Der Wecker klingelt um kurz nach fünf. Früh raus, das passt gut mit der Tide im Pass von Tahanea und es gibt uns außerdem genügend Zeit, um bei Tageslicht in Fakarava anzukommen.
Tatsächlich können wir praktisch die gesamte Strecke von etwas über 50 Seemeilen wunderbar segeln, größtenteils unter Gennaker. Am Anfang klassisch, zwischendurch auch mal ohne Großsegel, am Ende dann Schmetterling mit Gennaker und Groß.
Ein traumhafter Segeltag. Einziger Wermutstropfen: wieder kein Fisch gefangen.
Das allerdings erweist sich als nicht so tragisch. Die parallel segelnde Freefall verkündet in unserer WhatsApp-Gruppe: Fisch für alle! Sie haben einen knapp unter 2.5 Meter langen Marlin an Bord gezogen.
Photo credit: Theresa, SV Freefall
Kein Wunder, dass sie plötzlich etwas langsamer geworden und als letzte beim Ankerplatz am Südpass ankommen. Allerdings hat sich Joe beim Ausnehmen an der Hand verletzt, Hilfe beim Filetieren wäre also gewünscht.
Das übernehme ich doch gerne und ich bekomme es auch gerade noch vor dem Dunkelwerden hin. Der schon kopflose Marlin auf dem Heck der Freefall:
Die Wall of Sharks muss also noch etwas warten. Allerdings versammeln sich einige Haie hinter der Freefall, obwohl wir die Abfälle natürlich extra in großer Entfernung vom Ankerplatz entsorgen. Allein das Sauberspülen des Hecks sorgt schon dafür, dass die nächsten beiden Tage niemand von Bord der Freefall aus ins Wasser gehen möchte. 20 Haie direkt am Schiff zählt Joe. Flora liegt nur 100 m weiter vor Anker, aufgeregte Haie zeigen sich bei uns aber zum Glück nicht.
Wir sind mal wieder auf dem Sprung. Aber bevor wir erneut nach Fakarava aufbrechen, segeln wir zunächst durch die Lagune von Tahanea zurück zum Ankerplatz am Pass.
Kaum ist der Anker gefallen, steht auch schon die nächste Verabredung. Gemeinsam mit den Crews der ebenfalls zum Pass gefahrenen Lille Venn, My Motu und Freefall wollen wir am Außenriff und im Pass Schnorcheln (Wiebke) bzw. Tauchen (Ralf). Also schnell die Tauchsachen raussuchen, zusammenbauen, und dann werden wir auch schon abgeholt. Was für ein Service.
Der Tauchgang am steil abfallenden Außenriff (Drop off) ist ruhiger als erwartet. Haie sehen wir erstaunlicherweise nur relativ wenige. Dafür begegnet mir zum ersten Mal ein Boomerang-Drückerfisch und auch den hier recht häufigen Flammen-Zwergkaiserfisch bekomme ich erstmals vernünftig vor die Linse der GoPro-Unterwasserkamera. Auch schön: in 12 Meter Tiefe am Außenriff finden sich See-Anemonen und konsequenterweise auch Clownfische. Nemo.
Das besondere Highlight dieses Tauchgangs allerdings wartet im Pass auf uns. Ein Manta mit etwa drei Meter Spannweite gleitet gegen die Strömung ganz gemächlich auf mich zu und nahe an mir vorbei.
Nicht die erste Begegnung mit solchen elegant unter Wasser fliegenden Riesen, aber auch dieses Mal wieder ein magischer Moment.
Morgen soll es dann früh losgehen Richtung Fakarava, Stillwasser im Pass von Tahanea ist kurz vor 06.00 Uhr. ⏰
Relaxen unter Palmen? Ja, das auch. Aber derzeit sind die Tage hier in Tahanea daneben mit ziemlich viel Sport gefüllt. Für Wiebke beginnt das mit der morgendlichen Schwimmgruppe. Um 9:30 Uhr wird sie mit dem Dinghy abgeholt. Dann geht’s rüber Richtung Strand, das Beiboot wird geankert und die Schwimmgruppe (meist zwischen drei und fünf Leute von den verschiedenen Ankerliegern) macht sich auf den Weg. Etwa 1.200 m werden es, Barbara von der Lille Venn hat das auf ihrer Sportuhr im Blick. Zur Halbzeit gibt’s Dehnübungen und Klönschnack.
