Passage Samoa nach Tonga, Tag 1

Es ist noch dunkel, als wir aufstehen. Um 6:30 lösen wir das Spinnennetz der Leinen, mit denen Flora so lange hier in Apia vertäut war. Das Ablegemanöver klappt gut, obwohl unsere Motorschaltung immer noch hakt. Über Standgas hinaus können wir nur entweder vorwärts oder rückwärts gehen, das Umschalten dazwischen funktioniert nur mit einem Griff in die Steuersäule hinein (wofür ein Instrumentenpanel losgeschraubt sein muss). Eine neue Schaltmechanik haben wir aus Deutschland mitgebracht, aber noch nicht installiert, weil sich die alte nicht so recht lösen will. Da möchten wir zur Sicherheit jedenfalls eine Werft in der Nähe haben für den Fall, das wir das Ganze bei einem Reparaturversuch verschlimmbessern.

Von der Windrichtung her passt das Wetterfenster, allerdings sind durchaus starke Böen angesagt. Ähnlich sieht es bei den Wellen aus. Die Richtung stimmt, aber bei gut 2,5 m Höhe und nur 8 Sekunden Frequenz.

Und so kommt es auch. Wir sind schnell unterwegs, aber so richtig angenehm sind die Bedingungen nicht. Zweimal erwischen uns Schauerböen bis 38 kn (8 Bft), aber Flora schlägt sich gut.

Bei dem Geschaukel liegen wir fast nur herum und schlafen viel.

Etmal in den ersten 24 Stunden unter gnädiger Hilfe der mitsetzenden Strömung 190 sm.

Essen: vorgekochter Linsen-Chorizo-Eintopf.

Zurück in Apia, Samoa

Der Monat „Heimaturlaub“ ist so schnell vergangen, der Rückflug nach Apia steht an. Am allerletzten Tag kommt noch der Glaser und wechselt das obere Fenster im Bad aus. Die innere Scheibe der Dreifachverglasung war ohne äußere Einwirkung einfach gesprungen. Handwerker alten Schlages mit nettem Humor und mit einer klassischen Werkzeugkiste, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe.

Sehr schön, ist das zum Abschluss auch noch erledigt.

Am nächsten Morgen bringt uns Jan zum Flughafen, wir steigen ins erste von vier Flugzeugen auf dieser Rückreise zur Flora.

eher: Tschüss

Immerhin: auf dem mit etwa 12 Stunden Flug längsten Teilstück von Frankfurt nach Singapur haben wir richtig viel Beinfreiheit:

Sechs Stunden Aufenthalt in Singapur, wir nutzen die Zeit, um ein Juwel zu besuchen. Direkt am, eigentlich fast im Changi Airport, liegt nämlich zwischen den Terminals 1-3 das „Jewel“. Etwa 22.000 qm groß, erinnert das runde, in Fassade und Dach von über 9.000 Glasstücken eingefasste Gebäude tatsächlich an ein in Facetten geschliffenes Juwel. 💎

Auf fünf Ebenen bietet es Shopping und Food-Plazas, vor allem aber beinhaltet es in seiner Mitte einen großen Park rund um den weltgrößten Indoor-Wasserfall, der vom Dach aus rund 40 m in die Tiefe stürzt. Selbst die den Park durchquerende Flughafenbahn wirkt da klein. Und manche Gäste machen vor der Kulisse des Wasserfalls ziemlich imposante Dehnübungen zwischen den Flügen …

Für uns geht’s danach in einem 10stündigen Flug weiter nach Fiji. Nochmal ein paar Stunden Aufenthalt. Wie schon in Singapur 🇸🇬 grüßt auch in Fiji 🇫🇯 am Flughafen ein Schild mit unserem Nachnamen darauf …

😜

Endlich in Apia angekommen, haben wir bei der Einreise nach Samoa noch ein Einzelgespräch mit dem Zoll gewonnen. Das Aufgabegepäck wird nämlich bei der Einreise noch einmal durchleuchtet. Ist das eine Nähmaschine da in ihrem Gepäck? Bitte machen sie das doch mal auf. Und was ist das da? Kondensatoren für unseren Generator. Und das? Ersatzteile für unser WC.

Wir werden aufgeklärt, dass wir das eine Woche vorher beim Zoll hätten anmelden müssen. Wäre für Yachten in Transit zollfrei, nur eine Gebühr von 20 Tala (etwa 6,50 €) für die Bearbeitung würde anfallen.

Samoanisch freundlich: Sollen wir doch bitte beim nächsten Mal beachten. Das versprechen wir. Und gut ist.

Mit dem Taxi geht’s zur Marina und nach 43 Stunden Reise um die halbe Welt sind wir zurück auf der Flora. Besonders schön ist, dass die Gesundheit auf der Rückreise keine Zicken mehr gemacht hat.

Tja, und jetzt?

Irgendwofür haben wir die ganzen Ersatzteile ja mitgeschleppt. Beide WCs funktionieren inzwischen wieder, der Heißwasserboiler auch. Dort war übrigens nicht wie vermutet der Heizstab der Übeltäter, lediglich das Termostat musste ich tauschen. Und auch die neue Wasserpumpe im Generator ist eingebaut. Sieht goldig aus, ist aber trotz ihres Preises nur Messing.

