Rock zum 60. Geburtstag

Echt jetzt? Na ja, so richtig überraschend kommt der 60. Geburtstag natürlich nicht, das Datum steht ja fest und rechnen kann ich einigermaßen. Trotzdem, war nicht früher mal jeder über dreißig schon ein alter Zausel? Aber die Feier meines 30. Geburtstags in Siedenburg habe ich noch gut in Erinnerung und schon da war es so, dass ich nicht nur das Feiern, sondern auch das Älterwerden begrüßt habe. Das fortschreitende Lebensalter abzulehnen hieße in der Konsequenz ja, Stillstand statt Weiterentwicklung zu erhoffen. Wer nicht mehr älter wird ist tot. Und auch rückblickend bin ich für die weitere Entwicklung meines Lebens von 30 bis jetzt 60 ausgesprochen dankbar.

Ein Zehntel dieser 60 Jahre sind wir jetzt schon auf Langfahrt unterwegs, seit wir am 25.06.2019 in Griechenland Floras Leinen losgeworfen haben. Meinen 60. Geburtstag feiern wir also in Samoa. Wie?

Im Rock.

Und mit viel Freude. Darauf stoßen wir an bei leckeren Lunch im „Feast“, dem Restaurant im Sheraton-Hotel.

Abends dann ist Steg-Party mit den anderen Seglern hier in der beschaulich kleinen Marina von Apia.

Zwei verlassene Boote liegen fest zwischen den Pollern vertäut, die einmal den zweiten Steg gehalten haben. Der wurde aber von Stürmen immer wieder beschädigt oder eben ganz weggerissen. Er soll derzeit nicht wieder aufgebaut werden, jedenfalls nicht bevor die Mole am Industriehafen erheblich verlängert wurde und dann mehr Schutz vor Schwell bieten würde.

Neun Segelboote liegen an dem intakten Steg. 8 Einrümpfer und ein Katamaran, was nach der hohen Katamarandichte in Französisch Polynesien schon bemerkenswert ist. Dazu kommen noch ein paar lokale Angelboote und – am Kopfende des Stegs – das Polizeiboot von Apia. Auslaufen sehen haben wir es noch nicht, nur einmal für zehn Minuten zum Warmlaufen der Motoren. Danach folgte eine intensive ganztägige Putzaktion und am nächsten Tag die Besichtigung durch zwei Japaner. Japan sponsert derzeit viel in Samoa, auch die neue Brücke am Hafen wurde mit japanischer Unterstützung errichtet. Jedenfalls liegt das Polizeiboot jetzt schön geputzt aber ziemlich unbewegt am Steg.

Genutzt wird es trotzdem 😉.

Die Crews der meisten Boote unseres Stegs finden sich nach und nach zum Potluck ein.

Die Musikbeschallung liefert, darauf ist am Wochenende Verlass, die direkt an der Marina gelegene Bar.

Chris von der „Hathor“, Einhandsegler aus Schweden, kredenzt zu meinem Geburtstag zudem ein umfangreiches Rum-Tasting mit wirklich edlen Rumsorten der verschiedensten Provenienzen von der Karibik über den Pazifik bis nach Asien. Es wird ein langer, schöner Abend. Dankeschön, ein tolles Geburtstagsgeschenk.

Und 60 ist übrigens wie 30, nur doppelt so schön!

Geschichte und Geschichten: Samoa und der Tusitala

Immer mal wieder werden wir gefragt, wie wir eigentlich unsere Reiseroute festlegen. Wonach entscheiden wir, welche Länder wir besuchen? Warum jetzt Samoa?

Ein Großteil dieser Entscheidungen entspringt im wahren Wortsinn der Bequemlichkeit. Wir wollen Starkwind möglichst vermeiden, erst recht natürlich Stürme. Wir möchten den Wind möglichst wenig auf die Nase haben, die großen Meeresströmungen lieber mit uns als gegen uns.

Daraus ergibt sich ganz grundsätzlich die „Barfußroute“, auf der die meisten Langfahrtsegler unterwegs sind. Sie führt in die Karibik und weiter nach Französisch Polynesien. Die Hurrikan im sommerlichen Nordatlantik bzw. die Zyklon-Saison im winterlichen Südpazifik beeinflussen dann jeweils die weiteren Routenentscheidungen. So haben wir die Karibik zweimal nach Norden in Richtung USA verlassen und konnten deshalb nach New York und hinauf nach Maine segeln sowie intensiv die großen Antillen und die Bahamas erkunden. Die Alternative wäre der Süden der Karibik mit Aruba, Bonaire und Curacao gewesen, die wir dadurch leider nicht gesehen haben.

Ganz persönliche Traumziele beeinflussen die Reiseroute natürlich auch stark. So waren nach Panama für uns die Galapagosinseln ein Muss, die für europäische Langfahrtsegler eher ungewöhnliche Weiterreise über Hawai‘i nach Alaska und British Columbia aber die Erfüllung eines persönlichen Traums (zugleich natürlich auch eine deutliche Abweichung von der Barfußroute). Die Westküste der USA mit San Francisco und die Westküste Mexikos mit der Sea of Cortez machten als weitere Traumziele diesen nordpazifischen Kringel für uns zu einem Highlight.

