Tonga: Passage von Vava‘u nach Ha‘apai

Innerhalb von Tonga segeln wir eine Inselgruppe weiter nach Süden. Wir erledigen den erforderlichen Inter-Island-Checkout bei Zoll und Hafenbehörde in Neiafu und verholen uns für die Nacht wieder an Ankerplatz #7. Den können wir am nächsten Morgen unproblematisch noch vor Sonnenaufgang verlassen, um uns auf den Weg zur 70 Seemeilen entfernten Ha‘apai-Gruppe zu machen und dort sicher noch bei Tageslicht anzukommen.

Als wir den Schutz der Vava‘u-Gruppe hinter uns lassen, beginnt der Rock’n’Roll.

Wir werfen mal wieder die Angelleinen aus und haben tatsächlich auch einen Biss, aber es ist leider ein Barrakuda. Der darf zurück in den Pazifik, nachdem ich ihm den Haken aus dem Maul mit seinen beeindruckend spitzen langen Zähnen herausoperiert habe. Aber es ist eine in jeder Hinsicht spritzige Passage, wir sind schneller als erwartet nach gut 9 Stunden bereits in Ha‘apai.

Zur Begrüßung springen mehrere Buckelwale, schießen (in einiger Entfernung) hoch aus dem Wasser, drehen sich in der Luft und platschen auf der Seite zurück ins Wasser. Ein tolles Spektakel.

Den idyllischen und ruhigen Ankerplatz zwischen den Riffen vor der nördlichen Insel Ha‘ano haben wir ganz für uns allein. Mit Blick auf das pilzförmige Inselchen, hinter dem sich am Ufer Sandstrand und schroffe Felsküste abwechseln. Die Wale sehen wir leider nicht mehr, können sie im Schiff aber immerhin noch hören.

Tonga: Schwimmen mit Walen

Unsere bisherige Reise war mit vielfältigen beeindruckenden Tiererlebnissen verbunden. Von klitzekleinen Amphibien wie dem fingernagelgroßen Pfeilgiftfrosch und Lurchen über Amnioten wie die Meeresschildkröten hin zu Reptilien wie Schlangen, Krokodilen, Kaimanen und sogar Basilisken, Vögel vom Kolibri über den Blue footed Booby bis zum Weißkopfseeadler und zu Albatrossen, Wirbellose von Insekten wie den fleißigen Blattschneiderameisen über Palmendieb-Krabben bis zu bunten Unterwasser-Nacktschnecken, natürlich unzähligen Fischen vom Nemo-Clownfisch bis Walhai und Säugetieren an Land, in der Luft und im Wasser. Jeder dieser Links wirft nur ein Mini-Beispiel-Licht, so viel mehr Tierbegegnungen haben sich in unser Gedächtnis gebrannt.

Und doch (obwohl ich Superlative gerne vermeide), das gestrige Schnorcheln mit den Buckelwalen hier in Tonga zählt ganz sicher zu den imposantesten Tierbegegnungen unserer Reise.

Für die Dimension: Bitte auch die Schnorchler oben hinter den Walen in den Blick nehmen

Zwischen Juli und Oktober ist Buckelwalsaison in Tonga. Die Wale kommen in großer Zahl aus der Antarktis in die warmen Gewässer bei Tonga, um ihre Kälber zu gebären und um sich erneut fortzupflanzen. Tonga ist einer der wenigen Orte, wo das Schnorcheln mit den Walen und die Beobachtung vom Wasser aus der Nähe in kleinen Gruppen sehr gut möglich ist.

Früh am Morgen holt uns eines der Tauchboote von Beluga-Diving ab. Neben dem Captain und dem (obligatorischen) zertifizierten Guide sind Judith und Jörg von der „Petterschling“ schon an Bord. Emma und Claas sowie Wiebke und ich steigen zu und los geht’s.

Ganz weit brauchen wir nicht zu fahren. An der unserer Ankerbucht vorgelagerten Insel Luakapa haben wir schon die erste Walsichtung. Jeweils vier von uns Gästen plus Guide gleiten ins Wasser. Bis auf fünf Meter dürften wir uns den Walen nähern, aber da die Brustflossen vier Meter lang sein können ist mehr Abstand durchaus ratsam.

Schon hier haben wir Zeit genug um uns abzuwechseln, das wird bei den meisten der weiteren Walbegegnungen ebenso sein. Eine Walmutter mit ihrem Kalb schwimmt ganz ruhig nahe am Ufer. Die Walkuh steht schräg im Wasser, fast auf der Stelle, die Fluke niedriger, das Maul näher an der Oberfläche.

Wir sind völlig geflasht, obwohl die Sicht durch die Schwebeteilchen im Wasser ein bisschen eingeschränkt ist. Dafür dürfen wir aber sogar erleben, wie das Kalb von der Mutter gesäugt wird.

Als die beiden Wale nach einiger Zeit abtauchen, fahren wir ein Stückchen weiter hinaus aus der Bucht. Das Wasser ist hier bei unserer nächsten Walbegegnung etwas klarer, weniger Schwebeteilchen reflektieren die Sonnenstrahlen.

Wieder liegt das Muttertier ganz ruhig, schwenkt zum Ausgleich der Schwimmlage nur manchmal langsam – wie mit majestätischem Winken – eine ihrer abgespreizten Brustflossen. Das Kalb scheint ebenfalls ruhig, bewegt sich aber mehr, dreht sich spielerisch auf die Seite, taucht mal auf die eine, dann wieder auf die anderes Seite der Mutter. Kommt häufiger an die Oberfläche und schmiegt sich dann wieder an die Walkuh an.

Schwer zu beschreiben, wie euphorisch wir auch in den Pausen zwischen den Walbegegnungen sind. Es ist ein „Once-in-a-lifetime“-Erlebnis und jeder von uns spürt das.

Hier ein etwa einminütiges Video von unserer Begegnung:

Nach ungefähr fünf Stunden geht es zurück. Geschafft und sehr sehr glücklich.