Tag 2 der Passage zu den Cook Inseln

Zwischenstopp auf Maupiha‘a. Wir haben zwar in Bora Bora ausklariert und sind zu den Cook Inseln aufgebrochen, aber eine kleine Komplikation gibt es dann doch noch. Der Dieselgenerator quittiert den Dienst mit der Fehlermeldung „Motor Temp“. Die Nachschau unter der Schallschutzhaube zeigt eine ziemliche Sauerei: offenbar ist Salzwasser herumgespritzt und auf dem heißen Gehäuse verkrustet. Sieht nach einem heftigen Problem mit der Seewasserpumpe des Generators aus.

Das ist doppelt blöd. Zum einen haben wir dafür kein Ersatzteil, zum zweiten kommt der Defekt zur Unzeit, weil ja auch ein Teil unserer Solarpanel derzeit nicht einsatzfähig ist. Stromsparmodus ist angesagt. Dramatisch ist das nicht, die Kühlschränke bleiben an, der Autopilot auch. Immerhin haben wir noch 500 WP an Solar, den Windgenerator und natürlich zur Not auch noch die Lichtmaschine vom Motor.

Wir machen einen Zwischenstopp auf Maupiha‘a, einem kleinen Atoll etwa 130 Seemeilen westlich von Bora Bora. Der Generator wird soweit möglich von der Salzverkrustung befreit und der Schaden näher begutachtet. Das Problem könnte von einem Defekt der Dichtung an der Welle der Seewasserpumpe herrühren, näheres lässt sich so noch nicht sagen. Auch nicht, ob Folgeschäden durch Überhitzung aufgetreten sind.

Hilft ja jetzt nix. Zur Ablenkung genießen wir das wunderschöne Maupiha‘a.

Morgen geht’s dann gleich wieder weiter. Der mit nur zwanzig Metern Durchfahrtbreite extrem enge und ziemlich strömungsreiche Pass wird uns hoffentlich genauso problemlos wieder aus dem Atoll herauslassen, wie wir (bei drei Knoten Gegenstrom) hereingekommen sind.

Und dann sollten es etwa 60 Stunden Fahrt bis nach Aitutaki auf den Cook Inseln sein, sofern alles glatt läuft. Wind- und Wellenvorhersage sehen gut aus. Wegen des Stromsparmodus wird das Starlink meistens aus sein, Positionsupdates (und natürlich auch Blogbeiträge) können sich also eventuell ein bisschen verspäten.

Abschied von Bora Bora

Tschüss. „Nana“ Bora Bora, „au revoir“ Französisch Polynesien insgesamt. Wir haben ausklariert, in den nächsten 24 Stunden müssen wir abfahren.

Entgegen anderslautenden Berichten war das Ausklarieren – in unserem Fall ja auch noch mit einer zusätzlichen Person an Bord – unproblematisch und schnell. Letzte Woche hatten wir bei der Gendarmerie schon mal angefragt, was zu unternehmen ist. Die Gegenfrage war, ob wir unsere zusätzliche Crew (Patenkind Elisa) schon im Online-Formular https://www.demarches-simplifiees.fr/ eingetragen haben. Haben wir, ebenso wie den jetzt gewünschten Abreisetermin. Kurz warten, er überprüft das im Computer, kommt mit einem Ausdruck zurück. Fein, dann einfach Dienstag wiederkommen und die Pässe stempeln lassen.

Sehr gut.

Bis dahin nutzen wir die Zeit, wechseln den Bojenplatz, hinüber auf die andere Seite der Insel zu Povai / Bloody Mary. Der Liegeplatz gefällt uns zwar nicht ganz so gut, die Böen schießen ziemlich unberechenbar zwischen den Bergen hindurch. Tatsächlich erwischt eine 42 Kn Böe unser Solarpanel auf dem Bimini so unglücklich, dass die offenbar mürbe gewordenen Nähte des guten Sunware-Panels aufgeben und das Panel aus der Befestigung reißt. Das Panel können wir bergen, zwei kleine Löcher im Biminibleiben trotzdem zurück. Wieder ein paar Sachen für die To-Di-List.

