Buckelwale, Zauberwald in Bartlett Cove und über die Icy Strait hinüber nach Hoonah

Bevor wir die Glacier Bay verlassen ankern wir noch einmal in der Bartlett Cove.

Mehrere Buckelwale haben sich diese mit rund 40 m und im Ankerbereich nur 17 m vergleichsweise flache Bucht als ihren heutigen Mittagstisch ausgesucht. Sie ziehen ihre Runden zumeist im Uferbereich und so können wir sie von Bord der Flora bei der gemächlichen Jagd beobachten. Dazu ausnahmsweise mal ein kurzes Video:

Wir beschließen, dass wir dann ja vielleicht drüben in der Lodge essen gehen könnten (klappt nicht, nur für Übernachtungsgäste). Macht aber nichts, dann können wir jedenfalls noch einen Spaziergang auf dem ausgeschilderten ”Forest Trail” unternehmen. Der wiederum entpuppt sich als Glücksgriff.

Unser Pflanzenführer “Plants of the Pacific Northwest Coast” enthält nur 20 Seiten über Bäume (genau so viele wie zu den Flechten), aber mehr als doppelt so viele Seiten zu Moos. Tatsächlich erkennen wir nur Sitka-Tanne, Hemlock-Tanne und Roterle, aber die verschiedenen Moose verwandeln diesen “Temperate Rainforest” in einen Zauberwald wie aus dem Märchen entsprungen. Am Eingang warnt ein Schild, wir müssen uns vor Elchen und Bären in Acht nehmen, aber auftauchende Elfen, Trolle oder Zwerge würden uns wahrscheinlich kaum mehr überraschen.

Der Wald ist zwar “Urwald”, wird hier also nicht bewirtschaftet, aber besonders alt ist er nicht. Vor 250 Jahren bedeckte Gletschereis diesen Bereich, das sich in der “Kleinen Eiszeit” bis etwa im Jahr 1750 schnell hierher ausgebreitet hatte. Die damals hier lebenden verschiedenen Clans der Tlingit wurden von dem vorrückenden Eis vertrieben und siedelten sich 1754 außerhalb der Glacier Bay in einem gegenüber liegenden Arm der Icy Strait an. Der Ort Hoonah (ursprünglich Xunijaa = geschützt vor dem Nordwind) ist heute mit 800 Einwohner die größte Gemeinde der Tlingit.

Und die ist unser nächstes Ziel. Auf dem Weg dorthin begrüßen uns an der Einfahrt zur Bucht Port Frederic schon mal Stellersche Seelöwen (benannt nach Georg Wilhelm Steller, der als Arzt und Wissenschaftler in russischen Diensten 1741 mit Kapitän Vitus Bering Alaska erreichte (und anders als Bering von dieser Reise auch nach Russland zurückkam).

Dass Hoonah durch einen Großbrand in den 1940er Jahren fast vollständig abgebrannt ist und mit zum Teil heute noch genutzten Not- oder Weltkriegs-Häusern vor dem Auseinanderbrechen der Gemeinde gerettet wurde zeigt sich auch heute noch im Ortsbild. Ebenso sichtbar ist aber das aktive Fördern von Klingit-Traditionen. So wird die Sprache in allen Schulformen unterrichtet und die typischen Totem-Schnitzereien und Bilder prägen ebenso das Ortsbild.

Vor allem aber ist die aktive Fischerei offensichtlich das Hauptgewerbe in und um Hoonah.

Unsere eigenen Angelkünste dagegen …

Naja. Aber in Hoonah treffen wir Michelle und Tom von der SY Paraiso, verbringen einen schönen gemeinsamen Abend auf der Flora und bekommen dabei viele Tips zum Revier und auch zum Fischen hier.

😁

Bildernachtrag Ankerkerplätze Magoun Bay, Kalinin Bay und Pocupine Bay und White Sulphur Hot Springs

Telefonempfang haben wir immer noch nicht, aber die örtliche Bibliothek in Pelican hat WLAN. Hier also die Bilder zu den drei vorherigen Ankerplätzen. Und was für herrliche Ankerplätze!

Magoun Bay:

Von da aus ging’s weiter in die Kalinin Bay.

Aber es gibt dort nicht allzu viel zu sehen für uns 😉

Erst auf der Weiterfahrt zur Porcupine Bay klart es auf. Erst nur über der See, dann wird es auch auch zum Land hin heller und Dall-Schweinswale zeigen sich.

Mit dem Dinghy anderthalb Meilen zurück zum einzigen Haus auf der ganzen 35 sm Strecke, dem Badehaus der White Sulphur Hot Springs. vom Ölzeug in den Bikini 😎

Wer sagt, das Wasser in Alaska sei zu kalt zum Baden?