Was für ein Pool 🏊♀️ …… und ganz schön groß 😍.
Parallel mache ich meist die erste Wingfoil-Session des Tages.
Photo credit: Rajesh, SV My Motu
Die Halsen klappen inzwischen ganz gut, an der Eleganz muss ich wohl noch ein bisschen arbeiten. Immerhin, den Wechsel vom 155 Liter Softboard (auf den Fotos) zum kleineren 95 Liter Hardboard habe ich inzwischen auch hingekriegt.
Das hat zudem den Vorteil, dass ich am Nachmittag eine weitere Session fahren kann, während Wiebke auf dem großen Softboard ebenfalls Wingfoilen übt. Ralph von der Lille Venn wird nicht müde, uns mit Engelsgeduld an diesen schönen Sport heranzuführen.
Die Bedingungen hier sind einfach traumhaft. Perfekter Wind, praktisch keine Welle.
Manchmal gibt’s auch noch eine Abschluss-Session zum Sonnenuntergang.
Manchmal müssen wir uns selbst kneifen. Kann das wirklich wahr sein? Echt? Seit einem Jahr sind wir mit der Flora jetzt in Französisch Polynesien. Was für ein unfassbares Privileg.
Wir haben mit Gambier, den Marquesas, den Tuamotus und den Gesellschaftsinseln vier der fünf Inselgruppen dieses Staates bereist (die abgelegenen und regulär nur für drei Tage besuchbaren Australinseln werden wir auslassen). Haben viel gesehen und dennoch auch noch so viel zu entdecken. Haben einige Inseln besonders ins Herz geschlossen, “Lieblingsinseln” entdeckt. So wie das unbewohnte Atoll Tahanea, dass wir jetzt bereits zum dritten Mal besuchen.
Barbara und Ralph von der Lille Venn holen uns vom Ankerplatz am Eingang zur Lagune mit ihrem Dinghy zum Schnorcheln im Nordpass ab. So schön, unsere Schweizer Freunde hier wieder zu treffen und gemeinsam so Herrliches unternehmen zu können. Ein weiterer Live-Besuch im Riesen-Aquarium (wie immer, für bessere Auflösung einfach auf die kleinen Bilder klicken).
Danach verholen wir unsere Boote in die Südostecke des Atolls. Die Passatwinde beginnen sich wieder stärker durchzusetzen. Tahanea bietet hier einen wahrlich traumhaften Ankerplatz dafür.
Guter Schutz durch Riff und Palmen-Motus, dabei aber auch offen genug, um selbst bei leichteren Winden gute Bedingungen zum Wingfoilen zu finden. Klares Wasser mit schönen Schnorchelbedingungen, Strand. Ein Südseetraum.
Mit Katrin von der Mister Fizz, Barbara und Ralph von der Lille Venn, Aagje, Jeroen und Rajesh von der My Motu sowie Theresa und Joe von der Freefall feiern wir das.
Und arbeiten das Festessen des Potlucks dann beim Sport wieder ab. In der morgendlichen (Langstrecken-)Schwimmgruppe, beim Schnorcheln, Surfen oder eben Wingfoilen. Wiebke und Theresa bekommen von Ralph dazu Übungseinheiten auf dem Board …
… und es gibt auch Trockenübungen mit dem Wing auf dem wunderschönen Strandhaken an “unserem” Motu:
Ich übe derweil weiter Halsen, es wird langsam besser.
Ein Traum, jetzt schon ein Jahr hier in der Südsee sein zu dürfen. Kneif mich mal.
