Bora Bora #2: Sehr positiv überrascht!

Jetzt sind wir schon ein paar Tage auf Bora Bora.

Neben Tahiti ist es wohl die bekannteste Südsee-Insel. Die Tourismus-Branche vermarktet sie als DIE romantische Honeymoon-Location schlechthin, allerdings zugleich als ungemein exklusiv und entsprechend als eines der kostspieligsten Urlaubsziele im Südpazifik. Die Overwater-Bungalows – angeblich hier auf Bora Bora „erfunden“ – liegen pro Nacht inzwischen deutlich im vierstelligen Euro-Bereich.

Da haben wir im Inwater-Bungalow „Flora“ also schon mal ziemlich viel Geld gespart. Die Preise für die praktisch obligatorischen Moorings sind nämlich nicht so unverschämt. Umgerechnet zahlen wir zu dritt etwa 230 Euro pro Woche, etwa 11 Euro am Tag pro Person. Klar, für ankerverwöhnte Langfahrer summiert sich das bei längerem Aufenthalt ganz schön auf, aber ob es von einer Stipvisite abhalten sollte?

Nach allem, was wir vorher so über die Insel gehört und gelesen haben, fürchten wir ein Super-Edel-Luxus-Inselchen mit Jet-Ski-und Tour-Boat-Gewusel, permanentem Hubschrauber-Lärm und Schicki-Micki-Boutiquen. Reservierung für den Bojenplatz sehr empfohlen.

Wollen wir da wirklich hin?

Schon vor der Ankunft relativiert sich manches. Auf unsere WhatsApp-Nachricht an BoraBora Mooring Services bekommen wir selbst am Samstagabend sofort eine Antwort. Kein Problem, reichlich Moorings frei. Vielleicht war es gut, dass wir bis nach dem Etappenstart der World-ARC-Flotte gewartet haben, vielleicht wäre aber auch ohnehin etwas frei gewesen.

Die Haupt(-einkaufs-)straße des Inselstädtchens Vaitape bietet tatsächlich einige Souvenirshops, Bars, Restaurants und Südsee-Perlen-Boutiquen, aber von Schicki-Micki-Passagen ist das dann doch denkbar weit entfernt:

Und ja, es gibt Tourboote und Jetskis.

Fairerweise halten sie aber offenbar – anders als etwa in Moorea – meist gebührenden Abstand. Das ist auch vergleichsweise leicht möglich, die Lagune um die Insel bietet reichlich Platz. Auch für uns, die Bojenfelder sind mit großzügigen Abständen gesetzt und unseres ist nur spärlich belegt, zeitweise liegen nur ganze drei Boote hier.

Auch zum Wingfoilen gibt es reichlich Raum und Gelegenheit, Elisa tastet sich da mit ersten Übungen mit dem Wing auf dem Paddelboard und später auch auf dem Foilboard langsam ebenfalls heran.

Was uns aber am allermeisten fasziniert, ist die traumhafte Landschaft hier auf Bora Bora.

Seit unserer Anfahrt haben wir die Hauptinsel fast ganz umrundet, zum Teil außerhalb, zum Teil innerhalb des Atolls.

Der hochaufragende Berg Otemanu präsentiert sich dabei und auch je nach Lichteinfall immer wieder neu, immer wieder auf andere Weise beeindruckend. Der vulkanische Ursprung Bora Boras ist unverkennbar. Naturgewalt und Naturschönheit.

Dazu Farben der Lagune, das saftige Grün der Palmen, das Weiß der Brandung und das tiefblaue Wasser des Ozeans drum herum.

Ja, nur so wird man als Insel wohl zu dem exemplarischen Beispiel des Südseetraums.

Tag 23 der Passage von Mexiko nach Französisch Polynesien

Französisch Polynesien. Warum eigentlich Gambier?

Französisch Polynesien. Sinnbild der SÜDSEE. Traumziel für Segler. Spätestens seit den eng mit der Südsee verbundenen Abenteuern der französischen Segelikone Bernard Moitessier. 1965 brach er hier die geplante Weltumsegelung ab, segelte um Kap Horn herum direkt nach Frankreich zurück und schrieb darüber den Segelbestseller „Kap Horn – der logische Weg“. Noch mehr zum Sehnsuchtsort machte er Französisch Polynesien, als er 1968/69 (nach Seetagen am Kap Horn und mit dem schnelleren Schiff als der spätere Gewinner Robin Knox-Johnston) in aussichtsreicher Position liegend das Golden Globe Race abbrach, nachdem er schon fast rund um den Globus gesegelt war. Nach Rundung von Kap Horn richte er den Bug nicht etwa nach Norden zum Ziel, sondern weiter nach Osten, wiederum südlich an Afrika (Kap der Guten Hoffnung) und Australien (Kap Leeuwin) vorbei. Durch eineinhalbfache Weltumsegelung in die Südsee nach Tahiti. „Vielleicht auch, um meine Seele zu retten.“ Er verarbeitete es in seinem Bestseller „Der verschenkte Sieg“.

Beide Moitessier-Bücher hatte Wiebkes Vater in seiner Bibliothek, Wiebke hat sie schon mit 16 verschlungen, ich dann erst einige Jahre später. Mit Sicherheit haben sie einen Keim für unsere eigene Reise gesetzt.

Und natürlich wurde der Mythos der Südsee auch von anderen Seglern und Künstlern befeuert. Robert Louis Stevenson und Jack London als Segler und Schriftsteller, als Maler natürlich allen voran Paul Gaugin.

Aber natürlich ist die Südsee mehr als Französisch Polynesien und Französisch Polynesien viel mehr als nur die wohl bekanntesten Inseln Tahiti und Bora Bora. Ja was denn eigentlich?

Zunächst mal: Französisch Polynesien (kurz FP) ist französisches Überseegebiet. Innenpolitisch in weitem Umfang selbstverwaltet, aber mit von Frankreich bestimmter Außen- und Sicherheitspolitik sowie französischem Justizsystem und Erziehungswesen.