😊

Lanā’i und Moloka’i: Ankern in Abgeschiedenheit

Nach dem etwas rolligen Ankerplatz vor dem bunten und touristisch erschlossenen Lahaina auf Maui entscheiden wir uns für ein Kontrastprogramm. Das ist einfach, in Sichtweite gegenüber der Stadt liegt Lāna’i. Diese Insel steht für Exklusivität, sie ist fast vollständig im Besitz von Larry Ellison, der dort für extrem zahlungskräftige Erholungssuchende zwei absolute Edelressorts und diverse Villen anbietet. Gekauft hat er die Insel von Dole. Genau, der Frucht-Produzent. Jim Dole kaufte Lāna’i 1922 und verwandelte das Eiland zur damals größten Ananasplantage der Welt, lange Jahre wurde hier bis zu ein Fünftel aller weltweit produzierten Ananas angebaut.

Aber was zieht uns dorthin? Auf der Westseite der Insel soll es einen spektakulären Ankerplatz an der Steilküste geben, dessen hoch aufragende Felsnadeln zudem Schutz vor dem in Lahaina recht lästigen Südschwell bieten. Einen Versuch ist es jedenfalls wert. Wir segeln etwa 25 sm südlich um Lāna’i herum und hoch bis zur Mitte der eher kargen Westküste. Und wir werden nicht enttäuscht:

Wir liegen wunderbar ruhig und der Anker findet perfekten Halt auf dunklem Sandgrund. Und als Extra bieten die “Needles of Nanahoa” auch noch ein beeindruckendes Schnorchelrevier.

Das zaubert doch gleich ein Lächeln ins Gesicht. Warum?

Am nächsten Tag segeln wir eine Insel weiter, wieder auf eine der etwas kleineren, unbekannteren Inseln des Archipels. Moloka’i hat sich dem Tourismus weitgehend verweigert, ist eher ländlich strukturiert, bietet aber tolle Sandstrände, Wanderpfade und mit rund fünfzig Prozent den höchsten Anteil hawaiisch/polynesischstämmiger Bevölkerung. Für uns ist die Insel zudem ein passender Absprungort für den geplanten Schlag hinüber nach Honolulu auf O’ahu, was dann wohl wieder Kontrastprogramm sein dürfte.

Auch der Ankerplatz auf Moloka’i ist sehr speziell und gut geschützt, er liegt in einem aufgegebenen, früher wohl zum Sand- und Kiesverladen genutzten Hafen mitten im weitgehend unbewohnten Nirgendwo der westlichen Südküste der Insel.

Ankern im Hafen? Ja, die Mole ist eher nicht mehr so vertrauenerweckend, aber zum Anlanden mit dem Dinghy (das wir anschließend mit dem Dinghyanker etwas von der Pier abhalten) reicht es allemal.

Witzig: der Online-Törnführer „Noodle Notes“ berichtet, dass hier im Sommer manchmal „infestation of honey bees desperate for fresh water” zu erwarten sei. Tatsächlich findet sich gleich nach unserer Ankunft eine größere Zahl Bienen ein und stürzt sich auf den Bezug unseres Kugelfenders, der nach dem Abspülen unseres Hecks (vorher dort den gefangenen Bonito filetiert) noch mit Frischwasser getränkt ist.

Das scheint dringend zu sein. Wir stellen den übrigens kein bisschen aggressiven Bienen eine große Schüssel mit Wasser hin und es ist erstaunlich, wie schnell sie den Pegel reduzieren. Aber die Wand scheint zu glatt und manche Bienen ertrinken, also schwenken wir auf flache Untertassen um.

Die muss ich allerdings ein paar mal nachfüllen. Zum Sonnenuntergang sind die Bienen dann wieder verschwunden.

Dafür kommt im letzten Tageslicht ein amerikanischer Einhandsegler in den Hafen und ankert neben uns. Wir laden James zu Fischtacos aus dem Bonito ein und es wird ein super netter Abend. James hat seine “Triteia” nach dem günstigen Gebrauchtkauf sehr umfangreich überholt (eher: wieder aufgebaut). Auf dem Törn von der US-Westküste hinüber nach Hawai’i hat er nach einer Kollision mit Treibgut sein Ruder verloren und über tausend Meilen einhand unter selbst konstruiertem Notrunder zurückgelegt (YouTube: Sailing Triteia). Als er hört, das wir nach Alaska wollen, schenkt er uns seine Papierseekarten für die Region. Er hatte ursprünglich geplant, dorthin zu segeln, sich jetzt aber für Französisch Polynesien umentschieden. Geld will er auf keinen Fall annehmen, wir sollen die Karten halt nach Gebrauch weiterverschenken.

Das werden wir machen, vielen Dank, James!

Aloha.

Vögel auf Galápagos: nicht nur die Darwin-Finken

Neben der Riesenschildkröte ist eines der ersten mit Galápagos assoziierten Tiere der Darwin-Fink. Der Biologie-Unterricht wirkt offenbar im Langzeitgedächtnis nach. Und diese Vögel begegnen uns überall, auf den Kakteenbäumen im Hinterland ebenso wie mitten in den Ortschaften.

Tatsächlich hat sich Charles Darwin mit den nach ihm benannten “Finken” (die eigentlich nicht zu den Finken sondern den Ammern gehören) weder bei seinem Aufenthalt auf Galápagos 1835 noch später bei der Entwicklung seiner Evolutionstheorie intensiver beschäftigt. Er hat die geschossenen Finken nicht einmal den verschiedenen Inseln zugeordnet. Aber er hat gut 31 “Finken”, die 13 Arten zugeordnet wurden, zur Zoologischen Gesellschaft nach England geschickt, wo sie von John Gould als Species einer völlig neuen Gruppe erkannt wurden.

Gleichwohl sind die inzwischen 18 entdeckten Darwinfinkenarten ein gutes Beispiel für die Evolution, denn die fast durchgängig unauffällig braunen oder schwarzen Vögel unterscheiden sich je nach Herkunftsinsel und dadurch Nahrungsangebot erheblich insbesondere in ihrer Schnabelform. Eine Species, der Vampirfink, fügt (wenn auch nur zur Nahrungsergänzung) den Boobies kleine Wunden zu und trinkt deren Blut. Es wird vermutet, dass die Boobies sich das gefallen lassen, weil es auf die Befreiung von Parasiten zurückgeht.

Viel zu farbig für einen Darwinfinken: es gibt zwar einen Waldsänger-Darwinfink, aber der ist auch eher unauffällig gefärbt. Ganz anders dieser Goldwaldsänger auf San Christobal.

Für Darwin ergab sich ein stärkerer Impuls für seine Evolutionstheorie aus der Beobachtung der vier verschiedenen Spottdrosselarten, die es auf den verschieden Inseln des Archipels gibt. Die etwas größeren Vögel verblüfften ihn zum einen damit, dass sie – anders als ihre Verwandten auf dem amerikanischen Festland – nicht spotten, also nicht die Gesänge anderer Vogelarten oder sogar sonstige Geräusche immitieren. Vor allem aber auf den verschiedenen Inseln wiederum unterschiedliche Schnabelformen entwickelt, und bei den Spottdrosseln ordnete Darwin seine Sichtungen den Inseln auch zu und zog daraus die entscheidenden Schlüsse, dass diese Arten sich aus einer gemeinsamen Art unterschiedlich weiterentwickelt hatten.

Española Spottdrossel

Was uns besonders fasziniert: wo sonst findet man Flamingos und Pinguine auf einer Insel?

Und dann die wunderbaren Boobies: drei Tölpelarten brüten auf Galápagos: die großen Nazca-Boobies, die Rotfuß- und die Blaufußtölpel.

Fast schon gemein, wie wenig Beachtung wir den hier ebenfalls zahlreichen Fragattvögeln und die Tropikvögeln schenken, die wir in der Karibik, insbesondere auf Antigua und Barbuda so ausgiebig beobachtet hatten. Oder den Pelikanen.

Manche der hiesigen Vögel hätten wir gern gesehen, konnten sie aber nicht entdecken. Saisonbedingt oder weil wir einfach zu wenige Inseln der Gruppe besucht haben oder nicht lange genug gesucht haben. Die Galápagos-Waved-Albatrosse und die Galápagos-Eulen gehören dazu, ebenso der rote Vermillion-Fliegenfänger und der flugunfähige Galápagos-Kormoran.

Und wieder andere haben wir entdeckt und fühlten uns (manchmal nur auf den ersten Blick) an die Tierwelt in Deutschland erinnert. So etwa bei den (amerikanischen) Austernfischern, der Ralle oder den Enten.

Und es gibt noch so viel mehr (und Meer) zu entdecken. Hier auf Galápagos – aber eben auch anderswo. Wir stecken schon in den Vorbereitungen, Freitag segeln wir weiter.

Jetzt erstmal Frisches einkaufen und Wäsche abholen, die nachgefüllten Dieselkanister wieder voll machen. Und hoffen, dass die Taucher morgen unseren verlorenen Heckanker wiederfinden. Ich habe ihn gestern nicht wiedergefunden und selbst für die professionellen Taucher war die Sicht unter Wasser heute einfach zu schlecht. Nicht schlimm, ist unser Drittanker (20 kg Bruce), aber er passt halt gut in die Halterung am Heck mit dem ausklappbarem Ankergalgen. Die Schäkelsicherung aus Kabelbinder scheint durch die UV-Strahlung mürbe geworden zu sein. Und anders als beim Hauptanker hatten wir den selten benutzen Heckanker nicht zusätzlich (Gürtel und Hosenträger) mit einem Softschäkel gesichert.

Immerhin können wir uns auf dem extrem schwelligen Ankerplatz hier vor Santa Cruz mit unserem Zweitanker (25 kg Delta) am Heck ausrichten. Trotzdem: das Geschaukel macht Lust aufs Weitersegeln.

Angekommen auf Isla Isabela und Bilder vom tierischen Abschied

Anknüpfend an die Schlusssätze des letzten Blogposts haben wir mit dem Segeltörn von San Christobal nach Isabela so etwas wie eine Zeitreise innerhalb des Galápagos-Archipels gemacht. San Christobal ist vor drei bis fünf Millionen Jahren entstanden und damit eine der ältesten Galápagosinseln, Isabela dagegen ist weniger als eine Million Jahre alt und damit nicht nur eine der jüngsten Inseln hier, sondern auch eine, auf der der vulkanische Ursprung aller dieser Inseln noch sehr präsent ist. Der Vulkan “Wolf” (benannt nach dem deutschen Geologen und Botaniker Theodor Wolf), zugleich mit 1.707 m der höchste Berg der gesamten Inselgruppe, brach zuletzt im Januar diesen Jahres aus.

Allerdings ist Wolf trotzdem ziemlich weit weg von uns, denn die von den Umrissen her an ein Seepferdchen erinnernde Insel Isabela ist die mit Abstand größte Insel der Gruppe und macht alleine mehr als die Hälfte der Landmasse der gesamten Galápagos aus. Wolf liegt am Nordende im Kopf des Seepferdchens, unser Ankerplatz vor dem einzigen “größeren” (2.200 Einwohner!) Ort der Insel über 100 km entfernt im Süden im aufgerollten Greifschwanz des Seepferdchens.

An Land waren wir noch nicht, aber “einklariert” sind wir schon mal. Kaum war der Anker im Grund, waren die Offiziellen auch schon da. Diesmal aber nur Agent + Armada + Port Captain. Ging ganz flott und ohne weitere Inspektion des Bootes. Und danach haben wir einfach nur an Bord gemütlich rumgeschlumpft.

Also noch keine neuen Bilder von hier, dafür aber reichlich Bilder von unserem letzten Schnorcheln am Ankerplatz in San Christobal vor der Abfahrt, wo uns ein junger verspielter Seelöwe große Freude gemacht hat:

Z.B. seinen Beutefisch zu mir rüber schubsen und dann doch kurz vor mir wieder wegschnappen
verkehrt herum unterm Rumpf der Flora posieren…
… den neugierigen Schwarzspitzenhai verscheuchen …
Kringel um die Ankerkette
oder um Wiebke drehen …
… oder mit meiner Schnorchelflosse spielen.

Was für ein Geschenk!

Ein kleines Video dazu habe ich HIER zusammengestellt.

Las Perlas, die Perleninseln

Für den Absprung zu den Galapagos bieten sich die Perlas an, denn auf der Pazifikseite bildet die Küste von Panama vor Panama Stadt eine große (etwa 100 sm) fast halbkreisförmigere Bucht, in deren Mitte eben die Perleninseln liegen.

Ihren Namen bekamen sie von den spanischen Eroberern, denn die Ureinwohner der Inseln trieben Handel mit ertauchten Muschelperlen. Nicht mehr sehr lange allerdings, denn bereits 1515, nur zwei Jahre nach ihrer Entdeckung, raubten die Spanier die Inselgruppe aus und ermordeten oder verschleppten die Bevölkerung. Erst drei Jahre später kam ein Teil zurück auf die Inseln um – nunmehr versklavt- wieder nach Perlen zu tauchen.

Der heutige Reichtum der Inseln liegt eher in den unzähligen Sandstränden. Etwa 200 Inseln weist die Inselgruppe auf (je nachdem, wie viele der vorgelagerten Felsen als eigene Insel gezählt werden lesen wir von 183 bis 238). Die allermeisten sind noch immer unbewohnt, aber in den letzten Jahrzehnten hat den Archipel mehr und mehr erschlossen. Obwohl im Bauhaus noch nicht vermerkt, gibt es inzwischen sogar eine Marina (auf der Isla Pedro Gonzales), mindestens zwei weitere sind in Planung, beide in Verbindung mit Luxusressorts.

Die meisten Sandstrände verändern ihr Erscheinungsbild mehrfach täglich, verschwinden fast ganz, tauchen wieder auf. So auch auf Contadora, unserem ersten Ankerstop in den Perlas. Der Tidenhub von rund vier Metern lässt uns vor einem wunderbar breiten Strand ankern, von dem einige Stunden später fast nichts mehr zu sehen ist.

Contadora ist ist eine der besterschlossenen Inseln der Gruppe, weist einen Flugplatz und Fährverbindungen auf. Wir sehen nur gepflegte Villen und Ressorts, der Luxus ist greifbar, wohl auch durch die relative Nähe zu Panama Stadt. Interessant ist, dass hier wie auch auf einigen anderen Inseln derzeit viele Bäume kahl wirken. Am Winter kann es so nah am Äquator kaum liegen, eher schon an der sich jetzt langsam dem Ende nähernden Trockenzeit (Mitte Dezember bis Mitte April).

Unser nächster Ankerplatz zwischen der Isla Chapera und der Isla Mogo Mogo wirkt ganz anders. Zwar haben wir auch hier (bei Ebbe) breite Sandstrände, zwischen denen felsige Abschnitte für Unterteilungen sorgen, aber außer einem Gebäude der Aeronaval in der nächsten Bucht ist vom Boot aus und selbst mit der Drohne keine weitere Bebauung sichtbar.

In den Perlas haben wir uns mit der Crew der Ultimate verabredet. Susan und Holger hatten wir in den San Blas kennengelernt. Sie wollen mit ihrer Hallberg-Rassy 45 ebenfalls nach Galapagos, da bietet sich das Buddyboating natürlich an.

Passt perfekt, dass wir auf der Fahrt zu unserem nächsten (und letzten) Ankerplatz in den Perlas einen schönen Bigeye Jack (Großaugen-Stachelmakrele) fangen, die reicht heute Abend für uns vier.

Auch wenn der Himmel an unserem letzten Tag in Panama ein bisschen dunstig ist, die Ankerbucht im Osten von Pedro Gonzales macht uns den Aufbruch nicht eben leicht.

Ebbe
Flut

In den Las Perlas und überhaupt an der Pazifikküste Panamas könnten wir noch so vieles entdecken. Andererseits freuen wir uns auf die Galapagosinseln und auch auf die Passage dahin. Etwa eine Woche sollte die Fahrt dauern, zumindest für die erste Hälfte verspricht der Wetterbericht sogar segelbaren Wind. Das ist keine Selbstverständlichkeit für diese Strecke, also gilt es, dieses Wetterfenster zu nutzen.

Ab morgen werden wir dann also erst einmal nur über Iridium-Satellit erreichbar sein, drückt uns die Daumen für eine gute Passage.

Spagat

In den letzten Tagen haben wir wenn überhaupt meist schlechten Internetzugang hier. Trotzdem bekommen wir ab und zu Nachrichten mit, die Bestürzung, Fassungs- und Hilflosigkeit angesichts des Krieges in der Ukraine erfasst uns auch auf der Flora. Wir versuchen uns auf dem Laufenden zu halten und auch die wenigen möglichen Gespräche mit Familie und Freunden in Deutschland drehen sich um dieses Thema, es geht uns nahe.

Und doch scheint es hier unter Palmen im Sonnenschein auch manchmal absurd fern. Ausgerechnet am Tag des russischen Angriffs (da wissen wir noch nichts davon) haben wir uns bei Ibin auf Banedup in den Eastern Holandes Cays zum Lobsteressen am Strand angemeldet.

Die Insel wird von Ibins Familie bewirtschaftet, vier Brüder und zwei Schwestern leben umschichtig auf der Insel, kümmern sich um die Kokospalmen und Bananen. Es gibt noch weitere Geschwister, aber die haben sich entschieden nicht mitzuarbeiten, dürfen daher aber auch nicht auf diese Inseln. Auf anderen Inseln werden von der Familie auch noch weitere Früchte und Gemüse angebaut. Ibin lebt, wenn er nicht hier ist, mit seiner Familie in Panama City, hat dort ein Haus. Er ist gelernter Koch und möchte gern auf Banedup ein kleines einfaches Restaurant Strand aufbauen. Er arbeitet daran, kleine Einraumgebäude für eine einfache Küche, ein Bad und eine Kuna-Showküche aufzubauen.

Er bietet aber gleichzeitig schon auf einfach gezimmerten Tischen sein Lobstermenü an.

Tagsüber liegen noch fünf Boote in der Bucht südlich von Banedup und ein paar weitere im nördlich gelegenen “Swimmingpool” zwischen Banedup und dem Außenriff, auf dem sich die Brandung ziemlich heftig bricht.

Abends sind wir aber in der Bucht nur noch drei Boote und Wiebke und ich sind die einzigen Gäste bei Ibin. Trotzdem wird am Strand ein Lagerfeuer mit Palmenstämmen errichtet, von Ibin angefacht mit trockenen Palmwedeln.

Das Essen ist übrigens große Klasse, nach der Tintenfisch-Ceviche als Vorspeise gibt es gegrillten Lobster mit Kokos-Reis und einer Gemüsepfanne aus geschmorten Auberginen, Tomaten und Rotkohl. Und die Atmosphäre, barfuß im Sand … Unser mitgebrachter Wein kann da leider nicht ganz mithalten.

Auch hier kommen wieder Kanus vorbei, bieten Bananen, Lobster, Brötchen an. Wir werden gefragt, ob wir Wasser abgeben können. Klar, unser Wassermacher funktioniert hier im klaren Salzwasser wunderbar und Sonne und Wind versorgen uns mit reichlich Strom für seinen Betrieb. Also füllen wir gerne den im Einbaum mitgebrachten großen Kanister.

Und wir kaufen der Kunafamilie auch noch ein paar der Perlenbänder ab, die als traditioneller Schmuck um Unterarme und Waden getragen werden. Sie werden gleich vor Ort mit einer speziellen Wickel- und Schnürtechnik angebracht.

Es gefällt uns so gut an diesem geschützten Ankerplatz, dass wir auch hier wieder ein paar Tage bleiben. Aber dann gehts doch weiter, vorbei an diversen kleinen Inseln, die uns aber bei den jetzigen Bedingungen wenig Schutz bieten würden.

Wir entscheiden uns, wieder in die “zweite Reihe” näher am Festland zu gehen und segeln nach Nabadup.

Ein ganz interessantes Phänomen: der bekanntere Ankerplatz an der Nachbarinsel Morbedup (Canbombia) ist mit 10 Booten gefüllt, nur eine Ecke weiter liegen wir ebensogut geschützt ganz allein.

Und wir werden trotzdem begrüßt, mangels anderer Boote übernimmt das beim Paddeln zur Insel ein Adlerrochen, der im seichten Wasser Kreise um unsere SUPs zieht.

Aber obwohl wir näher am Festland sind und zudem unseren Router in den Mast ziehen, der Mobiltelefonempfang bleibt dürftig, die Gespräche mit Deutschland abgehackt und Webseiten können wir nur mit großer Geduld und vielen Abbrüchen aufrufen. Warum tun wir uns das an, warum genießen wir nicht einfach das Jetzt und Hier in den San Blas?

Das versuchen wir auch, ab und zu gelingt der Spagat sogar. Aber die Augen verschließen vor dem Wahnsinn, der räumlich jetzt für uns so weit weg scheint und uns doch so nahe ist, das können und wollen wir auch nicht. Für die Kuna hier ist der Krieg in der Ukraine (der ja eigentlich schon seit 2014 geführt wird und jetzt mit dem russischen Angriff auf die anderen ukrainischen Landesteile ausgeweitet wurde) tatsächlich so weit weg, wie für uns die meisten anderen derzeitigen Kriege in der Welt. Ja, wir wissen von den Kriegen etwa im Jemen, in Mali, im Südsudan und in Syrien. Und doch ist es (für uns) anders, wenn jetzt wieder ein Angriffskrieg in Europa geführt wird, obwohl wir das doch überwunden geglaubt hatten.

Weiter westlich sollte der Empfang besser werden, dort gibt es am Festland einen kleinen Ort. Wir verholen zur vorgelagerten Insel Salardup. Dort haben wir (wenn auch immer noch nur mit in den Mast gezogenem Router) jetzt wieder vernünftigen Internetempfang, können wieder Nachrichten aufrufen (und diesen Blog schreiben).

Kaum zu glauben, wir sind schon zwei Wochen in Guna Yala. Das heißt, unsere Zeit in San Blas nähert ich schon dem Ende, denn am 2. März möchten wir wieder in der Shelter Bay Marina bei Colón sein und uns auf die Kanalpassage vorbereiten.

Und dann geht es in den Pazifik. Noch weiter weg von Europa. Und doch in Gedanken auch immer wieder dort.

Red & Green

Grün und Rot sind ja nun mal elementarer Bestandteil beim Segeln. Als Beleuchtung für das Boot (in Fahrtrichtung rechts = Steuerbord = Grün, in Fahrtrichtung links = Backbord = Rot). Oder als Betonnung, wobei es da etwas komplizierter ist. Auch wenn man sich bei der Lichterführung der Schiffe einig ist, gibt es bei der Betonnung quasi zwei Welten. In Europa (so haben wir es gelernt), Afrika, Australien, Neuseeland und weiten Teilen Asiens gilt das Betonnungssystem A. Von See kommend in einen Hafen oder Fluss einlaufend stimmen die Tonnen mit den Lichtern des eigenen Schiffes überein, also rechts grüne Tonnen, links rote Tonnen. Anders dagegen beim Betonnungssystem B in Nord- und Südamerika, Japan, Korea und den Philippinen: da ist es genau umgekehrt. “RRR” merken sich das die Amerikaner. Red Right on Return.

Warum jetzt dieser Ausflug in die maritime Farbenlehre (noch dazu, wo wir doch eigentlich Blauwassersegler sind)?

Panama haut uns einfach um. Soooo viel Grün! Die letzten Ankerplätze mit ihren Mangroveninseln, natürlich, selbst das Wasser ist eher grün als blau, die Palmen an den Stränden und die Laubbäume auf den hügeligen Rücken der etwas höheren Inseln: Variationen von grün. Da bleiben wir erstmal einfach noch länger am Ankerplatz, bewegen uns nicht weg und genießen.

Zumal wir Gesellschaft bekommen. Keine weiteren Ankerlieger, sondern einen anderen Besuch:

Mehrfach zeigen sich Delfine, keine großen Schulen, aber oft nah am Boot. Und auch andere Flossen entdecken wir. Erst scheint ein Einbaum-Kanu vorbei zu treiben, aber herrenlos ist es dann doch nicht.

Mit sagenhafter Ausdauer ist ein Local im 10 m tiefen Wasser auf der Jagd nach Krebsen. Auf die Einbäume war ich ja schon eingegangen, sie sind hier offenbar noch weit verbreitet. Oft in alter Weise eher grob behauen oder ausgebrannt, kommen immer mal wieder Fischer mit ihnen vorbei gepaddelt.

Abends kündigen sich mit dramatischer Wolkenformation – beleuchtet durch die auf der gegenüber liegenden Seite untergehende Sonne – Schauer an.

Tatsächlich regnet es nachts heftig und schauert auch noch am nächsten Morgen. Gegen Mittag aber hört der Regen auf. Wir verholen wir dann doch mal, bleiben aber im Gebiet. Um Nancy Cay herum fahren wir zur Isla Bastimentos.

Den bunten Hauptort der Insel am Nordwestende passieren wir, schlängeln uns wieder durch Mangroveninseln und ankern vor der Red Frog Marina. Dort können wir geschützt liegen, haben eine kleine Einkaufsmöglichkeit, können Diesel bunkern und – der Hauptgrund – uns mal wieder die Füße vertreten. Denn vom Dinghydock in der Marina aus führen Wege quer über den hier schmalen Inselrücken zu den Atlantik-Stränden im Norden.

Das probieren wir gleich aus, zumal sich inzwischen die Sonne immer mal wieder, wenn auch nicht dauerhaft, durchsetzt.

Das Beste aber: auf unserer Wanderung präsentiert sich uns die mittelamerikanische Tierwelt, wie wir sie aus Costa Rica kennen und lieben. Wir können einmal mehr ein (Dreizehen-)Faultier erspähen:

Und wir finden auch den Namensgeber der Marina. Erst hören wir die eher an Vogellaute erinnernden Rufe und entdecken dann etwas abseits des Weges auch die dazu gehörenden Frösche:

Die Froschbilder sind alle nicht farblich bearbeitet. Anders als der „Blue Jeans Frosch“ den wir aus Costa Rica kennen, hat dieser verwandte Pfeilgiftfrosch keine blauen Beine, dafür aber weiße Finger. Und er ist etwas „größer“, etwa wie ein Daumennagel. Man muss also trotz der Farbgebung schon genauer hinschauen, um sie zu entdecken. Das muss gefeiert werden 😉

Pura Vida.

Flora im Labyrinth der Mini-Inseln

Wir wechseln den Ankerplatz, bleiben aber in Bocas del Toro und verholen uns in den östlichen Teil der weitläufigen Bucht. Mal weg von der Stadt, rein in die Einsamkeit. Einen kleinen Haken hat die Sache allerdings. Unsere Seekarten auf dem Plotter, dem älteren iPad und dem neuen iPad zeigen jeweils widersprüchliche Tiefen bzw. Untiefen und in einigen Teilen der Strecke schlicht „unsurveyed“, also nicht vermessen.

Das wir uns trotzdem dorthin trauen, hat zwei Gründe. Zum einen ist das Wasser klar und wir können die Tiefe dadurch recht gut abschätzen, vor allem aber macht uns der „Bauhaus“ Mut. Denn dieser Revierführer für die Gewässer Panamas weist auf in Luftfotos eingetragen Routen zu verschiedenen Ankerplätzen der Gegend durchgängig mehr als ausreichende Wassertiefen aus. Und der Flickenteppich aus dunkelblau (tief), hellblau bis weiß (flach) und unzähligen grünen Punkten und Flächen (Inseln) ist schon sehr verlockend. Also tasten wir uns da mal sehr vorsichtig und langsam hinein. Und wir werden (einmal mehr) reichlich belohnt:

Was für ein Ankerplatz! Nebenbei bemerkt: wir sind das einzige Boot hier, lediglich dicht an der bewohnten Cayo Nancy liegen zwei weitere Boote mit abgeschlagenen Segeln offenbar fest vor Anker und Mooring.

