Tag 1 der Passage von Nuku Hiva nach Raroia

Wir kommen wie geplant um 8:00 Uhr los. Jill und Michael bringen uns noch ein frisches Baguette vorbei, die beiden waren tatsächlich schon um sechs Uhr an der Bäckerei (als wir am Vortag um 10:30 da waren, hatte die Bäckerei schon zu). und auch Heather und Jim kommen im Dinghy noch einmal angepaddelt, um uns zu verabschieden.

Wir motoren aus der Bucht hinaus, setzen draußen die Segel. Den Tag über ist es ein ständiger Wechsel zwischen Fock und Code0. Der Wind ist unstet, ziemlich böig. Auf Höhe von Ua Pou erwischt uns der erste Schauer, ein paar weitere folgen noch. Zwei echte Bonito gehen an die Angel, einen lassen wir wieder frei.

Gegen Abend nimmt der Wind zu, mit ihm auch die Wellen, aber auch unsere Geschwindigkeit. Mit der Fock und zwei Reffs im Groß geht es in die erste Nacht dieser Passage. Weil es ja mit rund 72 Stunden eine überschaubar kurze Überfahrt wird, experimentieren wir mit unserem Wach-Rythmus. Statt 4 mal 3 Stunden in der Nacht probieren wir es ausnahmsweise mit 2 x 6 Stunden. Aber so richtig glücklich sind wir damit nicht.

Schön ist aber der Sonnenaufgang:

Etmal trotz eher langsamem Beginn 152 Seemeilen, ein gutes Drittel ist geschafft.

Durch eine magische Nacht in die Tropen gesegelt

Was für ein Unterschied. War der vorige Über-Nacht-Törn noch ziemlich anstrengend (insbesondere wegen der kabbeligen und konfusen Wellen), ist der nächste, etwa gleich lange Törn das reine Vergnügen mit angenehm glatter See Es hinunter zur Südspitze der Baja California, nach Cabo San Lucas.

Zunächst einmal ist es unser wärmster Törn seit langem: wir riggen sogar unser Steuerbord-Shade am Bimini. Das Netzgewebe ist luftdurchlässig, spendet aber Schatten.

Unterwegs gebackener Kuchen auf dem Tisch, Shade zum Schutz vor der Sonne

Auch das Wasser wird wärmer, wir messen inzwischen schon mal über 27 Grad. Kein Wunder also, dass auch die Nachtwache im Cockpit nicht mehr friert: die Lufttemperatur bleibt bei 23 Grad.

Kurz vor Cabo San Lucas (auch einfach “Cabo” genannt) segeln wir wieder in die Tropen. Das sind die Breiten zwischen dem Wendekreis (Tropic) des Krebses (nördlich des Äquators) und des Steinbocks (südlich des Äquators). Zum Vergleich: der Wendekreis des Krebses verläuft gut 2.600 km nördlich des Äquators quer durch Mexiko, auf der anderen Seite des Atlantiks dann mitten durch die Sahara und weiter durch Saudi Arabien.

Den Fischen scheint das in der Tiefe noch kalte, hier aber warme Pazifikwasser zu gefallen, kurz hinter einander gehen uns ein schöner Bonito und eine etwa einen Meter lange Golddorade (Mahi Mahi) an unsere beiden mit unterschiedlichen Ködern ausgebrachten Angeln.

Und die Nachtfahrt ist nicht nur schön warm, sie bietet auch wundervolle Unterhaltung. Als wäre der klare Sternenhimmel nicht genug, wird er in dieser Nacht auch noch von einer Vielzahl von Sternschnuppen geschmückt. Es entstehen aus dem Meteorstrom der Geminiden und sollten auch in den nächsten Nächten noch zu sehen sein. Beim Blick in den Sternenhimmel scheinen sie dem jetzt hoch im Wintersechseck stehenden Sternbild Zwillinge (Gemini) zu entspringen, daher der Name.

Die mondlose Nacht führt zusätzlich dazu, dass die Fluoreszenz der Wellen unseres Kielwassers besonders gut zu sehen ist. Die durch die plötzliche Bewegung zum Leuchten angeregten Bakterien blitzen sternengleich auf, erhellen das am Boot entlang strömende Wasser.

Vollends magisch wird die Nacht aber für uns durch ein weiteres “allererstes Mal”. Der Besuch von Delfinen am Boot ist jedesmal wunderschön. Nachts hört man meist nur das Schnaufen ihres Atemholens. Jetzt aber sehen wir die Meeressäuger in der dunklen Nacht als fluoreszierende Spur auf Flora zu schwimmen, Kreise drehen und wieder verschwinden. Was für ein Erlebnis.

Und wie kann so eine Nacht emotional passend zu Ende gehen?

Sonnenaufgang über Cabo vor unserem Bug

Bildernachtrag Passage Hawai’i

So kurz nach der Passage sind wir immer noch mittendrin, die ganzen Eindrücke dieser intensiven 26 Tage zu verarbeiten. Die Bilder durchzugehen, eine Auswahl besonderer Momente oder Eindrücke oder damit verbunden auch Stimmungen zu treffen, das ist gar nicht so leicht. Ich versuche, mich ein bisschen an den Beiträgen entlang zu hangeln und ein paar Blöcke bilde, ohne dass ich alles im Einzelnen zuordne.

Los ging es mit eher wenig Wind.

Angelerfolg, hier ein schöner Großaugenthunfisch, so schwer, dass wir tatsächlich einmal unser Gaff benutzt haben.

„Kreative“ Besegelung schon mal am Anfang, wir haben das in den Kalmen dann noch einmal aufgegriffen.

Überhaupt, so viele wunderbare Sonnenuntergänge vor Floras Bug und Sonnenaufgänge hinter ihrem Heck, dass ich hier mal nur eine kleine Auswahl einstelle:

Kochen und Essen strukturiert auf einer langen Passage den Tag und ist immer wieder ein Highlight.

Fliegende Fische. In „ihrem“ Element:

Und was man morgens so jeweils an Deck findet.

Herrliches Segeln

… und auch knackiges Segeln.

Ein kleines bisschen Bootsarbeit natürlich auch …

Flaute. Wenn sie kurz genug ist, auch mal schön.

Und sinnvoll zu nutzen. Wahnsinn, wie schnell hier im Pazifik Bewuchs entsteht. So sieht (nach zwei Wochen) eine zwei Zentimeter lange Entenmuschel aus:

Eigentlich ja ganz hübsch. Nur nicht, wenn sie in Massen am Boot klebt. Also Tauch- und Säuberungseinsatz in der Flaute. Vorher:

Nachher:

Noch mal Wolkenstimmung

Vögel sorgen auch immer mal wieder für Abwechslung.

Ganz liebe Überraschung zum Bergfest

Wind und Wellen, Boot und überhaupt 😁

So viel Blau. Und wir strahlen sogar ohne Farbe 😁