Dieser Status hat für EU-Europäer viele Vorteile, denn obwohl FP weder zur EU noch zum Schengen-Raum zählt, gelten für uns viele Regeln analog, wir dürfen z.B. anders als etwa die US-Amerikaner ohne aufwändiges „Long Stay Visa“ bis zu 18 Monate bleiben. Das ist Klasse, denn das mitten zwischen Südamerika und Australien gelegene FP ist riesengroß und ziemlich vielfältig. Zur groben Orientierung: wir sind ja Europa-zentrierte Karten und einen ebensolchen Blick auf den Globus gewohnt. Aber jetzt ist der Blick auf (aus dieser Perspektive) die Rückseite des Globus gefragt. Da sieht man zunächst fast nur Wasser. Und mittendrin:

FP wird durch fünf Inselgruppen mit 118 größeren Inseln und Atollen und unzähligen kleinen Inselchen (Motu) gebildet.

Ein Größenvergleich, um etwas deutlicher zu machen, auf wie großer Fläche sich die Inseln verteilen: so sieht es aus, wenn FP flächengleich auf Europa liegt: von Dublin bis Rom, nach Rumänien hinein und bis nördlich von Stockholm würde sich die Ausdehnung erstrecken.

(Erstellt mit http://www.thetruesize.com)

Die bekanntestesten und touristisch erschlossensten Inseln Tahiti (wo über 70 % der Bevölkerung lebt) und Bora Bora gehören zur nordwestlichen Inselgruppe der Gesellschaftsinseln. Wegen ihrer Lage laufen von Osten kommende Langfahrtsegler diese Inselgruppe meist als letzte in FP an. Weniger bekannt und (wenn man nicht mit dem eigenen Boot anreist) auch schwieriger zu erreichen sind die vier anderen Inselgruppen von FP:

Die Marquesas liegen rund 1.400 km nordöstlich von Tahiti, relativ nahe am Äquator. Auf der Blauwasserroute wird diese Gruppe meist als Erste in FP angelaufen, weil sie von Panama, den Galapagosinseln oder auch Mexiko aus am einfachsten zu erreichen ist. Inseln im Marquesas-Archipel sind zum Beispiel das durch Paul Gaugin bekannt gemachte Hiva Oa oder auch Nuku Hiva. Wie fast alle Inseln in FP sind die Marquesas vulkanischen Usprungs. Hier ragen tatsächlich noch die Vulkanberge direkt aus dem Ozean. Anders als auf den Gesellschaftsinseln sind die steilen grün bewachsenen Berge noch nicht wieder abgesunken und somit auch nicht durch an den Rändern durch beim langsamen Absinken wachsende Korallenriffe geschützt. Die spektakuläre Landschaft mit den oft in Wolken gehüllten hohen Bergspitzen wird der Segler daher häufig von eher schaukeligen Ankerplätzen aus betrachten, das Anlanden mit dem Dinghy ist wegen des Schwells oft eine knifflige Sache. Dafür bieten sich aber tolle Wanderungen an den fruchtbaren Hängen, wo die Einwohner auch im Überfluss Obst und Gemüse anbauen.

Zwischen Gesellschaftsinseln und Marquesas liegen die Tuamotus. Obwohl ebenfalls vulkanischen Ursprungs, präsentiert sich diese Inselgruppe völlig anders. Keine Berge, die Vulkane selbst sind im Laufe der Erdgeschichte schon längst wieder versunken. Statt dessen: Atolle. Die am Rand der langsam versinkenden Vulkankegel emporwachsenden Korallen haben um den ehemaligen Vulkan jeweils einen Kranz von einem Riff gelegt. Die höchste Erhebung misst oft nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. 76 dieser Atolle bilden das Tuamotu-Archipel. Manche haben einen befahrbaren Pass, manche gleich mehrere, manche gar keinen. Durch den Pass zwängen sich auch die Wassermassen, es gibt also häufig in dieser Enge eine starke Strömung. Kommt man aber dort hindurch mit dem Segelboot in die flache Lagune, warten dort (je nach Wind) ruhige Ankerplätze im Inneren des Ringriffs. Palmenbestandene Sandinselchen machen hier das Idyll aus.

Die Austral-Inseln, manchmal auch Tubai-Inseln genannt, bilden das vierte Archipel in FP. Diese südlichste Inselgruppe wird von Seglern selten angelaufen, schlicht und ergreifend weil sie eben fernab der typischen Route liegt. Sie liegt über einem immer noch aktiven Hotspot und bietet 6 Eilande, darunter sowohl ungeschützte Vulkaninseln als auch Atolle, je nach Alter des Vulkans.

Tja, und dann bleiben noch die Gambier. Im Südosten von FP gelegen, aber nicht ganz soweit südlich wie etwa Rapa in den Austral-Inseln. 1.800 km ostsüdöstlich von Tahiti, etwa 1.600 km südsüdöstlich der Marquesas. Ein bisschen abseits der typischen Blauwasser-Route, aber mit etwas Aufwand eben doch noch ganz gut erreichbar. Jedenfalls dann, wenn man diese Inselgruppe als Einstieg wählt. Bedingt durch die in FP vorherrschenden Südost-Passatwinde wird es nämlich deutlich schwieriger, wenn man die Gambier von einer der anderen Inselgruppen aus anlaufen möchte. Und was macht die Gambier aus? 26 Inseln umfasst diese diamantförmige Inselgruppe. Zum Teil liegen sie als flache Erhebungen auf dem schützenden Riff, zum Teil liegen sie innerhalb der Lagune und ragen als Teile des ehemaligen Kraterrandes bis 440 m hoch hinauf in die Höhe. Das verspricht die verlockende Kombination aus geschützten Ankerplätzen, Riffen zum Schnorcheln und Bergen zum Wandern. Zudem soll hier die Heimat der schönsten dunklen Südseeperlen sein und – weil seltener besucht – gelten die Bewohner als besonders freundlich und aufgeschlossen.

Schön ist natürlich auch, das von hier aus der Besuch der Tuamotus, der Marquesas und am Ende auch der Gesellschaftsinseln seglerisch ganz gut machbar sein sollte.

Und deshalb haben wir uns trotz der etwas weiteren Anreise mit einem gegenüber den Marquesas etwas höher am Wind gelegenen Kurs (von Mexiko) für die Gambier-Inseln als unser erstes Ziel in FP entschieden.

So sieht Google Earth die Gambier:

Und jetzt sind wir gespannt. 🤩

Noch eine Nacht, morgen früh sollten wir ankommen. Wir haben durch ein Reff die Fahrt etwas verlangsamt, damit wir nicht bei Dunkelheit am Pass ankommen.

