Passage Samoa nach Tonga, Tag 2 und angekommen

Der zweite Tag der Passage beginnt wie der erste, ziemlich rau. Das fordert leider auch Tribut, eine besonders fiese Welle schüttelt die Flora durch und die halbkardanische Halterung bricht. Für die Nichtsegler: diese Halterung sorgt dafür, dass der Herd und damit die darauf befindlichen Pfannen und Töpfe in der Horizontalen bleiben, auch wenn das Boot von einer Seite zur anderen schaukelt.

Eigentlich wirkt der Herd nur etwas schief und er schwingt halt nicht mehr. Bei näherer Betrachtung müssen wir aber erkennen, dass die fest am Herd selbst verbaute linke Schwingachse gebrochen ist. Auf dieser Seite ist der Herd dadurch heruntergesackt und hat sich im Schacht verkantet.

Immerhin, dadurch laufen wir nicht Gefahr, dass uns der schwere Herd durch das Schiff fliegt.

Zum Glück wird der Seegang im Laufe des zweiten Tags auch langsam ruhiger, das Segeln angenehmer. Und nach nur etwa 52 Stunden sind wir auf Tonga angekommen, machen am Gouvernement Dock in Neiafu fest (in Tongas nördlicher Vava’u-Gruppe).

Das “Tonga Customs Advance Notice of Arrival“ hatten wir wie gewünscht schon vorab per Email übermittelt, trotzdem sind für Zoll, Health und Immigration nochmal 8 Seiten Papier auszufüllen. Aber das ganze Prozedere geht recht flott und die Officer sind freundlich.

Wir verholen uns ein kleines Stückchen weiter in die Bucht und finden auch noch eine freie Mooring. Auf dem Weg sehen wir schon einige bekannte Yachten. Ganz besonders freuen wir uns, am Abend noch mit Heather und Jim von der Kavenga unser Ankommensbier trinken zu können.

Die beiden hatten wir zuerst auf Vancouver Island in Kanada getroffen und danach noch mehrfach unterwegs in den USA und in Französisch-Polynesien.

Am nächsten Tag widmen wir uns dem Saubermachen und Aufräumen der Flora, der Wieder-Inbetriebnahme des Wassermachers und natürlich dem dringenden Projekt “Herd”.

Der Ersatzteilefinder beim maritimen Versandhandel SVB versorgt uns mit einer Oxplosionszeichnung, das kaputte Teil ist aber leider nicht bei SVB erhältlich. Kein Wunder, es ist fest mit der Seitenwand des Herdes vernietet. Also bauen wir den Herd aus und nehmen ihn auseinander. Wir können nur improvisieren. Die Seitenwand bringe ich mit dem Dinghy zu einem verfallenen Dock in der Nähe. Dort richtet der Funkenflug keine Schäden an, als ich mit der Akkuflex die Vernietung von der Edelstahlwand entferne. Wieder an Bord kann ich den restlichen Niet ausschlagen und das Loch auf die Größe einer 8ter Senkkopfschraube vergrößern, auf der Innenseite mit großer Unterlegscheibe und Muttern gekontert. Den Herd wieder zusammenbauen, dabei auch gleich die Mechanik der Frontklappe reparieren. Der Senkkopf kann dann von oben in die Halterung im Herdschacht rutschen, so die Theorie.

Wunder über Wunder, die Kardanik funktioniert wieder. Mal schauen wie lange, aber fürs erste sollte es gehen.

Von Tonga haben wir noch nicht viel gesehen, aber das kommt jetzt.

😊

Passage Samoa nach Tonga, Tag 1

Es ist noch dunkel, als wir aufstehen. Um 6:30 lösen wir das Spinnennetz der Leinen, mit denen Flora so lange hier in Apia vertäut war. Das Ablegemanöver klappt gut, obwohl unsere Motorschaltung immer noch hakt. Über Standgas hinaus können wir nur entweder vorwärts oder rückwärts gehen, das Umschalten dazwischen funktioniert nur mit einem Griff in die Steuersäule hinein (wofür ein Instrumentenpanel losgeschraubt sein muss). Eine neue Schaltmechanik haben wir aus Deutschland mitgebracht, aber noch nicht installiert, weil sich die alte nicht so recht lösen will. Da möchten wir zur Sicherheit jedenfalls eine Werft in der Nähe haben für den Fall, das wir das Ganze bei einem Reparaturversuch verschlimmbessern.

Von der Windrichtung her passt das Wetterfenster, allerdings sind durchaus starke Böen angesagt. Ähnlich sieht es bei den Wellen aus. Die Richtung stimmt, aber bei gut 2,5 m Höhe und nur 8 Sekunden Frequenz.

Und so kommt es auch. Wir sind schnell unterwegs, aber so richtig angenehm sind die Bedingungen nicht. Zweimal erwischen uns Schauerböen bis 38 kn (8 Bft), aber Flora schlägt sich gut.

Bei dem Geschaukel liegen wir fast nur herum und schlafen viel.

Etmal in den ersten 24 Stunden unter gnädiger Hilfe der mitsetzenden Strömung 190 sm.