Und derzeit? Im Südpazifik ist gerade die Zyklonsaison zu Ende gegangen, viele Cruiser sind deshalb jetzt auf dem Weg nach Westen in Richtung Tonga und Fidji. Manche segeln von Französisch Polynesien oder den Cookinseln direkt zu diesen Zielen, die anderen wählen je nach Wetter und Vorlieben entweder eine südlichere Route über Niue mit seinen tollen Tauchplätzen oder eine nördliche über Samoa.

Für uns war klar, dass es wenn irgend möglich die nördliche Route sein soll. Vor über zwanzig Jahren, noch auf unserem ersten Boot, haben wir uns im Segelurlaub auf der Ostsee gegenseitig ein Buch vorgelesen. Wir waren ein paar Jahre zuvor nach Hamburg gezogen und „Das Haus an der Elbchaussee“ faszinierte uns. Über mehrere Generationen hinweg wird hier ab etwa 1800 geschichtlich fundiert die Familiensaga des Aufstiegs einer Kaufmanns- und Reederfamilie erzählt. Zugleich wird Hamburger Politikgeschichte und Hamburger Stadtentwicklung greifbar, die heutige Villenstraße der Elbchaussee etwa war damals noch nicht gepflastert und lag wie der Nobelstadtteil Blankenese im Ausland, auf dänischem Boden. In den 1850er und 1860er Jahren bewegt sich ein Fokus der Reederfamilie auf das Koprageschäft in der Südsee und ganz speziell auf Samoa. Das Geschäft und auch das kaufmännische Gebaren wird im Buch ausführlich beschrieben, auch das erste Einsetzen eines vom Hamburger Senat bestätigten Konsuls auf Samoa.

Ganz unabhängig von dem Buch, deutsche Kaufleute waren es auch, die ab den 1870er Jahren die Politik drängten, ihre Interessen in der Südsee zu schützen, am besten eine Deutsche Kolonie dort zu etablieren. Bismarck widerstand zunächst diesem Bestreben. Und doch: die Kanonenboot-Diplomatie der Einflussmächte Deutschland, Großbritannien und USA hat hier ihren Ursprung und sogar Samoa als Schauplatz: interessanterweise suchten im März 1889 die Kriegsschiffe dieser „Three Powers“ in der Bucht von Apia Schutz, wurden aber von einem Zyklon ebenso versenkt wie die sechs dort ankernden zivilen Handelsschiffe. Einzig das stark motorisierte englische Kriegsschiff konnte rechtzeitig auslaufen und entkam schwer beschädigt nach Australien.

Fotografiert im Robert Louis Stevenson Museum, Apia

Man einigte sich darauf, Samoa zu einem unabhängigen Königreich unter dem Protektorat der Three Powers zu machen (zuvor gab es keine Könige auf Samoa). Neun Jahre später kam es nach dem Tod des ersten und einzigen Königs zu Nachfolgestreitigkeiten und Konfrontationen zwischen den Three Powers, die unterschiedliche Nachfolger unterstützten. Der Konflikt wurde im Samoa-Vertrag von 1899 beigelegt. Deutschland erhielt den westlichen Teil Samoas (heute Samoa 🇼🇸), Amerika den östlichen (heute American Samoa 🇦🇸), das Vereinigte Königreich setzte dafür seine Interessen bei anderen Pazifikinseln durch. Deutschland kam so zu seiner (letzten) Kolonie. Die allerdings wurde anders als die übrigen deutschen Kolonien aufgesetzt. Gouverneur der deutschen Kolonie Samoa wurde der Diplomat und Indologe Wilhelm Solf. Er setzte seine Vorstellungen von einem humanen Kolonialismus um. So verzichtete er auf die Einführung der in den übrigen Kolonien gängigen Arbeitspflicht für die einheimische Bevölkerung und band die Samoaner intensiv in die Verwaltung und auch die Polizei ein. Als erste Amtshandlung ließ er überraschend den zuvor ins Exil verbannten Mata‘afa Iosefo zurückkehren, der eine breite Bevölkerungsmehrheit hinter sich hatte. Damit unterband er sehr effektiv die zwischen den verschiedenen samoanischen Clans geführten Scharmützel. Solf ernannte ihn zum Oberhäuptling und gab ihm das Faipule, eine Honoratiorenversammlung aus den Oberhäuptern der angesehensten samoanischen Familien zur Seite. Sachfragen wurden sowohl im Gouvernement als auch im Failpule verhandelt, Gesetze ließ sich Solf von Mata‘afa Iosefo mitunterzeichnen.

Im Dezember 1911 wechselte Solf nach Berlin an die Spitze des Reichskolonialamtes. 1912 verstarb Mata’afa Iosefo.

Mausoleum Mata’afas neben dem Fono, dem Parlament Samoas

Solfs Nachfolger führte Solfs Politik nur bedingt fort, erließ zum Beispiel ein umstrittenes Mischehenverbot. Aber faktisch bestand die Kolonie Samoa ohnehin nur bis 1914. Zu Beginn des ersten Weltkriegs besetzte Neuseeland Samoa, nach dem Krieg erhielt Neuseeland dazu auch das Mandat des Völkerbundes. 1962 wurde Samoa als erstes Land Polynesiens unabhängig.

