Viele Flugzeugwracks liegen im flachen Wasser der Bahamas und können beschnorchelt werden. Immer wieder ranken sich darum Legenden über Drogenschmuggel, oft sind es aber eben nur schön erfundene Geschichten, um die Tauchplätze interessanter zu machen. Die Phantasie schnorchelt mit und der wöchentliche “Tatort” ist nun mal einschaltquotenträchtiger als der Unfallbericht 😉.
Manchmal aber schreibt das wahre Leben eben doch die krassesten Drehbücher, so wie eben auf Norman’s Cay. Sie ist eng verbunden mit dem Deutsch-Kolumbianer Carlos Lehder Rivas (Netflix hat seine Lebensgeschichte als Mitbegründer des Medellin-Kartells in “Narcos” neben der Hauptfigur Pablo Escobar verarbeitet). Der Drogendealer Lehder kauft 1977 eine Villa auf Norman’s Cay und sondiert die Lage, erwirbt 1979 dann über eine hier in den Bahamas neu registrierte Gesellschaft gar die halbe Insel, mit Flugplatz und Hafen. In der Folge nutzt er Norman’s Cay, um von hier aus die USA mit Kokain aus Kolumbien zu fluten, das mit Flugzeugen und Offshore-Booten transportiert wird. Miami Vice lässt grüßen.
Das ist extrem einträglich, geht jedoch nicht lange gut. Lehder kann sich aber, wohl auch wegen “guter Kontakte” zu Bahamas-Offiziellen, nach Kolumbien absetzen. 1987 aber wird er – wohl auf einen Hinweis seines ehemaligen Komplizen Escobars hin – verhaftet und an die USA ausgeliefert, wo er zu lebenslänglich + 135 Jahren Haft verurteilt wird. Nach 33 Jahren Gefängnis kommt er 2020 dennoch vorzeitig frei, auch weil er 1995 gegen Panamas Ex-Machthaber Noriega ausgesagt hatte und daraufhin in ein Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde. Er wird (deutscher Pass) nach Deutschland abgeschoben und lebt heute wohl (schwerkrank) in Berlin.
Und Norman’s Cay? Zeigt noch immer Spuren der filmreifen Geschichte. Vor allem eine: das Wrack des bei einem Übungsflug abgestürzten Drogenfliegers im flachen Wasser des Pelican Creek östlich der Landepiste. Die Kabine der C-46, einer zweimotorigen Transportmaschine, ist zwar inzwischen zusammengesackt, das Flugzeug aber noch gut erkennbar und DER Schnorchelspot hier.

Wegen der Strömung zwischen den Inseln am besten bei Stillwasser, auch wenn das Wasser dann durch aufgewirbelten Sand leicht trüb wird. Allerdings ist es bei Niedrigwasser rund um das Spülloch, in das die Maschine mehr und mehr versackt, kaum mehr als knietief. Trotzdem, es lohnt sich.