Blut und Schweiß und Fluchen waren involviert, es ist also eine echte Bootsarbeit. So muss das wohl.

Angekommen und glücklich.

So weit, so gut. Nach der OP in Hamburg, Tsunami-Warnung im Pazifik

Uns geht es gut. Ich habe die Operation an der Prostata und die paar stationären Tage im Krankenhaus gut überstanden, die Rekonvaleszenz ist inzwischen so weit, dass ich kaum noch eingeschränkt bin

Wir genießen die Zeit mit der Familie, die Besuche von Freunden und natürlich auch einfach den Aufenthalt in unserer schönen Heimat.

Außerdem gibt es auch einiges zu erledigen. Steuererklärung, Bankangelegenheiten und so etwas. Ersatzteile fürs Boot bestellen. Dann auch den Kauf eines Autos. Wenn wir zwischendurch in Deutschland waren, konnten wir bisher das Auto von Wiebkes Mama nutzen. Das hat allerdings jetzt keinen TÜV mehr bekommen und eine Reparatur ist wirtschaftlich unsinnig. Also haben wir beschlossen, das Ganze jetzt umgekehrt zu machen: wir kaufen ein Auto und wenn wir nicht in Deutschland sind, kann Uschi es nutzen.

VW nennt die Farbe „Makena“. Wir sagen „Südsee-Metallic“!

Die Probefahrten und der Autokauf gehen eigentlich ganz flott, die Anmeldung war allerdings eine Herausforderung. Die Wartezeiten beim Straßenverkehrsamt bis zum obligatorisch online zu vereinbarenden Termin sind lang. Zu lang für uns. Die komplett online durchzuführende Internet-Zulassung ist die andere Option, aber auch die hat ihre Tücken. Der sechseinhalb Jahre alte Personalausweis ist zum Glück bereits für das Online-Verfahren geeignet, aber wie war nochmal das Passwort? Wir haben ihn schließlich nie für ein solches Verfahren genutzt. Zwei Apps sind zu laden, unsere Anmeldeversuche schlagen trotz inzwischen erinnertem richtigen Passwort mehrfach fehl. Wir bleiben aber hartnäckig, malträtieren auch den Chat (sinnlos) und die Helpline des Straßenverkehrsamtes (wo wir tatsächlich jemanden ans Telefon bekommen). Am Ende sind wir erfolgreich. Wir können ein Zulassungsschreiben ausdrucken, das vorerst ins Auto zu legen ist. Die Papiere, Siegel und TÜV-Plakette sollen in den nächsten Tagen zugeschickt werden, letzteres muss dann von uns auf das Kennzeichen geklebt werden. Da haben sich die Abläufe in den letzten Jahren doch sehr geändert, wir merken einmal mehr, dass wir schon längere Zeit unterwegs sind.

Zwischendurch ein Schreckmoment: nach einem extrem starken Erdbeben im Nordpazifik wird für den gesamten Pazifik (auch für Samoa) eine Tsunami-Warnung herausgegeben. Mehrere Segelfreunde weisen uns darauf hin, einige Boote verlassen vorsorglich die Bucht von Apia und fahren aufs offene Meer. Wir können natürlich nichts anderes tun als abzuwarten und zu hoffen, dass Flora nichts passiert. Gut 12 Stunden braucht die Flutwelle, um über den Pazifik hinunter nach Samoa zu laufen. Nach 6 Stunden erreicht sie die Papua Neuguinea, nach 8 Stunden Hawai‘i. Da stellt sich bereits heraus, dass die Tsunami-Wellen deutlich geringer ausfallen als zunächst befürchtet. In Samoa treten dann tatsächlich keine Schäden auf, wir können erleichtert durchatmen.

Ein längerer Stromausfall im Haus, ein Wasserschaden in unserem Keller nach einem Rohrbruch und nach dessen Reparatur Schwierigkeiten bei der Heißwasserversorgung unserer Wohnung halten uns trotzdem ein bisschen auf Trab. Auch zu Hause hört das Reparieren also nicht auf. Aber das lässt sich alles regeln (am letzten Teil sind wir noch dran). Jedenfalls ist es gut, das wir vor Ort sind.

Die Ersatzteile für Flora sind inzwischen eingetroffen, in zwei Wochen fliegen wir ja auch schon wieder zurück zum Boot.

Zeit, um noch ein wenig Hamburg und Norddeutschland zu genießen. Mit Freunden die Kunsthalle, Restaurants und die Wochenmärkte zu besuchen oder einfach durch die Stadt zu bummeln. Und mit dem neuen Auto über Land an schon abgeernteten Kornfeldern voller Störche zu Uschi zu fahren.

Schön!

Tagesausflug nach Fiji?!?

Es geht uns schon viel besser. Weil wir mit den noch verheilenden Wunden aber erstmal nicht ins Wasser wollen und mit der Antibiotika-Behandlung auch intensive Sonne meiden sollten, nutzen wir spontan die Gelegenheit einfach mal einen Ausflug zu machen. Einen längeren.