Insgesamt hat Solf mit seiner Politik dafür gesorgt, dass die kurze deutsche Kolonialzeit in Samoa als besser empfunden wurde als die neuseeländische. Trotzdem bleibt es Kolonialzeit, die auch damals schon existierende samoanische Unabhängigkeitsbewegung wurde – unblutig und mit Unterstützung der Mehrheit der Samoaner – unterdrückt.

Architektonische Zeugnisse aus der deutschen Kolonialzeit gibt es kaum. Trotzdem ist die kurze deutsch-samoanische Vergangenheit präsent. Als wir unsere Wäsche abgeben, erfahren wir beim Smalltalk, dass die Inhaberin zu einem Achtel deutsche Wurzeln hat. Auf dem lokalen Friedhof stoßen wir auf viele deutsche Namen:

Und nicht zuletzt, auch Handelsbeziehungen bestehen offenbar noch. Zwar nicht mit direkten Frachtern zwischen Hamburg und Apia oder einem vom Hamburger Senat in Apia eingesetzten Konsul. Gleichwohl können wir sie direkt an unserem Liegeplatz sehen, die Marina grenzt unmittelbar an das Fähr- und Containerterminal. Ein „Hamburg Süd“ – Container fällt uns natürlich gleich auf.

Unerwartete Verknüpfungen zur deutsch-samoanischen Geschichte finden wir, als wir das Robert Louis Stevenson Museum in Apia besuchen.

Der berühmte schottische Schriftsteller (u.a.: Die Schatzinsel, Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde) hat das Grundstück 1889 erworben und das Haus errichten lassen, in dem er dann 1894 mit erst 44 Jahren starb.

Die Samoaner gaben Stevenson den Namen „Tusitala“ (Geschichtenerzähler). 1892 veröffentlichte der sich keineswegs auf Romane beschränkende Tusitala, frustriert von der zerfahrenen politischen Situation in seiner Wahlheimat, „A Footnote to History, Eight Years of Trouble in Samoa.“ Er ergriff Partei für Mata‘afa und – nachdem dieser ins Exil geschickt wurde – unterstützte er Mata‘afa und dessen Gefolgsleute auch finanziell.

Eine kleine Fußnote der Geschichte vom Geschichtenerzähler: das Haus des Schotten Stevenson, die Villa Vailima, wurde nach seinem Tod von einem deutschen Kaufmann erworben, allerdings bei einem Zyklon zerstört. Zwei Amerikaner bauten es später originalgetreu (sogar mit Tapete aus samoanischem Tapa (Rindenbast) wieder auf und übergaben es dann unmittelbar als Museum an Samoa.

Kleine Sachen, die glücklich machen: Kanu-Hilfe

Wir erleben die Menschen hier in Samoa als ausgesprochen freundlich. Es fällt auf, dass der noch in den Kinderschuhen steckende Tourismus als Chance für das Land gesehen wird. Mehrfach werden wir aufgefordert, doch anderen vom schönen Samoa zu berichten, damit mehr Besucher kommen. Das gilt auch für die Segler. Als wir beim Einklarieren dem Biosecurity-Officer erklären, unser ganzes Obst und Gemüse aufgegessen zu haben, weil wir gehört und gelesen haben, keines nach Samoa einführen dürfen, ist er erschüttert. Nein, so sei das nicht. Den Eigenbedarf dürften wir an Bord haben. Wir sollten das unbedingt auch anderen Seglern berichten, damit sie nicht von einem Samoabesuch abgeschreckt werden. Von unterschwelliger Ablehnung angesichts der immensen Touristenzahlen, die uns in Französisch Polynesien ja auch nur ganz vereinzelt begegnet ist, haben wir hier im etwas abseits der Hauptreiserouten gelegenen Samoa bisher nirgends etwas gespürt. Stattdessen freundliche, hilfsbereite und zuvorkommende Menschen.

Da tut es ganz gut, einmal etwas zurückgeben zu können.

Wir sitzen im Cockpit der Flora hier in der kleinen „Marina“ (ein Steg) von Apia, als wir vom Ufer hinter uns aufgeregte Rufe hören. Ein Mann winkt und ruft uns zu, dass sein Kanu abgetrieben sei.

Ich lasse das Dinghy ins Wasser und hole den Mann am Ufer ab. Dann flitzen wir hinaus in die Bucht von Apia. Koto, so stellt er sich vor, hat am Malecon zwischen Marina und Stadt gefischt, als sein Kanu abtrieb. Er schwamm hinterher, aber das Kanu trieb bei dem starken Wind zu schnell weg und für ihn wurde es langsam gefährlich. Also kam er zurück ans Ufer, lief zur Marina.

Tatsächlich finden wir sein Boot weit draußen in der Bucht, wo der heute sehr frische Wind die See schon ziemlich aufgewühlt hat. Nur ein Frachter und Zweimaster-Katamaran ankern hier draußen.

Mit dem Dinghy ziehen wir das Kanu zurück zum Ufer. Dabei erzählt Koto, dass er das Auslegerkanu selbst gebaut hat. Einen Treibholz-Stamm hat er mit einem Stechbeitel ausgehöhlt, mit Bauholz-Latten dann ein weiteres zurecht gezimmertes Treibholz als Ausleger angebracht. Das Ganze im Wesentlichen nicht geschraubt, sondern mit Laschings flexibel verbunden. Einfach und klein, aber effektiv.

