Ausklariert in Panama. Stiller Ozean.

Wir klarieren aus Panama aus, es wird ernst. Auf dem Zarpe steht „con destino a GALAPAGOS ISLANDS, ECUADOR“. Also gut.

Nach dem Papierkram noch kurz letzte Einkäufe und noch einmal Müll wegbringen, beides wird für die nächste Zeit etwas komplizierter. 😉
Einmal mehr laufen mir dabei Krabbenwaschbären über den Weg, Die hatten wir vorher noch nirgends gesehen, aber hier in der Playita Marina sind sie auch tagsüber ziemlich aktiv.

Gegen Mittag gehts dann wirklich los, raus auf den Pazifik. Den (dem Namen nach) Stillen Ozean, der zugleich das größte der Weltmeere ist. Trotzdem wird es erst einmal nur ein kurzer Nachmittagstörn von 35 sm, hinüber zu den vorgelagerten noch zu Panama gehörenden „Las Perlas“-Inseln. Ganz legal, das Zarpe verlangt eine Ausreise erst in den
nächsten 48 Stunden.

Und wie als Gruß aus unserer Heimatstadt für diesen neuen Abschnitt unserer Reise kommt bei unserer Abfahrt ein Containerschiff der Hamburg Süd aus dem Panamakanal und dampft an uns vorbei.

Auch wir müssen erst ein gutes Stück vom Festland weg motoren, bis wir ausreichend Wind finden. Dann aber ist es herrliches Segeln auf glattem Wasser, erst Code0, dann Gennaker.

Am Ende noch der Wechsel auf die Fock, weil der Wind abnimmt und immer mehr von vorn kommt. Nur kurz, dann muss doch der Motor
ran, zumal die Sonne schon ganz schön tief steht.

Hunderte Pelikane ziehen an uns vorbei ebenfalls zu den Las Perlas, wie an der (Perlen-?)Schnur gezogen in langen Reihen, meist dicht über dem Wasser, manchmal auch ungewohnt hoch. Zweimal sehen wir jeweils über 50 Pelikane im Formationsflug hintereinander.

Kurz vor der Ankunft am Ankerplatz vor der Insel Contadora dann auch noch Angelerfolg, ein schöner Skipjack Tuna (Echter Bonito) geht uns an den Haken. Der erste Segeltag auf dem Stillen Ozean verwöhnt uns wirklich.

Punta Ballenas

Endlich mal wieder Segeln. Es ist nur ein kurzer 30 sm Schlag von Puerto Salinas bis zur Punta Ballenas, einem weiteren durch vorgelagerte Riffe geschützten Mangrovenankerplatz, aber wir erwarten in den Böen bis zu 30 kn (7 Bft) steifen Wind. Genau von achtern, also riggen wir noch am Ankerplatz den Spibaum zum Ausbaumen der Fock. Draußen setzen wir das zweifach gereffte Groß auf der anderen Seite mit dem Bullenstander fest. Also Schmetterling 😁.

Es wird eine schöne, schnelle Fahrt.

Aber es baut sich doch auch eine ordentliche Welle auf, was uns vor der Riffeinfahrt an der Punta Ballenas reichlich Respekt haben lässt. Tatsächlich aber gestaltet sich die Anfahrt zum Ankerplatz dann doch sehr unproblematisch, der Cut zwischen den Riffen ist breit und gut erkennbar.

Nur noch um das weiter innen liegende zweite Riff hinter Gilligan’s Island herum und wir liegen in der geschützten Mangrovenbucht.

Wer bei Mangroven übrigens automatisch an Mückeninvasion denkt liegt falsch. Vielleicht auch durch den relativ starken Wind bedingt hatten wir bisher hier auf den letzten Ankerplätzen überhaupt keine Probleme mit den Plagegeistern und konnten ohne Mückennetz immer mit offenem Fenster schlafen (es ist direkt am Bett, bei einem beginnenden Regenschauer werde ich wach und mache es zu, aber auch davon gab es die letzten Nächte keine).

