Schon wieder Abschied: von unseren Freunden und von den Tuamotus

Seit über drei Jahren segeln wir jetzt schon im Pazifik, im März 2022 hat Flora den Panamakanal passiert. Danach ging es über Galapagos und Hawai’i zum bisher nördlichsten Punkt unserer Reise, nach Alaska. Und jetzt sind wir schon seit einem guten Jahr in Französisch Polynesien, im März 2024 kamen wir auf dem Gambier-Archipel und damit der bisher südlichsten von uns bereisten Region an.

Und jetzt? Ein wenig bleiben wir noch in Französisch Polynesien, aber nach einem knappen halben Jahr in den flachen Atollen der Tuamotus heißt es, von einer weiteren Inselgruppe Abschied zu nehmen. Es ist schön, dass wir unseren Freunden Karen und Steve vorher noch ein paar Highlights der Tuamotus zeigen können.

Von Fakarava aus geht’s zunächst hoch nach Toau.

Herrliches sportliches Segeln und dann ebenso wunderbares Schnorcheln im Coral Garden.

Ein Hike zum Außenriff mit seinen Tide-Pools, in denen wir bei Ebbe herumwaten, Seesterne, Krebse und Fische beobachten, darunter gleich mehrere Muränen.

Das Wetter spielt mit, auch zurück nach Fakarava und durch die Lagune hinunter zum Südpass können wir segeln. Ein Tauchgang an der Wall of Sharks für Steve und mich, …

… Driftschnorcheln für Karen und Wiebke. Und am nächsten Tag noch zwei weitere Schnorchelgänge im Südpass für uns vier, einmal auf der West-, einmal auf der Ostseite. Beide haben ganz unterschiedliche Reize und beide sind einfach fantastisch.

Ganz nebenbei darf Elektriker Steve bei uns an Bord natürlich auch arbeiten, er hatte mehrfach danach gefragt.

Erfolgreich kümmern wir uns gemeinsam um ein Problem mit unserem EmpirBus-System (natürlich im schwer zugänglichen Knotenpunkt unter unserer Spüle) und um den Austausch der Kondensatoren unseres Generators, der zuvor die Spannung nicht mehr konstant halten wollte.

Zurück im Hauptort Rotoava treffen wir bei einem unserer Spaziergänge auch Jakob wieder, der uns gleich erkennt. Bereitwillig zeigt er auch Karen und Steve noch einmal den Prozess der Kopra-Herstellung und er lässt es sich auch nicht nehmen, uns wieder mit frischen Trinknüssen zu versorgen.

Überhaupt, Rotoava mit seinen freundlichen Bewohnern und den herrlichen Blicken auf die Lagune macht uns den Abschied nicht leicht.

Aber es hilft ja nichts. Die kurze Urlaubszeit unserer Freunde ist um, mit dem Dinghy bringen wir Karen und Steve zum Flughafen.

Und wir? Ein kurzes Wetterfenster für die Fahrt nach Papeete tut sich auf, danach soll ein System weit im Süden hohe Wellen und einigen Regen zu uns hinaufschicken. Noch am Nachmittag lichten wir den Anker. Tschüss Tuamotus, es geht westwärts. Tatsächlich können wir nach anfänglichem Motoren durch die erste Nacht fast die gesamte Strecke herrlich segeln, selbst die Squalls verschonen uns weitgehend und bescheren uns nur ein paar schöne Regenbögen.

Erst in der zweiten Nacht, bei der Ansteuerung von Tahiti, verschlechtert sich das Wetter zusehends.

Im Morgengrauen begrüßt uns Papeete dann mit Weltuntergangsstimmung. Kaum am Ankerplatz angekommen will es dann auch gar nicht mehr aufhören zu regnen.

Gutes Timing.

Abgründe und Rettungsflieger

In der letzter Woche ist so viel passiert, dass wir eine ganze Zeit gebraucht haben, um überhaupt darüber berichten zu können. Begonnen hat es wunderbar entspannt.

