Raus aus der Samana Bay ist es ein bisschen Gebolze unter Motor, der Ostwind steht genau in die Bucht und wirft kurze steile Wellen auf, weil der Meeresboden hier sprunghaft ansteigt. Aber als wir aus der Bucht heraus sind können wir etwas abfallen und die Segel hochnehmen. Die See gleicht noch einer Buckelpiste, aber mit 60 Grad am Wind kann man es bis zum Kap Samana gut aushalten. Kaum ist die Nordostecke der Dominikanischen Republik passiert, fallen wir weiter ab und jetzt wird es richtig schönes Segeln. Das Groß an Backbord (mit Bullenstander gesichert), die ausgebaumte Fock an Steuerbord, unter Schmetterling laufen wir Richtung Bahamas. Und obwohl wir in den Süden von Great Inagua wollen, legen wir erst einmal Kurs auf Little Inagua an (Ihr könnt den Kurs / die Position ja auf Noforeignland aktuell verfolgen). Der Grund ist die mit rund 1 kn stark westnordwest setzende Strömung, die wir gerne ausnutzen wollen. Die Strecke wird zwar etwas länger, insgesamt wird das aber durch den Schiebestrom mehr als ausgeglichen.
Bei herrlichem Wetter segeln wir mit gleicher Besegelung auch in die Nacht. Ein bisschen beunruhigt uns, dass wir bisher keine Rückmeldung der Bahamas für das beantragte Gesundheitsvisum haben. Als die (laut Bahamas-Webseite) maximale Bearbeitungszeit von 24 Stunden vorbei ist, rufen wir daher dort unter +1 242 502 0829 an, die Nummer hatte uns Kirk von der Landscape mitgeteilt. Der Anruf klappt über Skype, aber wir landen in der Warteschleife, 33 Anrufer vor uns und nach 20 Minuten bricht die Verbindung ab. Eine Chance haben wir noch, am Cabo Frances Viejo kommen wir noch einmal nahe genug am Land vorbei um wieder Empfang zu haben. Wieder Warteschleife, aber nur 14 vor uns und nach 25 Minuten sind wir dran. Die Dame hat nach eigenem Bekunden Schwierigkeiten mit der Verifizierung des Testlabors, aber nachdem wir ihr mitteilen dass Kirk das gleiche Labor verwendet hat und akzeptiert wurde findet sie in Kirks Unterlagen die Verifizierung und schwupp – wir sind „approved“. Das können wir auch sofort online nachvollziehen, müssen es sogar, denn erst jetzt können wir die 70 USDollar pro Person bezahlen, damit das Visum freischalten und damit dann ebenfalls online die Cruising Permit beantragen. Machen wir sofort (jetzt wo wir noch Internetzugang haben) und vergessen dabei vor dem Dunkelwerden die Angel einzuholen.
Das rächt sich, etwas großes beißt an, ich kämpfe im Dunkeln eine knappe halbe Stunde mit dem Fisch, der mir trotz voll angezogener Bremse immer wieder Leine herauszieht, die ich mir jeweils mühevoll zurückhole. Am Ende verlieren wir leider beide: als ich umgreifen will machen meine verkrampften Unterarme und Hände nicht mehr mit, die Angel rutscht mir weg und sie ist blöderweise auch nicht mehr gesichert, weil die benutzte Sicherung zum Hinsetzen zu kurz war. Ich habe eine Angel weniger und der Fisch schwimmt mit der Angel herum, total doof für beide.
Lernprozess für uns: Sicherungsleine für die zweite Angel sofort verlängert und Technik zum Verlangsamen des Bootes (bei Schmetterling) besprochen.
Danach weiter schönes flottes Segeln durch die Nacht bei unverändertem Kurs und Besegelung. Etmal 176 sm.
Per Iridium gesendet, daher keine Bilder. Kommentare bieten sich bei der eingestandenen Blödheit des Skippers an, können von mir aber erst beantwortet (bzw. bei Erstkommentar freigegeben) werdem, wenn wir auf den Bahamas wieder Internet haben.