Jedenfalls ist Koto sichtbar erleichtert und glücklich, sein Kanu zurück zu haben. Er besteht darauf, mir einen Fisch zu schenken, ohne die leckere Spanische Makrele (Scomberomorus) lässt er mich nicht davon.

Aber das eigentliche Geschenk hat er mir schon vorher gemacht. Die spontane Gelegenheit, die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Samoaner erwidern zu können, etwas zurück zu geben, uns nützlich zu machen. Dankeschön.

Samoa mit Elisa

Wir kommen auf Samoa an und haben das Gefühl, dass die Uhr tickt. Nur drei Tage haben wir noch gemeinsam mit Elisa hier, dann fliegt unser Patenkind schon wieder ab. Wie schnell doch sieben Wochen vergehen.

Entsprechend packen wir die Tage ziemlich voll. Am Montag bringen wir zunächst Wäsche weg und erkunden dann zu Fuß die Stadt. Der eigentliche Innenstadtbereich von Apia ist klein, wir lassen uns treiben, streifen durch die Nebenstraßen.

Was auf Anhieb auffällt: die schier unglaubliche Anzahl an Kirchen. Schon bei unserer Anfahrt mit dem Boot war das von See aus auffällig, zumal die blaue Kathedrale im Scheitel der Bucht von Apia die Skyline prägt. Sie wurde als Ersatz des nach dem schweren Erdbeben von 2009 abgerissenen Wahrzeichens der Stadt, der alten weißen Kathedrale, an gleicher Stelle errichtet und 2014 fertiggestellt.

Wir schauen uns die Kathedrale auch von innen an. Im blankpolierten Boden spiegeln sich die bunten Glasfenster, ansonsten dominiert Holz. Leider bleibt uns die Bedeutung der gemalten Personen in der Rotunde unklar. Der Christusfigur gegenüber sitzt eine Frau. Die übrigen Sitzenden tragen zumeist eine Ula Fala, die traditionelle rote, aus Pandanuss-Samen gefertigte Ehrenkette für hochgestellte samoanische Personen.

Wir kommen bei unserem Spaziergang noch an zig anderen Kirchen vorbei. Gefühlt kommen in Samoa auf je drei Häuser eine Kirche. Im Ernst, die Kirchendichte ist kaum zu glauben. Nicht alle, aber doch recht viele sind in sehr gutem Zustand und verglichen mit den Häusern der Umgebung recht pompös. Es gibt aber auch Gegenbeispiele.

Ein zweites großes Gebäude war uns schon bei der Anfahrt aufgefallen:

Es ist das Regierungsgebäude Samoas, auch das Immigration Office befindet sich hier. Und auch diesem Gebäude statten wir bei unserem Rundgang einen Besuch ab. Wir können dort nämlich unsere gestempelten Pässe sowie die Bootspapiere abholen.

Die auffällige „Haube“ auf dem Gebäude symbolisiert übrigens ein „Fale“ bzw. dessen traditionelle Dachform. Ein Fale ist ein Wohn- oder auch Versammlungshaus. Ursprünglich palmblattgedeckt und komplett ohne Wände auf Holzsäulen ohne Metallverbinder errichtet, haben heute viel Fale eine von Wänden umgebene, abgetrennte Ecke und sind zumeist mit Wellblech gedeckt. Als große Versammlungsstätten sieht man sie in jedem Dorf, auf dem Land oft auch noch als Wohnhäuser.

Die kleinere Version dieser Gebäude, Faleo‘o genannt, bezeichnet, dienen als Küchenhäuser, Abstellräume oder als kleine Strandhäuser.

Wir nutzen eines der letzteren, als wir am nächsten Tag mit dem Mietwagen hinüber auf die andere Inselseite von Upolu fahren.

Dort besuchen wir den To-Sua Oceantrench, ein Sinkhole bzw. eine Doline. Im Prinzip eine Höhle mit eingestürztem Dach. Mit der Besonderheit, dass sie (wie den Cenoten in Mexiko) eine unterirdische Verbindung zum nahen Ozean aufweist und ein nur über eine steile Holztreppe zu erreichendes wunderbares Naturschwimmbad ist.

Die Fahrt dorthin und auch die Weiterfahrt führt durch die Berge im Zentrum von Upolu. Zum Teil ziehen sich Plantagen an den Hängen entlang, wo es steiler wird weidet Vieh auf Bergwiesen. Die höheren Grate sind dafür aber meist zu schroff. Hier fangen sich die Wolken und sorgen dafür, dass Samoa so üppig grün ist.

Die Niederschläge führen in dem steilen Gelände zu zahlreichen Wasserfällen. Wir besuchen die Sopoga Falls, eines der Wahrzeichen Samoas, das auch den 20-Tala-Schein ziert.

Die jetzt tief hängenden Wolken sorgen aber auch dafür, dass wir im Nebel (bzw.. eben in den Wolken) nach Apia zurückkehren, wo dann auch prompt wieder die Sonne scheint.

Abperlende Tropfen auf einem Taro-Blatt

Und was machen wir in Apia? Na ja, in der Stadt natürlich: shoppen! Klingt langweilig? Nicht wirklich. Es gibt sogar ein weiteres „erstes Mal“ für mich: mit fast 60 Jahren kaufe ich meinen ersten eigenen Rock!