Ein Vorteil des neuen Bojenplatzes ist, das der Bergrücken im Süden der Insel sehr gut zu erreichen ist und sich für einen Hike quasi anbietet. Das lassen wir uns nicht entgehen.

Es ist ein durchaus steiler, aber nicht sehr schwieriger Aufstieg. Der wird belohnt mit wunderbaren Aussichten auf die Buchten der Lagune um das südliche Ende von Bora Bora.

Der Pfad führt auf dem Grat des Gebirgszuges entlang. Manchmal beschattet von Bäumen manchmal recht frei am steilen Abgrund, dann wieder überraschend durch Wiesen voller Blütenpracht. Ein wunderschöner Hike auf einer faszinierenden Insel.

(Für bessere Auflösung auf eines der kleineren Bilder klicken)

Und doch, das Segelboot auf dem offenen Ozean hinter dem Riff erinnert uns daran, bald geht’s weiter.

Ein Versuch, auf den Bojenplatz vorm Bora Bora Yachtclub zu wechseln scheitert. Erstaunlicherweise sind hier (und nur hier) gerade alle Bojen belegt. Möglicherweise wird dieser Platz am Montag für die Charterboote auf Rundtörn empfohlen. Wie auch immer, dann gehen wir eben wieder ins To‘opua Bojenfeld hinter der gleichnamigen Insel. Ist eine etwas weitere Dinghyfahrt zur Gendarmerie für das Ausklarieren, aber immer noch gut machbar. Und dafür um so schöner, weil aus der Bootsperspektive die Natur überwiegt. Hinter uns ein breiter Streifen der flachen Lagune bis zum Außenriff. Vor uns die Insel To’opua, sie verdeckt von unserem Standpunkt die Stadt und die Kreuzfahrtschiffe. Das zentrale Bergmassiv der Insel mit dem über 700 m hohen Mont Otemanu wirkt dadurch um so prägnanter.

Tja, also tschüss Französisch Polynesien. War ein wunderschönes Jahr hier. ☺️😊

(Photo Credit: Elisa)

Bora Bora #2: Sehr positiv überrascht!

Jetzt sind wir schon ein paar Tage auf Bora Bora.

Neben Tahiti ist es wohl die bekannteste Südsee-Insel. Die Tourismus-Branche vermarktet sie als DIE romantische Honeymoon-Location schlechthin, allerdings zugleich als ungemein exklusiv und entsprechend als eines der kostspieligsten Urlaubsziele im Südpazifik. Die Overwater-Bungalows – angeblich hier auf Bora Bora „erfunden“ – liegen pro Nacht inzwischen deutlich im vierstelligen Euro-Bereich.

Da haben wir im Inwater-Bungalow „Flora“ also schon mal ziemlich viel Geld gespart. Die Preise für die praktisch obligatorischen Moorings sind nämlich nicht so unverschämt. Umgerechnet zahlen wir zu dritt etwa 230 Euro pro Woche, etwa 11 Euro am Tag pro Person. Klar, für ankerverwöhnte Langfahrer summiert sich das bei längerem Aufenthalt ganz schön auf, aber ob es von einer Stipvisite abhalten sollte?

Nach allem, was wir vorher so über die Insel gehört und gelesen haben, fürchten wir ein Super-Edel-Luxus-Inselchen mit Jet-Ski-und Tour-Boat-Gewusel, permanentem Hubschrauber-Lärm und Schicki-Micki-Boutiquen. Reservierung für den Bojenplatz sehr empfohlen.

Wollen wir da wirklich hin?

Schon vor der Ankunft relativiert sich manches. Auf unsere WhatsApp-Nachricht an BoraBora Mooring Services bekommen wir selbst am Samstagabend sofort eine Antwort. Kein Problem, reichlich Moorings frei. Vielleicht war es gut, dass wir bis nach dem Etappenstart der World-ARC-Flotte gewartet haben, vielleicht wäre aber auch ohnehin etwas frei gewesen.

Die Haupt(-einkaufs-)straße des Inselstädtchens Vaitape bietet tatsächlich einige Souvenirshops, Bars, Restaurants und Südsee-Perlen-Boutiquen, aber von Schicki-Micki-Passagen ist das dann doch denkbar weit entfernt:

Und ja, es gibt Tourboote und Jetskis.