Mit unseren Freunden Theresa und Joe genießen wir zunächst die Zeit im Atoll Aratika. Wir schnorcheln im Ostpass, wo neben den Haien …

… dieses Mal insbesondere der wirklich als senkrechte Wand in die dunkle Tiefe abfallende Dropoff am äußeren Ende des Passes beeindruckt. Ein irres Gefühl, darüber hinaus bzw. hinein zu schnorcheln. Gerade noch 10 m Wassertiefe und gleich daneben: scheinbar ein unendlicher Abgrund. Der Blick sucht Halt, tastest sich an der steilen Wand hinunter und verliert sich im immer dunkler werdenden Blau.

Im Pass selbst begeistern uns vor allem die Adlerrochen. Zunächst ein einzelnes Exemplar …

… dann mehrmals gleich jeweils vier Geflecke Adlerrochen im Formationsflug:

Diese wunderschönen und eleganten Tiere gehören (anders als die Mantas) zu den Stechrochen und tatsächlich haben sie Giftstachel am Schwanzansatz. Allerdings dienen diese lediglich als Verteidigungswaffe, Menschen gegenüber sind die Adlerrochen eher scheu.

Auch an Land sind wir gemeinsam unterwegs, wandern wir durch eine Palmenallee hinüber zum Außenriff.

Abends verabschieden wir uns von Theresa und Joe, am nächsten Tag brechen wir früh auf. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, einigermaßen vernünftig durch den (West-)Pass und nach Fakarava zu kommen. Die Strömung in den Pässen von Aratika scheint derzeit zu machen, was sie will. Seit zwei Tagen haben wir kein einlaufendes Wasser erlebt, jederzeit strömt es hinaus. Die Tide nach Vollmond (Springtide) und der Wind haben da wohl den eigentlichen Rhythmus ziemlich durcheinander gebracht.

Wir laufen erst einmal eine Boje am Westass an und ich erkunde mit dem Beiboot die Situation im Pass. Auslaufendes Wasser, recht kräftig. Aber keine stehende Welle, nur kleinere Strudel und stärkeres Kabbelwasser erst draußen außerhalb der engen Riffdurchfahrt. Ok, das können wir probieren. Tatsächlich werden wir beim Hinausfahren kaum durchgeschaukelt und auch nicht vom Kurs abgebracht. Allerdings schießen wir mit bis zu zwölf Knoten Fahrt wie ein Korken aus der Flasche. Puh, aufregend, aber gut.

Ein paar Seemeilen weiter bekommen wir einen WhatsApp-Anruf von Theresa. Sie ist ziemlich aufgelöst, Joe hat aus unbekanntem Grund akute Gesundheitsprobleme.

Wir drehen um und fahren zurück Richtung Pass. Unterwegs bringen wir die WhatsApp-Nummer der Rettungsleitstelle in Tahiti in Erfahrung, Telefonempfang hat Theresa am Ankerplatz nicht.

Die Strömung im Pass hat sich leider kaum verändert. Gegen gut 5 Knoten Gegenstrom kämpft sich die Flora quälend langsam zurück in die Lagune von Aratika. Immer noch sieben Meilen bis zur Freefall. Unterwegs kommt mit Brassfahrt ein Dinghy von hinten auf. Die beiden Franzosen darin rufen uns zu, das eine Krankenschwester an Land sei. Wir erklären, dass der Notfall nicht bei uns an Bord sondern auf dem Katamaran im Osten der Lagune vorliegt und klären, wie wir die Hilfe an Bord bekommen können.

Kurz nachdem wir bei der Freefall ankommen, braust dann ein lokales Boot mit der Krankenschwester heran. Gemeinsam schaffen wir es, Joe auf das Local-Boat zu bekommen. Theresa fährt mit und sie brausen davon.

Etwas später erfahren wir, dass der Rettungsflieger unterwegs ist um Joe nach Tahiti ins Krankenhaus zu bringen. Wir suchen auf der Freefall ein paar Sachen für Joe zusammen und ich bringe sie zum Flughafen, wo wir gemeinsam auf den Rettungsflieger warten. Als er gelandet ist, untersucht die Ärztin Joe in der leeren Wartehalle des Flughafens (hier landet normalerweise nur einmal pro Woche ein Linienflugzeug). Sie entscheidet, dass er flugfähig ist und zur weiteren Untersuchung nach Tahiti ausgeflogen werden soll. Theresa kann allerdings nicht mitfliegen.

