Tag 14 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Beidrehen und weiter. Starlink und Strom an Bord.

What a difference a day makes, 24 little hours …

Es lebt sich immer noch schräg und trotzdem doch so viel angenehmer. 20 Grad Winddreher, statt 40 grad hoch am Wind jetzt 60 Grad voll und bei. Dazu haben Wind und Wellen etwas abgenommen. Ab und zu kommt noch eine See an Deck, aber das ist zum Glück selten geworden.

Der strahlend blaue Himmel tut ein übriges, wir sind raus aus dem “da müssen wir jetzt durch”-Modus und können wieder genießen.

Gestern Abend dagegen sah das noch ganz anders aus. Um wenigstens in Ruhe Abendbrot essen zu können, haben wir tatsächlich einfach beigedreht. Das Groß war eh im zweiten Reff und dichtgesetzt, die Fock stand voll. Durch den Wind wenden, ohne die Schoten zu fieren, danach gegenlenken und das Steuerrad (bei backstehender Fock) festsetzen. Erfolg: statt wildem Gebolze und durch die Wellen springender Flora kehrt urplötzlich eine kaum fassbare Ruhe und Stabilität ein. Keine überkommende See mehr, nur noch leichtes Rollen des Bootes in der Welle. Wir können uns an Bord unverkrampft bewegen und eben auch in Ruhe essen. Driften halt langsam ein bisschen in die falsche Richtung, das ist hier auf dem freien Ozean ja völlig unerheblich.

Nicht zu unterschätzen ist auch der psychologische Effekt dieser Erfahrung: wenn wir so einfach die Situation beruhigen können, kann es allzu schlimm ja doch nicht sein! Und dann kann es weiter gehen mit dem wilden Ritt.

Weil zu unserer Kommunikation per Starlink immer mal wieder Fragen kommen: bisher funktioniert es einwandfrei, selbst bei dem Gebolze der letzten Tage. Tarif Mobile Global, Priority Data toggle auf “on”.

Wir schalten es weiterhin zumindest über Nacht aus, indem wir es vom Strom nehmen. Manchmal auch zwischendurch am Tag. Der Grund dafür ist simpel: Starlink zieht etwa 65 Watt Strom, etwa 5 Amp pro Stunde bei 12 Volt. Hinzu kommt, dass er über den 230 Volt Inverter betrieben wird, was zusätzlich Strom verbraucht. Damit ist es unser größter Einzelverbraucher an Bord, benötigt (wenn eingesteckt) mehr Strom als etwa unser Kühlschrank oder unser unermüdlicher elektrischer Autopilot. Wir wissen von anderen Booten, dass sie ihr Starlink auf Passage trotzdem durchlaufen lassen aus der Befürchtung heraus, es würde bei Wiedereinschalten eventuell keine Verbindung herstellen können. Wir haben bisher allerdings damit keine Probleme gehabt. Es dauert nur manchmal länger, bis eine stabile Verbindung steht:

Bis zu 15 Minuten müssen wir uns schon mal gedulden. Nicht so wild. Dafür gibt’s unterwegs flottes Internet (entsprechend gute Wetterinfos), Telefonate mit der Familie und und und.

Wir haben unsere bisherigen Starlink-Erfahrungen unter diesem Link zusammengefasst und werden das dort nach der Passage sicher noch ergänzen.

Noch etwas zur Stromproduktion auf Flora: eigentlich übernehmen unsere Solarpanele die Hauptlast dieser Aufgabe. Panele von 630 WP sind fest installiert, weite 200 WP hängen wir bei Bedarf und Möglichkeit mit günstiger Ausrichtung zum Beispiel am Seezaun auf. In den zurückliegenden bewölkten und regnerischen Tagen bringen die Solarzellen allerdings nicht sehr viel. Wir mussten trotzdem nicht auf den 5 KW Dieselgenerator zurückgreifen (was bei so viel Schräglage auch nicht völlig unproblematisch wäre), weil der Silentwind Windgenerator a Floras Heck quasi Idealbedingungen hatte und gut produzierte. Oft ungeliebt wegen der Geräuschentwicklung älterer Anlagen am Ankerplatz, ist der Windgenerator auf Seepassagen für uns eine hervorragende Ergänzung.