Etmal: 107 sm, gesamt bisher auf dieser Passage 2.962 sm, es verbleiben noch 83 sm bis zur Ansteuerung des Westpasses durch das Riff der Gambier, dann weiter zwischen Taravai und Mangareva hindurch bis zum Ankerplatz vor dem Hauptort Rikitea auf Mangareva.

Essen: Gebratener Rainbow-Runner mit Kartoffeln und Salat (ja, der Eisberg-Salat ist immer noch gut!).

Flora im Vulkan!

Schon eine Woche sind wir in und auf Hawai‘i, langsam wird es Zeit sich auch um die anderen Inseln des Archipels zu kümmern. Also lichten wir den Anker und segeln Richtung Maui. Es ist ein Übernacht-Törn, etwa 100 sm. Mittags geht es los, mit kräftigem raumen bis achterlichen Wind brausen wir an der Nordostküste von Big Island entlang. Über dem Land hängen dichte fast bis zum Meer hinunter, lediglich die Steilküste mit unzähligen über sie hinabstürzenden Wasserfällen und den tiefen Taleinschnitten können wir ausmachen.

Der ungewöhnliche Südwind schiebt uns schnell hinauf in den Alenuihaha-Channel zwischen Big Island und Maui und er sorgt dafür, dass wir in diesem Kanal heute nicht die gefürchteten Starkwinde der Acceleration Zone zwischen den hohen Vulkanbergen erleben. Stattdessen haben wir ab Mitternacht wie vorhergesagt Flaute und motoren durch den Rest der Nacht.

Zum Sonnenaufgang zeigen sich eine hell strahlende Venus und ein durch die niedrige Wolkendecke hindurchstoßender Vulkan auf Maui.

Wie geplant erreichen wir die Ankerbucht “La Perouse Bay” im Hellen. Bloß, die vorgefundenen Bedingungen sprechen ziemlich deutlich gegen sie. Ein hässlich hoher Schwell aus Südwest steht genau in die Bucht hinein und lässt die Gischt an der steinigen Küste hoch aufspritzen. Wir drehen ab und laufen etwa 5 sm weiter zur Insel Molokini. Schon der Blick auf die Seekarte macht deutlich, dass es sich dabei um die Reste des Kraterrandes eines Vulkans handelt.

Die Smiley-Insel Molokini 😀

Halbkreisförmig und nach Süden geschlossen sollte der Schutz bei den aktuellen Bedingungen gut sein. Ankern dürfen wir dort zwar nicht, aber es sind reichlich Bojen ausgebracht. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Als wir in den Krater einfahren, sind schon einige Tauch- und Schnorchelboote da, es ist aber noch genug Platz vorhanden. Wir haben sogar das große Privileg, eine der nur zwei an der Wasseroberfläche befindlichen Bojen zu bekommen.

Ernsthaft, alle anderen Bojen sind von der Naturschutzbehörde drei Meter tief unter der Wasseroberfläche angebracht. In den offiziellen Anweisungen steht, ein Crewmitglied solle ins Wasser springen und tauchend die Leine durch die Öse der Boje fädeln. Die Touristenboote voller Schnorchler machen es auch genau so.

😮

Na gut, wenn hier schon so viele Schnorchler sind, wird es ja wohl was zu sehen geben. Das Wasser ist jedenfalls kristallklar, wir können den Korallengrund in 20 m Tiefe von Bord aus sehen und auch schon einige Fische an Floras Rumpf.

Dann mal rein und … Aquarium, vor allem näher am Ufer!

Kihikihi (Moorish Idol)
Witwen-Drückerfisch (mit gelber Brustflosse und weiß-rosa Schwanzflosse
Papageifisch und Zitronenenflossen-Doktorfische
Kihikihi und ein Schwarm Orangerücken-Einhornfische
Dunkle Drückerfische im Schwarm
Orangenstreifen-Falterfisch und Schwarzer Doktorfisch

Danach halten wir erst mal Mittagsschlaf. Als wir wieder aufstehen, wartet die nächste Überraschung auf uns: wir haben die ganze Caldera dieses lange erloschenen Vulkans für uns allein. Erstaunlicherweise bleibt auch es auch fast den ganzen Nachmittag so. Das Wetter ist etwas bedeckt, aber hey, was für ein magischer Ort!

Aloha.

HAWAI’I (Big Island)

Wir sind immer noch auf der größten und namensgebenden Insel des Archipels, auf Hawai’i, zur besseren Unterscheidung oft auch „Big Island“ genannt. Und groß ist die Insel wirklich. Auch, aber nicht nur von der Fläche her, sondern insbesondere hinsichtlich ihrer Vielfalt. Aktive Vulkane? Na klar.

Entsprechend gibt es viele Lavafelder überall auf der Insel. Eine irre Vorstellung, das diese Landschaften erst entstanden sind, nachdem wir geboren wurden. Der letzte große Ausbruch war erst 2018. Die von den jüngeren Ausbrüchen stammenden Felder sind zumeist noch fast überhaupt nicht bewachsen, lediglich die knallrot blühenden „Ōhi’a lehua“ besiedeln als Pionierpflanzen die kargen Steinwüsten.

Das ist insofern besonders spannend, als diese auf den Lavafeldern kleinen Sträucher zugleich die Pflanzen sind, die als Bäume in den meisten hawaiianischen Regenwäldern das Blätterdach bilden, während unter ihnen Riesenfarne dominieren.

So zum Beispiel auch im Kilauea Nationalpark, wo wir nicht nur die trockenen Lavafelder durchfahren, sondern durch einen solchen Regenwald zu einem beeindruckenden Lavatunnel wandern.

Und – wieder ganz anders – auch die wildromantische Küstenstraße 11 hin zum Sea Arch „Hõlei“ findet sich dort.

Aber Hawai’i bietet noch viel mehr. Wo wir schon einmal einen Mietwagen haben, erkunden wir auch den Norden der Insel. Dabei können wir zunächst nahtlos an die Regenwaldwanderung vom Vortag anknüpfen, nur dass es diesmal zu einem anderen, gleichwohl ebenso wie die Vulkane für ein Element stehendes und immer wieder faszinierendes Naturwunder geht. Obwohl zunächst in ein tief eingeschnittenes Tal hinein und dann auf schmalen, auf beiden Seiten steil abfallenden Grat hinauf, ist es doch ein Spaziergang über Treppen und kein anstrengender Hike bis zum Akaka-Wasserfall.