Wir beschließen, Flora in der Marina in Apia spinnennetzmäßig zu vertäuen und für einen Monat nach Deutschland zu fliegen.

Dabei können wir dann auch ein paar Ersatzteile besorgen und sowieso in Deutschland einige Sachen erledigen.

Wir bekommen sogar kurzfristig einigermaßen preiswerte Flüge. Und so zeigt uns das Bild auf dem Flug von Apia nach Nadi in Fiji. Allerdings ist der Flugplan hinsichtlich der Reisedauer nicht eben optimal. Morgens um 5.00 Uhr fliegen wir in Samoa los, in Fiji haben wir dann von 6:30 bis 22:50 Aufenthalt.

Ein Tag in Fiji. 😊

Wir machen das Beste daraus, nehmen uns einen Mietwagen und erkunden ein bisschen die Insel (Viti Levu). Schauen uns frühmorgens die Vuda Marina an,

… fahren dann weiter zum Markt in Lautoka …

… bestaunen die vielen üppig mit Zuckerrohr von den allgegenwärtigen Plantagen beladenen LKW …

… und wir treffen uns mit unseren Segelfreunden von der My Motu in Port Denarau:

Zwischendurch sind wir allerdings so platt, dass wir im Mietwagen ein Nickerchen auf dem Parkplatz in Port Denarau einlegen.

Tja, und jetzt sitzen wir im Flughafen von Nadi und warten auf den Weiterflug nach Singapur. Nach diesem Nachtflug soll es dann morgen Vormittag nach Frankfurt weitergehen, Ankunft dort (und auch noch in Hamburg) Donnerstag Abend.

Dürfte noch ein ziemlicher Schlauch werden, aber wie Wiebke so treffend sagt: Immerhin werden wir chauffiert und müssen nicht selber fahren.

Und dann ein Monat „Heimaturlaub“, das lockt schon sehr!

Warum es um uns so still ist

Wir sind immer noch in Apia. Ja, Samoa gefällt uns richtig gut, aber das ist leider gar nicht der Grund. Vielmehr sind wir krank. Trifft uns zum Glück selten, aber dieses Mal hat es uns ziemlich böse erwischt.

Ein Hautausschlag, an Wiebkes rechter Hand fängt es an. Erster Arztbesuch am Montag. Sieht zunächst nach einem allerdings aggressiven Pilz aus und wird auch entsprechend behandelt. Allerdings bessert es sich nicht, wird sogar schlimmer, greift auf die andere Hand über. Geschwollene Finger mit flächig aufgeplatzter Haut und tiefroten Rändern um die offenen Wunden.

Und ich bekomme den Ausschlag auf dem Rücken. Aus „Hitzepickeln“ bilden sich im unteren Rücken flächendeckend etwa 60 kleine und größere Blasen, die größten etwa im Durchmesser einer Euro-Münze. Flüssigkeitsgefüllt und juckend. Später auch auf dem Handrücken und ein paar kleine sogar im Gesicht am Kinn.

Wir schicken Bilder an unsere Freundin Bianca in Deutschland, sie ist Dermatologin. Ergebnis: agressive bakterielle Infektion, sie empfiehlt dringend bestimmte Breitband-Antibiotika (Amoxilin / Clavolansäure) und eine Spezialsalbe.

Diese Antibiotika haben wir zum Glück in Floras Bordapotheke und beginnen sofort mit der Einnahme, lassen sie uns aber bei unserem zweiten Arztbesuch am Mittwoch trotzdem noch einmal verschreiben, damit sie für uns beide reichen. Der Arzt verschreibt uns auch die Salbe und wir bekommen beides in der Apotheke nebenan gleich zum Mitnehmen, zudem ausgesprochen günstig.

Die Behandlung schlägt an, erst langsam, aber heute (Samstag) geht es uns erstmals deutlich besser. Die alten Wunden beginnen sich zu schließen und es kommen keine neuen mehr dazu.

Ins Wasser und in die Sonne geht’s für uns aber erstmal nicht, das ist blöd. Wir vertreiben uns die Zeit unter Deck und im Schatten im Cockpit.

Wiebke strickt trotz ihrer bandagierten Finger.

Und wir machen uns an das 1.000 Teile Puzzle 🧩, das uns unsere Segelfreunde Karen und Steve aus Denver nach Fakarava mitgebracht haben. Eine schöne Reminiszenz daran, dass wir im COVID-Lockdown auf Antigua in der Carlisle-Bay mit ihnen Puzzle von Boot zu Boot getauscht haben. Und zugleich eine tolle Erinnerung an unseren Besuch bei ihnen in Denver auf unserem USA-Roadtrip.