Fairerweise halten sie aber offenbar – anders als etwa in Moorea – meist gebührenden Abstand. Das ist auch vergleichsweise leicht möglich, die Lagune um die Insel bietet reichlich Platz. Auch für uns, die Bojenfelder sind mit großzügigen Abständen gesetzt und unseres ist nur spärlich belegt, zeitweise liegen nur ganze drei Boote hier.

Auch zum Wingfoilen gibt es reichlich Raum und Gelegenheit, Elisa tastet sich da mit ersten Übungen mit dem Wing auf dem Paddelboard und später auch auf dem Foilboard langsam ebenfalls heran.

Was uns aber am allermeisten fasziniert, ist die traumhafte Landschaft hier auf Bora Bora.

Seit unserer Anfahrt haben wir die Hauptinsel fast ganz umrundet, zum Teil außerhalb, zum Teil innerhalb des Atolls.

Der hochaufragende Berg Otemanu präsentiert sich dabei und auch je nach Lichteinfall immer wieder neu, immer wieder auf andere Weise beeindruckend. Der vulkanische Ursprung Bora Boras ist unverkennbar. Naturgewalt und Naturschönheit.

Dazu Farben der Lagune, das saftige Grün der Palmen, das Weiß der Brandung und das tiefblaue Wasser des Ozeans drum herum.

Ja, nur so wird man als Insel wohl zu dem exemplarischen Beispiel des Südseetraums.

Bora Bora mit Hindernissen. Probleme mit den Pumpen.

Es ist ein chaotisches Auf und Ab wie bei den brechenden Wellen auf dem Riff. Eigentlich wollten wir schon längst in Bora Bora sein. Aber nein, zunächst mal hat die Technik etwas dagegen.

Die vordere Toilette (in Elisas Bad) macht seltsame Geräusche. Sollte die Zerhackerpumpe etwa wieder den Geist aufgeben? Das wäre blöd, im Moment haben wir dafür keinen Ersatz mehr an Bord. Bevor ich das WC auseinandernehme (eine Sch…-Arbeit!) prüfe ich sicherheitshalber, ob die Duschabsaugpumpe funktioniert, die bei der zu erwartenden Sauerei immerhin den flüssigen Sumpf im Bad trockenlegen würde. Das gibt’s doch nicht. Vor ein paar Tagen hat sie noch funktioniert, jetzt verweigert sie den Dienst. Diese einfache Pumpe ist eigentlich extrem unanfällig. Aber, hilft ja nix:

Bootsyoga ist fällig, um die hinten im unteren Schrankfach versteckte Pumpe abzubauen. Auseinandernehmen, säubern, zusammensetzen, mit weiterem Bootsyoga wieder einbauen. Funktioniert wieder. Ok, dann können wir uns jetzt ums WC kümmern. Erst mal den Schlauch zwischen Zerhackerpumpe und Seeventil ausbauen. Der endet im gleichen Schrank und der ist ja jetzt jedenfalls schon mal leer geräumt. Hm, ein paar kleinere Verstopfungen, immerhin nicht ganz dichtgesetzt. Außenbords ausschlagen, durchspülen, sieht wieder frei durchgängig aus. Nach Einbau hört sich das Bordklo auch wieder besser an, aber Tropfen an der Zerhackerpumpe sorgen trotzdem noch für Bedenken. Kriegen wir auf Raiatea vielleicht Ersatz? Immerhin gibt es einen kleinen Bootsausrüster-Laden. Nur: der hat Sonntags natürlich nicht offen.

Trotzdem, wir verholen von Taha‘a nach Raiatea. Sind gleich Montag früh beim Bootsausrüster, aber der hat kein passendes Ersatzteil, kann auch nicht kurzfristig aus Papeete eins für unsere elektrische Toilette besorgen. Dann halt nicht. Ein Schlechte-Laune-Tag. Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel im gut sortierten Supermarkt ein, dann folgt der nächste Startversuch nach Bora Bora.