Die nächsten Tage sind eine emotionale Achterbahnfahrt. Wir sind froh, dass wir umgekehrt sind und Theresa unterstützen können.

Es ist jedenfalls gut zu wissen, dass das Rettungssystem auch auf kleineren bewohnten Inseln der Tuamotus funktioniert, fast alle haben einen kleinen Flughafen. Und – Lessons Learned – wir nehmen uns vor, die Notfall-WhatsApp -Nummer der jeweiligen regionalen Rettungsleitstelle künftig gleich in unsere Handys zu speichern. Eine aktive lokale SIM-Karte macht (Empfang vorausgesetzt) auch manches leichter. So haben wir gelernt, dass hier in Französisch Polynesien die Rettungsleitstelle per Handy über die Telefonnummer 16 (wie der UKW-Anrufkanal) erreichbar sein soll.

Zwei Tage nach unserem ersten Versuch laufen wir dann wieder durch den Pass aus, wieder mit reichlich Strömung, aber unproblematisch. Wir wären noch länger geblieben, aber unsere Gäste Karen und Steve kommen in Fakarava an, insofern wird es höchste Zeit. Aber immerhin sind die Untersuchungen von Joe jetzt durch und es geht ihm besser, er fliegt zwei Tage später zurück zur Freefall. Wir bleiben in Kontakt und immerhin auch räumlich in der Nähe. Für Freefall und Flora steht ja demnächst der etwas längere Schlag zurück Richtung Papeete an, das werden wir wohl als Buddy-Boote angehen.

Nachdem wir ja im letzten halben Jahr keinen einzigen Fisch mehr gefangen haben (und in den Atollen wegen der Ciguatera-Gefahr nicht angeln oder speeren), ist uns auf der Überfahrt von Aratika nach Fakarava endlich wieder einmal das Angelglück hold. Und wie! Passend zur Crewerweiterung von zwei auf vier ziehen wir nach längerem Kampf einen wirklich großen Mahi Mahi an Bord:

Mit Karen und Steve erkunden wir einmal mehr Fakarava, schaffen auch erstmals eine Fahrradtour über die Insel.

Und, obwohl wir schon so oft hier waren, erleben auch wir dabei neben Bekanntem auch wieder einiges Neues und so von uns noch nicht gesehenes.

Szenenwechsel und doch das Gleiche?

Wir segeln etwa dreißig Seemeilen nach Norden. Herrlich geschütztes Segeln ohne Ozeanschwell, einfach innerhalb des Atolls. Immer noch Fakarava. Nur liegen wir jetzt wieder vor dem Ort Rotoava. Eine der ersten Aktionen ist tatsächlich, den Müll wegzubringen, der sich innerhalb der letzten drei Wochen angesammelt hat. Sehr viel ist es eigentlich nicht, etwa eine mittlere Mülltüte pro Woche, den Hygienemüll aus dem Bad schon dabei. In Rotoava gibt es die einzige legale Möglichkeit der ganzen Gegend (einschließlich der umliegenden Atolle). Glas, Plastik und Dosen werden getrennt gesammelt, die Beutel mit dem Restmüll kommen auf ein Gestell direkt am Dinghydock.

Einen Termin für die Laundry machen. Und dann einkaufen. Das Versorgungsschiff ist gerade da, wir finden also einen ausnahmsweise gut gefüllten Obst- und Gemüsetisch im Markt vor. Was zu Hause als sehr bescheidene Auswahl gelten würde, zaubert hier glückliche Gesichter.

Außerdem mache ich gemeinsam mit Ralph von der Lille Venn sowie Theresa und Joe von der Freefall noch einmal zwei Tauchgänge, diesmal am Nordpass von Fakarava. In dem breiten Pass ist das Finden des Highlights Ali-Baba-Canyon nicht ganz einfach, wir gehen deshalb mit der Tauchschule TopDive hinaus. Wieder gibt es unfassbar viele Haie, insbesondere am Dropoff, der äußeren Grenze des Passes. Hier fällt die Wassertiefe von etwa 20 Metern auf kurzer Distanz steil auf mehrere hundert Meter Tiefe ab.