Nicht nur hier in Samoa, auch in Tonga und Fidji tragen Männer traditionell Rock. Es ist nicht zwingend notwendig, wird aber als Anerkennung der lokalen Traditionen gesehen, wenn sich Gäste bei offiziellen Anlässen (in Fidji zum Beispiel beim erforderlichen Antrittsbesuch beim lokalen Chief) entsprechend kleiden. Jetzt habe ich dafür also schon mal vorgesorgt. Als wir abends im Restaurant essen gehen, werden Wiebke und Elisa mit „Hello“, ich (im Rock) aber mit dem samoanischen „Talofa“ begrüßt. Auch irgendwie nett. Im Stadtbild von Apia sind die Männerröcke eine ganz normale Erscheinung, auch bei Uniformen. Das gilt bei Jugendlichen auch für die hier üblichen Schuluniformen.

Und natürlich gilt es erst recht für touristische Veranstaltungen wie die Siva-Afi Feuer-Show mit samoanischem Buffet. Vor über zwanzig Jahren aus einer Initiative für Straßenkinder hervorgegangen, hat sich die Veranstaltung um Feuertanz, traditionellen samoanischen Tanz und typische samoanische Küche zu einem Standard in Apia entwickelt.

Die Männerröcke hier sind allerdings dem sportlichen Erfordernis angepasst und deutlich kürzer als die bis über die Knie reichende „Straßenversion“.

Kulturell geht es für uns auch am nächsten Tag weiter. Im „Cultural Village“, einer Art Museumsdorf gleich neben dem Regierungsgebäude, nehmen wir an einer Führung teil. Samoanische Musik, aktives Flechten eines Tellers aus Pandabuss-Palmenblättern, samoanische Küche einschließlich der Demonstration eines Umu-Erdofens, Kokosnussöffnen und Kokosmilchherstellung sowie Vorführung traditioneller samoanischen Schnitzerei stehen auf dem Programm. Außerdem dürfen wir bei Tätowierung zusehen. In einem heiligen und mit besonderen Tabus versehenen Fale (unter anderem: nicht fotografierenund keine Kopfbedeckung) wird nach alter Sitte mit einem kleinen gezackten Kamm tätowiert, der mit einem Holzstöckchen immer wieder tintengetränkt in die Haut geschlagen wird. Auch wenn der Kamm heute mit Metallspitzen aus Titan versehen ist, bleibt es eine sehr schmerzhafte Prozedur. Dies gilt umso mehr, als die samoanischen Tattoos sehr flächig und dunkel sind. Der Übergang vom Jungen zum Mann wird traditionell durch ein Tattoo gezeigt, dass vom unteren Rücken über die Hüfte bis hinunter zu den Knien reicht.

Heute Morgen heißt es dann extrem früh aufstehen, schon um 2:30 Uhr fahren wir mit dem Mietwagen los. Zwar ist Faleolo, der Internationale Flughafen von Samoa, nur etwa 30 km entfernt. Trotzdem ist es fast eine Stunde Fahrt bis dorthin.

Und schon verlässt uns Elisa wieder. Die genau sieben Wochen mit ihr sind so schnell vergangen. Dankeschön Elisa, es war toll mit Dir.

Passage nach Samoa, Tag 5: Ankunft in Apia

Tatsächlich ziemlich genau um Mitternacht passieren wir die Datumsgrenze zwischen American Samoa und Samoa. Der 14. Juni 2025 fällt also für uns aus. Meine vierstündige Hundewache dauert vom Freitag (13.6.) 23.00 Uhr bis Sonntag (15.6.) 03.00 Uhr.

Ansonsten ist es eine recht ruhige letzte Nacht auf See für diese Passage. Mit Dunkelwerden gehen wir mit dem Großsegel ins zweite Reff. Trotzdem sind wir noch zu schnell. Beim Wechsel zu meiner Wache (23.00 Uhr) rollen wir die Fock ein und gehen ins dritte Reff. Jetzt passt das ETA (die Estimated Time of Arrival, unsere voraussichtliche Ankunftszeit).

Am Morgen präsentieren sich Samoa und (nach per Funk vom Port Officer erhaltener Einfahrerlaubnis) die Ankerbucht von Apia dann so:

Es ist Sonntag, und so müssen wir auf die Offiziellen ein bisschen warten. Als erstes kommt mit eigenem Dinghychauffeur “Health”, der Officer klettert aber gar nicht in unser Mittelcockpit sondern wartet auf dem Seitendeck, bis wir die Formulare ausgefüllt haben. Die Damen von Customs und Immigration muss ich dann mit unserem Dinghy abholen. Ein bisschen Smalltalk im Cockpit bei bereitgestellten Saft und Keksen, einige Formulare, schnell erledigt. Ich bringe sie zurück an Land und checke dann aus, ob im Hafen noch Platz ist. Die Ankergebühr und die Marina Preise liegen nicht allzu weit auseinander.

Tatsächlich finden wir noch ein Plätzchen, wenn auch etwas eng zum Manövrieren. Aber die Nachbarn bieten Hilfe an, gut.

