Anan Wildlife

Nach den Erfahrungen mit Pack Creek wollen wir uns das Anan Wildlife Observatory nicht entgehen lassen. Wie in Pack Creek bietet sich hier die Gelegenheit, wilde Bären in ihren natürlichen Habitat zu beobachten. Hier ist sogar eine der wenigen Gelegenheiten, gleichzeitig Grizzlybären und Schwarzbären im selben Fluss fischen zu sehen. Auch im Anan Wildlife Observatory sind Ranger stationiert, allerdings nur bis zum 25. August. Danach (also jetzt) ist man auf sich allein gestellt. Die Chance auf Bären ist trotzdem noch gut, zumal die Lachse in diesem Jahr später ziehen und deshalb noch unterwegs sind. Entsprechend werden auch immer noch Speedboat-Touren von Wrangell nach Anan angeboten.

Wir entscheiden uns allerdings dafür, mit Flora vor dem Anan Creek zu ankern. Nicht ganz trivial, weil der Ankergrund dort steil abfällt, aber das Wetter ist ruhig angesagt und wir können den Ankerplatz (mit Ankeralarm und zusätzlichem Tiefenalarm) am Abend und in der Nacht ausgiebig testen, bevor wir Flora am nächsten Morgen für die Wanderung zum Beobachtungspunkt allein lassen.

Ruhiges Wetter heißt nicht zwingend schönes Wetter: es regnet mal wieder im Regenwald 😉

Die Wanderung ist trotzdem schön, aber: Bären lassen sich leider nicht blicken. Weder Grizzlybären noch Schwarzbären. Wir warten lange, aber vergeblich. Vielleicht wissen die Bären mehr als wir, etwa, dass der durch den Regen stark angeschwollene Fluss jetzt für die Lachse zu reißend ist oder dass sie sich dadurch heute nicht so leicht fangen lassen.

Was wir allerdings in großer Zahl zu sehen bekommen sind Adler. Nicht nur DER tägliche Weißkopfseeadler, In dieser Häufung hatten wir sie noch nie. Die Bäume, die Felsen am Ufer, der Strand: Alles voller Weißkopfseeadler. Nicht alle sind leicht als solche zu erkennen, denn erst mit 5 Jahren hat ihr Federkleid die schlicht dunkle Farbe mit weißem Kopf und Schwanz. Bei den ganz jungen Vögeln weisen noch nicht einmal der Schnabel und die Füße die später so markant gelbe Farbe auf.

Groß sind die Vögel trotzdem schon. Auf den Bildern geht das leicht unter, weil die Dimension zum Vergleich fehlt. Deshalb hier ein Bild noch aus der Adlerpflegestation in Sitka: Wiebke steht vor der originalgroßen Abbildung eines Osprey (Fischadler), darüber der Golden Eagle und darüber der Bald Eagle (Weißkopfseeadler)!

Zurück zum Anan Creek: Mindestens 13 von ihnen verstecken sich auf diesem Bild:

Für die nächsten Tage sieht es nach ziemlich viel Wind aus, da müssen wir uns einen geschützteren Platz wählen. Wir entscheiden uns für Meyer‘s Chuck, das bringt uns auch ein Stück weiter nach Süden, schließlich sollten wir uns so langsam mal auf den Abschied von Alaska vorbereiten.

Auf dem Weg zum Naturhafen von Meyer‘s Chuck bekommt Wiebke gleich mehrere Geburtstagsgeschenke (nach hiesiger Zeit vorgezogen, nach deutscher Zeit aber pünktlich). Zunächst sehen wir diverse Regenbögen, darunter wieder einen ganz flachen (wie entstehen die eigentlich?) und einen extrem farbintensiven.

Dann gibts zur Abwechslung mal guten Segelwind (in Alaska bisher eine Rarität).

Und last not least: als wir gerade einen Angelstop auf einem Untersee-Plateau machen wollen, tauchen nur zwei Bootslängen entfernt Buckelwale auf und veranstalteten ihre „hier fischen wir“-Show.

So nah, dass wir in ihrem weit aufgerissenen Maul nicht nur die Barten und Zunge oder Gaumen erkennen können, sondern in der Gischt daneben sogar die wenigen kleinen Fische, die ihrem Keschereinsatz noch gerade entkommen sind und auf die sich deshalb gleich die schon über den Walen kreisenden Möven stürzen.

🎁 😊

Wal, Wal, Wal

Was für eine Show! Wir sehen praktisch jeden Tag Buckelwale und bereitet uns jedes Mal eine große Freude, aber so hatten wir das noch nicht.

Auf unserem Weg durch den Frederick Sound zeigen uns zunächst einzelne Wale einen Blas oder ab und zu mal (bevor sie tief abtauchen) eine Fluke. Dann aber tauchen vor uns die Rückenflossen von mindestens 10 Walen gleichzeitig auf, weitere folgen in kurzem Abstand. Dann die Fluken und sie sind alle weg.

Rechts im Hintergrund der 2.767 m hohe „Devils Thumb“, so steil, dass kein Schnee darauf zu haften scheint

Da wird doch wohl – da könnte doch … Wir lassen Flora mit laufendem Motor treiben und warten ab. Dann beginnt das Spektakel. Ein Stück voraus scheint das Wasser zu kochen, Möven kreisen darüber. Und dann schieẞen die Wale in diesem Kreis mit weit geöffnetem Maul dicht an dicht gedrängt in die Höhe: Bubble-Net-Feeding!

Gleich mehrfach dürfen wir eine Gruppe von 15 bis 20 Buckelwalen bei dieser ganz besonderen, aufwändig koordinierten Jagdtechnik beobachten. Die Wale treiben einen großen Schwarm von Beutefischen zusammen und lassen dann aus ihren Atemlöchern – choreografiert von einem Leittier – einen dichten kreisförmigen Vorhang aus Luftblasen entweichen. Aus dem so gebildeten Kessel können die Beutetiere nicht mehr fliehen und die Walgruppe stößt nun mit aufgerissenen Mäulern gemeinsam nach oben.

Zig Tonnen Wasser kann ein einzelner Buckelwal dabei filtern, spezielle Falten im Unterkiefer sorgen für extra Volumen. Diese Wale haben keine Zähne und können ihre Beute nicht zerkleinern. Durch ihren Schlund passen nur Fische, die maximal einen Durchmesser einer Pampelmuse haben. Mit ihren Barten seihen sie diese Beute aus dem Wasser, größerer Fang wird einfach wieder ausgespuckt.

Fasziniert beobachten wir das Bubble-Net-Feeding, wieder und wieder. Irgendwann löst sich die Gruppe dann auf und die Wale schwimmen in verschiedene Richtungen auseinander. Einige scheinen (zum Glück in einiger Entfernung) Freudensprünge zu vollführen und wuchten ihren massigen Körper mehrfach ganz aus dem Wasser.

Andere schwimmen dicht an uns vorbei und tauchen dann ab, wie um uns Zuschauern zum Abschied noch einmal huldvoll mit der Fluke zuzuwinken.

Danke für die Vorführung und den Platz in der ersten Reihe!

😊🙏