Weit kommen wir nicht. Es ist dann doch schon wieder etwas später geworden und als auch noch schlechtes Wetter aufzieht und gleichzeitig die Frischwasserpumpe ihren Dienst einstellt, legen wir uns kurzerhand bei der Perlfarm im Südwesten von Taha’a an eine Boje. Die nächste Pumpe! Diesmal im Motorraum. Zum Glück stellt sich heraus, dass nur der Vorfilter der Pumpe ein kleines Leck hat und Luft zieht. Ersatz ist an Bord, dieses Problem scheint erledigt. Wir schnaufen erstmal durch. Tut uns ganz gut und zum Abend schaut sogar die Sonne wieder heraus. Ein gutes Zeichen?

Scheinbar ja, denn am nächsten Tag hat sich das Wetter spürbar gebessert. Statt in strömendem Regen segeln wir nun bei bestem Gennakerwetter die rund dreißig Meilen von hier südlich um Bora Bora herum zum dortigen Pass und weiter zum Bojenfeld am Motu Toopua.

Das Riff um Bora Bora präsentiert sich dabei durchaus imposant …

… aber die Passdurchfahrt ist dann völlig unproblematisch und der Ankerplatz einfach traumhaft.

Angekommen auf Bora Bora. Geht doch.

Taha‘a und der Blick nach Bora Bora

Taha‘a ist der Zwilling von Ra‘iātea, die beiden Inseln teilen sich ein gemeinsames Atoll. Wir fahren mit Flora in den Nordwesten von Taha’a und ankern auf dem hellen Sandstreifen innerhalb des Riffs. In Sichtweite, nur 10 Seemeilen weiter nordwestlich liegt dann das kleinere, aber weitaus bekanntere Bora Boramit seinem Hauptort Vaitape.

Gleich 8 schiffbare Pässe gibt es im Ringriff der Doppelinsel Ra‘iātea / Taha‘a, daneben aber auch noch diverse flache Durchfüsse. Einer davon hat es uns besonders angetan, der „Coral Garden“ zwischen den Motus TauTau und Maharare.

Schmal und sehr flach lenkt er der Blick zwischen den Motus hindurch auf das nahe Bora Bora. Wegen der geringen Wassertiefe ist es gut, dass Dinghy vor dem Coral Garden zu ankern und kurz vor Hochwasser an Land zum anderen Ende zu wandern. Mit der noch einlaufenden Strömung können wir uns dann durch den Coral Garden wieder in die Lagune hinein treiben lassen.

Auch Elisa ist so begeistert, dass wir den Schnorchelgang am nächsten Morgen gleich noch einmal machen. Dieses Mal besser ausgerüstet mit GoPro im Split-Level-Dome, mit dem die Aufnahmen entstanden sind, die zugleich Unter- wie Überwasser zeigen.

Und mit der Sony Alpha6000 im Unterwassergehäuse, mit der ich die Nahaufnahmen der Fische mache.

Seeanemonen mit Nemo-Clownfischen darin haben es uns besonders angetan, aber sie sind bei weitem nicht die einzige Attraktion hier. Es gibt unfassbar viele Fische zu bestaunen. Eine kleine Auswahl:

(Für bessere Auflösung bitte auf eines der kleinen Bilder klicken)

Zurück auf der Flora, ganz etwas anderes: der Friseursalon ist mal wieder geöffnet. Und auch Elisa wird gleich eingespannt.

Außerdem bietet der Ankerplatz endlich mal wieder die Gelegenheit zum Wingfoilen. Mit traumhaftem Blick auch hinüber nach Bora Bora.

Den hat dann auch Elisa bei ihrer Sonnenuntergangs-SUP-Tour.

Hier das Video dazu (zum Abspielen auf den Pfeil klicken):

Und morgen wollen wir dann hinüber nach Bora Bora segeln. Drückt uns bitte die Daumen, dass dort eine Mooringboje für uns frei ist.

Nachtfahrt nach Ra‘iātea, Bootsarbeit und Blauwassertraum

Der Plan steht: um vier Uhr nachmittags wollen wir aus der Cooks Bay in Moorea auslaufen. Eine Nachtfahrt hinüber nach Ra‘iātea, etwa 100 Seemeilen. Das sollte eine nach der Vorhersage günstigen Wind und auch gute Wellenbedingungen bedeuten. So hat es Elisa in ihrer eigenständigen Planung herausgearbeitet und es deckt sich mit dem, was Wiebke und ich den Wetterberichten entnommen haben. Fein.

