FĂŒr eine Langfahrt gibt es ein ganz ein ganz einfaches Erfolgsrezept:
„Keep the crew happy!“ đ Wer beim Titel dieses Blogs jetzt an Feuerwasser denkt … nein, wir sind hier ganz nĂŒchtern, vielleicht sogar ein wenig zu technisch unterwegs. Ich hoffe, es schreckt Euch nicht zu sehr.
GlĂŒcklich wird die Mannschaft sicher nur sein, wenn es nicht nur der Besatzung selbst, sondern auch dem Boot gut geht, alles andere wĂŒrde die Stimmung der Crew schnell vermiesen. Zweiter wesentlicher Grundsatz ist deshalb:
„Keep the water out!“
Die Vorsorge dafĂŒr schlieĂt eine ganze Menge ein: KollisionsverhĂŒtung genauso wie die regelmĂ€Ăige ĂberprĂŒfung aller Seeventile. Bei uns sind das eine ganze Menge: schon ab Werk hat unsere HR 43 ĂŒber 20 „Löcher“ im Rumpf, die mit Seeventilen abgesperrt werden. Manche davon sind ĂŒber der Wasserlinie und somit weniger kritisch, erstaunlich viele jedoch auch unter der WasseroberflĂ€che und somit im Falle eines Defektes ein potentielles Leck. Die hohe Anzahl hat uns erst einmal ĂŒberrascht und auch ein bisschen erschreckt. Zum Beispiel fand ich es ziemlich befremdlich, dass beide SpĂŒlbecken der Pantry jeweils einen eigenen Unterwasser-Rumpfdurchbruch und somit ein eigenes Seeventil haben.
Mit etwas Nachdenken findet sich dafĂŒr aber ein guter Grund: wir haben zwei KĂŒhlschrĂ€nke, die beide wassergekĂŒhlt arbeiten, was gerade in warmen Gefilden den Energieverbrauch des KĂŒhlkompressors deutlich verringert. Bei dieser sogenannten SP-KĂŒhlung wird die natĂŒrliche Pumpbewegung im mit KĂŒhlspiralen versehenen Borddurchlass genutzt, um die vom KĂŒhlkompressor erzeugte WĂ€rme abzufĂŒhren.
Durch die nachtrÀglich eingebauten Extras wie Klimaanlage und Watermaker finden sich weitere Seeventile. Wir haben den von Hallberg-Rassy mitgelieferten Plan der BorddurchlÀsse deshalb ergÀnzt. Laminierte Ausfertigungen liegen im Kartentisch und sollten im Fall des Falles bei einem Wassereinbruch die Suche trotz Hektik systematisieren helfen.
AuĂerdem vereinfacht der Plan die regelmĂ€Ăige Sicht- und Funktionskontrolle aller Seeventile, ansonsten wĂŒrde man einfach zu leicht eines vergessen. Wir machen das regelmĂ€Ăig und jetzt im FrĂŒhjahr haben wir leider bei einem der Seeventile eine grĂŒnliche VerfĂ€rbung und kristalline AusblĂŒhung an der Verschraubung gefunden. Das Ventil des Seewassereinlasses des Motors wird daher im Juni getauscht werden, Flora kommt fĂŒr eine Erneuerung des Coppercoat-Antifouling-Unterwasseranstriches ohnehin noch einmal aus dem Wasser.
Wir haben auĂerdem auch endlich einmal in praktischer Ăbung nachvollzogen, welche Bilgepumpen wir haben (es sind drei, davon eine elektrische und eine manuelle ganz tief unten im Bilgensumpf, dazu noch eine groĂe elektrische (Not-) Volumenpumpe, die etwas höher in der Bilge sitzt), welcher Schalter welche Pumpe bedient und (testweise) wo das Wasser denn tatsĂ€chlich nach drauĂen gepumpt wird.
Wenn man etwas darĂŒber nachdenkt, gehört zur Vorbeugung hinsichtlich „Keep the water out!“ auch alles, was der BekĂ€mpfung des eigentlich komplementĂ€ren Elementes đ„ dient. Denn Feuer an Bord wĂ€re neben einem Wassereinbruch nicht nur das zweite groĂe Schreckensszenario an Bord, auĂer Kontrolle geraten wĂŒrde es auch fĂŒr den Untergang und damit fĂŒr mehr als reichlich Wasser đŠ im Schiff sorgen.