An dieser Kante tummelt sich Schwarmfisch – und eben Haie.

Und wie schon am Südpass finden sich auch hier wieder die riesigen Napoleonfische. Mit Ihren zumeist bedächtigen Bewegungen, ihrer “Denkerstirn”, den wulstigen Lippen und der feinen Labyrinth-Zeichnung sehen sie faszinierend aus.

Sie sind zumeist eher scheu als neugierig. Und doch: unterschätzen sollte man sie nicht. Nach dem ersten Tauchgang ist eine junge dänische Taucherin aus einer parallelen Tauchgruppe immer noch sichtlich geschockt. Ein Napoleon ist plötzlich von unten her auf sie zu geschossen und hat sie ins Handgelenk gebissen. Wohl nicht dramatisch, aber es blutet doch etwas. Hm.

Für unsere Gruppe führt der zweite Tauchgang (nach der Pause) dann zum Ali-Baba-Canyon. Wie beim letzten Mal mit Wiebke ist es auch diesmal ein strömungsreicher Drift-Tauchgang, aber wiederum begeistert der Fischreichtum im Canyon.

So. Erstmal genug getaucht, morgen wollen wir Fakarava mit seiner für die Tuamotus so seltenen Infrastruktur (Ver- und Entsorgung, Servicebetriebe wie Wäscherei, Restaurants, Tauchbasen) wieder verlassen. Es soll noch ein kleines Stück weiter nach Norden gehen, diesmal also hinaus auf den offenen Pazifik und ins nächste Atoll, nach Toau.

Um es mit Detlef Buck zu sagen: “Same same but different.“

Jetzt aber: nochmal Wall of Sharks

Hai-Light. Ernsthaft: mein NEUNTER Tauchgang an der Wall of Sharks, verteilt über die letzten neun Monate. Anfang Juli 2024 hatten wir erstmals am Südpass von Fakarava geankert und neben mehreren Driftschnorchelgängen auch ein paar Tauchgänge gemacht. Wie dann auch bei unseren weiteren Besuchen.

Jetzt also die Tauchgänge Nummer 8 und 9 dort. Wird das nicht langweilig? Haie, Haie, Haie? Nein, wird es überhaupt nicht. Zum einen sind es ja nicht nur die Haie, sondern auch die vielen imposant großen Napoleonfische und all die anderen Riff-Fische, die Korallenlandschaft, ganz die Schwerelosigkeit beim Tauchen überhaupt und insbesondere beim Strömungstauchen hier im Pass (“is wie wennste fliechst”). Zum anderen ist es wirklich jedesmal überraschend unterschiedlich. Beim 9. Tauchgang zum Beispiel bevölkert ein riesiger Schwarm Neon-Füseliere den Pass, das hatten wir so noch überhaupt nicht. Während wir uns am Rand halten, ziehen die Haie ganz ruhig Bahnen durch den Schwarm dieser zwischen 20 und dreißig Zentimeter langen Schwarmfische mit ihren neonblauen Leuchtstreifen.

Die Szenerie erscheint fast unwirklich, zumal die Haie eben nicht im Angriffsmodus sind, sondern unbeirrt mit langsamen Bewegungen ihren Platz in der Strömung mehr oder weniger halten, während die herumwuselnden Neon-Füseliere Gassen für sie bilden.

Und ja, auch bei diesem Tauchgang macht die Wall of Sharks ihrem Namen Ehre. Wir sehen eine Vielzahl von Haien, darunter einen Lemon-Shark, einige Weißspitzen-Riffhaie und im flacheren Bereich auch Blacktips. Vor allem aber Graue Riffhaie, oft mehrere Dutzend gleichzeitig.