„Kennst Du einen, kennst Du alle“ hat mal jemand über Wasserfälle gesagt. Können wir absolut nicht unterschreiben, selbst wenn dieser hier absolut bilderbuchmäßig 135 m in die Tiefe stürzt.

(für die skeptische Kerstin: Bild komplett unbearbeitet!)

Aaaaber: Vielfalt zeigt sich ja eher im Unerwarteten. Und auch das sehen wir auf unserer Tagestour. Zum Beispiel trockene Steppenlandschaft im Nordwesten der Insel.

Und immer wieder weidende Kühe. Wer hätte schon gedacht, dass die Insel Hawai’i eine der größten Rinder-Ranchen der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika beherbergt? Allein die 1847 etablierte Parker Ranch bewirtschaftet hier 900 Quadratkilometer (also 90.000 Hektar!) Landfläche und hat allein bereits ca. 60.000 Rinder. Und es gibt noch weitere große und vor allem kleine Viehbetriebe.

Weite Prärielandschaft mit oasengleich eingebettetem Ort:

Wieder ganz anders, die wilde Steilküste im Nordosten mit dem alten Waipi’o Königstal:

Oder das teilweise wiederaufgebaute polynesischen Fischerdorf mit Grashütten auf der gegenüberliegenden trockenen Inselseite:

Die sanfthügelige Landschaft dazwischen, die selbst schon wieder so viele Facetten zeigt:

Von der Nebel-Fahrt durch die Wolken zurück quer über die Insel, vom modernen Ort Kailua-Kona aus (von dem aus südlich sich die Hotels an die hier verglichen etwa mit dem berühmten Waikiki auf der Insel O’AHU eher kleineren Strände anschließen) und dann zwischen den 4.000dern Mauna Kea und Mauna Loa hindurch gibts keine Bilder, aber immerhin vom Blick hinüber zur Nachbarinsel MAUI, deren immerhin auch über 3.000 m hoher Vulkan Haleakala durch die Wolken stößt:

Schon ein ganz schönes Spiel mit unseren Erwartungen (oder Vorurteilen?) über Hawai’i. Wir sind sehr gespannt, was die anderen Inseln der Gruppe für uns bereithalten.

Aloha.

Isabela. Seepferdchen und Teufelsrochen, tanzende Vögel und Pinguine unter Palmen und Haie, Haie, Haie und Vulkane

Die Landschaft und Tierwelt auf den Galápagosinseln begeistern uns immer wieder aufs Neue. Ein Bootsausflug nach Las Tuneles macht das deutlich.

Die Lavaströme, durch die ja letztendlich die gesamten Galápagosinseln geschaffen wurden, haben hier ein Labyrinth von Brücken, gewundenen Wasserwegen, Inseln und auch unter dem Wasserspiegel liegenden Höhlen und Durchgängen geformt.

Das Wetter ist ruhig, fast kein Wind. Aber schon am vorgelagerten Vogelfelsen wird klar: die langen Dünungswellen treffen mit viel Kraft auf die Lavasteine.

Unser Ausflugsboot wartet eine Welle ab und spurtet dann beherzt durch die schmale Einfahrt. Klappt gut und zwei Kurven weiter ist das Wasser so glatt, dass wir die uns unter der Oberfläche begleitende Schildkröte erkennen.

Der Blick zurück aber zeigt ein anderes, wilderes Bild:

Es ist faszinierend, wie eng der Kapitän das Boot an den scharfkantigen Felsen vorbei manövriert, tief hinein in das Gewirr.

Auf den Lavasteinen wachsen einige Kakteen, weiter innen auch ein wenig niedriges Gebüsch. Wir sehen zu meiner großen Freude einige Blaufußtölpel.

Deren Balz hat gerade begonnen und einen können wir sogar bei einem ersten Tanzansatz beobachten.

Die finster dreinschauenden Noddys (eine Seeschwalbenart) scheint das aber nicht zu beeindrucken.

Eine Ebene tiefer sehen wir im Wasser immer wieder Meeresschildkröten und dann Vögel …

… tatsächlich Brillenpinguine. Isabela wirbt damit, dass hier die einzigen Pinguine nördlich des Äquators brüten (im Norden der eben auf dieser Linie liegenden Insel).

Und so gibt es hier eben tatsächlich Pinguine unter Palmen. Selbst im Hafenbecken vor Puerto Villamil hatten wir sie schon beobachten können.

Dann mal rein ins Wasser, gleich zwei (grundverschiedene) Schnorchelgänge stehen auf dem Programm. Zunächst noch im relativ klaren Wasser etwas weiter draußen, wo wir einiges an tropischem Fisch, kapitale Lobster und kleine, gut getarnte Seepferdchen sehen.

Muss ja auf Isabela wohl auch 😁

Der zweite Schnorchelgang, im flacheren Wasser näher am Mangrovenufer ist von deutlich größeren Lebewesen geprägt. Unzählige Meeresschildkröten …

… außerdem junge Schwarzspitzenhaie

und eine Vielzahl von Weißspitzenhaien.

Wow. Schnorcheln wohlgemerkt, nicht Gerätetauchen.

Das ist dann zwei Tage später dran, ich habe einen Doppeltauchgang an der Isla Tortuga südlich von Isabella gebucht, während Wiebke eine 16-km-Wanderung auf den Vulkan Sierra Negra etwas nördlich von Puerto Villamil macht.

Was für Tauchgänge! Mit der Strömung lassen wir uns an der Nordostseite der wie ein Halbkreis geformten Isla Tortuga und um deren Südspitze herum treiben. Neben wiederum unfassbar vielen großen Meeresschildkröten gibt es reichlich Schwarmfisch, zum Beispiel die schon am Kicker Rock gesehenen Gelbschwanz-Doktorfische oder Barrakudas.

Aber die Glanzlichter dieser Tauchgänge setzen Großfische. Halten sich die Hammerhaie im ersten Tauchgang noch ein bisschen in dunstiger Distanz hinter den Weißspitzenhaien …

… schiebt sich dieser im zweiten Tauchgang mit einem Schwarm Stachelmakrelen doch deutlich näher heran.

Und auch ein Teufelsrochen, im ersten Tauchgang ebenfalls nur in der Ferne zu sehen, schwimmt mir dieses Mal direkt vor die Linse. Wir hatten auch schon vor 2 Tagen vom Tourboot aus welche gesehen.

