Zurück in Apia, Samoa

Der Monat „Heimaturlaub“ ist so schnell vergangen, der Rückflug nach Apia steht an. Am allerletzten Tag kommt noch der Glaser und wechselt das obere Fenster im Bad aus. Die innere Scheibe der Dreifachverglasung war ohne äußere Einwirkung einfach gesprungen. Handwerker alten Schlages mit nettem Humor und mit einer klassischen Werkzeugkiste, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen habe.

Sehr schön, ist das zum Abschluss auch noch erledigt.

Am nächsten Morgen bringt uns Jan zum Flughafen, wir steigen ins erste von vier Flugzeugen auf dieser Rückreise zur Flora.

eher: Tschüss

Immerhin: auf dem mit etwa 12 Stunden Flug längsten Teilstück von Frankfurt nach Singapur haben wir richtig viel Beinfreiheit:

Sechs Stunden Aufenthalt in Singapur, wir nutzen die Zeit, um ein Juwel zu besuchen. Direkt am, eigentlich fast im Changi Airport, liegt nämlich zwischen den Terminals 1-3 das „Jewel“. Etwa 22.000 qm groß, erinnert das runde, in Fassade und Dach von über 9.000 Glasstücken eingefasste Gebäude tatsächlich an ein in Facetten geschliffenes Juwel. 💎

Auf fünf Ebenen bietet es Shopping und Food-Plazas, vor allem aber beinhaltet es in seiner Mitte einen großen Park rund um den weltgrößten Indoor-Wasserfall, der vom Dach aus rund 40 m in die Tiefe stürzt. Selbst die den Park durchquerende Flughafenbahn wirkt da klein. Und manche Gäste machen vor der Kulisse des Wasserfalls ziemlich imposante Dehnübungen zwischen den Flügen …

Für uns geht’s danach in einem 10stündigen Flug weiter nach Fiji. Nochmal ein paar Stunden Aufenthalt. Wie schon in Singapur 🇸🇬 grüßt auch in Fiji 🇫🇯 am Flughafen ein Schild mit unserem Nachnamen darauf …

😜

Endlich in Apia angekommen, haben wir bei der Einreise nach Samoa noch ein Einzelgespräch mit dem Zoll gewonnen. Das Aufgabegepäck wird nämlich bei der Einreise noch einmal durchleuchtet. Ist das eine Nähmaschine da in ihrem Gepäck? Bitte machen sie das doch mal auf. Und was ist das da? Kondensatoren für unseren Generator. Und das? Ersatzteile für unser WC.

Wir werden aufgeklärt, dass wir das eine Woche vorher beim Zoll hätten anmelden müssen. Wäre für Yachten in Transit zollfrei, nur eine Gebühr von 20 Tala (etwa 6,50 €) für die Bearbeitung würde anfallen.

Samoanisch freundlich: Sollen wir doch bitte beim nächsten Mal beachten. Das versprechen wir. Und gut ist.

Mit dem Taxi geht’s zur Marina und nach 43 Stunden Reise um die halbe Welt sind wir zurück auf der Flora. Besonders schön ist, dass die Gesundheit auf der Rückreise keine Zicken mehr gemacht hat.

Tja, und jetzt?

Irgendwofür haben wir die ganzen Ersatzteile ja mitgeschleppt. Beide WCs funktionieren inzwischen wieder, der Heißwasserboiler auch. Dort war übrigens nicht wie vermutet der Heizstab der Übeltäter, lediglich das Termostat musste ich tauschen. Und auch die neue Wasserpumpe im Generator ist eingebaut. Sieht goldig aus, ist aber trotz ihres Preises nur Messing.

Blut und Schweiß und Fluchen waren involviert, es ist also eine echte Bootsarbeit. So muss das wohl.

Angekommen und glücklich.

Yacht in Transit

Ein spannender Aspekt auf Langfahrt ist die Versorgung mit Ersatzteilen. Kleinteile kaufen wir in der Regel vor Ort, also wird gleich bei Ankunft neben dem nächsten Supermarkt auch die Lage des nahe gelegenen Baumarktes oder noch besser Schiffausrüsters gecheckt. Für uns ist bei der Planung neben Google Maps vor allem Noforeignland hilfreich, weil dort über die Filtereinstellungen direkt nach Bootsausrüster (Chandler) oder zum Beispiel Reparaturbetrieben (Boat Service) gesucht werden kann.