Dafür findet sich eine andere Tierart hier überaus reichlich: noch nirgends haben wir so viele Pelikane auf einmal gesehen. Bei unserem Dinghyausflug durch die Mangrovencreeks zum Strand auf der Riffseite kreisen sie über uns und sitzen in großen Gruppen dicht an dicht auf den niedrigen Bäumen.

Trotzdem soll es heute noch ein Stückchen weitergehen, wir nähern uns langsam dem Cabo Rojo an der Südwestecke von Puerto Rico.

Die Südküste von Puerto Rico

Mit dem Palmenflash von Vieques verabschieden wir uns von den Spanish Virgin Islands. Etwa 28 Seemeilen sind es nach Puerto Patillas im Südosten der Hauptinsel Puerto Rico. Schon am Ankerplatz riggen wir den Spibaum zum Ausbaumen der Fock und den Bullenstander, um das einmal gereffte Großsegel auf der anderen Seite zu sichern. Schmetterling vor dem recht kräftigen achterlichen Wind ist angesagt. Es werden für uns 28 sm traumhaftes Segeln bei bestem Wetter.

Endlich sehen wir auch wieder einmal Delfine. Eine größere Schule von vielleicht 30 Tieren kommt uns in den Wellen springend entgegen, passiert kurz vor unserem Bug. Einige der Meeressäuger spielen ganz kurz vor unserem Schiff und dann – schwupp – sind sie schon wieder verschwunden. Hat nur eine Minute gedauert und zaubert uns doch für Stunden ein Lächeln ins Gesicht. Zumal wir rein zufällig die Kamera laufen haben:

O.k, die Bilder sind nicht perfekt, sie sind aber auch nur herauskopiert aus unserem Video (Ton anschalten).

Wie man an dem Blau des Wassers unschwer erkennt, ist das Karibische Meer hier richtig tief. Obwohl wir ja küstennah segeln, fällt der Grund auf unserer Route bis auf etwa 900 m ab, 35 Meilen südlich von Puerto Rico ist es über 5.000 m tief. Und das ist nur die eine Seite. Nördlich von Puerto Rico geht es in der Tiefseerinne des Puerto Rico Graben jedenfalls bis über 8.300 m hinab, die genaue Tiefe ist noch strittig. So gesehen ist Puerto Rico praktisch der über Wasser befindliche Gipfelgrat eines unterseeischen Gebirgsrückens.

Wir könnten auch noch küstennäher segeln, es gibt nur wenige gefährliche Flachstellen. Aber weiter draußen im tieferen Wasser hoffen wir auf mehr Angelglück und tatsächlich, querab der Punta Tuna (jaaaa!) rauscht die Steuerbordleine das erste Mal aus. Noch während ich den mittelgroßen Schwarzflossenthunfisch herankurbele, sirrt auch die Rolle der Backbordangel. Allerdings sind wir dort nicht schnell genug, der Fisch geht vom Haken. Kein Problem, denn noch ein zweiter Schwarzflossenthun beißt, wieder an Steuerbord. Diese Thunfischart wird maximal nur etwa einen Meter groß (unsere sind beide kleiner), ist aber sehr lecker. Und noch ein dritter Fisch geht an die selbe Angel, diesmal eine Fregattmakrele (unechter Bonito). Dann stellen wir das Angeln erstmal ein.

Mein neuer Lieblingsköder war wieder reichlich erfolgreich. Waren bisher die roten und vor allem die neongrünen Tintenfisch-Imitate am besten, läuft ihnen jetzt der Zedernholzköder (cedar plug lure) den Rang ab. Nur etwa 10 cm lang, mit Bleispitze und ansonsten ziemlich simpel und unverwüstlich. Auch nur mit einem Einfachhaken, kein Drilling, weshalb gefühlt weniger Sargassum an ihm hängen bleibt, obwohl das gelegentlich trotzdem noch passiert.