Heute geht es schon wieder so gut, dass wir ein kurzes Fotoshooting von Wiebkes letztem fertigen Strickprojekt machen können. Der flauschige Seiden-Mohair Cardigan wird wohl erst in Neuseeland wirklich getragen werden, dann aber mit der Farbe immer an die Südsee erinnern, wo er überwiegend in den Tuamotus gestrickt wurde:

Busse in Samoa

Öffentliche Verkehrsmittel in Samoa sind preiswert. Für Taxifahrten innerhalb von Apia gilt als Standard-Fahrpreis 5 Tala, das sind umgerechnet 1,56 Euro. Noch günstiger geht es mit dem Bus. Da kostet die innerstädtische Fahrt zwischen 0,5 und 3 Tala (bezahlt wird – passend! – beim Aussteigen. Farbenfroher ist es auch, den die Busse hier in Samoa sind bunt:

Und nicht nur das. Die Aufbauten auf dem LKW-Chassis sind aus Holz gefertigt. Es gibt einige wenige modernere (und zumeist kleinere) Busse, ansonsten sind die auffälligen und etwas antiquarisch anmutenden Gefährte der absolute Standard.

Touristen wird empfohlen, frühmorgendliche sowie Feierabendfahrten zu vermeiden, denn typischerweise werden die Sitzplätze mehrfach genutzt, sind alle Plätze vergeben, nimmt der Samoaner halt Platz auf dem Schoß eines anderen Fahrgastes (wobei alte Leute und Touristen nach Möglichkeit wohl verschont werden sollen). Und auch Schulbeginn- und Schulschluss-Fahrten sollte man meiden, die Busse sind dann ohnehin rappelvoll und die Stapelbildung hat schon stattgefunden.

Bushaltestellen braucht man übrigens nicht extra suchen, die Busse werden einfach irgendwo auf der Strecke durch Winken angehalten. Andererseits gibts auch keine wirklichen Fahrpläne, hier auf Upolu fahren sie je nach Strecke im Abstand von zwischen etwa einer halben bis zu zwei Stunden, auf der Nachbarinsel Savai‘i können es auch mal drei Stunden sein.

Die anderswo für Busse typische haarsträubende Fahrweise bei ohrenbetäubender Musik mussten wir hier in Samoa dafür bisher nicht feststellen.

Was sich allerdings auf vielen der Busse findet, sind farbige, geflügelte Kühlerfiguren:

Und da schließt sich der Kreis zu den Taxis, denn auch die sind häufig mit solchen Skulpturen aufgepeppt.

Mitfahren ist wie wennste fliechst?!

Der Alltag nach der Feier: Starlink Mini und Bootsarbeiten

Was machen wir eigentlich so die ganze Zeit hier in Apia? Das fragen wir uns manchmal selbst, denn die Tage scheinen so schnell vorbei zu fliegen.

Zunächst mal nutzen wir die Zeit, um von der vergleichsweise guten Versorgungslage zu profitieren. Insbesondere der „Lucky Food“-Supermarkt bietet eine recht gute Auswahl und überrascht uns gelegentlich mit lange nicht gesehenem: Brokkoli und Blumenkohl zum Beispiel. Und Lamm – wir kommen Neuseeland näher. Aber nicht nur Lebensmittel kaufen wir ein. Im „Bluebird – Lumber and Hardware“-Baumarkt finden wir neue wasserabweisende Kissen fürs Cockpit, diversen Kleinkram und – nicht ausgestellt sondern versteckt in der Glaskabine des Marktleiters – einen neuen Starlink-Mini. Das freut uns ganz besonders. Zwar funktioniert unser Starlink (Gen. II Dishy) an Floras Heck wirklich gut, aber er ist leider extrem energiehungrig. Etwa 10 Ampere verbraucht er pro Stunde, verdoppelt damit ungefähr unseren Grundverbrauch. Der kleine Starlink Mini sollte sich ungefähr mit der Hälfte begnügen, das wäre dann tatsächlich eine immense Verbesserung. Und zugegeben haben wir uns an die durch Starlink-Satelliten-Internet eröffneten Online-Möglichkeiten selbst an entlegenen Orten und auf hoher See so gewöhnt, dass wir gerne ein Backup hätten. Der Starlink Mini ist nur etwa so groß wie eine DIN A4 Seite und benötigt keinen zusätzlichen Router, kann theoretisch sogar über einen leistungsstarken USB-C Anschluss versorgt werden. Wir haben ihn hier im Hafen erst einmal provisorisch unter dem Vorschiffsluk platziert und sind mit seiner Leistung mehr als zufrieden.

Allerdings müssen wir uns für den Einsatz auf See noch eine gute Befestigung überlegen. Scheibenbefestigungen mit Saugnäpfen gibts zwar online, aber die haben wir hier in den Geschäften noch nicht gefunden. Improvisation ist mal wieder gefragt.

So auch bei der Reparatur unserer Solarpanel, quasi auf der umgekehrten Seite: wie kommen wir zu Energie.

Auf Bora Bora hatte ja eine 42 kn Böe den nach inzwischen 7 Jahren mürbe gewordenen Nähten unserer guten SunWare-Solarpanele den Rest gegeben und sie vom Bimini (dem Sonnenschutz über dem Cockpit) gerissen. Die Solarpanel selbst sind heil geblieben und funktionstüchtig. Aber der angenähte Stoff ist bei einem Panel ganz, bei den anderen teilweise abgerissen. Dabei sind auch ein paar Tenax-Knöpfe aus dem Bimini gefetzt und haben Löcher hinterlassen.

