Crew available!

Das schwarze Brett im Hafenbüro hier in Santa Cruz de Tenerife sieht zur Zeit so aus:

Zusätzlich liegen noch ein paar Anfragen im Seekarten-Tauschkasten und weitere hängen an den Türen zu den Stegen. Außerdem kommen ab und zu Leute auf dem Steg vorbei und fragen nach “Hand gegen Koje”, also Mithilfe gegen Mitnahme. Entsprechende Internet-Foren gibt’s natürlich auch.

Wir hatten vorher gehört und gelesen, dass Boots- und Crewsuchende hier auf den Kanaren gute Chancen haben. Was uns aber doch ein wenig erstaunt, ist zum einen die schiere Menge von herausgehaltenen Daumen zur See. Schließlich geht es anders als an der Landstraße doch um eine recht lange Zeit auf ziemlich engem Raum, die man gemeinsam verbringen würde ohne sich vorher näher zu kennen. Und die – nimmt man Hand gegen Koje ernst – eben auch so etwas wie Rudergehen oder Nachtwachen mit einschließt, also ein hohes Maß an (gegenseitigem) Vertrauen bedingt.

Zum anderen (oder: erst Recht) erstaunt uns, dass bei weitem nicht alle “Crew”-Bewerber über nennenswerte Segelerfahrung verfügen. Einmal findet sich der Hinweis “möchte segeln lernen”, ein andermal “keine Kenntnisse in Navigation”. Einer schreibt immerhin, er habe “alles für den Trip nötige dabei: Jacke, Shirt, Hose, Schuhe und Bücher”. Das ist ja dann doch beruhigend. 😉 Und auf der anderen Seite gibt es auch erfahrene Segler, Köche, Bootsbauer etc., die hier eine Mitsegelgelegenheit suchen.

Wir hatten mit Maria ja auf der Fahrt von Gibraltar bis Lanzarote eine super Erfahrung und eine tolle Zeit, haben uns aber dennoch entschieden, nach der Absage von Silja und Jan die Etappe von den Kanaren zu den Kapverden “nur” zu zweit zu machen. Naturgemäß wird das die Nachtwachen anstrengender machen (weniger wachfreie Zeit, also statt knapp 6 Stunden nur knapp drei Stunden Schlaf am Stück, wenn es denn so gut läuft). Und natürlich auch weniger spannende und anregende Gespräche mit anderen Leuten.

Dafür auch weniger Anpassungen an unbekannte Gewohnheiten, Ecken, Kanten, Marotten (unsere eigenen sind uns schon einigermaßen vertraut). Und vor allem: praktisch freier Zeitplan für uns. Keine Verpflichtung, dann und dann an einem bestimmten Ort zu sein, um den Mitsegler aufzupicken oder abzusetzen. Losfahren können, wenn es uns passt (und der Wind stimmt). Startort hier auf den Kanaren und Ankunftsort auf den Kapverden frei wählen. Und auf einem überschaubaren Törn von geplant knapp einer Woche ausprobieren, ob uns lange Schläge zu zweit gefallen.

Mal sehen, was dabei herauskommt. Aber wir lassen uns noch Zeit, etwa gegen Mitte des Monats soll es losgehen.

11 Gedanken zu „Crew available!

  1. Ganz tolle Berichte und schöne Fotos🙂 Viel Spaß sowie jede Menge spannende und interessante Eindrücke weiterhin👍🏻
    Evtl. liest ein Lektor hier mit und am Ende wird aus dem Blog ein Buch😉 LG aus HH – Jen

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  2. Es ist ein Für und Wider, mit HgK Mitseglern. Der fixe Zeitplan nervt definitiv. Die Möglichkeit, die Wachen breiter auf mehr Schultern zu verteilen, ist ein großer Vorteil. Der aber wiederum mit anderen Zugeständnissen erkauft werden muss.
    Ein Geheimrezept gibt es nicht. Jeder muss das für sich selbst passende finden, da gibt es wirklich erhebliche Unterschiede.
    Ich zum Beispiel würde niemals jemand ohne ausreichende Qualifikation und Erfahrung mit nehmen. Andere waren da aus meiner Sicht sehr blauäugig – und haben wunderbare Erfahrungen gemacht.
    Und wieder andere tun sich selbst bei einer Pazifiküberquerung nicht den „Stress“ mit jemandem Fremden an und gehen einfach als Paar zu zweit.

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  3. Wir haben hin und her geplant, aber es wir wohl leider nicht klappen mit La Palma 😢. Wir werden Ende der Woche wegen eines Segelmachertermins hinunter nach San Miguel segeln und der Wind steht nach den Vorhersagen nicht gut für einen Weiteren Haken nach Norden

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  4. Ah, mit ihm hatte ich auch telefoniert, stimmt. Aber er wollte nicht hier nach Santa Cruz kommen (zu gut zu tun). Wir hatten es schon abgehakt, es geht nur um eine kleine Verbesserung an unserem Code0, aber dann war José von Ullmann Sails hier auf dem Steg. Hat den Auftrag angenommen, das Segel eingesackt und nun, ja müssen wir es in San Miguel wieder abholen.

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  5. Will Euch nicht zumüllen. Aber mir fiel noch etwas ein. Neben den üblichen deutschsprachigen Seiten für HgK, die ihr alle kennt, finde ich die hier noch sehr gut:
    https://www.crewseekers.net/
    Alles besser als ein schwarzes Brett im Hafen, wo man nie weiß was man sich für Typen einhandelt. Ändert dann aber die Bordsprache von Deutsch auf Englisch – vielleicht ein weiterer Grund, doch einfach nur zu 2 zu gehen.
    Ihr macht das schon richtig: Testet mal wie das so ist auf dem Weg zu den Kapverden. Ihr werdet sehen so nach 4 Tagen ist man im Flow und alles ist easy. Blöderweise ist man dann aber schon am Ziel.

    Ich würde auf keinen Fall Mindelo als 1. und möglicherweise einziges Ziel ansteuern. Wir empfanden die Kapverden als eines der schönsten Ziele unserer Reise, wären gerne länger geblieben. Was aber wegen den Mitseglern nicht gjng.

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  6. Welche Inseln habt Ihr besucht?
    Wir planen als erste Insel Sal anzulaufen, sind uns hinsichtlich der weiteren Inseln aber bisher nur insoweit sicher, als Mindelo unser Absprungort für den weiten Schlag sein wird. Santo Antão evtl. mit der Fähre von Mindelo aus. Wollen knapp vier Wochen auf den Kapverden verbringen und sind für alle Tips dankbar.

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  7. Wir sind auch als 1. nach Sal. Der 1. Eindruck war abtörnend, aber der 2., 3. und jeder weitere toll. Sehr freundliche Menschen und ein interessantes Gemisch und Lebensgefühl.

    Wir sind dann schritt- und Inselweise weiter bis Mindelo.

    Von Mindelo später dann noch nach Brava. Fogo mussten wir leider auslassen.

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