Etmal 156 sm, gesamt auf dieser Passage 1.960 sm, rechnerisch bis Gambier noch 1.340 sm.

Tag 13 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Auch das südliche Wolkenband der ITCZ liegt hinter uns. Wo wir gestern noch waren, bilden sich jetzt gewittrige Squalls. So weit, so gut. Der Preis dafür ist allerdings ein Kurs hoch am Wind, nicht angenehm bei weiterhin meist zwischen 20 und 25 kn Wind (AWS) und rund 3 Meter hohem konfusem Seegang. Bild insoweit fast wie gestern, nur mit mehr blau:

Am Himmel und auch am Körper, denn blaue Flecken bleiben bei diesen Bedingungen nicht aus. Das Boot stampft durch die See, wird von den einschlagenden Wellen abgestoppt und herumgeworfen, kämpft sich aber wunderbar da durch. Und der Autopilot hat sich sowieso ein Sonderlob verdient. Immer wieder spült auch eine der chaotisch quer laufenden Wellen über Deck bis zur festen Scheibe vor dem Cockpit, das will bei unserer eigentlich sehr trocken segelnden Flora schon einiges heißen.

Leben in Schräglage. Für ein paar Stunden ist das sicher ein abenteuerlicher Spaß, nach ein paar Tagen aber einfach nur anstrengend.

Immerhin, die Sonne setzt sich immer mehr durch.

Essen: Nudeln mit Pesto und der letzten frischen Tomate.

Etmal 163 sm, gesamt 1.804 sm, rechnerisch noch 1.496 sm bis Gambier, Bergfest war also schon. Auf dem aktuell direkteren Kurs wären es sogar etwa 150 sm weniger als die kalkulierten 3.300 sm.

Tag 12 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Wetterwechsel.

Nix mehr mit blauem Himmel. Es ist grau. Wir haben das südliche Wolkenband der ITCZ erreicht.

In der Nacht Flaute, wir halten lange durch, aber dann muss doch für drei Stunden der Motor ran. Eine Zeitlang gefälliges Segeln. Der Code0 wird gegen gegen die Fock getauscht, der Kurs ist ziemlich hoch am Wind.

Und dann – wie aus dem Nichts – Wolkenbruch. Regenmassen ergießen sich über uns, der Wind springt um und nimmt stark zu. Fast unmittelbar hat sich auch 3 Meter Welle aufgebaut. Zunächst steuern wir überhoch (also bereits leicht im Wind), um den Druck aus dem Rigg zu nehmen. Aber was wir für eine Böe gehalten haben, steht fast eine Stunde durch. Als der Wind kurzzeitig von 25 kn auf 16 kn nachlässt, gehen wir schnell mit dem Großsegel ins dritte Reff. Und tatsächlich, kurz darauf pfeift es wieder und wir sind dankbar für die jetzt stark verkleinerte Segelfläche. Unbequemes, ruppiges Segel, immer wieder schießt Weißwasser übers Deck.

Nach jetziger Vorhersage benötigen wir wohl noch mindestens einen Tag, um aus diesem Wolken- und Windband hinaus zu kommen.

Etmal 148 sm, gesamt 1.641 sm, rechnerisch 1.659 sm bis Gambier.

Äquator gekreuzt. Tag 11 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Über die Linie. Wir sind mit Flora zurück auf die Südhalbkugel gesegelt. Zum dritten Mal haben wir den Äquator auf unserer gesamten Reise mit Flora überquert. Es gibt die obligatorische Eimerdusche, dieses Mal wieder mit Wasser aus dem Südpazifik. Ob wir wohl jemals mit allen Wassern gewaschen sind 😛?

Derzeit ist es wieder Segeln vom Feinsten (“wie klein Fritzchen sich die Seefahrt vorstellt”, hätte Wiebkes Vater gesagt). Blauer Himmel, tiefblauer Ozean, Wind um die 9 kn von der Seite, angenehme See, mitsetzende Strömung.

Sahne-Bedingungen für den Code0.

Herrlich. Nur ein fieses, quietschendes Geräusch aus dem Rigg dämpft das Vergnügen, es scheint in den letzten Tagen und Nächten lauter geworden zu sein. Schwer zu lokalisieren: sind wir im Schiff, scheint es vom Mast oder Lümmelbeschlag zu kommen, draußen sitzend haben wir eher den Baum im Verdacht. Äußerliche Schmiermittelanwendungen bringen keinen Erfolg. Wir rollen das Großsegel komplett weg (segeln also nur unter Code0). Dann schlagen wir den Bolzen aus, der an der Baumnock durch die Umlenkrolle für die Ausholleine geht. Der Bolzen sieht ziemlich angegriffen aus. Dafür haben wir aber keinen passenden Ersatz an Bord. Wir reinigen ihn mit feinem Schmirgelpapier, fetten ihn und setzen ihn umgedreht wieder ein, so dass die Rolle jetzt auf einer anderen Stelle des Bolzens dreht. Auch die Rolle wird gereinigt und gefettet. Alles wieder zusammenbauen und …

Himmlische Ruhe! Hoffentlich bleibt das so.

Essen: Indisches Fisch-Curry. Damit sind unsere Fischvorräte aufgebraucht (allerdings reicht die Portion auch noch für heute), es dürfte wieder einer beißen.

Etmal 167 sm, gesamt 1.493, rechnerisch bis Gambier 1.807 sm.

Tag 10 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Tölpel an der Angel.

Die Angel rauscht aus. Das charakteristische Rattern der Rolle lässt den Adrenalinspiegel nach oben schießen, der Jagdtrieb ist geweckt. Aber der Blick übers Heck wandelt das Ganze in einen Schrecken um: ein noch nicht ganz ausgewachsener Blue Footed Booby (Blaufußtölpel) hat sich auf den Köder gestürzt und wird jetzt an der Wasseroberfläche hinter Flora her gezogen. Ein zweiter Booby bleibt immer ganz in seiner Nähe.

Vorsichtig, um den gänsegroßen Vogel nicht zu ertränken, ziehe ich ihn heran. Wiebke hat mir derweil einen dicken Lederhandschuh herausgesucht, mit dem kräftigen Schnabel dieser Vögel ist nicht zu spaßen.

Und dann wird der Haken herausoperiert:

Dankenswerterweise hält der Booby dabei still, zappelt überhaupt nicht herum.

Als ich ihn freilasse, setzt er sich zunächst aufs Wasser, probiert die Flügel aus, sammelt sich. Und fliegt dann wieder los. Sieht gut aus.

Leider entschließt sich just in diesem Moment der zweite Booby, den Köder unserer anderen Leine auszuprobieren, mit dem gleichen Ergebnis. „Tölpel“. Das gibt’s doch wohl nicht, wir exerzieren das Ganze noch einmal durch und beide Leinen bleiben erstmal an Bord. Wir haben jetzt schon so lange dauernd Boobies und andere Seevögel um uns, an den Haken gegangen ist bisher noch keiner. In der ganzen Zeit hatten es allerdings zwei Vögel geschafft, sich in der Angelleine zu verheddern, ohne sich aber den Haken ins Fleisch zu rammen.

Früher hätten derartig gefangene Seevögel sicher meistens für Abwechslung auf dem Speiseplan gesorgt (sie sind essbar und sollen sogar schmecken). Aber abgesehen davon, dass wir keinen Blue Footed Booby schlachten könnten, wäre das heute auch nur in Notfällen anzuraten. Eine gute Beschreibung dazu gibt es (auf Englisch) hier.

Ebenfalls nicht auf unserer Menükarte: obwohl sich die Crew der Snark sich morgens zum Frühstück immer über die auf Deck eingesammelten Fliegenden Fische hermacht (und Jack London sich auch über deren Geschmack wohlwollend äußert) werfen wir auf der Flora allmorgendlich die stark riechenden und schleimig-schuppigen Unglücksflieger mit spitzen Fingern über Bord.

Statt dessen gibts Filet vom Skipjack Tuna mit Rigatoni und selbstgemachtem Pesto marokkanisch (mit Kardamon, Datteln, Walnüssen, getrockneten Tomaten und Feta).

Schon wieder Festessen und wir haben auch etwas zu feiern. Heute Nacht haben wir das Band unserer Nordpazifik-Runde zur Schleife komplettiert:

(Floras bisherige Reise in der Noforeignland-App)

Wahnsinn, fast zwei Jahre (seit April 2022) waren wir jetzt in diesem von europäischen Segelbooten eher selten besuchten nordpazifischen Ozean unterwegs. Hawai‘i, Alaska, ausgiebig das kanadische British Columbia, dann die US-Westküste mit San Francisco, Mexikos Baja California und Sea of Cortez. Nichts davon möchten wir missen. Und jetzt kreuzen wir auf dem Weg nach Französisch Polynesien unseren damaligen Kurs von Galapagos nach Hawai‘i.

Die Nacht war ziemlich ruppig (aber schnelles Segeln). Wir waren im zweiten Reff sehr hoch am Wind unterwegs. Heute Morgen sind wir dann 20 Grad abgefallen, jetzt also eher voll und bei mit 60° scheinbarem Windeinfall, Flora hat „einen Knochen im Maul“, weiße Gischt stiebt am Bug.

Etmal 157 sm, gesamt auf dieser Passage bisher 1.326 sm, rechnerisch verbleiben 1.974 sm bis Gambier.

Tag 9 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Positive Überraschung: wir müssen nicht den ganzen Tag die eiserne Genua bemühen. Schon nach gut 12 Stunden, zum Beginn der ersten abendlichen Wache, schalten wir den Motor wieder aus. Unter Schmetterlingsbesegelung mit ausgebaumtem Code0 gleiten wir langsam in die Nacht.

Und es bleibt zunächst äußerst gemächliches Segeln. Eine dunkle Wolke bereitet dem aber gegen 2.00 Uhr nachts ein Ende. Erst bringt sie Regen, dann frischt der Wind auf, wenig später wechselt er um 80 Grad die Richtung und nachdem der Kurs mehrfach angepasst ist schläft der Wind komplett ein. Die Segel schlagen in der Dünung, das hat keinen Zweck. Also muss ich doch Wiebke wecken. Wir rollen die Segel ein, nehmen den Spi-Baum weg. Von 3.00 Uhr an läuft wieder der Volvo. Zwei Stunden später muss sich Wiebke in ihrer Wache revanchieren und mich wecken. Auch für mich ist es also nichts mit den 3 Stunden durchschlafen. Der Wind ist wieder da, jetzt aus 90 Grad, perfekt für den Code0. Diesmal ohne Baum, die Segel werden wieder ausgerollt und bescheren uns einen herrlichen Segeltag.

Das ist in dieser Gegend alles andere als selbstverständlich, ich hatte den Schwachwindkeil der ITCZ ja schon mehrfach beschrieben. Aber er ist eben kein stabiles Gebilde, sondern verändert permanent seine Form und Ausprägung. Den Wegepunkt, an dem wir von Norden in die derzeitige ITCZ eingefahren sind, hatten wir mit Bedacht gewählt. Hier sollte sich nach der Vorhersage kurzzeitig für ein paar Tage eine kleine „Brücke“ aus Wind bilden, die wollen wir nutzen. Und genau das scheint jetzt zu klappen:

Dabei lassen wir es uns auch kulinarisch gut gehen: der gefangene Skipjack Tuna wird mit karamellisiertem Rosenkohl, Pecannüssen und Orangenkartoffeln zu einem echten Festmahl.

Etmal 123 sm, gesamt auf der Passage damit 1.169 sm, verbleiben rechnerisch noch 2.131 sm bis Gambier.

Heute stellen wir die Bordzeit um eine Stunde zurück, sind also jetzt wieder in der Zeitzone der US-Westküste, 9 Stunden hinter der deutschen Zeit.

Tag 8 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Das Gewitterband liegt hinter uns, die Flaute vor uns, wir sind schon mittendrin, haben die die Innertropische Konvergenzzone ITCZ erreicht. Dankeschön für Euer Daumendrücken, es hat scheinbar geholfen. Wir kommen ohne Blitzlichtstakkato richtig gut durch. Das Gewitterband hat sich abgeschwächt, wir kriegen nur ein paar kräftige Regenschauer ab. Ansonsten können wir den Weg perfekt durch die Lücke in den Wolkentürmen steuern. Und bekommen sogar noch einen Skipjack an den Haken, der erste Angelerfolg seit Mexiko.

