Corona und Segeln

Eigentlich waren wir bisher ganz froh, in der Karibik zu sein und mit Corona abgesehen von solche Plakaten wie oben vergleichsweise wenig zu tun zu haben. Hamsterkäufe nur vor langen Seestrecken zu tätigen, trotzdem aber an Bord eigentlich immer so ausgestattet zu sein, dass man auch mehrere Wochen am Stück ohne zu darben zurechtkäme, das gab uns zusätzliche Sicherheit und 14 Tage Quarantäne an Bord an einem der Ankerplätze hier – nur so ein Gedankenspiel.

Aber … das Gedankenspiel nimmt auf einmal eine andere Färbung an. Grenada 🇬🇩, wo wir vor zwei Monaten waren, hat gerade verfügt, dass Personen aus vier Ländern (darunter Deutschland) nicht mehr einreisen dürfen. Hm, wie soll man das verstehen, zählt die Reiseroute oder der Pass? Und will man das mit dem Immigration-Officer diskutieren?

Jamaika 🇯🇲 (liegt aber erst nächstes Jahr eventuell auf unserer Reiseroute) hat gestern ebenfalls eine Einreisesperre verhängt bzw. auf Deutschland ausgeweitet. Da ist es aber klarer formuliert: „Ausschließliches Entscheidungskriterium für die Zurückweisung ist der Aufenthalt in einem (oder Transit durch eines) der genannten Länder (China, Südkorea, Singapur, Iran und Italien und jetzt auch Deutschland, Frankreich und Spanien) innerhalb der letzten 14 Tage. Ob die Person bereits Symptome einer Erkrankung zeigt oder nicht, spielt für das Einreiseverbot keine Rolle.“ (Quelle jeweils: Auswärtiges Amt). Bei den beiden Ländern wird es wohl kaum bleiben. Es wäre natürlich zu hoffen, dass Regelungen wie für Jamaika zur Anwendung kommen. Aber wie viele Länder werden auf die gesperrte Transitliste genommen? Wie ginge man mit einer Zurückweisung um, wenn im Herkunftsland inzwischen die maximale Bleibedauer abläuft (hier oft 30 Tage, manchmal wie in Antigua günstig verlängerbar, manchmal wie in den British Virgin Islands nicht)?

Der deutsche Reisepass bietet den unglaublichen Luxus, in die allermeisten Länder der Welt (über 170 von 194 Staaten) visafrei und damit vergleichsweise unkompliziert einreisen zu dürfen. Was das für ein großes Privileg ist, wird uns jetzt – wo es möglicherweise zu Einschränkungen kommt – erst so richtig deutlich.

Wir sind weit von Panik entfernt und fühlen uns hier in der Karibik noch immer sehr gut aufgehoben. Es sieht aber doch danach aus, dass bei unserer Reiseplanung künftig ein paar mehr Variablen zu beachten sein werden.

Nachtrag: kaum geschrieben, schon gibt’s so erschütternd viel Neues:

Kreuzfahrtschiff vor Martinique unter Quarantäne, die USA überlegen wie bezüglich Corona „Europa als Ganzes zu behandeln sei“ und „setzen Reisen von Europa in die USA für 30 Tage aus“, Argentinien, Kolumbien und Peru wollen Menschen aus schwer Corona-betroffenen Ländern bei der Einreise isolieren (ähnlich schwammig formuliert wie Grenada) und es gibt Meldungen über ein Festmachverbot für Kreuzfahrtschiffe UND YACHTEN auf den Azoren. Die Turks & Caicos verweigern scheinbar wegen Corona Yachten aus St. Martin die Einreise.

Gerade letzteres macht klar: zum größeren Problem könnte sich für Langfahrtsegler in der Karibik entwickeln, dass der (Mini-)Staat in dem man in der Karibik gerade mit seinem Boot ist, wegen Coronafällen auf die „Schwarze Liste“ kommt. Macht man selbst die anzulaufenden Länder von der Betroffenheitsliste COVID-19 der WHO abhängig, die sich aber selbstverständlich ständig ändert?

Möglicherweise sind da deutlich mehr Variablen, als wir bisher befürchtet hatten.

Ein Gedanke zu „Corona und Segeln

  1. Ab heute auch Einreise Türkei gesperrt für Deutsche.
    Sitze mit Koffer am Flughafen.

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