Hier habe ich einfach mal einige Hai-Impressionen von diesen beiden Wall of Sharks-Tauchgängen zusammengestellt (zum Vergrößern einfach auf das erste kleine Bild klicken):

Na klar, wir sehen nicht nur Haie:

Obwohl, die Hauptdarsteller sind die Grauen Riffhaie an diesem ihretwegen weltbekannten Tauchplatz schon:

Ganz nebenbei, über Wasser ist es auch hübsch am Südpass von Fakarava. Eine kleine Ansammlung von Häusern gibt es, aber als Ortschaft kann man Tetamanu eigentlich kaum bezeichnen, es ist kaum mehr als die Tauchschule (wo wir auch unsere Tauchflaschen auffüllen lassen) und einige Ressort-Hütten. Obwohl, ein paar Häuschen von Locals gibt es wohl, einen Funkmast und sogar eine kleine Kirche. Also eben doch ein klitzekleines Dorf, und ein malerisch schönes noch dazu.

Delfin-Eskorte zum Traumstrand

Es ist ein fast unwirklich stillen Morgen. Kein Plätschern am Bootsrumpf. Kaum ein Windhauch kräuselt das Wasser. Flaute am Ankerplatz. Nur die dünnen Striche der Palmen-Motus am Rande des Atolls verhindern in der Ferne, dass die See und der Himmel am Horizont ansatzlos mit einander verschmelzen.

Das Wasser ist so kristallklar, dass wir in zwölf Meter Tiefe jede Muschel und jeden kleinen Fisch erkennen. Zeit für ein Bad. Wir lassen uns ins Türkis gleiten, Hineinzuspringen käme uns schon als Störung vor, schwimmen zur vor uns ankernden Lille Venn hinüber.

Mit Ralph besprechen wir, kurz nach Mittag im Pass tauchen zu gehen. Fein, dann können wir vorher noch mit dem Dinghy hinüber zu den Motus im wildromantischen Flachwasserbereich westlich des Passes fahren. Die Korallenriffe und die ausgreifenden Sandbänke dort machen den Besuch praktisch nur an stillen Tagen wie heute möglich.

Tatsächlich wären es Luftlinie vom Ankerplatz nur etwa anderthalb Meilen dorthin, durch die erforderlichen Umwege ist es allerdings fast die doppelte Strecke. Aber die lohnt sich, zumal uns die Slalomfahrt um die Bommies durch eine unerwartete tierische Begleitung versüßt wird.

Wir haben bisher in Französisch Polynesien erstaunlich wenige Delfine gesehen, hier aber begrüßt uns einer, kommt so nahe zu unserem Dinghy heran, dass wir im flachen Wasser seinen Schatten auf dem Sandgrund erkennen können.

Und das Beste: er bleibt bei uns, schwimmt mit etwas Abstand vor unserem Dinghy her, lässt sich zurück fallen, überholt wieder und schwimmt voraus, als wolle er uns durch das Labyrinth der Korallenbommies lotsen.

Erst kurz vor den Sandbänken der Motus verlässt er uns. Als es selbst mit schon angeklapptem Außenbordmotor zu flach wird, ankern wir Florecita und waten hinüber.

Ein tropischer Inseltraum empfängt uns und wir haben dieses abgelegene Idyll ganz für uns allein.

Wieder zur Wall of Sharks, aber erst einmal Marlin!

Der Wecker klingelt um kurz nach fünf. Früh raus, das passt gut mit der Tide im Pass von Tahanea und es gibt uns außerdem genügend Zeit, um bei Tageslicht in Fakarava anzukommen.

Tatsächlich können wir praktisch die gesamte Strecke von etwas über 50 Seemeilen wunderbar segeln, größtenteils unter Gennaker. Am Anfang klassisch, zwischendurch auch mal ohne Großsegel, am Ende dann Schmetterling mit Gennaker und Groß.

Ein traumhafter Segeltag. Einziger Wermutstropfen: wieder kein Fisch gefangen.

Das allerdings erweist sich als nicht so tragisch. Die parallel segelnde Freefall verkündet in unserer WhatsApp-Gruppe: Fisch für alle! Sie haben einen knapp unter 2.5 Meter langen Marlin an Bord gezogen.

Photo credit: Theresa, SV Freefall

Kein Wunder, dass sie plötzlich etwas langsamer geworden und als letzte beim Ankerplatz am Südpass ankommen. Allerdings hat sich Joe beim Ausnehmen an der Hand verletzt, Hilfe beim Filetieren wäre also gewünscht.

