Zeit für die Zeitumstellung. Was, schon wieder?
Das letzte Mal hatten wir die Bordzeit bei der Ankunft auf den Galapagos umgestellt, eine Stunde zurück gegenüber Panama. Aber klar, die jeweiligen Orte gehören zu einer Zeitzone, so wie eben in Deutschland MEZ (Mitteleuropäische Zeit) bzw. jetzt MESZ (Mitteleuropäische Sommerzeit) gilt. Und irgendwie habe ich auch noch diese Bilder aus dem Lufthansa Bordmagazin vor Augen, in dem immer auch eine Weltkarte mit den Zeitzonen enthalten war. Lustig, wenn dann für manche Länder wie z.B. Tonga die Zeitzone auf einmal eine Ausbuchtung hat, weil Tonga per Gesetzt beschlossen hat, zu einer anderen Zeitzone zu gehören.
Und wie machen wir das auf dem offenen Ozean, wo eine Zeitzonenkarte gerade nicht zur Hand ist? Na ja, immerhin haben wir Zeit zum Überlegen, mentalen Herauskramen des Geo-Unterrichts aus der 8. Klasse und Rechnen.
Die Zeitzonen verlaufen entlang der Längengrade, reihen sich also in Ost-West-Richtung aneinander. Kapstadt z.B. liegt grob im gleichen Längengradabschnitt wie Berlin oder Rom, haben also grundsätzlich auch die gleiche Uhrzeit. New York und Madrid liegen zwar auf dem gleich Breitengrad (also gleich weit vom Äquator weg), aber 6 Zeitzonen auseinander.
Stellt sich aber die Frage, wie breit eine Zeitzone denn nun eigenlich ist. Da sich die Erde in 24 Stunden einmal um die eigene Achse (also um 360 Grad) dreht, ist eine Zeitzone 15 Grad weit (360 : 24).
Das macht es für uns einfach. Im Moment segeln wir ja praktisch genau von Ost nach West, dabei legen wir am Tag etwa zweieinhalb Grad in dieser Richtung zurück. nach 6 Tagen sind das … 15 Grad. Galapagos liegt auf 90 Grad West, heute überqueren wir den 105ten Längengrad W. Also wird die Borduhr eine Stunde zurückgestellt und der Sonnenuntergang springt von kurz nach 19.00 wieder auf kurz nach 18 Uhr.
Hier am Äquator entspricht ein Längengrad übrigens 60 Seemeilen, so wie das die Breitengrade überall auf der Welt tun. Die Zeitzonen sind also 900 sm auseinander. Das gilt aber in anderen Breiten nicht. In Oslo muss man auf dem dort 60ten Breitengrad nur genau die Hälfte, also 450 Seemeilen nach Osten oder Westen reisen, um 15 Längengrade zu überwinden. New York und Madrid liegen beide ungefähr auf dem 40ten Breitengrad rund 70 Längengrade auseinander. Die Entfernung beträgt dort rund 3.100 sm, während 70 Längengrade auf dem Äquator 4.200 sm ausmachen würden. Klar, so ein Längengradbereich zieht sich ja wie die Apfelschale auf eine Apfelspalte von Pol zu Pol, ist in der Mitte am breit und an den Enden spitz.
Langer Rede kurzer Sinn: ab jetzt sind wir 9 Stunden hinter der Zeit in Deutschland. Wenn es hier Mittag ist, ist es in Deutschland schon 21.00 Uhr.
Ehrlich, so etwas beschäftigt mich unterwegs. Und ich kann herrlich meine Nachtwachen damit verbringen, mir darüber Gedanken zu machen und es mir an ein paar durchgerechneten Beispielen zu verdeutlichen 😉
Bootsarbeit des Tages: Gasflaschenwechsel. Das bedeutet auch, die achtere Backbord-Backskiste ganz leer zu machen um an die Ersatzflasche heranzukommen und gibt Gelegenheit zur Neusortierung/-Ordnung. Hört sich leichter an als es ist, denn auf dem Deck kann in den mitlerweile doch recht ordentlichen Wellen nichts davon einfach zwischendurch aufs Achterschiff gelegt werden, ohne mit der nächsten Welle davon zu rutschen. Kreative Befestigungs- und Stopftechniken sind gefragt. Die alte Gasflasche hat übrigens immerhin von Mexiko bis hierher gereicht, fast vier Monate. Trotz Brot- und Kuchenbacken, crunchy Müsli machen und fast täglichem Kochen.
Seit zwei Tagen sind wir keinem anderen Boot oder Schiff mehr begegnet, schaukeln hier (heute meist recht flott) scheinbar ganz allein durch die Gegend. Ein paar Vögel leisten uns ab und an doch Gesellschaft, insbesondere die kleinen Sturmtaucher finden sich immer wieder ein. Und unter der Wasseroberfläche? Ein Biss an der Angel, aber die schöne Dorade konnte sich wieder freikämpfen. Dafür zähle ich heute morgen 8 fliegende Fische und 9 Kalmare an Deck, hm.
Die werfe ich aber über Bord, es gibt leckere Bohnesuppe mit Augenbohnen, grünen Bohnen und Chorizo.
Während ich gerade schreibe, wieder ein Biss und wieder ein Fight, aber diesmal bekomme ich die 90 cm Golddorade (Mahi Mahi) an Deck und filetiere sie gleich auf dem Achterschiff in unserer bewährten Fischbox (eine flache 80 x 40 cm Plastikbox, in der wir in der Backskiste die Schnorchelflossen aufbewahren). Noch kein Boots-Yoga, aber schon eine Arbeit in verkrampfter Knieposition bei der Schaukelwelle. Egal, für die nächsten Tage ist wieder Fisch gesichert, die Angel werfe ich erstmal nicht wieder aus und auch die andere Leine wird eingeholt.
Etmal 166 sm (in 24 Std, also vor Zeitumstellung), gesamt gesegelt 882 sm, noch geschätzte 3.418 sm nach Hawaii.
Bin sehr beeindruckt von euren Törns und den Berichten dazu und nun auch davon, wie lange eure Gasflasche gehalten hat. Ist sie mit Propan oder Butan gefüllt und wie viele Liter fasst sie denn?
Alles Gute für euch weiterhin! Sabine von der SY INTI🌞
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