Schon ab Werk hat die Flora 4 Feuerlöscher đ§Ż (je einen im Vorschiff, Salon und AchterkajĂŒte sowie einen in der Backskiste drauĂen). Diese Feuerlöscher sind jeweils ABC-Pulverlöscher (also fĂŒr die Brandklassen A, B und C, d.h. fĂŒr Feststoffe, FlĂŒssigkeiten und Gase), nicht aber Metalle (D) oder Fette (F) geeignet. Soweit eigentlich schon mal ganz gut, allerdings richtet der Einsatz eines Pulverlöschers in einem geschlossenen Raum eine ausgesprochene Sauerei an, nimmt sofort die Sicht und auch die Luft zum Atmen. Der feine Staub kriecht dann auch in die Bauteile aller elektronischen GerĂ€te. Ăbrigens backt das feine Pulver nach einiger Zeit durch Luftfeuchtigkeit zusammen und wird dann hart wie Beton, nach einem Einsatz sollte man also schnellstmöglichst mit der Reinigung beginnen. Nun wird einem das alles ziemlich egal sein, wenn man nur so das Feuer an Bord gelöscht bekommt.
Bei noch vergleichsweise kleinen BrĂ€nden (EntstehungsbrĂ€nden) wĂ€re es allerdings wĂŒnschenswert, die negativen Begleiterscheinungen des Löschens so gering wie möglich zu halten.
Am einfachsten geht das durch den Einsatz von Löschdecken. Wir haben zwei davon im Bereich Pantry und Salon leicht erreichbar platziert. Es sind einfache IKEA-Löschdecken, aber hier kommt es eigentlich nur auf die schnelle Einsatzmöglichkeit an.
ZusÀtzlich haben wir noch einen Aerosol-Löschstab am Salontisch neben dem Pulverlöscher angebracht:
Die wartungsfreien kleinen AerosolstĂ€be haben eine fĂŒr ihre GröĂe erstaunlich hohe Löschleistung und hinterlassen kaum SchmutzrĂŒckstĂ€nde. Allerdings muss man beachten, dass er dem Feuer quasi nur die „Luft“ entzieht und nicht die Glut löscht.
DarĂŒber hinaus haben wir (ebenfalls fĂŒr EntstehungsbrĂ€nde) einen kleinen Schaumfeuerlöscher griffbereit. Diese SprĂŒhdose ist sehr leicht und unproblematisch einsetzbar und macht in ĂŒberschaubarem Umfang Sauerei, nĂ€mlich wirklich nur in der NĂ€he des Brandherdes. Nicht zuletzt deshalb werden diese Löscher auch fĂŒr den Brand am heimischen Adventskranz empfohlen đ.
Wir haben zwar einen Feuermelder installiert, aber trotzdem war es uns fĂŒr den Motorraum wichtig, einen selbstauslösenden „Automatik“-Löscher zu haben. Uns gefiel weder die Vorstellung, im Brandfall die TĂŒren zum Motorraum aufmachen zu mĂŒssen, noch auf gut GlĂŒck durch das kleine – immerhin ab Werk vorhandene – aufzustoĂende Feuerlöschloch in den Motorraum hineinzusprĂŒhen.
Wir haben deshalb im Motorraum eine Feuerlöschkugel angebracht. Sie löst bei Kontakt mit Feuer automatisch aus und wirkt dann pyrotechnisch wie ein Pulverlöscher.
Zwar dĂŒrfte das unser ebenfalls im Motorraum untergebrachtes BatterieladegerĂ€t nicht so toll finden, aber das wĂ€re dann wohl eher zweitrangig.
Ăberhaupt hoffen wir doch sehr, dass es sich mit den Feuerlöschern bei uns an Bord wie mit den Regenschirmen verhĂ€lt, die man ja immer nur braucht, wenn man sie NICHT dabei hat đ.
Auch in diesem Sinne: KEEP THE CREW HAPPY! đ
Beim lesen bekomme ich Herzrasen, hoffentlich muĂ das nie gebraucht werden!đ
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Hallo Ralf, lese gerade auf der Dienstreise, leider gehts ja erst nĂ€chstes Jahr los, deinen Artikel zu den Feuerlöschern. Mir stell5 sich die Frage warum ihr keine automatische CO2 Löscher im Motorenraum installiert. Es gibt hier z.B. fĂŒr unter 400 Euro einen Löscher 5 Kg mit Falcon Schlauch der automatisch löscht. Den werde ich einbauen. GruĂ Matthias
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Hallo Matthias, lieben Dank fĂŒr deny Hinweis. Ich wĂŒrde nicht ausschlieĂen, dass wir dort noch ein âUpgradeâ auf CO2 vornehmen. Allerdings war unsere Lösung jetzt im Vergleich minimalinvasiv, die Feuerlöschkugel liegt bei weniger als 1/10 des Preises. Als wir beim griechischen Bootsaustatter ĂŒber die Kugel gestolpert sind, haben wir sie kurzerhand mitgenommen und installiert. Hast Du einen Link fĂŒr die von Dir angesprochenen CO2-Löscher? Ich hĂ€tte da bei meiner (allerdings nicht sehr intensiven) Suche nur teurere Modelle gefunden.
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