen, werden aber einfach an der Statue vorbeigetrieben. Das Ausflugsboot sammelt sie ein Stückchen weiter wieder ein.
Und danach: den Abend auf dem Vorschiff genießen 😌.
Aktuell freuen wir uns über schön hohe Erträge aus unseren Solarpanelen. Eigentlich kein Wunder, das Wetter ist fast durchgehend schön, die Sonne scheint, es gibt nur wenig Wolken. Und: die Sonne steht sehr hoch am Himmel, wirft Mittags nur ziemlich kurze Schatten. So ist das nunmal in den Tropen? Na ja, bis Georgetown waren wir in dieser Klimazone. Aber die Stadt liegt auf dem Wendekreis des Krebses, also auf etwa 23,5 Grad nördlicher Breite (23° 26′ 05″). Zur Sommersonnenwende am 21. Juni steht die Mittagssonne hier also genau senkrecht über der Stadt. Zwar scheint die Sonne nicht so lange wie im Sommer in Schweden, aber der Winkel ist halt perfekt (und unsere auf dem Bimini montierten Module werden ja nicht an den Winkel angepasst).
Die paar Meilen, die wir inzwischen in den Exuma weiter nach Norden gesegelt sind, ändern an unseren Solarenergieerträgen natürlich erstmal nichts, allerdings: die Tropen haben wir schon verlassen. Gefühlt ist es trotzdem heißer geworden, denn erstmals seit längerer Zeit haben wir zuletzt ein paar schwachwindige Abende erlebt (wirklich nur zum Sonnenuntergang, tagsüber war feiner raumer bis achterlicher Segelwind 😁). So sah z.B. die Easy One an unserem Ankerplatz vor Lee Stocking Cay von Bord der Flora betrachtet aus:
Lee Stocking Cay ist schon eine ganz besondere Insel. Die Anfahrt ist ein bisschen tricky, einmal mehr zeigt die Seekarte im Fahrwasser stellenweise nur exakt unseren Tiefgang an. Aber mit auflaufender Tide kommen wir unproblematisch durch und finden einen Ankerplatz direkt vor dem leicht verfallenen Anleger.
Das „Perry Institute for Marine Science“ hatte hier ein groß angelegtes Forschungszentrum errichtet, quasi ein ganzes Dorf mit eigenem Flugplatz und Hangar, Slipbahn und Bootsanleger, Wasserwerk, Labors, Werkstätten, diversen Seewasserbecken und Forschungsaquarien. Heute steht alles leer, wobei es wirkt, als wäre das „Science Center“ urplötzlich und Hals über Kopf verlassen worden. Akten liegen noch herum, Gasflaschen und Tanks verrosten, ein Pickup steht mit offener Motorhaube vor der Werkstatt. Computer und Batterien für deren unterbrechungsfreie Stromversorgung stehen in einer Ecke. Die Landebahn (Runway) ist in Teilen zugewuchert, einige Häuser sind ziemlich verfallen, andere noch recht intakt.
Irgendwie erstaunlich, zumal das Perry Institute sich die Verbesserung der Nachhaltigkeit des (maritimen) Ecosystems auf die Fahnen geschrieben hatte („… to improve the sustainability of our marine ecosystems“.
Und es gibt viele Kokospalmen, deren Nüsse ungenutzt herunterfallen, aber da können wir ein wenig Abhilfe schaffen.
Ganz ungefährlich ist der Nahkontakt mit fallenden Kokosnüssen und Werkzeugen nicht und so geht es auch nicht ganz ohne körperliches Blessuren ab, aber zum Glück nichts Ernstes. Aber die Rückenprobleme kommen wohl nicht nur von der Kokosnussverarbeitung, sind aber am nächsten Morgen schon wieder deutlich abgeklungen.
Und so können wir uns durch die schmale Rinne und das Flachwassergewirr wieder auf den Weg machen und weitere Inseln der Exuma erkunden. Mit unserem Tiefgang geht es erst einmal außen herum weiter.