Essen: vorgekochter Linsen-Chorizo-Eintopf.

Zurück in Apia, Samoa

Der Monat „Heimaturlaub“ ist so schnell vergangen, der Rückflug nach Apia steht an. Am allerletzten Tag kommt noch der Glaser und wechselt das obere Fenster im Bad aus. Die innere Scheibe der Dreifachverglasung war ohne äußere Einwirkung einfach gesprungen. Handwerker alten Schlages mit nettem Humor und mit einer klassischen Werkzeugkiste, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe.

Sehr schön, ist das zum Abschluss auch noch erledigt.

Am nächsten Morgen bringt uns Jan zum Flughafen, wir steigen ins erste von vier Flugzeugen auf dieser Rückreise zur Flora.

eher: Tschüss

Immerhin: auf dem mit etwa 12 Stunden Flug längsten Teilstück von Frankfurt nach Singapur haben wir richtig viel Beinfreiheit:

Sechs Stunden Aufenthalt in Singapur, wir nutzen die Zeit, um ein Juwel zu besuchen. Direkt am, eigentlich fast im Changi Airport, liegt nämlich zwischen den Terminals 1-3 das „Jewel“. Etwa 22.000 qm groß, erinnert das runde, in Fassade und Dach von über 9.000 Glasstücken eingefasste Gebäude tatsächlich an ein in Facetten geschliffenes Juwel. 💎

Auf fünf Ebenen bietet es Shopping und Food-Plazas, vor allem aber beinhaltet es in seiner Mitte einen großen Park rund um den weltgrößten Indoor-Wasserfall, der vom Dach aus rund 40 m in die Tiefe stürzt. Selbst die den Park durchquerende Flughafenbahn wirkt da klein. Und manche Gäste machen vor der Kulisse des Wasserfalls ziemlich imposante Dehnübungen zwischen den Flügen …

Für uns geht’s danach in einem 10stündigen Flug weiter nach Fiji. Nochmal ein paar Stunden Aufenthalt. Wie schon in Singapur 🇸🇬 grüßt auch in Fiji 🇫🇯 am Flughafen ein Schild mit unserem Nachnamen darauf …

😜

Endlich in Apia angekommen, haben wir bei der Einreise nach Samoa noch ein Einzelgespräch mit dem Zoll gewonnen. Das Aufgabegepäck wird nämlich bei der Einreise noch einmal durchleuchtet. Ist das eine Nähmaschine da in ihrem Gepäck? Bitte machen sie das doch mal auf. Und was ist das da? Kondensatoren für unseren Generator. Und das? Ersatzteile für unser WC.

Wir werden aufgeklärt, dass wir das eine Woche vorher beim Zoll hätten anmelden müssen. Wäre für Yachten in Transit zollfrei, nur eine Gebühr von 20 Tala (etwa 6,50 €) für die Bearbeitung würde anfallen.

Samoanisch freundlich: Sollen wir doch bitte beim nächsten Mal beachten. Das versprechen wir. Und gut ist.

Mit dem Taxi geht’s zur Marina und nach 43 Stunden Reise um die halbe Welt sind wir zurück auf der Flora. Besonders schön ist, dass die Gesundheit auf der Rückreise keine Zicken mehr gemacht hat.

Tja, und jetzt?

Irgendwofür haben wir die ganzen Ersatzteile ja mitgeschleppt. Beide WCs funktionieren inzwischen wieder, der Heißwasserboiler auch. Dort war übrigens nicht wie vermutet der Heizstab der Übeltäter, lediglich das Termostat musste ich tauschen. Und auch die neue Wasserpumpe im Generator ist eingebaut. Sieht goldig aus, ist aber trotz ihres Preises nur Messing.

Blut und Schweiß und Fluchen waren involviert, es ist also eine echte Bootsarbeit. So muss das wohl.

Angekommen und glücklich.

Museumshafen Hamburg

Wir genießen den Sommer im Hamburg. Ganz ohne Wasser und Schiffe geht’s natürlich nicht, muss ja auch nicht in dieser schönen Stadt.

Ein Ausflug führt ans an die Elbe. Eigentlicher Grund ist, dass wir ein weiteres Mal unsere Kleidung durchsortiert haben. Ein großer Sack voll wird aussortiert. Den bringen wir zu „Hanseatic Help“, einer gemeinnützigen Hamburger Hilfsorganisation. Die Annahmestelle liegt an der Großen Elbstraße unweit des Fischmarkts. Da bietet es sich an, gleich noch einen Abstecher an den Elbstrand zu machen.

Dort reihen sich am steilen Elbhang die alten Kapitänshäuschen am Ufer auf, während über ihnen an der feudalen Elbchaussee die Villen aus dem üppigen Grün herausragen. Und – nicht zu vergessen – direkt vor dem Elbstrand und gegenüber vom Containerterminal Burchardkai liegt der Museumshafen Övelgönne.