Die Beißspuren sprechen für sich

Heute Abend gibt es jedenfalls Fisch auf der Flora, die Crew der Easy One ist eingeladen, aber Andrea lässt es sich nicht nehmen, die Beilagen beizusteuern. Das Eis für die Piña Colada muss Ingo auch von drüben holen, ts, ts.

Anders als befürchtet müssen wir aber auf die Palmen noch nicht verzichten, auch hier an der Südküste säumen sie überaus üppig das Ufer, selbst an unserem Ankerplatz im Städtchen Puerto Patillas. Der Ankerplatz ist durch ein ausgreifendes Korallenriff relativ gut geschützt, allerdings machen ein paar Korallenköpfe einen Bogen bei der Anfahrt erforderlich und das Wasser ist etwas trüb und ziemlich flach. Gute Bedingungen für Manatees, auf die mit Geschwindigkeitsbegrenzungen und Warnbaaken hingewiesen wird. Wir bekommen hier allerdings keine zu Gesicht, hoffen aber auf Sichtungen der Rundschwanz-Seekühe bei unserer weiteren Reise an der Südküste von Puerto Rico. Aber einen (weiteren) traumhaften Sonnenuntergang gibts.

Am nächsten Tag holen wir nach einem Regenschauer den Anker auf und gemeinsam mit der Easy-One geht es weiter nach Westen. Wieder segeln wir vor dem Wind, wieder baumen wir die Fock aus. Aber das Groß hat heute Pause, in Böen messen wir knapp 8 Beaufort, da reicht die Fock alleine dicke.

Wind genau von achtern, Flora und Easy-One fahren das Vorsegel auf der jeweils anderen Seite

Und die Regenschauer bleiben uns erst einmal treu, während wir an der hier im Südosten noch sehr grünen Küste entlangsegeln. Etwa auf der Hälfte der heutigen Strecke von nur 20 Seemeilen wandelt sich aber das Bild, die Hänge der Berge werden zunehmend brauner und karger. Das lässt auch für unsere Regengüsse jedenfalls statistisch hoffen, erstmal bleiben die Wolken, aber tatsächlich wird es gegen Nachmittag schöner, der Himmel reißt auf.

Grün, Blau, Grau. Der letzte größere Schauer bei der Riff-Einfahrt „Boca del Infierno“

Wir machen einen Ankerstop hinter den Cayos de Barca. Durch vorgelagerte Riffe und ein Labyrinth von Mangroveninselchen sind wir hier gut gegen den hohen Ozeanschwell geschützt, aber die immer noch heftigen Windböen sprechen doch für einen geschützteren Platz für die Nacht. Schade, es ist so wunderschön hier:

Aber so fahren wir nach einer ausgiebigen Kaffeepause das kleine Stückchen weiter nach Salinas, in ein von den vorgelagerten Cayos zusätzlich geschütztes schmales Inlet. Im Ort am Ende der von mangrovenumstandenden Salzwassertümpeln gesäumten schmalen und tief einschneidenden Bucht liegt sogar eine kleine Marina, diverse Motorboote ankern davor. Für uns bietet es sich eher an, das zunächst flacher werdende Fahrwasser nicht bis dorthin durchzufahren, sondern zeitig einen Ankerplatz vor dem Ostufer anzusteuern. Ganz dicht kommen wir nicht an die Mangroven heran, es wird schnell seicht. Auf 2,80 m fällt der Anker, direkt neben der Easy-One.

Andrea und Ingo haben hier schon ein Manatee direkt hinter ihrem Boot erspäht, wir warten noch darauf und begnügen uns vorerst mit den rund um uns herum jagenden Pelikanen. Es ist immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sie oft ohne Flügelschlag in Kompaktform dicht über das Wasser gleiten als hätten sie Pate für die Entwicklung der behäbig eleganten Flugboote gestanden. Und dann wieder unvermutet wendige Manöver fliegen und ins Wasser stoßen, wenn sie Beutefische entdecken.