Wir verholen in die Marina, das klappt gut. Dort warten wir dann auf “Biosecurity”. Als wir schon unseren Sundowner trinken, kommt der Officer doch noch. Auch er bleibt im Cockpit, wir füllen die gleichen Formulare zum dritten Mal aus. Allerdings fragt er nach einem Geschenk, ist aber mit einer gebrauchten Sonnenbrille zufrieden. Auch wir sind zufrieden, denn damit ist der offizielle Einklarierungsvorgang beendet, “Samoa is all yours”. Das ging (insbesondere für einen Sonntag) besser als erwartet, wir haben auch von intensiven Schiffsinspektionen mit Öffnen aller Schapps gehört und gelesen. Wie auch immer, vielleicht war die Ankunft an einem Sonntag (damit vermutlich “Overtime-Gebühren) auch vorteilhaft.

Wir sind drin, morgen können wir die Pässe und Schiffspapiere in der Behörde wieder abholen.

Der Sundowner-Toast: “Samoa”. Cheers.

Passage nach Samoa, Tag 4: die mysteriöse Datumsgrenze und die Herren von der Zeitsparkasse

Land Ho! Land in Sicht! Nach vier Tagen und Nächten auf hoher See taucht an Steuerbord voraus schemenhaft eine Insel auf. Ta’u Island ist noch nicht unser Ziel, gehört aber immerhin schon zu einem der beiden Samoas, nämlich zu American Samoa 🇦🇸.

Rund 70 Seemeilen weiter westlich liegt dann Tutuila, die größte Insel Amerikanisch Samoas, mit der Hauptstadt Pago Pago.

Unser Kurs führt zwischen diesen beiden Inseln hindurch und noch einmal 70 Seemeilen weiter nach Westen zur Insel Upulu mit Apia, der Hauptstadt von Samoa 🇼🇸.

Irgendwann heute Nacht werden wir also über die Grenze zwischen American Samoa und Samoa segeln. Wir erreichen schon wieder eine neue Zeitzone. Die Uhren brauchen wir dabei diesmal nicht umzustellen, dafür aber den Kalender. Fahren wir um Mitternacht über die Grenze, folgt für uns auf Freitag den 13. Juni 24.00 Uhr unmittelbar Sonntag der 15. Juni, 00.00 Uhr. Samstag, den 14. Juni 2025 hat es dann in unserem Leben schlicht nie gegeben!

Ein ganzer Tag einfach geklaut?! Haben die grauen Herren von der Zeitsparkasse aus Michael Endes Roman “Momo” mal wieder ganze Arbeit geleistet? Nein, die grauen Herren sind nicht schuld. Wir können uns diesen Tag deshalb auch nicht zurückholen, indem wir rückwärts gehend durch die Niemalsgasse Meister Hora im Nirgendhaus um Hilfe bitten. Der Tag ist wirklich unwiederbringlich für uns weg!

Wie kommt das?

Die Datumsgrenze folgt zwangsläufig aus der Einrichtung der Zeitzonen. Die sind ja einigermaßen eingängig. Vom Nullmeridian im englischen Greenwich aus grundsätzlich alle 15 Längengrade nach Westen ist es eine Stunde früher, alle 15 Längengrade nach Osten eine Stunde später. Damit fällt das Tageslicht (auf gleicher Breite) jeweils ungefähr auf den Tag und die Dunkelheit auf die Nachtstunden. Hätte man das nicht so festgelegt und würde stattdessen überall die Uhrzeit von Greenwich gelten, wäre es in Neuseeland und im Osten Russlands um 00.00 Uhr regelmäßig taghell, um 12.00 Uhr aber immer dunkel. So aber wandert die Zeit mit dem Sonnengang um die Erde. Das hat praktische und unpraktische Seiten. Sehr große Staaten haben sich deshalb unterschiedlich zu diesem Konzept entschieden. Die USA zum Beispiel wenden es auf ihrem kontinentalen Staatsgebiet im Prinzip an und haben deshalb zwischen der Ostküste und Alaska fünf verschiedene Zeitzonen. Die Zeitzonen folgen dabei allerdings nur ungefähr den 15-Grad-Abschnitten bei einer sehr freien Interpretation hinsichtlich Alaska und besonders der Aleuten. China dagegen erstreckt sich theoretisch ebenfalls über fünf Zeitzonen. Es hat sich aber dafür entschieden, dass in ganz China nur eine Zeit gilt, die der chinesischen Ostküste.

Bildquelle: Wikipedia.org

Global betrachtet wird aber das Konzept der Zeitzonen angewandt. Damit wandert allerdings auch der mitternächtliche Datumswechsel (die Mitternachtslinie) um die Erde. Dadurch wird eine zweite Datumswechsellinie erforderlich, um die Erde in einen Bereich mit dem alten Datum und einen mit dem neuen Datum aufteilen zu können. Und diese (zweite) Datumsgrenze wurde konzeptionell Greenwich genau gegenüber auf den 180 Längengrad gelegt, wo sich die Zeitzonen -12 und +12 treffen. Praktischerweise liegt diese Grenze zwischen den großen Kontinenten mitten im Pazifik. Den vergleichsweise wenigen dort lebenden Menschen wird zugemutet, dass die Nachbarn auf der anderen Seite der Datumsgrenze auch tagsüber ein anderes Datum haben (und damit einen anderen Wochentag).