Wenn man länger an einem Ort liegt oder sonst eine Empfangsadresse angeben kann (etwa den weltweit verteilten Standortleitern unseres Vereins Trans Ocean), kommen auch Versandhändler wie SVB aus Deutschland, Defender oder WestMarine in den USA oder Binnacle hier in Kanada in Betracht. Von letzterem haben wir zum Beispiel gerade einen neuen Geber für Logge und Lot (Messeinrichtung für Geschwindigkeit des Bootes durchs Wasser und Wassertiefe) geliefert bekommen.

Wird vor Ort gekauft, ist natürlich die jeweilige Mehrwertsteuer zu bezahlen. Komplizierter – aber unter Umständen auch günstiger – wird es bei Bestellungen aus dem Ausland.

Der Hintergrund ist ein simples Prinzip: soll die Ware nur durch das Land hindurch transportiert werden, aber nicht dort verbleiben, wird in der Regel weder Zoll noch Mehrwertsteuer erhoben. Klar, denn sonst müsste man ja je nach Transportstrecke in diversen Ländern Abgaben bezahlen. Für den deutschen Zolltransit heißt der Fachbegriff “Durchfuhr durch Deutschland”. Unsere neue Fock z.B. wurde bei Rolly Tasker in Thailand gefertigt und über Hongkong 🇨🇳 und Cincinnati 🇺🇸 nach Vancouver 🇨🇦 geschickt. Jetzt würde grundsätzlich kanadische Umsatzsteuer und Zoll anfallen. Genau so eine Rechnung bekommen wir auch: 967 Ca$ VAT und 842 Ca$ Import Tax sollen wir über den Transporteur DHL zahlen, dazu noch ein paar kleinere Gebühren, zusammen 1.867 Ca$, also über 1.200 Euro.

Nur: das Segel soll ja nicht in Kanada bleiben oder hier weiterverkauft werden, sondern auf unserer Flora genutzt und dadurch mit ihr demnächst wieder aus Kanada ausreisen, Stichwort: Yacht in Transit. Genau so hat es Rolly Tasker deklariert. Eine Email an DHL führt zur Standard-Antwort-Email, man möge in Zollsachen eine bestimmte Servicetelefonummer anrufen. Der Anruf bei DHL landet in der Warteschleife, die die Bearbeitung durch “an international Expert”verspricht. Als die Expertin nach einer guten halben Stunde rangeht, findet sie zunächst die Trackingnummer nicht im System, im dritten Versuch klappt es dann aber. Zu “Yacht in Transit” kann sie nichts sagen, da müsse ich eine Email schicken. Moment, das habe ich doch schon gemacht. Ja, aber diese müsse an eine Expertenadresse, auch bei DHL, Weiterleiten geht nicht. Na gut, wir fügen auch schon mal eine Kopie der Bootspapiere bei.

Die Email an die Expertenadresse bleibt eine gute Woche unbeantwortet (ist aber auch Ostern). Dafür kommt eine Mahnung hinsichtlich der 1.867 Ca$. Wir haben ein bisschen Angst, DHL könnte das Segel zurück nach Thailand schicken, also senden wir eine weitere Dinglichkeitsmail an DHL, diesmal mit “Urgent” im Betreff. Sofort kommt eine automatisierte Antwort, ein Experte werde sich innerhalb 24 Stunden melden. Als nach zweieinhalb Tagen noch nichts da ist, schicken wir eine weitere Dringlichkeitsmail. Wieder mit automatischer (und gleicher) Antwort, aber dieses Mal folgt am nächsten Tag ein Anruf von DHL, der auf unserer Mailbox landet und schon mitten in der Trackingnummer abbricht. Rückruf: diese Nummer ist nicht in Service. Grr. Also schreiben wir eine Email mit dem Hinweis, das die Mailboxnachricht unvollständig ist. Am folgenden Tag dann ein weiterer Anruf von DHL Brokerage Kanada, allerdings nicht bei uns, sondern bei unserer Lieferadresse, unserem Freund Wulf: Yacht in Transit wickelt DHL Kanada nicht ab, wir müssen einen externen Broker beauftragen oder uns selbst zum Zoll begeben. Immerhin, auf Nachfrage schicken sie uns die für den Zoll benötigten Papiere.

Mit denen – zweimal ausgedruckt – machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg nach Richmond bei Vancouver auf dem Festland. Also 2 Stunden Autofahrt nach Nanaimo, dann 2 Stunden Fähre und nochmal eine halbe Stund Auto. Nahe des Flughafens im Zollgebäude dann ein kurzes Interview mit dem Officer: Wofür ist das Segel? