Tonga, Kapa Island, #7

Nummer 7 gefällt uns richtig gut. Die besten Ankerplätze der Vava‘u-Gruppe sind (von 1 bis 42) durchnummeriert und bei den schwer aussprechbaren Namen hat sich diese Nummerierung tatsächlich als Bezeichnung durchgesetzt. Unser Platz hier an der Westseite von Kapa Island trägt die #7. Das hat den Vorteil, dass wir morgen früh von hier aus abgeholt werden können. Das Whale-Watching-Boot fährt zwar vom Hauptort Neiafu ab, sammelt aber bei Bedarf auch von den Ankerplätzen 5 bis 8 ein. Wir können also eine halbe Stunde länger schlafen.

Aber nicht nur das macht die #7 attraktiv. Der Sandstrand im Scheitel der Bucht bietet sich für das Anlanden mit dem Dinghy an. Und gleich hinter dem Strand beginnt ein Weg, wir können uns also die Beine vertreten und die Insel erkunden.

Blüten am Wegesrand werden dabei nicht nur bewundert, sondern auch gleich als Verzierung von Emmas Hut platziert.

Und auch die Tierwelt bietet neben Bekanntem (und immer wieder aufs Neue faszinierendem) wie den Flughunden und der Tonga-Taube …

… auch Neues und bisher nicht vor die Linse bekommenes wie die Schwarznacken-Seeschwalben …

… und die herrlich blau schillernden Pazifischen Eisvögel:

Aber auch zu Wasser bietet sich #7 für Exkursionen an. Wiebke und ich machen eine ausgiebige Paddeltour mit dem Kajak. Etwa drei Seemeilen weit geht es am Ufer der Bucht und pilzförmigen Inselchen entlang zur „Swallows Cave“ und zurück. Ein bisschen ungewohnt für unsere untrainierten Schultern, aber trotzdem herrlich.

So beeindruckend, dass wir am frühen Nachmittag mit Emma und Claas im Dinghy noch einmal dorthin fahren. Diesmal haben wir Schnorchelsachen dabei, die hochstehende Sonne fällt durch ein Deckenloch im Eingangsbereich, beleuchtet das Felsentor und schickt durchs Blätterdach gefilterte Strahlen durchs klarblaue Wasser bis zum Grund der Höhle, während das Wasser drumherum fast unheimlich dunkel bleibt.

Übrigens, auch ohne weitere Action lässt es sich in #7 aushalten.

Besuch in Tonga

Kaum zu fassen. Unsere Nichte Emma ist bisher nur ein einziges Mal geflogen, vor sechs Jahren hat sie uns zu Beginn unserer Langfahrt auf Sizilien besucht.

Und jetzt – inzwischen 22jährig – fliegt sie mit ihrem Freund Claas buchstäblich um die halbe Welt. Für Claas ist es die allererste Flugreise und das tatsächlich über die USA und Fiji hierher nach Tonga, wow! Die mit der langen Reise verbundene Anstrengung lassen sich die beiden jedenfalls nicht anmerken, als wir sie am Flughafen von Vava‘u abholen.

Erst einmal bleiben wir mit den beiden am Liegeplatz vor dem Hauptort Neiafu, denn für die folgenden Tage ist eher raues Wetter angesagt. Außer einigem Regen bekommen wir in der geschützten Bucht zum Glück nicht allzu viel davon ab. Außerdem gibt uns dass die Gelegenheit, den Ort Neiafu mit seinem Fruchtmarkt zu erkunden, die Flughunde zu bewundern, den Gottesdienst am Sonntag mit den traditionell festlich gekleideten Tonganern zu besuchen und auch noch eine Wanderung zur Vaimumuni-Höhle zu machen.

In der nahe am Meer gelegenen und auch mit Süßwasser gespeisten Höhle kann man ein Bad nehmen. Allerdings erwartet uns jenseits des niedrigen Eingangs ziemliche Finsternis.

Eine kurze Holztreppe führt drinnen hinunter zum Wasser. Wir haben aber zwei Taschenlampen dabei. Mit der einen erkunden Claas und ich schwimmend die Höhle, mit der anderen haben Wiebke und Emma von der Treppe aus ein wachsames Auge auf uns.

Am Dienstag hat sich das Wetter dann beruhigt und nach letzten Einkäufen bewegen wir die Flora von Neiafu weg zum ersten Ankerplatz auf Tonga. Gar nicht so weit, einfach nur kurz ums Eck (die Entfernungen in der Vava’u-Inselgruppe sind wirklich nicht sehr groß). Und trotzdem: gefühlt eine völlig andere Welt.

Die Paddelboards und das Kanu werden aufgeblasen, damit lässt sich die schöne Ankerbucht wunderbar erkunden. Bilderbuch mit Sandstrand und Palmen. Muscheln sammeln, Schnorcheln im klaren Wasser.

Südsee eben. 😎

Scorpion in nass und Coches trocken

Wir erkunden weiter Santa Cruz Island. Erstmal gibt’s ein nasses Abenteuer. Der Scorpion-Ankerplatz ist zwar mit den dramatisch aufsteigenden Felsen schön und auch einigermaßen geschützt,

aber der Schwell findet eben doch hinein. Für die Nacht ist es leidlich ok mit dem Rollen des Bootes, aber zum Anlanden ist die Herausforderung doch ziemlich groß. Spätestens seit der Dinghy-Kenter-Erfahrung am Cape Scott sind wir gewarnt. Also probieren wir es hier mit unserem Kajak.

☺️

Und – nicht ganz unerwartet – auch ein Kajak kentert leicht in der Brandung. Um diese unnötige Erfahrung reicher holen wir die trockenen Wanderschuhe, für Wiebke noch eine trockene Hose, ein Tuch und für mich die Kamera aus dem wasserdichten Rucksack und beginnen unsere Inselwanderung ansonsten eben etwas feucht. Macht (bei dem herrlichen Wetter) nix.

Die Wanderung führt zunächst auf die Klippen oberhalb des Scorpion Anchorage, mit schönem Blick hinunter zur Flora.

Und dann geht’s erst einmal weiter auf dem Kliff entlang mit tollen Ausblicken über den Santa Barbara Channel und die hier im Ostteil noch einmal deutlich kargere und weniger bewachsene Insel Santa Cruz.

Als der Pfad irgendwann ins Inselinnere abbiegt, wird die Trockenheit noch deutlicher sichtbar.

Wir kommen an einem der sehr einfachen Insel-Zeltplätze vorbei. Anders als die anderen bietet dieser den Luxus eines (sic!) Wasserhahns mit Trinkwasser. Das finden nicht nur die menschlichen Besucher wunderbar:

Zu unserem Glück bleibt das nicht die einzige tierische Begegnung. Tatsächlich erfüllt sich unsere heimliche Hoffnung, wir sehen mehrere Kalifornische Insel-Graufüchse. Diese sehr kleine Fuchsart gibt’s nur hier auf den Channel Islands und auch hier war ihr Bestand um die Jahrtausendwende akut bedroht, auf Santa Cruz war der Bestand in nur 5 Jahren um 95 % eingebrochen. (Wer sich für eine Kurzfassung der ökologischen Zusammenhänge dazu interessiert: hier klicken, S.29.) Inzwischen erholt sich die Population dank erheblicher Anstrengungen der Naturschützer wieder. Erwachsene Tiere erreichen ungefähr die Größe einer Hauskatze, sind dabei mit unter 2 Kilogramm aber nicht mal halb so schwer, wobei die Unterart auf Santa Cruz auch die kleinste ist.

Nach der Wanderung sind die Klamotten zwar fast schon wieder trocken, aber eben auch sandig und salzig. Das Kajak an Bord vom Sand zu befreien erweist sich als ganz schön aufwändig, bei uns selbst geht das leichter. Im hier immerhin schon rund 20 Grad warmen Wasser nehmen wir nochmal ein Bad, danach folgt eine ausgiebige Süßwasserdusche auf der Badeplattform. Was für eine Wohltat.

Und dann wechseln wir den Ankerplatz, segeln auf der Südseite von Santa Cruz nach Coches Prietos. Es ist für die Nacht kräftiger Nordwestwind angesagt, da sollten wir hier besser geschützt sein. Sind wir auch tatsächlich, allerdings steht trotzdem ein spürbarer Südschwell in die landschaftlich wunderschön gelegene Bucht.

Also ein neuer Anlandeversuch mit dem Kajak. Dieses Mal gleich in Badekleidung, aber: Erfolgserlebnis, wir stellen uns zur Abwechslung geschickter an und schaffen es diesmal unfallfrei auf den Strand.

Sieht doch auch ganz ruhig aus? Na ja, je nachdem wie man es abpasst … 😚

😁

Illusion der Superkräfte

Wir wechseln den Ankerplatz hin und her zwischen der Ensenada Sun Bay und dem direkt vor dem Malecón von Esperanza gelegenen Puerto Real (der aber in der Realität kein Hafen, sondern nur ein halbwegs von den Inseln Cayo de Real und Cayo de Tierra geschützter Ankerplatz ist. Halbwegs, weil die Windsee sich hier eben doch deutlich mehr aufbaut als am palmenbestandenen Sandstrand im Osten der Sun Bay.

Der bietet quasi die Fototapete für Langfahrtsegler, als wir mit den Crews der La Rive Nord, der Honu Kai, der Flora und der gerade eingetroffenen Easy-One den Sundowner am Strand genießen, gleichzeitig eine doppelte Vorgeburtstagsfeier (Andrea und Chuck).

Es zieht uns trotzdem immer mal wieder hinüber nach Esperanza, was daran liegt, dass die in der Seekarte noch eingezeichnete frühere Dinghypassage nördlich von Cayo de Tierra versandet und nicht mehr passierbar ist. Außen rum ist es mit dem Dinghy aber zu weit und die Wellen sind mit etwa 1,5 m auch zu hoch.

Und was reizt an Esperanza? Das kleine Örtchen mit gut 1.000 Einwohnern hat drei Supermärktchen, zudem einige gute Restaurants an der Uferpromenadenstraße (die sich ebenso stolz Malecón nennt wie der viel bekanntere Vetter im kubanischen Havanna).

Wir freuen uns mächtig, dass es Andrea und Ingo mit der Easy-One es noch rechtzeitig von Curaçao hier her geschafft haben, damit wir wie im letzten Jahr (damals auf Guadeloupe) gemeinsam den Geburtstag von Andrea feiern können.

Erstmal geht’s in eins der Restaurants am Malecón. Man hat Platz für uns vier, wir bekommen einen Sechsertisch zugewiesen. Der ist zwar voll bestuhlt, aber wir werden ein paar mal am Tisch zum Umsetzen aufgefordert, bis die Abstände zu den Nachbarn stimmen. Typisch karibisch laufen Hühner im Restaurant zwischen unseren Füßen herum, auch noch nachdem das bestellte Chicken Mofongo auf dem Tisch steht. Mofongo ist das Nationalgericht in Puerto Rico, ein Püree aus frittierten und dann gestampften grünen Kochbananen mit Knoblauch und Öl und Chicharrón (gebratene Schweineschwarte oder Grieben). Und es ist LECKER 😋.

Der eigentliche Kracher des Geburtstags aber kommt danach. Wir haben eine Tour mit Glasboden-Kajaks in der Mosquito Bay gebucht. Am Ende des Malecón werden wir in der Dämmerung eingesammelt, mit einem Kleinbus mit Plastikplanen zwischen den Sitzreihen geht’s über holperige Feldwege zu der flachen Mangrovenbucht.

Es ist Neumond und die Mosquito Bay hält den Weltrekord in der Lichttintensität bioluminiszenter Buchten. Als wir in die Kajaks steigen ist es fast ganz dunkel und mit jedem Paddelschlag hinaus in die Bucht wird das Leuchten intensiver. Das eintauchende Paddel, das unter dem Glasboden dahinziehende Wasser, das Kielwasser der anderen Kajaks, vorbeiziehende oder gar springende Fische, alles leuchtet zunehmend heller.

Die ins Wasser gehaltene Hand scheint Lichtblitze zu versprühen, wie im Comic gehen von ihrem dunklen Umriss gleißende Reflexe aus, hebt man sie wassergefüllt vor die Augen blinken mit dem herausrinnenden Nass immer noch sternengleiche Punkte in ihr.

Wir kennen Bioluminiszenz von einigen Ozeanpassagen. Das Wasser der Bugwelle funkelt dann an der Bordwand entlang, manchmal blitzt es selbst im Spülwasser des WC im Dunkeln. Aber in dieser Intensität haben wir es noch nie gesehen, nicht mal annähernd.

Wow. Und – na klar – eigentlich leuchten weder die Wellen noch meine Hand. Plankton, mikroskopisch kleine Einzeller (Dinoflagellate) sorgen mit einem biochemischen Prozess für unsere Lightshow. Sie fühlen sich am wohlsten in flachen, warmen, von Mangroven gesäumten Salzwasserbuchten ohne großen Wasseraustausch.

Keine Heldenkräfte in meiner Hand. Aber was die Natur Einzeller so alles schaffen lässt ist dann doch super.

Mosquito Bay zieht sich mittig fast bis zum linken Bildrand und hat nur einen schmalen Durchfluss ins offene Meer. Im Vordergrund Flora und Easy-One.