Und Wiebke? Statt hinunter ins Wasser weit hinauf auf die Berge:

Die Wanderung zu den Vulkanen Sierra Negra und Chico ermöglicht den Blick über die Insel und zur Westküste. Wir (also Wiebke und zudem sind noch Holger und Gast Moritz von der Ultimate dabei) haben da Glück mit dem Wetter. Zunächst geht es durch kräftig grüne Landschaften am Rand des großen Vulkankraters entlang. Die Luft ist herrlich frisch auf 1000m Höhe. Gefüllt ist der Krater mit schwarzer erkalteter Lava.

Dann geht es an der Vulkanflanke über Lavageröll durch eine Mondlanschaft zum kleiner Vulkan Chico, der in der 60ziger und 70ziger Jahren ausgebrochen ist. 16 km und ein wunderschöner Hike.

Angekommen auf Isla Isabela und Bilder vom tierischen Abschied

Anknüpfend an die Schlusssätze des letzten Blogposts haben wir mit dem Segeltörn von San Christobal nach Isabela so etwas wie eine Zeitreise innerhalb des Galápagos-Archipels gemacht. San Christobal ist vor drei bis fünf Millionen Jahren entstanden und damit eine der ältesten Galápagosinseln, Isabela dagegen ist weniger als eine Million Jahre alt und damit nicht nur eine der jüngsten Inseln hier, sondern auch eine, auf der der vulkanische Ursprung aller dieser Inseln noch sehr präsent ist. Der Vulkan “Wolf” (benannt nach dem deutschen Geologen und Botaniker Theodor Wolf), zugleich mit 1.707 m der höchste Berg der gesamten Inselgruppe, brach zuletzt im Januar diesen Jahres aus.

Allerdings ist Wolf trotzdem ziemlich weit weg von uns, denn die von den Umrissen her an ein Seepferdchen erinnernde Insel Isabela ist die mit Abstand größte Insel der Gruppe und macht alleine mehr als die Hälfte der Landmasse der gesamten Galápagos aus. Wolf liegt am Nordende im Kopf des Seepferdchens, unser Ankerplatz vor dem einzigen “größeren” (2.200 Einwohner!) Ort der Insel über 100 km entfernt im Süden im aufgerollten Greifschwanz des Seepferdchens.

An Land waren wir noch nicht, aber “einklariert” sind wir schon mal. Kaum war der Anker im Grund, waren die Offiziellen auch schon da. Diesmal aber nur Agent + Armada + Port Captain. Ging ganz flott und ohne weitere Inspektion des Bootes. Und danach haben wir einfach nur an Bord gemütlich rumgeschlumpft.

Also noch keine neuen Bilder von hier, dafür aber reichlich Bilder von unserem letzten Schnorcheln am Ankerplatz in San Christobal vor der Abfahrt, wo uns ein junger verspielter Seelöwe große Freude gemacht hat:

Z.B. seinen Beutefisch zu mir rüber schubsen und dann doch kurz vor mir wieder wegschnappen
verkehrt herum unterm Rumpf der Flora posieren…
… den neugierigen Schwarzspitzenhai verscheuchen …
Kringel um die Ankerkette
oder um Wiebke drehen …
… oder mit meiner Schnorchelflosse spielen.

Was für ein Geschenk!

Ein kleines Video dazu habe ich HIER zusammengestellt.

Riesenschildkröten und Abschied von San Christobal

Über eine Woche sind wir inzwischen schon auf den Galápagosinseln, die Flora vor Anker in Puerto Bequerizo Moreno auf San Christobal. Zeit, mal die Insel zu wechseln, denn durch das “Autografo” dürfen wir ja vor insgesamt drei der bewohnten Inseln hier im Archipel ankern. Nächste Station soll Puerto Villamil auf der Insel Isabela sein, etwa 80 sm westlich von hier. Zu weit, um auf einem Tagestörn im Hellen anzukommen, also wollen wir heute Abend zu einer Nachtfahrt aufbrechen und sollten dann morgen Vormittag bei Tageslicht ankommen.

Auch für den Törn zwischen den Inseln müssen wir auschecken und uns ein (Galápagos internes) Zarpe besorgen, Agent Danny will das für heute Mittag organisieren.

Aber natürlich können wir nicht weitersegeln, ohne den Riesenschildkröten dieser Insel einen Besuch abzustatten. Die Tiere stehen ikonisch für die Galápagosinseln und tatsächlich gibt es 11 verschiedene Arten auf den verschiedenen Inseln, weitere drei ehemals hier lebende Riesenschildkröten-Spezies sind inzwischen ausgestorben. Die Art „Chathamensis“ hier auf San Christobal gehört dabei zu den Arten, die von ihrer Panzerform her wegen der Wölbung im Nackenbereich an einen Sattel erinnern und damit namensgebenden für die Inselgruppe waren. „Galápago“ wurden im spanischen bestimmte Wulstsättel für Pferde genannt.

Im unzugänglichen Norden der Insel leben die Tiere in freier Wildbahn, aber da dies ihr einziges Habitat war, wurden einige Tiere in ein Reservat im Südosten der Insel umgesiedelt, um eine zweite Population zu schaffen. Ein etwa 40 minütiger Rundgang führt durch einen Teil dieses Reservates. Die Aufzuchtstation wirkt dabei auf uns zunächst etwas traurig, denn die Gelege der Schildkröten werden ausgegraben, künstlich bebrütet und geschlüpfte Schildkröten dann zunächst in kleinen Gehegen gehalten.

Klar, das soll die Eier vor den von den Menschen eingeschleppten Nesträubern wie Ratten schützen, aber es ist eben auch ein ziemlich massiver Eingriff. Allerdings kann durch die Temperatursteuerung beim Ausbrüten der Eier eine einigermaßen ideale Verteilung von Männchen und Weibchen erreicht werden (viele Reptilien in freier Natur produzieren durch die Erderwärmung verstärkt Weibchen und immer weniger Männchen). Aber der Anblick der jungen Schildkröten im Gehege ist zunächst einmal halt nicht das, was man sich auf Galápagos erhofft.

Das wird auf dem weiteren Rundgang aber anders, denn die erwachsenen Riesenschildkröten können sich auf dem weitläufigen und wild bewachsenen Gelände frei bewegen.