Nur: um zwei Uhr nachmittags schalten wir die Instrumente ein. Keine Anzeige auf Logge (Gechwindigkeitsmesser für die Fahrt durchs Wasser) und ebenfalls keine Anzeige auf dem Lot (Tiefenmesser). Nur Striche. Immerhin, die Windanzeige funktioniert, gibt allerdings nur den scheinbaren Wind an. Auch auf dem Plotter und dem Bordcomputer kommen keine NMEA-Daten vom Airmar-Tridata-Geber an (er misst eigentlich zudem auch die Wassertemperatur). Könnte am Kabel liegen, also irgendwo zwischen Vorschiff und den Anzeigen. Oder der Geber ist der Übeltäter, bloß haben wir den erst vor zwei Jahren in Kanada ausgetauscht, weil die Temperaturanzeige verrückt spielte. Hm, hilft ja nix. Bekommt Elisa gleich einen weiteren Einblick ins praktische Boots(arbeits)leben, es ist natürlich auch nicht der Erste in ihrer Zeit hier an Bord.

Also das vorderste Bodenbrett losschrauben, sonst kommen wir an die NMEA-Verkabelung des Gebers nicht heran. Zum Glück habe ich den alten Geber noch aufbewahrt. Allerdings gut versteckt im Vorschiff unter Elisas Koje. Also wird das gesamte Schiff erstmal ins Chaos gestürzt.

Nachdem der alte Geber herausgekramt ist, schließe ich ihn erst einmal trocken an den NMEA-Backbone an, drehe am Paddelrad und … bekomme eine Geschwindigkeit auf der Anzeige. Tiefe noch nicht, aber der Geber ist ja auch noch nicht im Wasser.

Also den neueren Geber ziehen (dabei kommt ein wenig Wasser in die Bilge) und den alten wieder einbauen. Funktioniert, bis auf die Anzeige der Wassertemperatur, aber die ist entbehrlich. Alles wieder aufräumen. Abfahrt dann immerhin trotzdem um 16.15 Uhr. Puh.

Dafür wird es dann aber wie erhofft eine wunderbare Nachtfahrt. Mit Heranführen von Elisa an die Nachtwachen, mit gutem Segelwind und überwiegend mit Sternenhimmel (ja, wir sehen den Rückgrat-Gecko trotz Vollmond in voller Schönheit).

Und unser neuer Ankerplatz im Südosten von Ra‘iātea sorgt ebenfalls für Begeisterung:

Das Paddelboard wird aufgeblasen. Ausgiebig geschnorchelt, gesprungen, geschwommen. Und relaxt.

Auch Bootsleben. 😎

Moorea und das Rückgrat des polynesischen Nachthimmels

Es ist wieder einmal Zeit für einen Abschied. Morgen wollen wir Moorea verlassen weiter nach Nordwesten segeln. Auf Abschiedstournee durch die Gesellschaftsinseln, immer ein Stückchen weiter unseren nächsten großen Zielen Samoa und Tonga entgegen.

Ganz ohne Zweifel ist Moorea eine echte Perle unter den Südseeinseln, nicht ohne Grund hat es uns gleich mehrfach hierher gezogen. Es ist eine unserer Lieblingsinseln. Die geschützten Buchten, das tolle Schnorcheln, das leuchtende Türkis der Lagunen hinter dem Riff, kontrastiert von dem tiefen Blau des umgebenden Meeres und dem intensiven Grün der zu Hikes einladenden steilen Gebirgshänge mit ihren scharfen Zackenkronen.

Im Te Fare Natura Ökomuseum haben wir gelernt, dass Moorea der Legende nach einem riesigen, mythischen gelben Gecko benannt ist (Mo’o = Echse/Gecko, Re’a, Kurzform von Re‘are‘a = Gelb).

In der polynesischen Mythologie stehen diese Tiere in enger Verbindung mit den Göttern.