Wir machen uns auf nach Tahanea. Schon wieder? 78 Atolle gibt es in den Tuamotus, aber nur weniger als 20 von ihnen haben gut befahrbare Pässe und werden häufiger von Segelbooten angelaufen. Mehrere stehen noch auf unserer Wunschliste, aber bisher haben wir tatsächlich erst 8 Atolle der Tuamotus besucht. Einige allerdings mehrfach. Fakarava, Toau und eben Tahanea. Das es uns jetzt schon wieder dorthin zieht hat mehrere Gründe. Zum einen gefällt uns dieses unbewohnte Atoll einfach ausnehmend gut. Das Wasser ist auch in der Lagune meistens herrlich klar, in den gleich drei Pässen lässt es sich wunderbar schnorcheln. Es finden sich markante Riffformationen (wie etwa die “7”) und die mit Palmen bestandenen Motus bieten guten Schutz gegen die vorherrschenden Winde, außerdem sind die Bedingungen zum Wingfoilen einfach Klasse. Tahanea ist also ganz sicher eines unserer Lieblingsatolle.
Das wir jetzt schon wieder nach Tahanea segeln (und dabei auf der Strecke auch noch Aratika und Kauehi links liegen lassen) hat aber vor allem einen Grund: wir wollen unsere Freunde von der Lille Venn unbedingt noch wieder treffen, bevor sie sich deutlich früher als wir auf den weiteren Weg nach Westen machen.
Einen Tag verschieben wir die Fahrt noch, zu viele Gewitter sind angesagt. Dann aber sieht die Vorhersage für den 84 Seemeilen langen Törn recht gut aus. Mit dem prognostizierten Ostnordost sollten wir ab der Nordspitze von Fakarava eigentlich direkten Weg nach Tahanea segeln können. EIGENTLICH.
Tatsächlich aber weigert sich der Wind, auf die ihm zugedachte Richtung zu drehen und bleibt auf Ostsüdost. Da unser Ziel in Richtung Südost liegt können wir eben nicht den geraden Weg segeln, sondern müssen gegen eine frische Brise und die entsprechenden Wellen aufkreuzen. Außerdem werden es so 112 Seemeilen, das morgendliche Stillwasser im Pass von Tahanea, nachdem wir unsere Abfahrtszeit ausgerichtet haben, können wir nicht erreichen.
Eine Nachtfahrt ist es ohnehin, wir versuchen also, dann eben zum Mittagshochwasser am Pass zu sein.
Immerhin: wir sehen zwar Wetterleuchten am Horizont, aber ein Gewitter erwischt uns nicht. Auch von Squalls werden wir weitgehend verschont. Nur einmal erwischt uns solch eine turbulente Wolke. Ziemlich genau zu Sonnenuntergang.
Sie scheint uns auch noch hämisch anzugrinsen. Dieser Lichteffekt ist um so erstaunlicher, als nicht das helle Licht durch die Wolke hindurch scheint. Ganz im Gegenteil, die Sonne geht gleichzeitig gerade auf der anderen Seite der Flora unter:
Wie auch immer, einen Augenblick später springt die Windstärke um 10 kn nach oben und Flora holt trotz vorsorglichem zweitem Reff ordentlich über.
Keineswegs der optimale Beginn für die Nacht und hoch am Wind durch Wellen bolzen ist halt auch nicht eben der Lieblingskurs für die Freiwache, aber abgesehen von dem erforderlichen Zickzack-Kurs kommen wir dann doch einigermaßen gut durch.
Unser Zickzack-Kurs von Fakarava nach Tahanea auf MarineTraffic
Tatsächlich schaffen wir es auch noch, nur wenig nach Stillwasser am Pass von Tahanea anzukommen und ohne Probleme in die Lagune einzulaufen. Barbara und Ralph heißen uns herzlich willkommen, bevor Wiebke und ich mit einem ausgedehnten Mittagsschlaf die etwas unruhigen Freiwachen der Nacht wieder ausgleichen.
Es fühlt sich richtig gut an, wieder in Tahanea zu sein!
Tahanea weist gleich drei befahrbare Pässe in die Lagune auf. Der mittlere ist der breiteste und tiefste, für unsere bisherigen drei Passagen haben wir stets diesen Pass benutzt. Aber die anderen beiden haben auch ihre Vorteile, insbesondere für Driftschnorchelgänge. Wir ankern deshalb diesmal zunächst am östlichen Pass, dem schmalsten und flachsten.
