Taku Harbor

Das Alaska-Zitat „On good days we have bad internet“ möchte ich ergänzen. An richtig guten Tagen haben wir mit einiger Wahrscheinlichkeit gar kein Internet.

So auch die letzten Tage, seit wir aus Juneau ausgelaufen sind. Durch die breite Stephens Passage laufen wir nach Taku Harbor, benannt nach dem Taku River, der ein kleines Stückchen nördlich in die Stevens Passage fließt, nachdem er sich aus Kanada kommend durch die vergletscherten Berge des Grenzgebietes geschlängelt hat. Taku Harbor ist ein Naturhafen in eher lieblicher Umgebung. Mit seinen für hiesige Verhältnisse moderaten Tiefen bietet er gute Ankermöglichkeiten. Trotzdem weist er gleich zwei „Public Floats“ auf, also öffentliche Schwimmstege.

Diese Public Floats wurden vom Alaska Departement of Fish and Game errichtet und werden dann an die Kommunen (in diesem Fall Juneau) übertragen, die die Wartung übernehmen. Ihre Nutzung ist kostenlos, ein Schild weist darauf hin, dass sie Teil eines user pay and user benefit Programms sind. Wie jetzt? Das ist Ausdruck des amerikanischen Verständnisses von Steuern und Gebühren. Ein Teil der Gebühr für die Sportfischerei-Lizenz (die wir ja in Sitka erworben hatten) und ebenso der bundesstaatlichen Steuern, soweit sie auf den Kauf von Angelzubehör und Bootstreibstoffen angefallen sind, wird für die Errichtung dieser Public Floats verwendet, um den Zugang für Freizeitboote zu verbessern. Und an so einem Public Float machen wir in Taku Harbor fest. Ein anderer Segler ist schon da, er nimmt unsere Leinen an. Es kommen auch noch die Fidelis an, ein holländisches Boot, das wir schon in Juneau getroffen hatten und unsere Segelfreunde Donna und Bill mit ihrer Denali Rose.

Donna und Bill leihen uns am nächsten Tag ihre Kajaks nebst Sicherheitsausrüstung und geben uns eine Einführung, so erkunden wir auf unserer ersten Seekajak-Tour ausgiebig die fast zwei Kilometer lange und etwa halb so breite Bucht einschließlich der flachen Zonen, in denen Bäche und ein Fluss in sie einmünden. Ein wunderschönes Erlebnis in der Stille dieser Umgebung.

Mit dem Dinghy fahren wir später hinüber zum anderen Floating Dock dieser Bucht und gehen dort an Land. Denn dieses zweite, deutlich größere Dock ist über einen Steg mit dem Ufer verbunden und somit eigentlich ein echter, kostenlos zu benutzender Hafen. Allerdings haben über den Steg umgekehrt auch Bären Zutritt, weshalb ausdrücklich davor gewarnt wird, Lebensmittel im Cockpit zu lassen.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts befind sich in Taku Harbor eine Cannery (Konservenfabrik), in der wie an unzähligen anderen Orten in Alaska Lachs in Dosen verpackt wurde. Eine kleine Siedlung entwickelte sich, zwischenzeitlich lebten 500 Menschen hier. An die Cannary erinnern nur noch Ruinen, das Örtchen ist komplett verschwunden. Nur eine museale Hütte des letzten Bewohners steht noch, außerdem eine Public Cabin. Diese einfachen Unterkünfte kann man online mieten, praktisch z.B. für Kanutouren.

Wir machen noch eine kleine Wanderung am Ufer und oberhalb des Steinstrandes auf der waldigen Steilküste entlang. Mitten im Wald eine Schaukel, befestigt an einem in sehr luftiger Höhe zwischen den Bäumen gespannten Seil.

Ein Blick von der Steilküste hinüber zur Flora erinnert uns daran, noch unseren ausgelegten Krebskorb einzuholen. Zum ersten Mal findet sich eine Dungeness-Krabbe darin. Ein Männchen (erkennbar an der Form des Brustpanzers, die Weibchen müssen freigelassen werden), aber trotzdem nichts für unseren Kochtopf. Der Krebspanzer ist einen guten Zentimeter zu klein, wie die angehaltene Messlehre ergibt. Mindestens 6,5 Zoll müssten es sein, also 16,51 cm hat der Panzer breit zu sein. Also zurück ins Wasser. Aber immerhin, der Krebskorb hat bewiesen, dass er funktioniert.

Und dann gehen wir in die „University of Bill“ wie Donna es scherzhaft formuliert. Die beiden leben seit Jahren in Alaska auf ihrer Denali Rose, kennen die Gegend wie ihre Westentasche und versorgen uns mit vielen Tips. Nicht nur zu Ankerplätzen und zum Angeln, sondern auch ganz allgemein zum Segeln in diesen Gefilden. So lernen wir zum Beispiel, dass in den USA und in Kanada der Seewetterbericht nicht nur zu bestimmten Zeiten über UKW ausgestrahlt wird, sondern – angepasst an das Revier um die Funkstation – in Dauerschleife auf den Wetterkanälen läuft. Drückt man auf unserer Funke die bisher nicht beachtete „WX“-Taste länger, gelangt man zu den Wetterkanälen 1 bis 10. Auch ein Wetteralarm lässt sich einrichten, der dann bei Sturmlagen oder etwa bei Tsunamis warnt.

Wieder was gelernt.

Eigentlich würde ich gerne die Bilder einfügen, aber dafür reicht das Fitzelchen Internet welches wir gerade zu fassen bekommen leider nicht aus. Also hoffe ich mal, dass wenigstens der Text durchgeht und ich die Bilder irgendwann nachreichen kann (habe ich jetzt gemacht).

Ein guter Tag.

😊

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