Was für Bären? Ein weiterer tierischer Hike in Panama

Für Abwechslung ist in Shelter Bay gesorgt. Nach zuletzt so vielen schönen sonnigen Tagen beginnt erst mal Schauerwetter und damit (bei den Temperaturen hier auch nachts) das beliebte Spiel “Fenster auf / Fenster zu”. Der Mittwoch ist dann total verregnet.

Dafür bietet allerdings das SPSN in der Lounge der Marina eine Info-Veranstaltung an. Die Abkürzung steht für South Pacific Sailing Network, Stephanie und Andy bringen eine sehr informative und kurzweilige (aber lange dauernde) Präsentation über die Inseln von den Marquesas bis Neuseeland.

Und wir treffen uns einige Male mit Cris und Ruedi von der schweizerischen “Pasito”, schnacken oder spielen.

(Mexican Train Domino)

Oder von Bord der Pasito aus das Krokodil im Hafenbecken beobachten. Hm, Schnorchelnd das Unterwasserschiff reinigen fällt für uns hier wohl aus. Ruedi hat sich davon allerdings nicht beirren lassen.

Heute aber ist es wieder richtig sonnig, wir schnüren die Wanderschuhe und bewegen mal wieder die Beine. Direkt an der Marina beginnt der Urwald, oft hören wir die Brüllaffen. Also wollen wir mal versuchen, ob wir sie auch zu sehen bekomme.

Bis zur ehemaligen amerikanischen Armeeanlage “Battery Stanley” ist der Weg gut, danach allerdings führt nur noch ein Pfad weiter.

Direkt hinter der Battery Stanley sehen wir tatsächlich die erste Affenfamilie. Allerdings sind es keine Brüllaffen, sonder Panama-Kapuziner-Affen, die hier durch die Bäume toben und uns mit herunterfallenden abgebrochenen Ästen auf sich aufmerksam machen.

Einmal mehr ist der weitere Pfad anfangs gut zu erkennen, diesmal bis wir zum ersten Mal das Meer erreichen. Ein kleiner steiniger Strand, ok. Aber nachher lockt schließlich eine größere Bucht mit Sandstrand, Badesachen haben wir dabei, also weiter. Allerdings wird es jetzt kniffliger, aber wir sind ja schon ganz gut geübt. Der Trampelpfad führt jetzt zumeist am Hochwasser-Spülsaum des Meeres entlang. Hört sich einfach an, ist es aber nicht, wenn Mangroven vorgelagert sind. Diese Salzwasser vertragenden Pflanzen verlagern den Spülsaum nämlich so, dass wir die Küste nicht mehr sehen, aber über die Wurzeln der Mangroven klettern müssen und trotzdem immer mal wieder durch knöcheltiefes Matschwasser waten. Da sind wir allerdings schon so weit, dass Umkehren auch keine Option ist.

Und noch eine weitere unschöne Erscheinung verbirgt sich im Wort Spülsaum, die wörtliche nämlich. Hier, mitten im Mangovenwald, findet sich eben auch ein breiter Streifen angeschwemmter Plastikflaschen, Flipflops, Ölkanister, Netzbojen und eben alles, was leider so an Plastikabfällen im Meer schwimmt. Grrr.

Als wir endlich den Sandstrand erreichen, lädt dieser nicht eben zum Baden ein. Diesmal ist es nicht angeschwemmter Plastikmüll. Der ist vermutlich auch da, wird aber vollständig überdeckt durch den sich derzeit in der Bucht sammelnden Sargassum-Seetang. Ein dicker Wall bedeckt den Strand, davor schwappt es braun in den Wogen hin und her.

Das war wohl nichts. Immerhin führt der Rückweg größtenteils über leicht begehbare Straße (wenn man von dem Teil absieht, auf dem wir eine völlig überwucherte Querstraße bis hin zu einem mit Kette verriegelten Tor gehen und wieder zurück müssen).

Aber hey, die Belohnungen für die Matschwanderung kommen schon noch. Und was für welche:

Als erstes erspäht Wiebke in den Bäumen einen dunklen Fleck im Gegenlicht. Ein Faultier? Nein, aber fast noch besser, ein naher Verwandter davon, den wir bisher noch nie gesehen haben. Ein Ameisenbär! Nicht blau wie Elise bei Paulchen Panther, auch nicht so tapsig, aber unververkennbar mit seiner langen Röhrenschnauze, dem vergleichsweise kleinen Mund und den runden Ohren.