Durch den Kunststoffrand der Panel können wir mit unserer einfachen (Haushalts-) Nähmaschine nicht nähen. Segelmacher können das mit ihren kräftigen Maschinen, aber leider gibts auf Samoa keinen Segelmacher. Wie so oft ist auch hier die Noforeignland-App eine große Hilfe. Mit ihr machen wir einen Polsterei-Betrieb ausfindig, der auch Notreparaturen an Segeln durchführt. Mit dem Taxi fahre ich zum am Stadtrand gelegenen Unternehmen. Im Gepäck habe ich neben den Panels auch Sunbrella-Stoff für die Reparatur.

Joseph probiert zunächst in meinem Beisein aus, ob er durch die Panel nähen kann. Das klappt, und so lasse ich ihm die Sachen da. Zwei Tage später kann ich sie repariert wieder abholen.

Preiswert ist das Ganze auch noch und so entschließen wir uns, das Bimini nochmal komplett abzubauen und von ihm reparieren und verstärken zu lassen. Zwei weitere Taxifahrten an den Stadtrand von Apia, aber Taxifahrten sind hier ausgesprochen günstig, einfach zwischen 5 und 10 Tala (etwa 1,70 bis 3,30 Euro). Und der Taxifahrer wartet gerne, um auch die Rückfahrt mitzunehmen. Die Tenax-Knöpfe schraube ich vorher ab und schlage sie hinterher neu ein. Das funktioniert gut und so hat Flora wieder eine etwas bessere Energieversorgung.

Insgesamt haben wir theoretisch 830 Wattpeak an Solar, davon 430 durch das große Panel auf den Davits an Floras Heck.

Weitere 400 Wattpeak könnten die Solarpanel auf dem Bimini liefern. Die jetzt wieder einsatzfähigen SunWare-Module steuern ja seit Jahren zuverlässig 200 Wattpeak bei. Die semiflexiblen sind zwar nicht ganz so effektiv wie das feste Panel auf den Davits, aber immerhin. Ein ziemlicher Reinfall dagegen sind die (deutlich billigeren) SunBeam-Panel. Für diese hatten wir erst letzten Oktober in Tahiti von einem Segelmacher eine Befestigung mit Reißverschüssen und Klett auf dem Bimini machen lassen. Aber schon jetzt liefert eines der Panel gar keine Leistung mehr, zudem werden beide Panel an der Oberfläche so matt, dass auch die Leistung des zweiten Panels jedenfalls beeinträchtigt ist.

Da werden wir uns wohl im Winter in Neuseeland auf die Suche nach einem hochwertigeren Ersatz machen müssen.

Und was gibt’s sonst noch so an Bootsarbeiten? Wir nehmen alle Vorhänge ab, behandeln sie gegen Spak und waschen sie. Danach holen wir uns Fingerkrämpfe beim Wiederaufhängen, weil gefühlt hunderte kleine Haken verdeckt durch die Ringe in den Schienen an den Fenstern gefädelt werden müssen. Und wir betreiben im Motorraum Ursachenforschung für die Überhitzung des Generators. Genau genommen schließen wir einige mögliche Ursachen aus. Der Impeller ist ok, die Schäuche sind es auch. Das Leck scheint in der Seewasserpumpe selbst zu liegen und auch der Wärmetauscher muss ausgebaut und gereinigt werden. Wir bleiben also bis Neuseeland wohl erstmal ohne Dieselgenerator, aber das ist nicht weiter schlimm.

Außerdem wird das Schiff mal wieder ausgiebig mit Süßwasser gewaschen, ein Luxus hier am Steg im wasserreichen Samoa.

Langweilig wird uns jedenfalls nicht.

Rock zum 60. Geburtstag

Echt jetzt? Na ja, so richtig überraschend kommt der 60. Geburtstag natürlich nicht, das Datum steht ja fest und rechnen kann ich einigermaßen. Trotzdem, war nicht früher mal jeder über dreißig schon ein alter Zausel? Aber die Feier meines 30. Geburtstags in Siedenburg habe ich noch gut in Erinnerung und schon da war es so, dass ich nicht nur das Feiern, sondern auch das Älterwerden begrüßt habe. Das fortschreitende Lebensalter abzulehnen hieße in der Konsequenz ja, Stillstand statt Weiterentwicklung zu erhoffen. Wer nicht mehr älter wird ist tot. Und auch rückblickend bin ich für die weitere Entwicklung meines Lebens von 30 bis jetzt 60 ausgesprochen dankbar.

Ein Zehntel dieser 60 Jahre sind wir jetzt schon auf Langfahrt unterwegs, seit wir am 25.06.2019 in Griechenland Floras Leinen losgeworfen haben. Meinen 60. Geburtstag feiern wir also in Samoa. Wie?

Im Rock.

