
Im Vorfeld hat das Einklarieren hier in der Dominikanischen Republik bei uns ein paar Irritationen gesorgt. Wir informieren uns über die Formalitäten regelmäßig aus verschiedenen Quellen. Die jeweiligen Facebookgruppen für die Cruiser zu dem betreffenden Staat bieten gute Infos, aber insbesondere auch die Webseite „Noonsite“ schauen wir dazu immer an, sie fasst für die Segler viele relevante Informationen zusammen und wird ziemlich aktuell gehalten. Die für das Einklarieren wichtigen Infos sind etwa die möglichen „Ports of Entry“, also die Häfen, in denen man in einem Land überhaupt mit dem eigenen Boot einklarieren kann, Besonderheiten zum Prozedere (auch wegen COVID/Biosecurity) und auch Links etwa zu vorab online auszufüllenden Formularen.
Auf die Dominikanische Republik bezogen lesen wir auf Noonsite, dass wir in (Santa Barbara de) Samana einklarieren können, dass aber vorab online das „SailClear“-Verfahren online anzuwenden sei. Das scheitert allerdings, denn im SailClear-Onlineformular kann Samana nicht ausgewählt werden. Bei anderen Häfen in der Dominikanischen Republik mag das funktionieren oder sogar erforderlich sein, für Samana derzeit definitiv nicht.
Auf der Biosecurity-Seite von Noonsite zur DomRep wird außerdem darauf hingewiesen, dass Cruiser seit dem 1. Februar 2021 vor der Einreise ein Online-Formular zur Immigration ausfüllen müssen. Auch das scheitert bei uns im Laufe des Prozesses, diesmal ist es die Einreiseart, die nicht passt. Im Auswahlfenster können wir nur eine einzige Einreiseart ankreuzen. In der deutschen Version des Online-Formulars lautet sie „Antenne“. ???
Nach Umschalten auf die englische Version wird es etwas klarer, dort heißt es „Air Transport“. Trifft aber trotzdem nicht unsere Einreiseart mit dem eigenen Segelboot, also entweder falsche Angaben machen oder abbrechen. Grr.
Dramatisch ist das nicht, Freunde von uns wussten nichts von den Formularen, sind einfach hingefahren und berichten, dass das Einklarieren in Samana unproblematisch war. Gelbe Flagge setzen und abwarten. Dann kommt Luis vorbei und nimmt die Sache in die Hand. Ein COVID-Test ist übrigens nicht erforderlich (anders aber, wenn man in der hiesigen Marina de Puerto Bahía einklariert, dort wird ein Schnelltest gemacht).
Und tatsächlich, Luis kommt gleich nach dem Ankermanöver angebraust und erklärt uns das Prozedere. Eine Viertelstunde später ist er mit einem Vertreter der Armada zurück, der unser Ausklarierungspapier aus Puerto Rico bekommt und auf dessen Rückseite nochmal unsere Namen und Passnummern notiert. WICHTIGER HINWEIS: wer später in die USA oder z.B. zurück nach Puerto Rico möchte, sollte sich das Ausklarierungspapier vorher kopieren oder zumindest fotografieren. Mangels Ausreisestempel im Pass vermutet die USA sonst gerne, dass man gar nicht ausgereist ist und sich illegal länger als erlaubt im Land aufgehalten hat. Die Behördenkommunikation diesbezüglich funktioniert nicht immer.
Mit dem auch dolmetschenden Luis an der Seite geht’s für mich dann in seinem Boot an Land. Zur Immigration zuerst, aber der zuständige Officer ist gerade nicht da. Dann erstmal zur Port Authority und zum Zoll. Kostet 31 US$. Die Quittung, die Pässe und die Bootspapiere müssen kopiert werden. Ab zum Copyshop in der Stadt. Dann zurück zu Zoll/Port Authority. Dann (in diesem Fall) abschließend zur Immigration. Dort werden für zwei Personen bei 44Fuß Bootslänge nochmal 96 US$ fällig. Jetzt dürfen wir bis zu einem Monat im Land bleiben. Mit zusammen 127 US$ (etwa 105 €) nicht ganz billig, aber das wussten wir vorher. Dazu kommen nochmal 20 US$ für Luis plus evtl. Trinkgeld, was wir für seinen Service aber sehr angemessen finden, insbesondere weil unser Spanisch doch ziemlich rudimentär ist und für die Behördengänge nicht sehr gut taugt.
Nächster Schritt: SIM-Karte fürs Telefon besorgen, ein „Claro“-Shop ist direkt am Anleger. 5 Gigabite Datenvolumen für 240 Pesos (3,60 €). Günstig, aber nur fünf Tage gültig. Für den Anfang jedenfalls gut.
Noch Pesos am ATM Geldautomat nebenan ziehen und nicht darauf hereinfallen, dass der standardmäßig 500 Pesos als Auszahlungssumme angibt. Das sind nur 7,50 €, es wird aber 250 Pesos als Auslandsauszahlungsgebühr fällig. Wie auch bei der Höchstauszahlungssumme an diesem Geldautomaten von 10.000 Pesos 😉.
Und dann zurück aufs Boot, relaxen, den Blick auf die Hafenpromenade von Santa Barbara de Samana, die Fußgängerbrücke zur Insel Cayo Vigia und die vielen Palmen auf den Hügeln um den Ankerplatz auf uns wirken lassen, ein bisschen SUP fahren. Und dabei feststellen, dass nicht alle der vielen herumschwimmenden Plastikflaschen Müll sind: manche dienen auch als kaum erkennbare aber für die Schiffsschrauben umso gefährlichere Fischerbojen und sind mit Leinen an Lobsterpods oder Netzen verbunden.




Wie immer mal wieder sehr schön geschrieben und für uns, die Euch auf dem Fuße folgen, sehr hilfreich!
Das mit dem vermuteten unerlaubten Overstay in US Gebiet ist Tatsache, erging uns nämlich ganz genau so.
Wir hatten im Juni 2020 in den US Virgin Islands ausklariert. Dabei wurde aber nur INVIA ausklariert, wir als Personen offenbar vergessen. Und Ausreise – Stempel in den Pass machen die Amis ja nicht. Alle Ausklarierungs-Papiere hatte ich dann im nächsten Hafen Antigua abgegeben. Keine Kopie gemacht.
Als wir jetzt vor gut 1 Woche in Culebra einklarieren wollten, hatten die Behörden einen illegalen Overstay im System.
Am Ende ging alles gut, die Beamten machten einen manuellen Vermerk basierend auf unserem Einreisestempel von Antigua. Daraus wurde dann unser Ausreisetag von 2020.
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