Das übernehme ich doch gerne und ich bekomme es auch gerade noch vor dem Dunkelwerden hin. Der schon kopflose Marlin auf dem Heck der Freefall:

Die Wall of Sharks muss also noch etwas warten. Allerdings versammeln sich einige Haie hinter der Freefall, obwohl wir die Abfälle natürlich extra in großer Entfernung vom Ankerplatz entsorgen. Allein das Sauberspülen des Hecks sorgt schon dafür, dass die nächsten beiden Tage niemand von Bord der Freefall aus ins Wasser gehen möchte. 20 Haie direkt am Schiff zählt Joe. Flora liegt nur 100 m weiter vor Anker, aufgeregte Haie zeigen sich bei uns aber zum Glück nicht.

😉

Verwöhnprogramm auf Fakarava

Restaurantbesuche sind derzeit selten für uns. Kein allzu großes Wunder, schließlich sind wir auf den Tuamotus ja zumeist doch in ziemlich abgelegenen Ecken unterwegs und die Bordküche auf der Flora … mmmh.

Aber das Fakarava-Atoll ist eben ein bisschen touristischer. Das hat den Vorteil, dass zum Beispiel in der Havaiki Lodge auch dieser von uns fast schon vergessene Luxus angeboten wird, sich gegen (vertretbare) Bezahlung einfach an einen Tisch zu setzen und sich fertig zubereitete Speisen servieren zu lassen. Das Ganze auch noch mit herrlichem Ausblick. Und nicht mal den Abwasch müssen wir erledigen.

Das gönnen wir uns gleich zweimal, erst allein und dann noch einmal mit Jill und Michael von der Gerty. Schließlich müssen wir auf Fakarava die Wartezeit bis zur Ankunft des Versorgungsschiffs überbrücken. Dann aber sind die bordeigenen Vorräte auch wieder mit Frischwaren aufgefüllt, eine Bananenstaude baumelt am Achterstag, die Kühlschränke und Obstnetze sind gut gefüllt.

Noch ein letzter (vorerst) Spaziergang durch den Ort Rotoava und ein bisschen über die Insel. Schnuppern an üppig blühenden Bougainvillea, sich vom Flaschenbaum und bunten Perfarmbojen-Bäumen irritieren lassen …

…und mit der Schaukel schon mal auf die anstehende Amwind-Passage nach Tahanea vorbereiten.

Tschüss, Fakarava.

So wird Kopra gemacht – eine weitere wundervolle Begegnung auf Fakarava

Die Herstellung von Kopra ist uns auf unserer Reise schon mehrfach begegnet. Insbesondere auf den Marquesas fielen uns immer wieder flache überdachte Gestelle auf, die zum Trocknen von Kopra dienen. Die kleinen Inseln (Motus) in den Atollen der Tuamotus sind oft nicht dauerhaft bewohnt, trotzdem finden sich dort oft einfache Hütten, die nur als temporäre Unterkünfte für die Bewirtschaftung der Plamenhaine dienen – eben um Kopra zu machen.

Was ist das überhaupt- Kopra?

Das weiße innere Fleisch der Kokosnüsse ist frisch gegessen sehr nahr- und schmackhaft, kann auch zu Kokosmilch, Kokosraspeln, Snacks und Ähnlichem genutzt werden. Vor allem aber enthält es einen hohen Anteil von gesättigten Fettsäuren, weshalb es in großen Mengen zu Kokosöl und Kokosfett weiterverarbeitet wird. Für die Verwendung in Lebensmitteln, aber auch für pharmazeutische und kosmetische Zwecke. Das erfolgt aber typischerweise in einem industriellen Prozess, in Französisch Polynesien zentral auf Tahiti. Da es ziemlich unpraktisch wäre, die voluminösen Kokosnüsse dorthin zu verschiffen, gibt es direkt bei den Plantagen einen Vorprozess, in dem aus den Nüssen in aufwändiger Handarbeit das weiße Nährgewebe entnommen und getrocknet wird. Die so gewonnene Kopra wird dann in 25 kg Säcke verpackt und von den Versorgungsschiffen der Inseln als Rückfracht nach Tahiti gebracht.