Ein fast dreieckiges Flach aus Korallen teilt ihn in zwei enge Arme auf. Beide eignen sich hervorragend zum Schnorcheln. Bei einlaufender Tide fahren wir mit dem Dinghy gegen die Strömung hinaus, gleiten mit Flossen und Taucherbrillen ins Wasser und lassen uns mit dem Dinghy zurück in die Lagune treiben. Es ist ein Gefühl, als würden wir schwerelos über einen Teppich aus Korallen und Fischen fliegen. Unbeschreiblich schön.
Nach einer zwischenzeitlich etwas schaukeligen Nacht – die Strömung ist stärker als der Wind und dreht Floras Heck in die Wellen – ankern wir um und liegen jetzt zwischen Nordpass und mittlerem Pass. Inzwischen ist auch die Easy-One hierher gekommen, gemeinsam machen wir im Nordpass einige weitere Driftschnorchelgänge.
Wir haben mächtig Glück, denn hier treffen wir dieses Mal auf Manta-Rochen. Und auch sonst sind die Korallenlandschaft und der Fischreichtum eine wahre Freude.
Trotzdem: morgen früh um fünf Uhr soll es weitergehen. Wir wollen zurück nach Fakarava segeln. Die Lebensmittelbestände müssen mal wieder mit Frischwaren aufgestockt werden, zumal wir bald Besuch an Bord bekommen. Unsere Freundin Katrin wird in einer Woche in Fakarava zusteigen. Wir freuen uns schon.
Nachtwanderung. Mit Taschenlampen bewaffnet durch die Dunkelheit streifen. Schatten von Bäumen, die sich zu bewegen scheinen, die gespitzten Ohren lauschen auf das Geraschel huschender Kreaturen im Unterholz.
Wann haben wir so etwas zuletzt gemacht? Auf Klassenfahrt? Ist jedenfalls Ewigkeiten her. Die von einem Guide geführte Tour im nächtlichen Dschungel von Costa Rica kommt in den Sinn, die leuchtenden Augen von Spinnen (weiß), Baumfröschen (rot) und – von uns nicht gesehen – Katzen wie dem Ozelot oder gar Jauguar (grün). Aber das Gefühl dort war anders. Auch ein Abenteuer, aber eben mit Guide.
Hier auf Tahanea ist es eher der Klassenfahrt-Modus. Wir verabreden uns, brechen bei Neumond in stockdunkler Nacht um 9:00 abends (Sailor’s Midnight) mit zwei Dinghies auf zum übernächsten Motu.
Am mondlosen Himmel leuchten nur die Sterne, die Milchstraße bildet ein grandioses Panorama, davor lassen sich die Konturen der Palmen erahnen.
Schon die Anfahrt in der Finsternis ist eine Herausforderung, denn auch im Schein der starken Taschenlampe sind die Bommies in Ufernähe erst sehr spät zu erkennen. Wir schleichen in Slalomfahrt zum Strand. Große Löcher im Korallenschutt deuten darauf hin, dass wir dort eine gute Chance auf Palmendiebe habe.
Und deshalb sind wir hier. Palmendiebe, auch Kokoskrabben genannt, gehören wie Garnelen, Hummer und Langusten zu den Zehnfußkrebsen. Sie werden allerdings deutlich größer, die Spannweite der Beine kann einen Meter betragen. Sie sind die größten landlebenden Krabben. Aber wieso Palmendieb? Sie klettern tatsächlich auf Bäume. Ihre Scheren sind so kräftig, dass sie damit die hier so reichlich vorhandenen Kokosnüsse öffnen können und dann das weiße Fruchtfleisch fressen. Wer sich schon einmal mit Machete oder Messer an einer Kokosnuss versucht hat, weiß, dass er sich vor der Kneifkraft dieser Scheren (über 3.000 N pro cm2, etwa viermal soviel wie die Beißkraft eines Wolfes!) in Acht nehmen sollte.
Tagsüber halten sie sich verborgen, erst Nachts kommen sie zum Fressen aus Felsspalten und Sandlöchern heraus.