Für einen perfekten Überblick steigen hinauf wir auf den alten Schwimmkran HHLA 1. Drüben legt gerade eins der Feederschiffe an, mit denen die von den Ozeanriesen angelieferten Container weiter durch den Nordostsee-Kanal transportiert werden. Einer der historisierenden Schaufelraddamfer wirbelt im Vorbeifahren das Wasser auf, Schlepper harren am Steg auf Kundschaft, Spaziergänger waten am Elbstrand entlang. Maritimes Sommergefühl, bunt untermalt von den alten Seglern im Museumshafen und künstlerisch begleitet durch die Skulpturen der Bildhauer Jonas Kötz und (weiter draußen auf einer Boje vorm Elbstrand) Stephan Balkenhol.

(Für eine bessere Auflösung auf eins der kleinen Bilder klicken)

Nee, wat schön.

So weit, so gut. Nach der OP in Hamburg, Tsunami-Warnung im Pazifik

Uns geht es gut. Ich habe die Operation an der Prostata und die paar stationären Tage im Krankenhaus gut überstanden, die Rekonvaleszenz ist inzwischen so weit, dass ich kaum noch eingeschränkt bin

Wir genießen die Zeit mit der Familie, die Besuche von Freunden und natürlich auch einfach den Aufenthalt in unserer schönen Heimat.

Außerdem gibt es auch einiges zu erledigen. Steuererklärung, Bankangelegenheiten und so etwas. Ersatzteile fürs Boot bestellen. Dann auch den Kauf eines Autos. Wenn wir zwischendurch in Deutschland waren, konnten wir bisher das Auto von Wiebkes Mama nutzen. Das hat allerdings jetzt keinen TÜV mehr bekommen und eine Reparatur ist wirtschaftlich unsinnig. Also haben wir beschlossen, das Ganze jetzt umgekehrt zu machen: wir kaufen ein Auto und wenn wir nicht in Deutschland sind, kann Uschi es nutzen.

VW nennt die Farbe „Makena“. Wir sagen „Südsee-Metallic“!

Die Probefahrten und der Autokauf gehen eigentlich ganz flott, die Anmeldung war allerdings eine Herausforderung. Die Wartezeiten beim Straßenverkehrsamt bis zum obligatorisch online zu vereinbarenden Termin sind lang. Zu lang für uns. Die komplett online durchzuführende Internet-Zulassung ist die andere Option, aber auch die hat ihre Tücken. Der sechseinhalb Jahre alte Personalausweis ist zum Glück bereits für das Online-Verfahren geeignet, aber wie war nochmal das Passwort? Wir haben ihn schließlich nie für ein solches Verfahren genutzt. Zwei Apps sind zu laden, unsere Anmeldeversuche schlagen trotz inzwischen erinnertem richtigen Passwort mehrfach fehl. Wir bleiben aber hartnäckig, malträtieren auch den Chat (sinnlos) und die Helpline des Straßenverkehrsamtes (wo wir tatsächlich jemanden ans Telefon bekommen). Am Ende sind wir erfolgreich. Wir können ein Zulassungsschreiben ausdrucken, das vorerst ins Auto zu legen ist. Die Papiere, Siegel und TÜV-Plakette sollen in den nächsten Tagen zugeschickt werden, letzteres muss dann von uns auf das Kennzeichen geklebt werden. Da haben sich die Abläufe in den letzten Jahren doch sehr geändert, wir merken einmal mehr, dass wir schon längere Zeit unterwegs sind.

Zwischendurch ein Schreckmoment: nach einem extrem starken Erdbeben im Nordpazifik wird für den gesamten Pazifik (auch für Samoa) eine Tsunami-Warnung herausgegeben. Mehrere Segelfreunde weisen uns darauf hin, einige Boote verlassen vorsorglich die Bucht von Apia und fahren aufs offene Meer. Wir können natürlich nichts anderes tun als abzuwarten und zu hoffen, dass Flora nichts passiert. Gut 12 Stunden braucht die Flutwelle, um über den Pazifik hinunter nach Samoa zu laufen. Nach 6 Stunden erreicht sie die Papua Neuguinea, nach 8 Stunden Hawai‘i. Da stellt sich bereits heraus, dass die Tsunami-Wellen deutlich geringer ausfallen als zunächst befürchtet. In Samoa treten dann tatsächlich keine Schäden auf, wir können erleichtert durchatmen.

Ein längerer Stromausfall im Haus, ein Wasserschaden in unserem Keller nach einem Rohrbruch und nach dessen Reparatur Schwierigkeiten bei der Heißwasserversorgung unserer Wohnung halten uns trotzdem ein bisschen auf Trab. Auch zu Hause hört das Reparieren also nicht auf. Aber das lässt sich alles regeln (am letzten Teil sind wir noch dran). Jedenfalls ist es gut, das wir vor Ort sind.

Die Ersatzteile für Flora sind inzwischen eingetroffen, in zwei Wochen fliegen wir ja auch schon wieder zurück zum Boot.

Zeit, um noch ein wenig Hamburg und Norddeutschland zu genießen. Mit Freunden die Kunsthalle, Restaurants und die Wochenmärkte zu besuchen oder einfach durch die Stadt zu bummeln. Und mit dem neuen Auto über Land an schon abgeernteten Kornfeldern voller Störche zu Uschi zu fahren.

Schön!