Es freut uns sehr, diese Legende so kurz vor unserer Abreise noch entdeckt zu haben, denn auf unserer Weiterreise werden wir Moorea so auf besondere Weise weiterhin vor Augen haben. Wegen seiner spirituellen Bedeutung für die Polynesier haben sie das Tier nämlich auch ganz prominent als Sternbild im Nachthimmel verewigt. Ein riesiger Gecko überspannt praktisch das gesamte nächtliche Firmament:

Es lohnt sich, dieses polynesische Sternbild einmal genauer anzuschauen, auch um die Ausdehnung zu ermessen. Der Schwanz des Geckos wird vom großen Wagen gebildet und weist dementsprechend zum Polarstern im Norden (rote Linie). Weitergeht es über Arktur (im Bärenhüter) und Spica (in der Jungfrau). Der Kopf des Geckos (das westliche Sternbild Rabe) dagegen richtet sich zum Kreuz des Südens (grüne Linie). Der polynesische Name des Sternbildes lautet Ka Iwikuamoʻo (Rückgrat).

Das zweite Sternbild auf dieser Darstellung (unten rechts) ist ebenfalls ein Bedeutendes. Mānaiakalani, „die Angelschnur des Chefs“ oder auch der „Angelhaken“ entspricht im Wesentlichen unserem Sternbild Skorpion. In der polynesischen Mythologie verbindet es sich mit unserem Sommerdreieck aus Deneb (im Schwan), Vega (Leier) und Altair (Adler) zum Fishhook of Maui, mit dem der mythische Halbgott Maui ganz Inseln aus dem Meer gezogen hat, wie etwa die Neuseeländische Nordinsel. Die Disney Studios haben diese Geschichte im erfolgreichen Animationsfilm „Moana“ verarbeitet, allerdings ziemlich frei interpretiert.

(das Foto haben wir in der Ausstellung über polynesische Navigation im Imiloa Astronomy Center in Hilo, Hawai‘i gemacht)

Beide Sternbilder wurden von den Polynesiern zur nächtlichen Navigation verwendet.

Die wunderschöne Darstellung der polynesischen Sternbilder mit Gecko und Angelhaken findet sich übrigens in der kostenlosen App „Stellarium Mobile“. Gegenüber anderen Sternenhimmel-Apps bietet sie den Vorteil, zwischenverschiedenen „Himmelskulturen“ umschalten zu können. So können wir die uns bekannten „westlichen“ Sternbildern mit den polynesischen (noch unterschieden z.B. in Hawaii und Maorí), den arabischen, chinesischen oder etwa mit den altnordischen und diversen anderen Sternbildern vergleichen.

Wie auch immer, für uns heißt es jetzt:

Tschüss Moorea, wir denken an Dich. Auch beim Blick in den Sternenhimmel.

Moorea-Hikes.

4 Tage, 4 Hikes. Das ist auch für uns ungewöhnlich, aber hier auf Moorea bietet es sich einfach an. Und es ist zudem eine gute Gelegenheit, Elisa verschiedene Seiten dieser auch landseitig wunderschönen Insel zu zeigen.

Wir liegen in der Cooks Bay vor Anker. Im Anschluss an das herrliche Schnorcheln an Moorea’s Ostseite ging ja der erste Hike am Ankunftstag hier auf den Berg am Westufer der Cooks Bay. Jetzt führt unser Weg es am nächsten Tag durch den Ort Pao Pao am Scheitel der Bucht hindurch und über langsam ansteigendes Gelände hinein in die ausgedehnten Ananasfelder zu Füßen der steilen Berge der Insel.

Bevor wir aufbrechen, geht ein heftiger Tropenschauer nieder. Die unbefestigten Wege sind deshalb mit schlammigen Pfützen übersät und die kleineren Bachdurchquerungen auf glitschigen Steinen werden ein bisschen anspruchsvoller. Aber es lohnt sich und neben den Anananas profitierenoffenbar auch die Blumen am Rand der Wege von dem Niederschlag der letzten Zeit. Für die Geräuschkulisse sorgen die Hühner und vor allem Hähne, die auch außerhalb des Ortes überall auf der Insel präsent sind.