Und mit viel Freude. Darauf stoßen wir an bei leckeren Lunch im „Feast“, dem Restaurant im Sheraton-Hotel.

Abends dann ist Steg-Party mit den anderen Seglern hier in der beschaulich kleinen Marina von Apia.

Zwei verlassene Boote liegen fest zwischen den Pollern vertäut, die einmal den zweiten Steg gehalten haben. Der wurde aber von Stürmen immer wieder beschädigt oder eben ganz weggerissen. Er soll derzeit nicht wieder aufgebaut werden, jedenfalls nicht bevor die Mole am Industriehafen erheblich verlängert wurde und dann mehr Schutz vor Schwell bieten würde.

Neun Segelboote liegen an dem intakten Steg. 8 Einrümpfer und ein Katamaran, was nach der hohen Katamarandichte in Französisch Polynesien schon bemerkenswert ist. Dazu kommen noch ein paar lokale Angelboote und – am Kopfende des Stegs – das Polizeiboot von Apia. Auslaufen sehen haben wir es noch nicht, nur einmal für zehn Minuten zum Warmlaufen der Motoren. Danach folgte eine intensive ganztägige Putzaktion und am nächsten Tag die Besichtigung durch zwei Japaner. Japan sponsert derzeit viel in Samoa, auch die neue Brücke am Hafen wurde mit japanischer Unterstützung errichtet. Jedenfalls liegt das Polizeiboot jetzt schön geputzt aber ziemlich unbewegt am Steg.

Genutzt wird es trotzdem 😉.

Die Crews der meisten Boote unseres Stegs finden sich nach und nach zum Potluck ein.

Die Musikbeschallung liefert, darauf ist am Wochenende Verlass, die direkt an der Marina gelegene Bar.

Chris von der „Hathor“, Einhandsegler aus Schweden, kredenzt zu meinem Geburtstag zudem ein umfangreiches Rum-Tasting mit wirklich edlen Rumsorten der verschiedensten Provenienzen von der Karibik über den Pazifik bis nach Asien. Es wird ein langer, schöner Abend. Dankeschön, ein tolles Geburtstagsgeschenk.

Und 60 ist übrigens wie 30, nur doppelt so schön!

Geschichte und Geschichten: Samoa und der Tusitala

Immer mal wieder werden wir gefragt, wie wir eigentlich unsere Reiseroute festlegen. Wonach entscheiden wir, welche Länder wir besuchen? Warum jetzt Samoa?

Ein Großteil dieser Entscheidungen entspringt im wahren Wortsinn der Bequemlichkeit. Wir wollen Starkwind möglichst vermeiden, erst recht natürlich Stürme. Wir möchten den Wind möglichst wenig auf die Nase haben, die großen Meeresströmungen lieber mit uns als gegen uns.

Daraus ergibt sich ganz grundsätzlich die „Barfußroute“, auf der die meisten Langfahrtsegler unterwegs sind. Sie führt in die Karibik und weiter nach Französisch Polynesien. Die Hurrikan im sommerlichen Nordatlantik bzw. die Zyklon-Saison im winterlichen Südpazifik beeinflussen dann jeweils die weiteren Routenentscheidungen. So haben wir die Karibik zweimal nach Norden in Richtung USA verlassen und konnten deshalb nach New York und hinauf nach Maine segeln sowie intensiv die großen Antillen und die Bahamas erkunden. Die Alternative wäre der Süden der Karibik mit Aruba, Bonaire und Curacao gewesen, die wir dadurch leider nicht gesehen haben.

Ganz persönliche Traumziele beeinflussen die Reiseroute natürlich auch stark. So waren nach Panama für uns die Galapagosinseln ein Muss, die für europäische Langfahrtsegler eher ungewöhnliche Weiterreise über Hawai‘i nach Alaska und British Columbia aber die Erfüllung eines persönlichen Traums (zugleich natürlich auch eine deutliche Abweichung von der Barfußroute). Die Westküste der USA mit San Francisco und die Westküste Mexikos mit der Sea of Cortez machten als weitere Traumziele diesen nordpazifischen Kringel für uns zu einem Highlight.

Und derzeit? Im Südpazifik ist gerade die Zyklonsaison zu Ende gegangen, viele Cruiser sind deshalb jetzt auf dem Weg nach Westen in Richtung Tonga und Fidji. Manche segeln von Französisch Polynesien oder den Cookinseln direkt zu diesen Zielen, die anderen wählen je nach Wetter und Vorlieben entweder eine südlichere Route über Niue mit seinen tollen Tauchplätzen oder eine nördliche über Samoa.

Für uns war klar, dass es wenn irgend möglich die nördliche Route sein soll. Vor über zwanzig Jahren, noch auf unserem ersten Boot, haben wir uns im Segelurlaub auf der Ostsee gegenseitig ein Buch vorgelesen. Wir waren ein paar Jahre zuvor nach Hamburg gezogen und „Das Haus an der Elbchaussee“ faszinierte uns. Über mehrere Generationen hinweg wird hier ab etwa 1800 geschichtlich fundiert die Familiensaga des Aufstiegs einer Kaufmanns- und Reederfamilie erzählt. Zugleich wird Hamburger Politikgeschichte und Hamburger Stadtentwicklung greifbar, die heutige Villenstraße der Elbchaussee etwa war damals noch nicht gepflastert und lag wie der Nobelstadtteil Blankenese im Ausland, auf dänischem Boden. In den 1850er und 1860er Jahren bewegt sich ein Fokus der Reederfamilie auf das Koprageschäft in der Südsee und ganz speziell auf Samoa. Das Geschäft und auch das kaufmännische Gebaren wird im Buch ausführlich beschrieben, auch das erste Einsetzen eines vom Hamburger Senat bestätigten Konsuls auf Samoa.

Ganz unabhängig von dem Buch, deutsche Kaufleute waren es auch, die ab den 1870er Jahren die Politik drängten, ihre Interessen in der Südsee zu schützen, am besten eine Deutsche Kolonie dort zu etablieren. Bismarck widerstand zunächst diesem Bestreben. Und doch: die Kanonenboot-Diplomatie der Einflussmächte Deutschland, Großbritannien und USA hat hier ihren Ursprung und sogar Samoa als Schauplatz: interessanterweise suchten im März 1889 die Kriegsschiffe dieser „Three Powers“ in der Bucht von Apia Schutz, wurden aber von einem Zyklon ebenso versenkt wie die sechs dort ankernden zivilen Handelsschiffe. Einzig das stark motorisierte englische Kriegsschiff konnte rechtzeitig auslaufen und entkam schwer beschädigt nach Australien.

Fotografiert im Robert Louis Stevenson Museum, Apia

Man einigte sich darauf, Samoa zu einem unabhängigen Königreich unter dem Protektorat der Three Powers zu machen (zuvor gab es keine Könige auf Samoa). Neun Jahre später kam es nach dem Tod des ersten und einzigen Königs zu Nachfolgestreitigkeiten und Konfrontationen zwischen den Three Powers, die unterschiedliche Nachfolger unterstützten. Der Konflikt wurde im Samoa-Vertrag von 1899 beigelegt. Deutschland erhielt den westlichen Teil Samoas (heute Samoa 🇼🇸), Amerika den östlichen (heute American Samoa 🇦🇸), das Vereinigte Königreich setzte dafür seine Interessen bei anderen Pazifikinseln durch. Deutschland kam so zu seiner (letzten) Kolonie. Die allerdings wurde anders als die übrigen deutschen Kolonien aufgesetzt. Gouverneur der deutschen Kolonie Samoa wurde der Diplomat und Indologe Wilhelm Solf. Er setzte seine Vorstellungen von einem humanen Kolonialismus um. So verzichtete er auf die Einführung der in den übrigen Kolonien gängigen Arbeitspflicht für die einheimische Bevölkerung und band die Samoaner intensiv in die Verwaltung und auch die Polizei ein. Als erste Amtshandlung ließ er überraschend den zuvor ins Exil verbannten Mata‘afa Iosefo zurückkehren, der eine breite Bevölkerungsmehrheit hinter sich hatte. Damit unterband er sehr effektiv die zwischen den verschiedenen samoanischen Clans geführten Scharmützel. Solf ernannte ihn zum Oberhäuptling und gab ihm das Faipule, eine Honoratiorenversammlung aus den Oberhäuptern der angesehensten samoanischen Familien zur Seite. Sachfragen wurden sowohl im Gouvernement als auch im Failpule verhandelt, Gesetze ließ sich Solf von Mata‘afa Iosefo mitunterzeichnen.

Im Dezember 1911 wechselte Solf nach Berlin an die Spitze des Reichskolonialamtes. 1912 verstarb Mata’afa Iosefo.

Mausoleum Mata’afas neben dem Fono, dem Parlament Samoas

Solfs Nachfolger führte Solfs Politik nur bedingt fort, erließ zum Beispiel ein umstrittenes Mischehenverbot. Aber faktisch bestand die Kolonie Samoa ohnehin nur bis 1914. Zu Beginn des ersten Weltkriegs besetzte Neuseeland Samoa, nach dem Krieg erhielt Neuseeland dazu auch das Mandat des Völkerbundes. 1962 wurde Samoa als erstes Land Polynesiens unabhängig.

Insgesamt hat Solf mit seiner Politik dafür gesorgt, dass die kurze deutsche Kolonialzeit in Samoa als besser empfunden wurde als die neuseeländische. Trotzdem bleibt es Kolonialzeit, die auch damals schon existierende samoanische Unabhängigkeitsbewegung wurde – unblutig und mit Unterstützung der Mehrheit der Samoaner – unterdrückt.

Architektonische Zeugnisse aus der deutschen Kolonialzeit gibt es kaum. Trotzdem ist die kurze deutsch-samoanische Vergangenheit präsent. Als wir unsere Wäsche abgeben, erfahren wir beim Smalltalk, dass die Inhaberin zu einem Achtel deutsche Wurzeln hat. Auf dem lokalen Friedhof stoßen wir auf viele deutsche Namen:

Und nicht zuletzt, auch Handelsbeziehungen bestehen offenbar noch. Zwar nicht mit direkten Frachtern zwischen Hamburg und Apia oder einem vom Hamburger Senat in Apia eingesetzten Konsul. Gleichwohl können wir sie direkt an unserem Liegeplatz sehen, die Marina grenzt unmittelbar an das Fähr- und Containerterminal. Ein „Hamburg Süd“ – Container fällt uns natürlich gleich auf.

Unerwartete Verknüpfungen zur deutsch-samoanischen Geschichte finden wir, als wir das Robert Louis Stevenson Museum in Apia besuchen.

Der berühmte schottische Schriftsteller (u.a.: Die Schatzinsel, Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde) hat das Grundstück 1889 erworben und das Haus errichten lassen, in dem er dann 1894 mit erst 44 Jahren starb.

Die Samoaner gaben Stevenson den Namen „Tusitala“ (Geschichtenerzähler). 1892 veröffentlichte der sich keineswegs auf Romane beschränkende Tusitala, frustriert von der zerfahrenen politischen Situation in seiner Wahlheimat, „A Footnote to History, Eight Years of Trouble in Samoa.“ Er ergriff Partei für Mata‘afa und – nachdem dieser ins Exil geschickt wurde – unterstützte er Mata‘afa und dessen Gefolgsleute auch finanziell.

Eine kleine Fußnote der Geschichte vom Geschichtenerzähler: das Haus des Schotten Stevenson, die Villa Vailima, wurde nach seinem Tod von einem deutschen Kaufmann erworben, allerdings bei einem Zyklon zerstört. Zwei Amerikaner bauten es später originalgetreu (sogar mit Tapete aus samoanischem Tapa (Rindenbast) wieder auf und übergaben es dann unmittelbar als Museum an Samoa.

Kleine Sachen, die glücklich machen: Kanu-Hilfe

Wir erleben die Menschen hier in Samoa als ausgesprochen freundlich. Es fällt auf, dass der noch in den Kinderschuhen steckende Tourismus als Chance für das Land gesehen wird. Mehrfach werden wir aufgefordert, doch anderen vom schönen Samoa zu berichten, damit mehr Besucher kommen. Das gilt auch für die Segler. Als wir beim Einklarieren dem Biosecurity-Officer erklären, unser ganzes Obst und Gemüse aufgegessen zu haben, weil wir gehört und gelesen haben, keines nach Samoa einführen dürfen, ist er erschüttert. Nein, so sei das nicht. Den Eigenbedarf dürften wir an Bord haben. Wir sollten das unbedingt auch anderen Seglern berichten, damit sie nicht von einem Samoabesuch abgeschreckt werden. Von unterschwelliger Ablehnung angesichts der immensen Touristenzahlen, die uns in Französisch Polynesien ja auch nur ganz vereinzelt begegnet ist, haben wir hier im etwas abseits der Hauptreiserouten gelegenen Samoa bisher nirgends etwas gespürt. Stattdessen freundliche, hilfsbereite und zuvorkommende Menschen.

Da tut es ganz gut, einmal etwas zurückgeben zu können.

Wir sitzen im Cockpit der Flora hier in der kleinen „Marina“ (ein Steg) von Apia, als wir vom Ufer hinter uns aufgeregte Rufe hören. Ein Mann winkt und ruft uns zu, dass sein Kanu abgetrieben sei.

Ich lasse das Dinghy ins Wasser und hole den Mann am Ufer ab. Dann flitzen wir hinaus in die Bucht von Apia. Koto, so stellt er sich vor, hat am Malecon zwischen Marina und Stadt gefischt, als sein Kanu abtrieb. Er schwamm hinterher, aber das Kanu trieb bei dem starken Wind zu schnell weg und für ihn wurde es langsam gefährlich. Also kam er zurück ans Ufer, lief zur Marina.

Tatsächlich finden wir sein Boot weit draußen in der Bucht, wo der heute sehr frische Wind die See schon ziemlich aufgewühlt hat. Nur ein Frachter und Zweimaster-Katamaran ankern hier draußen.

Mit dem Dinghy ziehen wir das Kanu zurück zum Ufer. Dabei erzählt Koto, dass er das Auslegerkanu selbst gebaut hat. Einen Treibholz-Stamm hat er mit einem Stechbeitel ausgehöhlt, mit Bauholz-Latten dann ein weiteres zurecht gezimmertes Treibholz als Ausleger angebracht. Das Ganze im Wesentlichen nicht geschraubt, sondern mit Laschings flexibel verbunden. Einfach und klein, aber effektiv.

Jedenfalls ist Koto sichtbar erleichtert und glücklich, sein Kanu zurück zu haben. Er besteht darauf, mir einen Fisch zu schenken, ohne die leckere Spanische Makrele (Scomberomorus) lässt er mich nicht davon.

Aber das eigentliche Geschenk hat er mir schon vorher gemacht. Die spontane Gelegenheit, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Samoaner erwidern zu können, etwas zurück zu geben, uns nützlich zu machen. Dankeschön.