Und dem langen Schwanz, den er zum Greifen verwendet und hier zur Sicherung um den dickeren Ast geschwungen hat:

Nicht ohne Grund, denn während wir ihn beobachten, knackt einer der dünnen Äste weg, aber davon lässt er sich nicht beeindrucken und futtert unbeirrt weiter die Ameisen oder Termiten auf dem Ast.

Als wir irgendwann doch weitergehen, sehen wir nur kurze Zeit später auch die erhofften Brüllaffen. Allerdings sind sie gerade ganz still, ist vielleicht besser für unsere Ohren.

Und auch das ist noch nicht das Ende. Unten auf dem Waldboden läuft ein Nasenbär. Anders als der Ameisenbär ist er nicht mit dem Faultier, sondern eher mit Mardern verwandt, aber auch er hat einen deutlichen “Gesichtserker”.

Und so kommen wir nach der Wanderung zwar sehr matschig, aber eben auch SEHR GLÜCKLICH wieder in der Shelter Bay an. Erstmal duschen und baden. Da war ja noch das Krokodil? Dann eben Pool.

Pura Vida.

Tortuguero: Schildkröten, Basilisken, Affen und Krokodile

Wir schmeißen unsere ursprüngliche Absicht über den Haufen und bleiben doch nicht nur im Zentrum Costa Ricas. Küste und Strand sehen wir ja sonst auch – hatten wir gedacht.

Aber dann erfahren wir, dass gerade die grünen Meeresschildkröten zur Eiablage an den Strand von Tortuguera kommen, im Nordosten Costa Ricas an der karibischen Atlantikküste. O.k., da sollten wir dann wohl hin. Bloß, ganz so einfach gestaltet sich das bei näherem Hinsehen nicht. Es gibt keine Straße nach Tortuguera (kein Wunder dass der Ort autofrei ist). Ein kleiner Flugplatz für Propellermaschinen ist die eine Variante, die andere ist eine Fahrt in die Wildnis nach La Pavona. Dort gibt’s nix, außer einem bewachten Parkplatz und einer Anlandestelle für flachgehende Boote. Es gibt öffentliche „Bus“-Boote nach Tortuguero, aber wer bei einer der größeren Lodges bucht, wird mit einem privaten Boot abgeholt.

Liegen zunächst noch Kühe auf den Wiesen neben dem flachen braunen Gewässer, wird bald der Dschungel zu beiden Seiten dichter.

Witzig übrigens die „Jahreszeit“ hier im Nordosten Costa Ricas: während der September für das Land insgesamt einer der regenreichsten Monate ist, ist hier gerade typische Trockenzeit, was man auch am niedrigen Wasserstand des Flusses und den vielen zu Tage tretenden Sandbänken sieht. Dagegen wird es dann hier im Dezember viel regnen, wenn im übrigen Land die trockene Hauptsaison beginnt.

So watet der Nacktkehlreiher schon ein bisschen durch den Matsch.

Die martialische englische Bezeichnung „Tiger Heron“ scheint hier im Dschungel besser zu passen, denn der Vogel ernährt sich neben Fröschen und Krebsen auch gerne vom Nachwuchs der Kaimane und Krokodile. Und siehe da, der nächste Kaiman ist tatsächlich nicht weit:

So wird uns die gut eine Stunde dauernde Bootstaxifahrt nicht lang, es gibt immer wieder interessantes zu sehen. Etwa dieses Dreizehen-Faultier, dass sich direkt über dem Fluss ausruht und uns wie Queen Elizabeth zuzuwinken scheint:

Aber natürlich reicht uns das noch nicht an tierischen Begegnungen und so buchen wir gleich nach unserer Ankunft noch für dieselbe Nacht die Schildkröten-Tour am Atlantikstrand. Der gesamte Strand ist nämlich streng geschützt und darf zwischen sechs Uhr abends und sechs Uhr morgens nur im Rahmen von lizensierten Führungen betreten werden. Costa Rica hat sich diesbezüglich quasi vom Saulus zum Paulus gewandelt, vor gut 100 Jahren war das Land noch der weltweit größte Exporteur von Schildkröten, die Eier wurden (und werden illegal heute noch zum Teil) als Aphrodisiaka gehandelt. Der schwarze Strand von Tortuguero ist einer der wichtigen Eiablageplätze für die grüne Meeresschildkröte, die früher auch als Suppenschildkröte bezeichnet wurde. Jetzt in der Eiablagesaison kommen jede Nacht über 2.000 dieser wunderbaren Tiere hierher.