Staaten, die genau auf dieser Datumsgrenze liegen, haben sich für ihr Staatsgebiet jeweils für die eine oder andere Seite entschieden. Aber nicht nur das. Auch manche Staaten in der Nähe der Datumsgrenze fanden es besser, auf die andere Seite zu rutschen. Unser Ziel Samoa zum Beispiel liegt auf etwa 171 Grad West. 1892 wechselte es auf die andere Seite der Datumsgrenze. Den 4. Juli 1892 gab es auf Samoa deshalb gleich zweimal. 2011 entschied man sich (vor allem wegen der Handelsbeziehungen zu Neuseeland) für den Wechsel zurück und strich dafür den 30. Dezember 2011 aus dem samoanischen Kalender.

Und unser gestohlener Tag? Ist genau genommen vielleicht doch kein ganzer Tag, denn bezogen auf unsere Abreise von Europa haben wir (einschließlich “Sommerzeit”) im Laufe der sechsjährigen Reise schon 13 mal die Uhr um eine Stunde zurück gestellt, 13 Stunden “geschenkt” bekommen. Oder vielleicht haben wir sie auch angespart (also doch Zeitsparkasse). Die anderen 11 geben wir als Kredit: wenn wir zurück in Deutschland sind, werden wir unterwegs 24 Tage mit 25 Stunden gehabt haben.

Nur eben keinen Samstag, den 14. Juni 2025!

Bitte auf das “Heute” bzw. “Morgen” achten

Essen: Auberginen/Kartoffel/Tomaten/Paprika-Auflauf mit Feta überbacken (wir dürfen kein Gemüse nach Samoa einführen).

Etmal: 150 sm, gesamt auf dieser Passage 589 sm, bis Apia noch ca. 136 sm.

Also: wenn alles glatt geht, Morgen Ankunft in Apia. Bloß das dort Morgen Übermorgen ist. 😊

Passage nach Samoa, Tag 3

Die Wellen halten sich an die Vorhersage und legen nochmal ein bisschen an Höhe zu. Etwa 3 m Seegang schaukelt uns durch.

Ansonsten ein Schauer in der Nacht und einer am Tag, meist aber schönes Wetter.

In Anbetracht der Zeiten von Sonnenauf- und Untergang stellen wir unsere Uhren um. Auf den Cook Islands galt noch Tahiti-Zeit (deutsche Sommerzeit minus 12 Stunden, also 8 Uhr morgens wenn es in Deutschland 20.00 Uhr ist). Jetzt sind wir schon mehr als 15 Grad weiter westlich und haben in die Zeitzone von Amerikanisch Samoa gewechselt. Wie beim Wechsel von Sommer- auf Winterzeit dürfen wir die Uhr eine Stunde zurückdrehen, bekommen quasi eine Stunde geschenkt.

Einen kleinen Nachtrag haben wir noch zu den Cookinseln: Beim Aussortieren des Geldes aus dem Portemonnaie ist uns aufgefallen, dass wir dort doch nicht nur Neuseelanddollar bekommen haben. Ausschließlich die kamen zwar aus dem Geldautomaten, aber das Wechselgeld beim Einkaufen war dann eine Mischung aus neuseeländischen Münzen und solchen der Cook Islands. Beide haben zwar identische Formen und Größen sowie zeigen auf einer Seite Queen Elizabeth II, auf der anderen Seite unterscheiden sie sich aber:

Ihr seht: Geldsortieren auf der Schiffsschaukel 😉. Aber auf so einer Passage hat man eben Zeit.

Essen: Thailändisch Bowl mit angebratenem Thunfisch auf Reis, Paprika, Möhren und Weißkohl mit Pad Thai Sauce.

Etmal (wegen der zusätzlichen Stunde geschummelt über 25 Stunden ermittelt): 151 sm, gesamt auf dieser Passage bisher 439 sm, bis Apia auf dem jetzt durch die Inseln von American Samoa hindurch gesteckten direkteren Kurs noch 286 sm.

Passage nach Samoa, Tag 2

Bewegte See, Seegang um 2,5 m. Schönwettersegeln mit leichtem Achterbahneffekt.

Nach zwei Nächten auf See haben wir uns an die Schiffsbewegungen aber inzwischen ganz gut gewöhnt, die zweite Nacht auch mit gutem Schlaf.

Skipjack Thuna gefangen. Elisa hilft beim Filetieren. Eine neue Erfahrung für sie.

Essen: Elisa zaubert Thunfisch-Sashimi in Kartoffelcreme-Gurkenrolle mit Cashew.

Etmal: 150 sm, gesamt bisher 288 sm, noch etwa 482 sm bis Apia, Samoa.

Passage nach Samoa, Tag 1

Bob ist am Montag wieder im Einsatz im kargen Übergangsbüro des Zolls, wir können also in Aitutaki ausklarieren. Interessanterweise sind dafür mehr Angaben zu machen als beim Einklarieren, so sollen wir zum Beispiel die Marke und das Fassungsvermögen der Rettungsinsel und die Seriennummer der EPIRB Seenotfunkbake im Formular eintragen.

Aber gut, letztlich klappt alles und kurz vor Mittag laufen wir aus.

Die Bedingungen sind gut, um sich in die Passage einzugewöhnen. Nicht allzu schaukelig, etwa 2 m seitliche Ozeanwelle. Erst Segeln wir auf Steuerbordbug mit Fock und Großsegel, seit heute früh ist die Fock an Backbord ausgebaumt. Schmetterlings-Segeln.