Neben ihrer immensen Größe beeindrucken sie auch mit ihren farbenprächtigen Panzern. Die Körperfarbe variiert stark, blau, violett, türkis, orange, braun und helles Ocker sind in unterschiedlichen Kombinationen vertreten.
Wenn man wie wir das Glück hat, dass während der Beobachtung ein Regenschauer niedergeht, leuchten die Farben ihrer Panzer im Schein der Taschenlampen umso mehr.
Auch das Klettern auf Bäume können wir beobachten:
Die Palmen müssen dabei nicht schräg stehen, auch senkrechte oder gar überhängende Passagen sind für Palmendiebe kein Problem.
Aber auch auf dem Boden sind diese wie aus der Zeit gefallenen Geschöpfe beeindruckend. So sehr, dass wir die erst mit 5 bis 6 Jahren geschlechtsreifen Tiere nicht für den Kochtopf einsammeln, sondern einfach nur bestaunen.
Weibchen mit Paket befruchteter Eier am Hinterleib
Neben den Palmendieben sind am Strand natürlich noch weitere Krabben unterwegs. So sehen wir “Yellow Nipper” (Blasse Strandkrabben), Abolineatus und natürlich eine Vielzahl von Einsiedlerkrebsen. In einer frühen Wachstumsphase schützen übrigens auch Kokoskrabben ihren (später zumeist unter den Körper geklappten) Hinterleib durch Schneckengehäuse, im jugendlichen Alter manchmal auch durch Kokosnussschalen.
Über zwei Stunden sind wir unterwegs. Erlebnis Nachtwanderung.
Ingo und Andrea (Easy-One), Teresa (Freefall), Wiebke und Ralf (Flora), Jeroen (My Motu), Ralph (Lille Venn), Rajesh (My Motu)
Das Motu, hinter dem wir hier im unbewohnten Tahanea-Atoll ankern, bietet sich für einen Beach-Nachmittag geradezu an.
An der Südspitze des Motus gibt es eine Feuerstelle, eine Hängematte aus Netz ist an einem schattigen Platz daneben aufgehängt.
Wir bringen noch unsere eigene Hängematte mit, außerdem einige Strandspiele wie Boccia und Frisbee. Und auch für das leibliche Wohl ist gesorgt, alle bringen etwas mit. 5 Boote (Lille Venn, Easy-One, Freefall, Skylark und Flora) liegen in der Bucht, alle Crews sind dabei. Wie fast immer bei solchen Gelegenheiten wird es ein wunderbarer, entspannter Nachmittag.
Auch die mit Steinen und großen Seeschnecken-Gehäusen eingefassten Feuerstelle wird genutzt.
Nach Sonnenuntergang geht’s dann aber doch recht flott zu den Dinghies. Noch schnell das Feuer löschen und aufs Boot, um diese Zeit werden die stechenden oder beißenden Plagegeister dann so richtig aktiv, das Feuer scheint sie nicht wirklich abzuschrecken (oder vielleicht müssten wir uns selbst räuchern).
Wie auch immer, an Bord haben wir bisher erstaunlich wenig Probleme damit gehabt, selbst in Alaska (wir hatten anderes befürchtet) und eben auch hier in Französisch Polynesien. Das interne Mosquitonetz über dem Bett haben wir tatsächlich das letzte Mal in Italien aufgebaut.
Über fünfeinhalb Jahre ist das her. Unseretwegen kann das Netz gerne weiter ungenutzt im Schapp bleiben.
Nicht zu fassen, wir sind schon seit einer Woche im Tahanea-Atoll. Vom ersten Ankerplatz am Pass haben wir die Flora nach zwei Tagen in den Südosten des Atolls verholt, denn inzwischen hat sich relativ konstant östlicher Wind eingestellt.