Wie das genau funktioniert erklärt uns Jakob. Wir treffen ihn, als wir auf einem Spaziergang zufällig an dem Kokospalmenhain hinter seinem Haus vorbeikommen. Bereitwillig, geduldig und freundlich zeigt er uns den Prozess, nimmt sich viel Zeit für uns.

Verwendet werden die braunen, trockenen Kokosnüsse mit viel Fruchtfleisch, nicht die grünen Trinknüsse mit viel Kokoswasser und wenig Fleisch. Jakob bevorzugt die größeren, aber langsamer wachsenden klassischen Arten. Nach sieben Jahren tragen diese Palmen die ersten Nüsse. Neuere Hybridsorten tragen früher (etwa nach 5 Jahren) , dann allerdings kleinere Kokosnüsse.

Zunächst einmal müssen die Kokosnüsse an einem Platz zusammengesammelt werden. Statt sich zu bücken werden die Kokosnüsse dazu typischerweise mit einem Werkzeug aufgepickt, das einem Holzstab mit Enterhaken am Ende ähnelt. Dieser wird dann kräftig und doch kunstvoll gegen einen anderen Stock geschlagen, so dass die Kokosnuss in hohem Bogen zielgenau an den Sammelort fliegt.

Dort werden die Nüsse dann mit einem gezielten Axthieb halbiert.

Die halbierten Nüsse werden zunächst mit der Schale nach oben (vor Regen geschützt) zwischengelagert, aber zumeist noch am selben Tag weiterverarbeitet.

Mit einem an einen S-förmig gebogenen Stechbeitel erinnernden Werkzeug wird dann mit einer einzigen fließenden Bewegung das Kokosfleisch aus der Nusshälfte herausgetrennt.

Die so gewonnene Kopra wird dann – je nach Wetter – noch mindestens eine Woche sonnengetrocknet, luftig aufgeschichtet in den regengeschützten und aufgebockten Trockengestellen. Danach wird die Kopra in Säcke gepackt und mit dem nächsten Versorgungungsschiff nach Papeete geschickt. Die Bezahlung richtet sich nach der Qualität, wofür auch der Trocknungsgrad wichtig ist.

Reich werden kann man davon bei der erforderlichen Handarbeit nicht, eine wichtige Einnahmequelle auf den abgelegenen Inseln Französisch Polynesiens ist das Herstellen von Kopra aber noch immer.

Die Kokosfasern der trockenen Hülle werden andernorts manchmal noch wie früher als Füllmaterial für Matratzen verwendet. Jakob aber kompostiert sie, insbesondere für die Vanille, die er ebenfalls anbaut.

Natürlich: Trink-Kokosnüsse hat Jakob auch. Bei der Hitze tut das richtig gut.

Von uns etwas annehmen möchte er aber nicht. Er sei froh, uns seine Kultur näherbringen zu können und Gastfreundschaft gehöre elementar dazu. Wir sind einmal mehr zutiefst beeindruckt. Das ganze wohlgemerkt auf Fakarava, wo auch heute wieder wie schon in den vergangenen Tagen ein Kreuzfahrtschiff für eine Tagesvisite in der Bucht ankert.

Ein letztes Bad direkt vor dem Abflug

Fakarava ist schon krass. Wir könnten eigentlich vom Ankerplatz vor dem Ort Rotoava auch direkt mit dem Dinghy die 1,8 Seemeilen hinüber zum Flughafen fahren. Aber der Südostwind sorgt für unruhiges Wasser. Mit drei Personen und Gepäck im Dinghy wird es dann vielleicht doch etwas nass. Also verholen wir die Flora zum Flughafen und ankern dort vielleicht 250 m vom Terminal mit der markanten polynesischen Dachform entfernt ganz in der Nähe des Dinghystegs. Bevor Katrin nach Tahiti fliegt ist immerhin noch Zeit für ein letztes Bad im Atoll von Fakarava.

Tja, und dann heißt es wirklich Abschied nehmen.