Und was bedeutet eigentlich „Riesen“-Schildkröte? Die Landschildkröten auf Galápagos erreichen Panzerlängen von deutlich über einem Meter und werden bis knapp 300 kg schwer. Ein Grundschulkind könnte unschwer auf den abgebildetes Schildkröten reiten, aber da wir die geforderten zwei Meter Mindestabstand natürlich einhalten, kommen wir trotz kindlichem Gemüt nicht in Versuchung 😜.

Die Riesenschildkröten können sehr alt werden, wissenschaftlich belegt ist das für „Harriet“ im Zoo von Queensland, die jedenfalls vor 1850 geschlüpft ist und 2006 starb. Ihr schon im jungen Alter faltiges und mit dem Überbiss ein bisschen an einen zahnlosen Greis erinnernde Gesicht lässt uns die Schildkröten auch immer mit „weise“ in Verbindung bringen, wie etwa die Kassiopaia in Michael Endes „Momo“.

Auf dem Rückweg machen wir noch einen Stop am Vulkankrater „El Junco“. Die Caldera des Vulcans beinhaltet das größte Süßwasserreservoir der Insel, ein immenser Schatz auf den notorisch süßwasserarmen Galápagosinseln. Vom Parkplatz aus führt ein Weg mit vielen Treppenstufen den Hang des Vulkans hinauf, gesäumt von dichtem Bewuchs mit der heimischen „Miconia“-Pflanze.

Bereits auf dem Weg hinauf finden wir uns in den Wolken wieder, die Rundwanderung auf dem Grat des Vulkans ist dann eine feuchte Angelegenheit. Nur ab und zu reißt die Wolkendecke für einen Augenblick auf und wir können einen schnellen Blick auf den Kratersee erhaschen.

Urzeit-Gefühl. Passt irgendwie zu „unseren“ Schildkröten.

Poás Vulkan und La Paz Wasserfälle

Morgen geht unser Flug in die USA, die zwei Wochen hier in Costa Rica sind schon wieder um. Was für Naturerlebnisse! Und dabei haben wir nur einen kleinen Auschnitt dieses ohnehin (flächenmäßig!) nicht sehr großen Landes bereist.

Extrem positiv überrascht hat uns das Wetter, hatten wir doch befürchtet, jetzt in der Haupt-Regenzeit mehr oder weniger weggeschwemmt zu werden. Aber wir hatten Glück, außerdem konnten wir im Hochland unsere Aktivitäten überwiegend in die deutlich trockeneren Vormittage legen. So auch heute wieder:

Frühstück um 7.00 auf der Terrasse unseres Zimmers in der mit 80 $ die Nacht für hiesige Verhältnisse recht günstigen Lodge. Und dann gleich los zum Poás Vulkan, ganz lange wird der blaue Himmel wohl nicht halten.

Der Poás ist einer der sechs aktiven Vulkane Costa Ricas und rund 2.700 m hoch. Er hat zwei Kraterseen mit einem Durchmesser von jeweils etwa 400 m, die heiße „Laguna Caliente“ und den kalten „Botos“. Der Zugang zu letzterem ist seit dem Ausbruch des Vulkans 2017 gesperrt, spannender und optisch attraktiver ist aber ohnehin die Laguna Caliente. Der See in der Caldera ist nämlich nicht nur heiß, sondern auch extrem sauer (PH-Wert 1!). Und er zeigt sich in einem intensiven Türkisblau, wenn denn der Gipfel nicht in Wolken gehüllt ist, sondern die Sonne scheint.

Die Anfahrt über die Serpentinen der steilen Berghänge überrascht schon mal. Zum einen wechselt die Vegetation, wir fahren zunächst durch Kaffeeplantagen (unter anderem liegt die Starbucks-Plantage am Weg).

Und dann: Erdbeer-Anbau! An den Straßen sind kleine Verkaufsstände aufgebaut, sogar spezielle Restaurants mit den Fresas del Vólcano (Vulkanerdbeeren) gibt es. Typischerweise werden sie im Becher mit süßer Kondensmilch und Schokosoße verkauft, schmeckt gar nicht schlecht und „etwas“ zusätzliche Süße können die Fresas del Vólcano durchaus vertragen.

Weiter auf dem Weg zum Gipfel kommen dann schwarzbunte Milchkühe auf saftig grünen Bergwiesen in den Blick.

Die Wolken bleiben noch auf Abstand, deshalb können wir einen großen Teil der Hochebene überblicken, auf der Costa Ricas Hauptstadt San José sich breitmacht. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn der Ort wächst in alle Richtungen. Links am Bildrand liegt die alte Stadt Cartago, rechts Alajuela. Alle drei Städte waren einmal Hauptstadt des Landes, erst Cartago allein, dann sogar die drei gemeinsam. Turnusmäßig wurde dann alle paar Monate gewechselt, was ein unpraktisches Umziehen der Regierung mit sich brachte. San José wurde zur alleinigen Hauptstadt. Inzwischen sind die Städte zwar formal eigenständig, aber fast miteinander verwachsen.

Das Ticket für den Nationalpark um den Vulkan haben wir vorschriftsmäßig gestern online gelöst und so können wir durch die Kontrollstation durchfahren und müssen nur noch zusätzlich die Parkplatzgebühr bezahlen. Dafür sind wir dann aber auch nur noch ein paar hundert Meter Fußweg von der Aussichtsplattform über der Laguna Caliente entfernt.

Ach nein, ganz so einfach ist es dann doch nicht. Wir bekommen auf dem Weg noch farbige Schutzhelme verpasst, die zwingend auf dem ganzen Gelände zu tragen sind. Unsere sind knallrot und heben sich damit gut vom Grün der „Sombrilla de Pobre“ ab.

Die einem überdimensionalen Rhabarber ähnelnde Pflanze mit ihren Riesenblättern ist zu einem Symbol des Nationalparks geworden. Sie wächst überall am Wegesrand und ein Hinweisschild klärt uns hinsichtlich der Namensgebung auf, dass sie von den armen Leuten der Gegend früher als improvisierter Regenschirm benutzt wurde.

Dann sind wir oben am Rand der Caldera angekommen und blicken 300 m hinunter in den riesigen Krater. An verschiedenen Stellen steigen immer wieder Dampfwolken auf und ein Schwefelgeruch hängt in der Luft. Aber der Blick auf das türkise Säurebad ist ungeheuer faszinierend.

Es ist eine irritierende Erinnerung daran, was für immense Kräfte unter der dünnen Erdoberfläche schlummern und hätten wir nicht die schrecklichen aktuellen Bilder von La Palma im Kopf wäre auch der durch die Eruptionen des Poás aufgesprengte riesige Krater eine sehr eindrückliche Mahnung.