Mit dem Dinghy durchstreifen wir das aus der Froschperspektive nochmals unübersichtlichere Gewirr aus Mangroveninseln und kleinen, z.T. sogar baumbestandenen Cays. Es macht soviel Spaß kreuz und quer durch diese Labyrinth zu fahren und immer neue Wege zu suchen.

Und dann Brot backen an Bord (lecker mit Sauerteig und dem von Wiebke selbst gemachten Brotgewürz), anschließend faulenzen in der Hängematte auf dem Vorschiff 😎

und warten, bis es Zeit wird für den Sundowner. Ist nicht jeden Tag so, aber kommt vor 😁

Am nächsten Tag trauen wir uns mit der Flora sogar noch etwas tiefer ins Labyrinth und fahren weiter zum Ankerplatz an den Gallego Cays.

War der Weg gestern einigermaßen im Einklang mit den neuesten Navionics Sonar Charts (nördlicher Teil), scheinen diesmal die alten Charts besser mit dem Bauhaus überein zu stimmen, jedenfalls im südlichen Teil der Strecke.

Hier die neue Karte:

und hier die alte:

Und um die Verwirrung komplett zu machen, sind die Farben anders als im Bauhaus, auf Navionics ist dunkelblau flach, weiß dagegen tief.

Aber auch hier sind wir gut angekommen und haben den Ankerplatz ganz für uns.

Und statt mir backt heute Wiebke: es gibt Kuchen (Muffins 😍).

Pura Vida.

24 Stunden Kolumbien

Heute Mittag werden wir auf der Funke gerufen. Jedenfalls vermuten wir, dass sie mit “velero Providencia” uns meinen. In der Ankerbucht ist außer uns kein Schiff, weiter draußen liegen drei kleine Frachter auf Reede. Wir melden uns als Flora. Dann ist einen Augenblick Stille, danach der Anruf auf englisch an uns.

What are your intentions?

Wir machen nur Pause auf dem Weg von Mexiko nach Panama, heute Nachmittag um drei fahren wir weiter, gehen nicht an Land.

O.k., dann gute Fahrt. Somit haben wir für unseren Zwischenstopp hier in Kolumbien 🇨🇴 jedenfalls den offiziellen Segen des Port Captain. das freut uns, müssen wir also kein schlechtes Gewissen haben.

Und so sieht unser Ankerplatz im Naturhafen aus: im Hintergrund links Isla de Providencia, rechts die viel kleine Isla Santa Catalina, vor unserem Bug sind die beiden mit einer bunt an die Landesfarben angelehnt bemalten Fußgängerbrücke verbunden.

Diese “Brücke der Liebenden” überspannt einen kleinen Kanal. Der wurde wohl von den Freibeutern (englische Sicht) bzw. Piraten (spanische Sicht) um Henry Morgan angelegt oder vergrößerst, um seine Festung auf Santa Catalina besser verteidigen zu können.

Bunt ist auch die Geschichte von Morgan selbst: Ein bisschen Schwierigkeiten bekam er auch von englischer Seite, weil einige seiner Überfälle auf spanische Städte in der Karibik stattfanden, nachdem England und Spanien offiziell Frieden geschlossen hatten. “Nur Kommunikationsprobleme”, und nachdem England die Spanier mit der Verhaftung Morgan’s beruhigt hatte, wurde er begnadigt und später für seine Verdienste geadelt, Sir Henry Morgan. Als Vizegouverneur von Jamaika war er dann auch für die gerichtliche Verfolgung von Piraten zuständig und übte dieses Amt ziemlich repressiv aus. Nur gibts da ja einen Definitionsunterschied zwischen Piraten 🏴‍☠️ und Freibeutern mit offiziellem Kaperbrief des (englischen) Königs.

Noch ein paar Bilder vom Ankerplatz:

Für uns geht es heute Nachmittag also weiter Richtung Bocas del Toro in Panama. Rund 250 sm, wir kalkulieren 40 Stunden, da wir am Ende vermutlich wenig Wind haben werden. Um Freitag früh da zu sein und noch vor dem Wochenende einklarieren zu können, werden es zwei Nachtfahrten.

Auch hier gibt es wieder die “Flüsse im Meer” mit ihren kräftigen Strömungen zu beachten, insbesondere den Kringel vor der Küste von Panama. Aber jedenfalls sollten wir keinen starken Gegenstrom haben, sondern auf unserem Generalkurs Süd nur ein bisschen hin und her geschoben werden.

Pura Vida.