Warum werden Wiebke und Katrin eigentlich so oft für Schwestern gehalten? 😉

Wir verlegen Flora wieder zurück nach Rotoava. Geben unsere Wäsche ab und lassen vom Fakarava Yacht Service auch unsere fast leere Gasflasche wieder füllen. Die Abgabe können wir bequem am Dinghydock erledigen, denn der Yacht Service hat dort einen Fahradverleihstand für das angekommene Kreuzfahrtschiff aufgebaut. Das heißt aber auch, dass wir noch etwas in Fakarava bleiben müssen. Wegen der Mehrbelastung wird die Erledigung der Wäsche und das Flaschenfüllen ein paar Tage dauern.

Macht aber nichts, denn unsere Cruising-Freunde Rachael und Volker vom Trimaran „Tomorrow“ haben sich für Sonntag angekündigt, wir hatten sie zuletzt an der US-Westküste getroffen. So ist das mit dem Abschiednehmen und (Wieder-)Treffen. Katrin steigt da gleich ein. Im Aufzug ihres Hotels in Papeete trifft sie nämlich andere Cruising Freunde von uns. Andrea und Hans-Jörg („Wasabi“) sind auf dem Weg hinauf zur Dachterrasse. Die Cruising-Welt ist klein. Gegenseitig schicken wir uns Fotos von den dramatisch rot gefärbten Wolken.

Bis wir wieder in Papeete sind, wird es wohl noch eine Weile dauern, vielleicht bis Ende April. Bis dahin möchten wir weiter die Tuamotus erkunden.

Selbst hier in Rotoava gibt es für uns immer noch wieder Neues zu entdecken. Als ich bei Bananen-Steve Obst kaufen möchte („derzeit ist nichts reif, komm nächste Woche wieder“) lege ich Florecita bei der stillgelegten Perlfarm gegenüber von seinem Grundstück an. Wir haben schon viele Ansammlungen der bunten Perlfarmbojen gesehen, so aber bisher nicht:

Freuen, zurück zum Boot und dort das nächste Farbenspiel am Himmel genießen 😌.

Abschied und zurück nach Fakarava

Es ist mal wieder einer von diesen traurigen Abschieden, die zu den Cruiser-Freundschaften einfach dazugehören. Ingo und Andrea von der Easy-One bleiben (mit Heike und Jürgen von der Valentin und Silke von der Ocean Maiden) in Toau.

Wir aber verlassen dieses „deutsche Dorf“, segeln nach Fakarava. Schließlich wollen wir Katrin auch noch den Ort Rotoava, den herrlichen Südpass und die traumhafte Ankerbucht Hirifa zeigen, bevor sie uns Mitte nächster Woche schon wieder verlässt.

In Rotoava kaufen wir noch ein bisschen ein, schlendern durch den Ort, zeigen Katrin die Kirche mit ihrem Muschelkettenschmuck, den polynesischen Holzschnitzereien und den Auster-Perlmuttverzierungen.

Und natürlich darf auch der so typisch polynesische Blumenschmuck im Haar nicht fehlen. Vor der Kirche treffen wir auch Poline wieder. Sie erklärt uns hinsichtlich der Blumen, traditionell sei hier keine Aussage (verheiratet oder nicht) damit verbunden, hinter welchem Ohr die Blume getragen werde.

Von Rotoava aus segeln wir längs durch das Atoll hinunter zum Südpass.

Der Ankerplatz zeigt sich aber so rollig, dass wir gleich nach Hirifa weiterfahren und dort für die Nacht ankern. Zwar ist es am nächsten Tag etwas ruhiger, trotzdem fahren wir mit Flora nur für eine Stipvisite zum Südpass. Bei zwei Driftschnorchelgängen zeigt sich der Südpass von seiner besten Seite, Katrin ist ebenso angetan wie wir.

Nachdem ich die leicht verhakte Ankerkette freigeschnorchelt habe (auf 13m, wenn es noch tiefer gewesen wäre, hätte ich doch meine Tauchausrüstung rauskramen müssen) fahren wir für die Nacht dann aber wieder zurück an den gut geschützten Ankerplatz von Hirifa.

Dort kann ich ausgiebig wingfoilen, Wiebke und Katrin sind dafür mit den Paddelboards unterwegs …

…, schwimmen, und sie erkunden den Strand an der Südspitze von Hirifa.

Die Tage verfliegen, am Mittwoch ist Katrins Zeit an Bord der Flora schon wieder um. Immer diese Abschiede.