Portsmouth, Prince Rupert Bay und Tsunami-Warnung

Wir haben es uns in Dominica gemütlich gemacht, seit Sonntag liegen wir in der Prince Rupert Bay beim Örtchen Portsmouth vor Anker.

Schon die Begrüßung war nett, die Boatboys hier haben sich zu einer Organisation zusammengeschlossen: PAYS (Portsmouth Association of Yacht Services). Zur Erklärung: Boatboys gibt’s fast überall in der Karibik. Mit ihren kleinen aber oft stark motorisierten Booten kommen sie den Yachten manchmal schon weit vor den Ankerplätzen entgegen. Sie bieten freie Bojen, die Führung zu „besonders guten“ Ankerplätzen oder Hilfe mit Landleinen an, aber auch die Organisation von Landausflügen mit Guide, das Entsorgen von Abfall, die Erledigung von Wäsche (man gibt sie ab und bekommt sie meist am nächsten Tag gewaschen, getrocknet und sauber gefaltet zurück), außerdem gibt’s Boote die Fisch, Früchte, Brot oder Eiswürfel und alles mögliche weitere verkaufen. Also jeder erdenkliche Service für Yachten. So weit so gut. Allerdings konkurrieren die verschiedenen Boatboys meist miteinander. Wir hatten gehört und gelesen, dass es so schon mal vorkommen kann, dass drei von ihnen gleichzeitig mehr oder weniger abgefendert an die Bordwand dengeln und die Vorzüge der eigenen Leistung lautstark preisen. Oder fünf Boote nacheinander kommen vorbei, um die gleiche Dienstleistung anzubieten, aufdringlich oder unverschämt werden können. All das haben wir bisher nicht erlebt, und auch hier ist es nicht so. Wie auch schon an anderen Orten (z.B. In den Tobago Cays) haben sich die Boatboys einen Kodex gegeben bzw. in Portsmouth sogar einen Verein gegründet, eben PAYS.

Der Boatboy, für den man sich zuerst entscheidet (in unserem Fall „Providence“, die Fantasienamen stehen meist auch groß auf ihr Boot gemalt) hat das Rennen gemacht und bietet die Services an. Die anderen kommen erst wieder ins Spiel, wenn man sich mit ihm nicht einig wird und andere anspricht.

Jetzt sollte man (insbesondere beim Namen PAYS 😉) denken, dass damit höhere Preise einher gehen, aber das scheint nicht der Fall zu sein. Die Tarife sind ähnlich fix oder flexibel wie anderswo und handeln ist ebenso möglich.

Wenn ich geschrieben habe, schon die Begrüßung war nett, hängt das ebenfalls mit PAYS zusammen: gleich Sonntagabend war das wöchentliche BBQ-Event für alle Segler der Bucht am Strand angesetzt. Für 50 EC$ (etwa 16 €) gab es Fisch und Hähnchen vom Grill, dazu Reis und Gemüse und – natürlich Rum-Punch. Alles zum Nachnehmen.

Die Prince Rupert Bay hat ihren Namen übrigens von dem Wittelsbacher Ruprecht von der Pfalz. Der dritte Sohn von Friedrich V. von der Pfalz und König von Böhmen (väterlicherseits) und von Elisabeth Stuarts mütterlicherseits, die wiederum Tochter des englischen Königs Jakob I. war. Mit 25 wurde er Duke of Cumberland und Earl of Holderness, er war Kavallerieoffizier und hatte später verschiedene Marinekommandos. 1670 wurde er der erste Gouverneur der neu gegründeten Hudson Bay Company. Spannend, wie international manche Lebensläufe damals schon waren. 1672 wurde er zum Admiral ernannt, bereits ein Jahr später leitete er als Lord High Admiral die gesamte königliche Flotte (was dann wohl auch die Namensgebung der Bucht rechtfertigt). Jedenfalls trägt eine schöne Bucht seinen Namen:

Nicht ganz so schön sind die häufigen Feuer, wie in der Bildmitte zu sehen. Müll wird häufig offen verbrannt, besonders am Sonntag waren viele Feuer zu sehen. Das stinkt dann nicht nur, je nach Windrichtung kann auch das ganze Boot mit feinen schwarzen Ascheflaken überzogen sein. Hm.

Gut wiederum gefällt uns, dass wir hier in der Prince Rupert Bay um einiges ruhiger liegen als in der doch sehr schwelligen Bucht vor Roseau. Ruhiger ist aber nicht nur die Bucht, sondern auch der Ort. Roseau ist um einiges größer, auch quirliger und – obwohl die Namensgebung das Gegenteil vermuten ließe – jedenfalls von der Ansprache her englischer als im kleineren Portsmouth, wo wir außer von den Boatboys fast ausschließlich auf französisch angesprochen werden.

Die Schäden des Hurrikans von vor zwei Jahren waren auch in Roseau präsent, scheinen aber hier doch noch sichtbarer zu sein. Viele der kleinen Holzhäuser in Strandnähe sind zerstört oder beschädigt, aber auch der (Wieder-)Aufbau der bunten Buden geht wohl voran, wir sehen auch viel Baumaterial an der Straße.

Ein Ministerium entschuldigt sich für den immer noch andauernden Aufbau eines Dinghy-Stegs …

Und während ich das schreibe, bekomme ich von Kati aus Deutschland via Messenger den Hinweis, dass gerade wegen eines starken Erdbebens zwischen Kuba und Jamaika eine Tsunami-Warnung für die Karibik herausgegeben wurde. Wir recherchieren im Internet und stellen fest, dass sie „nur“ für Kuba, Jamaica und die Caiman-Inseln gilt, in etwa 300 sm Umkreis um das Epizentrum. Wir sind fast 1.000 sm entfernt und Haiti liegt dazwischen, also erstmal Entwarnung hier, aber unsere Gedanken sind bei allen denen, die da näher dran sind.

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