(Für bessere Auflösung auf eines der kleinen Bilder klicken)

Für die nächsten beiden Tage haben wir uns gemeinsam mit Mareike von der Moana ein Auto gemietet. Wir machen eine Tour auf der Küstenstraße rund um Moorea. Eigentlich war eine Wanderung am Belvédère de Opunohu vorgesehen, aber als wir dort ankommen, gibt es gerade mal wieder einen tropischen Wolkenbruch. Also verschieben wir das erst einmal und besuchen stattdessen das Ökomuseum Te Fare Natura an der Opunohu Bucht. In mehreren Aquarien und mit Multimedia-Shows wird hier das Ökosystem von Moorea über und unter Wasser erklärt. Und hier erfahren wir auch, dass die schützenden Ankerbuchten im Norden der Insel durch das Abrutschen der Nordflanke der Caldera der vulkanischen Insel entstanden sind.

A propos Schutz: auf der Weiterfahrt um die Insel können wir an der Südwestseite von Moorea sehen, dass unsere Sorge vor hohen Wellen nicht unberechtigt war. Die Brecher auf dem Riff an dieser Seite sind heute ziemlich beeindruckend. Wir sind froh über unsere Entscheidung für die Cooks Bay auf der Nordseite.

Einen Hike gibt es an diesem Tag für uns dann auch noch. Statt des ins Wasser gefallenen Belvédère hiken wir, nachdem der Regen inzwischen aufgehört hat, an Moorea’s Ostseite hinauf zum Āfareaitu Wasserfall. Ein wunderschöner (wenn auch natürlich auch wieder ein bisschen schlammiger) Hike durch den Wald. Er führt wohl über privates Gelände, die 100 XPF (umgerechnet 90 Eurocent) Eintritt ist das aber auf jeden Fall wert, selbst wenn der Wasserfall trotz des Wetters derzeit erstaunlich wenig Wasser führt.

Und auf diesem Hike bekomme ich auch mal wieder ein paar Vögel vor die Linse, neben der ausgewachsen nur etwa amselgroßen Sperbertaube auch Wellenastrild und viele freche Hirtenmaina :

Am Freitag können wir dann den ursprünglich schon für den Vortag geplanten Hike auf den Belvédère doch noch machen. Diesmal bleibt es trocken. Das ist gut, denn es geht ziemlich steil bergauf, bergab und wieder hinauf zum gegenüber dem Einstiegspunkt am Belvédère nochmals höher gelegenen Aussichtspunkt am Col des Trios Pinus. Der liegt Luftlinie gar nicht so weit entfernt vom Āfareaitu Wasserfall auf der anderen Seite des 1.207 m hohen Mont Tohivea.

Am Col des Trios Pinus wandern wir zum Ende eines zu beiden Seiten steil abfallenden Grates. Dort ist zwischen den Bäumen ein Schaukel aufgehängt. Ein wenig Nervenkitzel beim Schwingen über den Abgrund und weite Blicke über die Insel bis hin zur Flora in der Ankerbucht.

Und dann: zurück zur Cooks Bay, mit dem Dinghy zurück zur Flora und mit der Drohne noch mal die Cooks Bay von der Wasserseite aus anschauen.

Immer wieder: was für eine tolle Insel.

Freudensprünge auf Moorea

Der erste Törn mit unserer neuen Crew führt uns von Tahiti hinüber nach Moorea. Es ist ein guter Start, schon in der Hafenausfahrt von Papeete spielt eine große Gruppe Delfine. Noch besser wird es an unserem neuen Ankerplatz in der Baie Nuarei im Osten von Moorea. Wir beobachten gleich mehrere Schulen von Spinner-Delfinen. Manchmal kommen sie ganz nahe an die ankernde Flora und sie scheinen ein kleines Willkommens-Spektakel zu veranstalten. Springen, drehen sich in der Luft, zeigen uns sogar Rückenschwimmen und Mutter-Kind-Schwimmen.

Das bleibt nicht die einzige beeindruckende tierische Begegnung in der Baie Nuarei. Das klare Wasser beschert uns an dem schützenden Außenriff einige der bisher besten Schnorchelgänge in den Gesellschaftsinseln, Elisa wird also von Anfang an verwöhnt. Wir suchen Nemo und tatsächlich tummeln sich diverse Clownfische in den Seeanemonen. Knallbunte Hartwicks Lippfische kommen ganz nah an uns heran. Und sogar gleich drei Seeschildkröten geben sich die Ehre. Völlig unaufgeregt scheinen sie sich im etwas tieferen Wasser auszuruhen. Nur die kleinste kommt zwischendurch zum Atmen an die Oberfläche, die beiden größeren chillen am Grund.