Ein schöner Sonnenuntergang und zudem fast Vollmond. Jeder von uns hat eine Nachtwache von vier Stunden, also 8 Stunden Freiwache. Das ist komfortabel, auch wenn der Schlaf in den ersten beiden Nächten einer Passage meist noch nicht so gut ist. Das Wetter ist etwas besser geworden. Bob hatte uns noch offenbart, dass auf Aitutaki um Vollmond und Neumond herum jeweils mit unstetem Wetter und Regen zu rechnen ist. Tatsächlich hat es bis kurz vor unserer Abfahrt genieselt.

Aber die Nacht bleibt trocken und es gibt auch einen schönen Sonnenaufgang.

Essen: Asiatische Glasnudelpfanne mit Pak Choy.

Etmal: 138 sm, noch etwa 632 sm bis Apia/Samoa.

Letzte Tage auf Aitutaki: Vorbereitung für die Passage nach Samoa, Palmenromantik, Wattwanderung, Rochen und Kirchengesang

Ein Wetterfenster für die Weiterfahrt tut sich auf. Das passt gut, denn am 19. geht schon Elisas Flugzeug von Apia in Samoa. Wir machen also Flora fit für den geplanten Aufbruch am Montag. Zunächst füllen wir den Dieseltank wieder auf. Eine Bootstankstelle gibt es nicht, aber immerhin ist eine der drei Tankstellen der Insel ganz dicht am Hafen gelegen. Der „Hackenporsche“, ein Art klappbare Mini-Sackkarre, wird aus dem Schrank geholt. Mit ihm können wir unsere zwei jeweils 20 Liter fassenden Diesel-Kanister nach dem Befüllen zum Hafen zurückbringen. 120 Liter Diesel füllen wir auf, drei Fuhren also.

Etwas aufwändiger ist das Auffüllen des Wassertanks. Von Nachbarbooten leihen wir uns zunächst Kanister, wieder zweimal 20 Liter. Am Gebäude des Aitutaki Island Council gibt es eine Zapfstelle für Trinkwasser. Die Qualität ist gut, wie uns andere Cruiser bestätigen. Diesmal sind 9 Fuhren fällig, wir zapfen 360 Liter Trinkwasser. Das ist trotz des Hackenporsches eine ziemliche Plackerei, schließlich müssen die Kanister über einen holperigen Feldweg zur Pier gezogen und auch jeweils ins Dinghy und von dort über die Bordwand zum Tank gewuchtet werden.

Mit dem Papierkram zum Ausklarieren werden wir leider nicht ganz fertig. Wir entrichten zwar wie vorgeschrieben zunächst die Ankergebühr (20 NZD, also gut 10 € pro Tag des Aufenthalts), aber das Ausklarieren beim Zoll klappt trotzdem nicht. Der zuständige Officer ist krank. Wir können nur hoffen, das es ihm Montagvormittag wieder besser geht, sonst müssen wir unsere Abreise verschieben.

Als Nächstes machen wir am späten Samstagnachmittag dann noch einen „Provision Run“, gehen also Einkaufen. Das darf wörtlich genommen werden, der nächste Supermarkt mit guter Frischeauswahl ist nicht eben um die Ecke. Es wird ein über fünf Kilometer langer Spaziergang zum 24/7 offenen „Tina & Co“. Allerdings auch ein sehr erfolgreicher, auf dem Rückweg sind unsere Rucksäcke unter anderem mit Möhren, Äpfeln, Paprika, Tomaten und Kartoffeln gefüllt. Und der Gang ist nicht nur erfolgreich, sondern auch schön. Auf dem Rückweg setzt die Dämmerung ein, die Sonne geht dramatisch hinter den Palmen westlich der Straße unter.

Die Locals fügen mit einem Lagerfeuer aus Palmblättern und sonstigem Grünabfall von der samstäglichen Grundstücksreinigung noch weiteres Flair dazu, auch wenn teils Rauchschwaden die Palmen vernebeln.

Neben der Vorbereitung für die Weiterfahrt bleibt auch noch Zeit für den Besuch „unserer“ Sandbank in der Lagune, diesmal ist es fast eine Wattwanderung dort.

Und für weitere Schnorchelgänge am Riff. Die Gefleckten Adlerrochen haben es uns besonders angetan. Gleich unglaubliche 13 dieser eleganten Unterwasser-Flieger ziehen uns in einem der Riff-Canyons entgegen.

Kleines Video dazu:

Um nicht immer nur die „Großen“ zu zeigen, hier noch ein vorwitziger Langnasen-Doktorfisch vom gleichen Schnorchelplatz:

Am Pfingstsonntag reihen wir uns in die Schar der Kirchgänger ein. Wir entscheiden uns für die ZIONA TAPU Church oberhalb des Hafens.

Die 1853 aus Korallenkalksteinen gebaute Kirche hat keinen Turm und ist mit dem mittig an der Westseite des langen Kirchenschiffs platzierten Altar auch sonst außergewöhnlich.

Frauen tragen hier beim Kirchgang zumeist Hut, mal blumenverziert, mal nicht. Freie Schultern sind verpönt, wir wussten das aber vorher und sind vorbereitet.

(Für bessere Auflösung kann wie immer auf die kleinen Bilder geklickt werden)

Oder Ihr schaut Euch das Video an, dann bekommt Ihr (Ton an) auch einen Eindruck vom Gesang.

Ein Sonntag in Aitutaki.