Wir nutzen das immer noch sonnige Wetter und fahren halb um den Poás herum zu den Wasserfällen von La Paz an der Ostflanke. Sie sind nur über einen privaten Park zugänglich, der leider mit 50 $ pro Nase happig teuer ist. Aber Michael von der Samai hatte ihn uns empfohlen und auch wir würden sagen: es lohnt sich.

Enthalten ist auch eine Art Zoo mit vielen ausschließlich heimischen Tierarten, von denen wir viele (manche zum Glück) nicht in freier Wildbahn erlebt haben. Diverse Schilder weisen darauf hin, dass die Tiere nicht für diesen Zweck gefangen wurden, sondern es sich vielmehr um vom Staat konfiszierte illegale Haustiere handelt, die dann vom Ministerium an diesen Tierpark übergeben wurden, weil sie nicht mehr ausgebildet werden können.

Und so mache ich doch noch ein paar Portraits, z. B.

selten gewordener roter Ara
Ozelot
Jaguar
Puma, die größte Raubkatze Costa Ricas
Grüne Rebenschlange

Es gibt auch ein Schmetterlingshaus, ein Froschhaus und einen Kolibri- und einen Orchideengarten und so dauert es doch eine Weile, bis wir uns zu den Wasserfällen durchgebummelt haben.

Und auch die sind absolut sehenswert. Es ist eine Kaskade von vier größeren und ein paar kleineren Wasserfällen, an denen ein mit Aussichtsplattformen ausgestatteter Wanderweg entlangführt. Man arbeitet sich dabei langsam, zwischendurch auch über steile Treppen, von Wasserfall zu Wasserfall nach unten. Von dort fährt ein Shuttlebus zurück zum Parkplatz.

Und dann wird’s auch Zeit für den Rückweg. Bei der Fahrt zur Abgabestation unseres Mietwagens können wir noch die Hortensienhecken genießen, die hier manchmal so malerisch die Straßen säumen.

Aber die dunklen Wolken ziehen schon auf, wie so oft am Nachmittag. In einem Wolkenbruch geben wir das Auto ab, fahren mit einem Uber zur Lodge zurück und packen unsere Sachen. Morgen früh geht’s wieder zeitig raus, diesmal allerdings zum Flughafen und morgen Abend sind wir hoffentlich wieder in den USA und können uns dann um Flora kümmern.

Pura Vida.

Chachagua

Das Nebelwaldgebiet um den Monteverde gefällt uns super, aber es zieht uns trotzdem weiter, wir möchten noch mehr von der vielgerühmten Vielfalt Costa Ricas erkunden.

Als „Schweiz Mittelamerikas“ wird Costa Rica häufig bezeichnet. Wohl überwiegend wegen der strikten Neutralität des Landes (Costa Rica hat das Militär abgeschafft und die freigewordenen Mittel in die Bildung gesteckt, demzufolge auch eine extrem geringe Analphabetenquote) und der für zentralamerikanische Verhältnisse stabilen Wirtschaft des Landes, jedenfalls vor COVID. Schon früh und sehr konsequent wurde auf Ökotourismus gesetzt, große Hotelburgen sind in den meisten Landesteilen selten, dafür gibt es viele kleine, oft familiengeführte „Lodges“. Die hatten (und haben) wegen Corona natürlich eine schwere Zeit, wir hören allerdings keine Klagen, sondern nur ein „jetzt gehts endlich wieder los“.

Neben politischer Neutralität und relativ stabiler Wirtschaft erinnert aber auch gelegentlich die Landschaft an die Schweiz. Nicht an die hochalpinen Bereiche, aber auf unserer Fahrt von Monteverde in Richtung des Arenal-Vulkans ist die Gebirgslandschaft durchaus steil und mit vielen Bergwiesen durchsetzt. Milchwirtschaft ist weit verbreitet, wir kommen an einer Käserei vorbei.

Am Ufer der Laguna de Arenal fahren wir sogar an einem komplett im Schweizer Stil erbauten Hotel mit Nebengebäuden vorbei, aber das wirkt hier dann doch etwas deplatziert, sind doch die Berge im Hintergrund bei näherem Hinsehen klar als Vulkane auszumachen. Der Arenal allerdings hüllt sich in ziemlich dichte Wolken, als wir an diesem riesigen und ziemlich modellhaften Vulkankegel vorbeifahren.

1968 gab es einen starken und verheerenden Ausbruch, mehrere Dörfer wurden zerstört. Bis 2011 blieb er einer der aktivsten Vulkane der Erde, seitdem schläft er wieder. Über den zerstörten Dörfern wurde ab 1973 ein 80 Quadratkilometer großer Stausee (eben der „Laguna de Arenal“) angelegt, der seitdem zur Stromerzeugung dient und erheblichen Anteil daran hat, dass Costa Rica inzwischen seinen Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien bezieht.

Aber wenn der Vulkan sich eh vor uns unter Wolken versteckt, fahren wir halt an ihm vorbei.

Die Chachagua-Lodge haben wir uns ausgesucht, sie liegt in einem Regenwaldgebiet einige Kilometer östlich des Vulkans. Regenwaldblick aus dem Zimmer und von der Terrasse unserer Hütte. Die Lodge ist liebevoll angelegt, hat eine Kaskade von heißen Pools zum Entspannen. Selbst beim Duschen haben wir Dschungelblick.

Vor allem aber führen von der Lodge aus eigene nur teilweise befestigte Pfade durch den Dschungel. Wir wählen den Hike, der zu einem kleinen Wasserfall führen soll. Tatsächlich finden wir ihn, allerdings scheinbar unzugänglich in einer kleinen Klamm. Mit ein bisschen Umweg erreichen wir dann aber doch eine Badestelle etwas oberhalb und können uns von dort im Flüsschen zum Wasserfall vorarbeiten.

Übrigens treffen wir während der ganzen Wanderung keine anderen Menschen. Wohl aber einige Tiere, zum Beispiel diese Blattschneiderameisen (hier als Video).