Fast unnötig zu erwähnen, auch dieser Ankerplatz ist schlichtweg traumhaft:
Wir verbringen ruhige Tage mit Schnorcheln, SUP, Wingfoilen …
… und einigen Arbeiten dazu. Leider ist der Schlauch (=Bladder) im Strut geplatzt. Das ist der mittlere Teil des Wingfoils, an dem auch die Griffe befestigt sind. Unsere Freundin Katrin wird in gut zwei Wochen zu Besuch kommen, sie bringt Ersatz mit. Bis dahin allerdings möchte ich nicht warten. Zum Glück lässt mich Ralph von der Lille Venn nicht nur seinen Wing benutzen, sondern zeigt mir auch, wie ein Bladder repariert werden kann. Bei einem kleinen Loch wäre das vergleichsweise einfach. Bei der an einer Schweißnaht geplatzten Bladder allerdings zeigen sich unsere gemeinsamen Reparaturversuche zunächst von eingeschränktem Erfolg. Ich kann den Wing wieder benutzen, muss ihn aber alle zehn Minuten wieder aufpumpen. Nicht sehr praktikabel. Erst nach dem fünften Reparaturversuch (zweimal Schweißen mit dem Vakuumierer, dreimal Flicken aufkleben und eine Nacht trocknen lassen) ist – oh Wunder – die Bladder tatsächlich wieder dicht.
Zwei andere Reparaturen beschäftigen uns ebenfalls einige Zeit. Beide betreffen die Elektrik auf Flora, nicht eben unsere Spezialität.
Zum Einen verweigert unser AIS mal wieder die Sendefunktion. Es zeigt uns zwar die Positionen der anderen Boote um uns herum (so sie mit AIS ausgerüstet sind) wunderbar an, wir selbst senden aber nicht, obwohl wir den Sendemodus eingeschaltet haben. Die Fehlersuche fördert eine im Plus-Kabel zusätzlich verbaute Sicherung zu Tage, bei der zwar der Sicherungsfaden noch intakt ist, das Gehäuse jedoch ziemlich angeschmolzen.
Austausch des Kabels nebst Sicherungshalterung und Sicherung: unser AIS sendet wieder.
Nicht ganz so einfach lässt sich das zweite Problem beheben, das zudem auch schwerwiegender ist: nachdem unsere beiden Kühlschränke zuletzt immer mal wieder zickten (die unter dem Bodenfach in einem Schrank in der Pantry eingebauten Kompressoren sprangen kurz an, gingen aber binnen weniger Sekunden wieder aus).
Nach einiger Zeit funktionierten sie dann aber wieder. Jetzt jedoch quittieren zeitgleich beide Kühlschränke komplett ihren Dienst. Gar nicht gut. Wir vermuten einen Zusammenhang mit einem Fehler im elektronischen Schaltpanel des EmpirBus-Systems, denn das lässt uns derzeit die Motorraumentlüfting nicht einschalten und die Kühlschränke nicht ausschalten, diese beiden Schalter sind in ihrer Funktion „eingefroren“, alle übrigen Schalter funktionieren zum Glück noch.
Auch hier warten wir auf Katrin, sie wird ein Ersatzpanel im Gepäck haben. Aber auf die Kühlschränke können wir bis dahin nicht verzichten.
Probehalber verlegen wir direkt von der Batterie eine Stromleitung zu den Kompressoren. Die Plus-Leitung bringt keine Besserung, aber als wir die Minusleitung verlegen (und damit den Schalter am Panel überbrücken) laufen beide Kühlschränke wieder normal, auch die Thermostate funktionieren. So weit, so gut. Aber bei der „fliegend“ durch das Schiff verlegten provisorischen Leitung kann es natürlich nicht bleiben, das Kabel muss ordentlich durch Kabelschächte unter den Bodenbrettern verlegt werden. Also Bodenbretter von der Küche durch den Salon, am Kartentisch vorbei und in der Achterkajüte los schrauben, drunter sauber machen, Kabel durchfummeln und befestigen, alles wieder verschrauben.
Immerhin, wir haben wieder kühle Getränke und die empfindlichen Lebensmittel bleiben haltbar. Puh.
😅
Ein Pizzaabend auf der Easy-One mit den Crews auch von der Lille Venn und der Free Fall hebt die Laune ebenfalls.
Und ein kleines bisschen kann ich mich revanchieren, als ich im Mast der Easy-One das stehende Gut kontrolliere.