Die Nacht hindurch haben wir dann auch noch etwas Wind, gerade ausreichend zum Segeln. Seit heute Morgen um 6:30 läuft der Motor. Flaute.

Zeit, mal wieder etwas klar Schiff zu machen. Vom Schräglagen/Kirmes-Schaukel-Modus in den “nur sanft gewiegt”-Modus zu wechseln, die vom dauernden Abstützen gestressten Muskeln zu entspannen. Frisches Granola zu machen, Kuchen zu backen.

Nach der Vorhersage werden wir wohl rund einen Tag motoren, bevor wir dann hoffentlich wieder Segelwind finden. Für etwa 5 Tage durchgängiger gemäßigter Motorfahrt ist unser Dieselvorrat ausgelegt, das sollte also kein Problem sein.

Etmal 113 sm, gesamt auf dieser Passage 1.046 sm (damit die ersten 1.000 geknackt), rechnerisch noch 2.254 sm bis Gambier.

Die Sprayhood weggeklappt, die Mittelscheibe aufgestellt, das Groß nur als Stützsegel, so motoren wir heute durch die tropische Flaute.

Tag 7 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Leicht angespannt.

Unter gerefften Segeln geht es in die Nacht. Wind ist genug – noch -. Manchmal auch mehr als genug, die dunklen Wolken bringen teils kräftige Böen und Schauer mit sich. Das soll sich im Laufe des Freitags dann allerdings rapide ändern. Dieser Schwachwindkeil der Innertropischen Konvergenzzone (international: ITCZ) liegt vor uns.

Und direkt davor, am nördlichen Rand der ITCZ, befindet sich ein Gewitterband in ständiger Veränderung. Da müssen wir nächste Nacht den besten Weg hindurch finden.

So zeigt sich das auf dem Satellitenfoto bzw. der Gewittervorschau mit unserer geplanten Route.

Alles in allem sieht es gar nicht so schlecht aus, wenn unsere Routen-Knobelei denn so hinkommen sollte. Wir rufen Windy und PredictWind immer aufs Neue auf und wägen die verschiedenen Vorhersagemodelle gegeneinander ab. Drückt uns bitte vor allem für die Gewittervermeidung die Daumen.

Dahinter wartet dann allerdings gleich eine weitere Naturgewalt, der Südäquatorialstrom. Ein mächtiger, schnell von Ost nach West fließender Fluss mitten im Ozean, zusätzlich mit vielen kleinen Eddies links und rechts des Hauptstroms.

Wie mächtig?

Ganz spannend ist der vergleichende Blick auf den Golfstrom, oben rechts an der US-Ostküste. Der berüchtigte Golfstrom nimmt sich dagegen als ziemlich schmales Band aus. Vorteil im Pazifik: Wind und Hauptstrom gehen normalerweise in die gleiche Richtung. Der blaue Punkt unter der Strömungsangabe 0.8 ist übrigens unsere aktuelle Position.

Wir wollen den Südäquatorialstrom in Südwestrichtung queren, er wird uns dabei also beschleunigen und auch ein ganzes Stück in Richtung Westen versetzen. Zu weit sollte es aber möglichst nicht sein, weil sonst der Windwinkel für die weitere Fahrt nach Gambier immer spitzer wird (der Wind also ungünstig von vorn käme).

Tja, darum kreisen unsere Gedanken im Moment, wie segeln wir am besten mit und am wenigsten gegen die Elemente? Fein ist, dass wir uns dazu mit der Fidelis austauschen können, sie segeln immer noch ganz in unserer Nähe.

Und außerdem? Passen wir uns immer noch an die Tropen an. Obwohl die relative Luftfeuchtigkeit mit 60 Prozent noch im völlig normalen Bereich ist, bei Temperaturen von 32 Grad im Boot und 29 Grad im Cockpit fühlen wir uns ein bisschen wie Sauerteig: klebrig und stinkend. Na klar, bei uns hilft die Dusche … für ungefähr zweieinhalb Minuten …

😅😳🥵

Im Windzug des Cockpits lässt es sich aushalten, aber … Alaska war auch schön. 😚

Etmal 149 sm, gesamt 933 sm, rechnerisch noch bis Gambier 2.367 sm (was etwa einer Atlantiküberquerung entspricht).

Tag 6 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Gestern hatten wir uns noch über die nur mäßig bewegte See gefreut, heute sieht das etwas anders aus. In die Nacht geht es mit zunehmendem Wind, vorsichtshalber schon mal mit 1. Reff im Großsegel.

Und das ist gut so, es frischt während der Nacht weiter auf und auch die See nimmt zu. Nichts dramatisches, der Wetterbericht spricht von 3 m Wellen, aber in 15 Sekunden Frequenz. Also eher lange, nicht sonderlich steile Wellen. Wir schätzen sie in der Höhe sogar eher niedriger, aber leider laufen sie mit der Windsee (also den vor Ort durch den hier herrschenden Wind aufgeworfenen Wellen) ein bisschen durcheinander. Das sorgt für ein eher chaotisches Wellenmuster mit reichlich Hin- und Her-Schwanken der Flora. Auch im Boot will jede Bewegung durch gutes Festhalten abgesichert sein. Es ist anstrengend, gerade weil die Bootsbewegungen so wenig vorhersagbar sind.

Decksdusche dieses Mal daher auf den Heckkorb-Sitzen.

Wir kommen flott voran, derzeit mit der Fock an Steuerbord (und nicht mehr Schmetterling), das Großsegel ist weiter im 1. Reff.

Immer wieder spritzen große Schwärme von fliegenden Fischen vor Floras Bug zur Seite davon. Oft segeln die Fische dabei 50, manchmal 100 m weit. Manchmal schlagen sie mit ihrem Schwanz auf eine Wellenkamm und holen so noch ein paar weitere Meter Gleitphase heraus. In den letzten Tagen mussten wir allerdings auch morgens zumeist getrocknete Fliegende Fische und getrocknete Squids einsammeln, die sich in der Nacht auf Floras Deck verirrt hatten.

Jetzt, zum Mittag, wird vor uns der Himmel grau, es bauen sich Regenwolken auf, erste Vorboten des Übergangs in den Kalmengürtel, den wir vermutlich zum Wochenende erreichen.

Etmal 157 sm, gesamt 784, rechnerisch 2.516 sm bis Gambier.

Tag 5 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

5 Tage sind wir unterwegs. Echt, fünf Tage schon? Eine ganze Arbeitswoche?

Herrliches Passage-Wetter. Wir laufen bei blauem Himmel durch eine nur mäßig bewegte See. Haben angefangen, uns “The Cruise of the Snark” von Jack London vorzulesen. Zum einen, weil Jack London so ein begnadeter Erzähler ist, zum zweiten, weil der autobiografisch geprägte Törnbericht seiner 1907 gestarteten Segelreise auf seinem eigens dafür gebauten Segelboot ohnehin spannend ist und zum dritten, weil der Törn dann auch noch von San Francisco (über Hawai’i) in die Südsee führt. Ist also Bildungs-Lektüre in mehrfacher Hinsicht und zugleich auch eine tolle Erinnerung an bereits besuchte Orte.

Thema Besuch: auch heute gibt’s wieder mehrfach Delfinvisite. Dieses Mal sind es die auffällig gefleckten Schlankdelfine, die besonders ausgiebig um Floras Bug spielen. Oft kommen sie rasend schnell von der Seite her angeschossen, um dann vor dem Bug abzubremsen und sich mit Bugströmung eher gemächlich treiben zu lassen.

Und wir? Akklimatisieren uns weiter an die steigenden Temperaturen, die im Boot inzwischen locker die 30 Grad übersteigen. Das Brotbacken habe ich deshalb schon auf die Nachtschicht verlegt, so gibt es heute morgen herrlich frisches Roggenvollkornbrot.

Schön ist auch, dass die Fidelis in ziemlich gleichem Tempo wie die Flora unterwegs ist, so bleiben wir in UKW-Funkreichweite. Das lässt sich auch auf Noforeignland gut verfolgen.

Etmal heute 139 sm, gesamt auf dieser Passage 627 sm, rechnerisch verbleiben bis Gambier 2.673 sm.