Und wir finden einen riesigen Ceibo-Baum mit wahrhaft gigantischen Brettwurzeln:

Aber auch auf dem Gelände der Lodge gibt es viel zu sehen, etwa diese Kolibri direkt in der Nähe unseres Zimmers:

Eines der Highlights hier ist für uns die von einem Biologen geführte Nachtwanderung, bei der wir viel erfahren (unter anderem den Trick, wie wir die Augen der Tiere besser erkennen können: die Taschenlampe in der Nähe der eigenen Augen halten, auf einmal leuchten überall Augenpunkte auf!) und natürlich wieder neue Tiere kennenlernen.

Zum Beispiel diesen Glasfrosch:

Von oben eher unscheinbar eben Knallgrün wie das Blatt auf dem er sitzt, zeigt die Beleuchtung des Blattes von unten mit der Taschenlampe fast ein Röntgenbild und erklärt die Namensgebung des kleinen Kerlchens ganz gut.

Oder diese blaue Zikade, die sich gerade aus dem Exoskelett häutet:

Einen schlafenden Gecko:

Wir entdecken sogar ein Faultier, dass sich bei Vollmond vor dem Nachthimmel abzeichnet. In tolles Bild, leider zu dunkel zum Fotografieren. Außerdem Spinnen, eine Schlange, viele große Grashüpfer, Schmetterlinge und neben verschiedenen neuen Fröschen auch einen schon bekannten, aber gern wieder gesehenen Rotaugenlaubfrosch:

Pura Vida.

Wandern auf den Mont Pelée

Wie die allermeisten Inseln des Antillenbogens ist auch Martinique vulkanischen Ursprungs. So ist denn auch Martiniques höchster Berg der 1.397 m hohe Vulkan Mont Pelée (kahler Berg). So richtig kahl sieht er dennoch nicht aus, wobei fast immer Wolken den zwar nicht baumbestandenen, aber eben doch grün bewachsenen Gipfel umgeben.

Der Vulkan ist seit 1932 nicht mehr aktiv, hat aber 1902 bei einem verheerenden Ausbruch die damalige Inselhauptstadt St. Pierre vollständig zerstört und fast alle Bewohner getötet. Das Drama hatte sich damals zwar mit Eruptionen und Aschewolken längere Zeit angekündigt, der Gouverneur der Insel hatte aber eine Evakuierung aus logistischen und wohl auch politisch taktischen Gründen (eine Wahl stand unmittelbar bevor) abgelehnt. Er ließ vielmehr verbreiten, St. Pierre sei absolut sicher, was Bewohner umliegender Dörfer dazu bewog, dort Schutz zu suchen. Aus der Stadt Flüchtende ließ er durch Soldaten an der Ausfahrtstraße nach Fort de France aufhalten und zurückschicken.

An Himmelfahrt 1902 entwich dem Mont Pelée dann aber nicht in erster Linie ein Lavafluss, sondern ein pyroklastischer Strom, eine bis zu 800 Grad heiße Glutwolke, die unfassbar schnell mit mehreren hundert km/h den Berg herabschoss. Nur drei Überlebende sind dokumentiert, davon zwei im Stadtzentrum, ein Schuster und ein Gefängnisinsasse, den den die dicken Mauern seines Kerkers überleben ließen. Die dritte dokumentierte Überlebende, ein junges Mädchen, hatte sich mit dem Boot in einer etwas außerhalb liegende Meereshöhle versteckt. Die übrigen Einwohner, geschätzt rund 30.000 Menschen, wurden bei diesem nach Opferzahlen schlimmsten Vulkanausbruch des 20. Jahrhunderts getötet.

Etwas makaber mutet die weitere Geschichte des überlebenden Häftlings an. Drei Tage nach dem Unglück wurde der damals 25jährige verletzt gefunden und nach seiner Genesung begnadigt. Dennoch verbrachte er sein restliches Leben quasi hinter Gittern, denn fortan trat er auf dem amerikanischen Festland im Zirkus auf. Als „einziger Überlebender von St. Pierre“ erzählte er aus einer nachgebauten Gefängniszelle heraus, wie er den Vulkanausbruch überlebt hatte.

Heute, nach fast 90 Jahren Inaktivität, führen mehrere Wanderwege auf den Mont Pelée hinauf. Wir entscheiden uns für den westlichen Aufstieg „Grande Savanne“, der in rund 700 m Höhe an einem improvisierten Parkplatz am Ende eines sehr steilen geteerten Feldweges beginnt. Die Idee ist, das die Westseite weniger häufig wolkenverhangen ist und damit zumindest beim Aufstieg bessere Chancen auf gute Ausblicke gewähren könnte. Da wir ja noch den Mietwagen haben, holen wir in St. Pierre Karin und Reinhard ab, die inzwischen dort mit ihrer „2nd try.2“ vor Anker liegen (sie waren vorher unser Nachbar am Ankerplatz in Fort de France).

Erst geht noch schön schattig durch den Wald bergauf, aber bald werden die Bäume kleiner und weichen dann niedrigem Buschwerk.

Wir haben großes Glück, es bleibt trocken und wir sehen nur über uns am Gipfel immer wieder Wolkenfetzen durchziehen, die ins Tal hinabfallen und sich dann schnell auflösen. Aber es wird auch anstrengender: bis hinauf zu dem auf etwa 1.150 m verlaufenden Caldera-Rundweg sind es etwa 440 Höhenmeter, aber die sind auf etwa 3,5 km Strecke zu überwinden. Zeitweise ist es wie Treppensteigen mit nur sporadisch vorhandenen Stufen, manchmal ist Klettern über die Steine angesagt. Ich finde ja, 440 Höhenmeter hört sich nicht nach allzu viel an. Das iPhone sagt, wir hätten 130 Stockwerke erklommen. Die Treppen zu unserer Wohnung im vierten Stock in Hamburg gut 30 mal hoch und wieder runter, hm. Das Empire State Building hat 102 Stockwerke. Doch, 440 Höhenmeter steil hinauf ist doch eine ganze Menge.

Aber es gibt auch flachere Abschnitte, in denen wir die tollen Ausblicke genießen können. Was für ein Panorama.

Tatsächlich schaffen wir es bis zum Rundwanderweg am Calderarand, wandern dort auch noch ein Stück entlang, aber dann erreichen uns doch die Wolken. Voraus wird die Sicht schlechter und wir möchten den steilen Rückweg auch lieber im Trockenen bewältigen, wir sind eh schon geschafft genug.

Aber glücklich!

Und heute? Haben wir ebenfalls den Anker in Fort de France gelichtet und Flora hier hinüber nach St. Pierre verholt.