Zur Belohnung für die kleinen Arbeitseinheiten im sonst wirklich entspannten Atoll-Leben:
Mit einem kühlen Sundowner aus dem jetzt wieder funktionierenden Kühlschrank lassen sich die abendlichen Wolkenformationen und die Farbenspiele am Himmel doch einfach noch besser genießen!
Es wird ein wunderschöner Segeltag. Wir starten mit Schwachwind und Code0, …
… wechseln dann aber bei zunehmendem Wind irgendwann auf die Fock. Zwischenzeitig zwei Reffs ins Groß. Um uns herum tauchen immer mehr Schauerwolken auf, einige ziemlich so imposant, dass die hinter uns segelnde Easy-One kaum davor auszumachen ist:
Tatsächlich aber verschonen die Schauerwolken sowohl uns als auch die Easy-One, erst in der Ansteuerung auf den Pass von Tahanea bekommen wir ein paar wenige Tropfen ab, dürfen zum Ausgleich aber einen wunderschönen gleich doppelten Regenbogen bewundern, mit herrlich sichtbarem dunklerem Bereich zwischen Regenbogen und Nebenregenbogen (Alexanders dunkles Band):
Wir ankern hinter dem Motu direkt zwischen dem Nordpass und dem breiteren Hauptpass, durch den wir ins Atoll gefahren sind.
Wir schnorcheln am folgenden Tag in beiden Pässen, fahren mit dem Dinghy bei einlaufender Tide hinaus und lassen uns durch den Pass zurück in die Lagune treiben. Besonders gut gefällt uns die Nordseite des Nordpasses. Am äußeren Ende zeigen bockende Wellen starke Verwirbelungen an, aber danach ist die Strömung auf dieser Seite nicht so stark. Der dicht an dicht mit Korallen bestandene Nordrand bietet in 3 bis 5 Metern Tiefe eine vielfältige Korallenlandschaft, die es in sich hat. Der Fischreichtum ist immens und das klare einlaufende Wasser lässt die ganze Palette der Farben auch richtig zur Geltung kommen.
Ein gutes Beispiel sind die bis zu 80 cm groß werdenden Buckelkopf-Papageifische. Diese sind eigentlich an allen halbwegs gesunden Riffen im Südpazifik zu finden und in sofern ein bekannter Anblick. Aber selten strahlen die Farben so wie hier.
Eine Besonderheit bei den meisten Papageifischarten, so auch beim Buckelkopf-Papageifisch: es handelt sich um Hermaphroditen. Nach einer Jugendphase entwickeln sich zunächst fast alle zu Weibchen. Später im Lebenszyklus wandelt sich dann ein größerer Teil zu Männchen um. Und nicht nur das: in jeder der Phasen zeigen diese Fische auch ein völlig unterschiedliches Farbkleid.
Die vorderen Zähne sind übrigens zu den Platten eines schnabelartigen und ständig nachwachsenden Beißwerkzeugs umgebildet, mit dem die Papageifische einen niedrigen Pflanzenbewuchs auf den Korallen regelrecht abgrasen. Dabei schaben sie auch erhebliche Mengen von Korallenkalk ab, den sie zügig wieder ausscheiden. Dann allerdings fein gemahlen – als den Sand, den wir an den Palmenstränden so lieben. Kein Scherz, ein ausgewachsener Buckelkopf-Papageifisch produziert so bis zu 90 kg feinsten Sand pro Jahr.
Wir sehen noch verschiedene andere Papageifische:
Aber natürlich nicht nur die.
Griesgrämig dreinschauender LippfischFalterfischCamouflage-Zackenbarsch im VersteckImperator-Kaiserfisch
Jedenfalls ist der Drift-Schnorchelgang im Nordpass von Tahaneha für uns einer der insgesamt schönsten Schnorchelgänge bisher, und das will schon etwas heißen, denn da kommen mittlerweile doch so einige zusammen.
Eine etwas alberne Frage wird nebenbei auch beantwortet: wieso heißt die Farbe von Wiebkes Tauchmaske eigentlich „Coral“?