Aber Elisa will ja nicht nur “Urlauben”, sondern auch alles über das echte Leben auf einem Segelboot lernen. Also beziehen wir sie in die Törnplanung mit ein. Warum verlassen wir diese schöne Bucht schon so schnell wieder, verholen die Flora in die Cooks Bay auf der Nordseite von Moorea?

Die Windvorhersage ist nicht der Grund, das sieht für die nächsten Tage eigentlich sehr entspannt aus. Ganz anders allerdings die Wellen.

Wir gehen mit Elisa die verschiedenen Vorhersagen auf Windy.com durch. Weit im Süden schiebt sich ein kräftiges Tiefdrucksystem heran.

Südwestlich von unserem Standort führt das zu Sturm und Wellen bis zu 10 m Höhe. Der Wind wird uns zwar nicht erreichen. Die Wellen eines solchen weit entfernten Systems wandern aber weit über den Ozean und schwächen sich dabei nur langsam ab. Mit zwei bis drei Tagen Verspätung werden deshalb immerhin noch etwa vier Meter hohe Wellen bei uns erwartet. Aus südsüdwestlicher Richtung, wobei noch ein anderer alter Schwell aus Nordost dagegen laufen soll. Das Ganze bei Winden aus Südost, eine blöde Mischung.

Die Cooks Bay im Norden von Moorea bietet bei diesen Bedingungen sehr guten Schutz.

(www.noforeignland.com)

Nicht nur das. Sie ist darüber hinaus auch ein guter Ausgangsort für Wanderungen und Hikes auf Moorea …

… und die Cooks Bay ist einfach auch ein wunderschöner, für die Südsee ikonischer Ankerplatz:

Crewzuwachs

Es ist nicht einfach nur Besuch. Für fast zwei Monate wird unsere Patentochter Elisa an Bord sein. Entspannter Urlaub in Französisch Polynesien oder anspruchsvolles Segeln über den Pazifik? Diese Alternativen boten sich, abhängig nur von ihrem Anreisedatum. Elisa hat gerade ihr Jurastudium erfolgreich beendet und jetzt bis zum Beginn des Referendariats Zeit, sie konnte sich also frei entscheiden. Und sie war sich sicher: lieber Passage als Strand! Ok, das sind dann etwa 1.200 Seemeilen durch die Gesellschaftsinseln und die Cook-Inseln nach Samoa. So ist jedenfalls der Plan bis Mitte Juni.

Und jetzt ist Elisa hier:

Aber erstmal zeigen wir Elisa Papeete. Die Hauptstadt. Oder das Hauptdorf? Jedenfalls entspannt.

Ist aber schon eine ordentliche Strecke von etwa 3 Seemeilen (einfach) mit dem Dinghy. Wir cruisen auch von unserem Ankerplatz am Flughafen mit dem Dinghy zum Einkaufen in die Taina-Marina, das sind ebenfalls über 2 Seemeilen. Elisa hat Spaß daran.

Ansonsten lassen wir Elisa erst einmal in Ruhe ankommen und ein bisschen auch in das Langfahrt-Leben hinein schnuppern. Treffen uns nochmal mit der Theresa und Joe auf der Freefall, haben Barbie und Wayne von der Hope zum Sundowner bei uns an Bord.

Das Wetter hat sich nach den hier auf Tahiti extrem regenreichen letzten Wochen (von denen wir ja nur die letzten paar Tage mitbekommen haben) auch wieder gefangen.

Und der Blick richtet sich nach vorn. Erst einmal noch ein bisschen die Gesellschaftsinseln erkunden, dann weiter nach Westen. Die Cook-Inseln, dann Samoa, wo Elisa Mitte Juni aussteigen will. Kann auch eine andere Route werden, Flüge sind noch nicht gebucht. Für uns soll es dann jedenfalls nach Tonga gehen und zum Jahresende nach Neuseeland.

Aber erstmal Moorea!

Blick vom Ankerplatz hinüber nach Moorea