Wir bekommen den späteren der beiden Slots, ab 22.00 Uhr geht unsere Führung los. Maximal 10 Gäste pro Führer, wir sind nur 8, um so besser. Auch das ungeliebte spätere Zeitfenster erweist sich als Glücksfall, denn so steht der noch fast volle Mond höher am Himmel und gibt bei der dünnen Wolkendecke ein recht gutes Licht, wenn sich die Augen erst an die Dunkelheit gewöhnt haben. Taschenlampen sind absolut verboten, Fotos (auch ohne Blitz) leider ebenfalls. Wir haben das absolut wunderbare Erlebnis, eine etwa eineinhalb Meter große (Panzer ca. 1,20 m) und wohl etwa 150 kg schwere Grüne Meeresschildkröte ganz nah bei der Eiablage beobachten zu können. Erst als einer der Scouts des Conservation Teams das Zeichen gibt, dürfen wir mit dem Guide zu ihr. Sie hat die Eiablage begonnen und kann sie nun nicht mehr stoppen. Ganz in Ruhe legt sie Ei um Ei (etwa so groß wie ein Golfball) in die zuvor von ihr mühsam ausgescharrte tiefe Kuhle, was wir im Rotlicht der Lampe des Guides verfolgen. Auch den Beginn des Zuscharrens, dann wechseln wir den Standort. Eine weitere (etwas kleinere) Grüne Meeresschildkröte beobachten wir auf dem beschwerlichen Weg zurück über den Strand ins Meer. Dann noch eine dritte der Art, die ihr Gelege bereits zugescharrt hat und jetzt eine „Camouflage-Kuhle“ daneben anlegt um Nesträuber zu verwirren und das Gelege noch besser zu schützen.

Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis, hier so nah dabei sein zu dürfen.

Spät ins Bett, aber früh wieder raus. Die Lodge liegt auf der schmalen Landzunge, die eine mehrere Kilometer lange Lagune vom Atlantik abtrennt. Um halb sechs ist Treffen an der Lobby für die Morgentour mit dem Boot in die Lagune und ein paar Nebenarme im Nationalpark.

Gleich als erstes zeigt sich ein Krokodil, Schwimmen ist in der Lagune wohl nicht zu empfehlen.

Eine weitere Echse erscheint da schon possierlicher:

Andererseits: es ist ein Basilisk (Grüner Stirnlappenbasilisk). In der Mythologie und bei Harry Potter ist klar: sein Blick versteinert jeden, den er ungeschützt trifft 😬.

Außerdem bekommen wir nach den Kapuzineraffen bei der Maquenque Lodge jetzt erstmals auch die bisher nur gehörten Mantel-Brüllaffen zu sehen, zudem zusätzlich auch noch die quirligen Geoffroy-Klammeraffen.

Und natürlich auch wieder eine Menge Vögel, darunter mehrere Regenbogentukane, die direkt über uns hinwegfliegen, sowie die ebenso wunderschönen Grünen Aras.

Nature-Overload? Kein Stück, wir legen uns nach der Tour ein bisschen hin und machen am Nachmittag noch einmal eine ungeführte Wanderung auf dem „Jaguar-Trail“ im Nationalpark. Und wir haben wieder Glück.

Erst läuft uns ein anderer Basilisk über den Weg. Ein Streifen-Basillisk, (auch Jesus-Christus-Basilisk genannt, weil er bei Gefahr auf den Hinterbeinen übers Wasser laufen kann; also mal Versteinerer, mal Erlöser):

Und dann scheint ein Geoffroy-Klammeraffe uns zeigen zu wollen, was für ein perfekter Macho er ist und welche artistischen Fähigkeiten er hat:

Danke für die Privatvorführung.

Pura Vida.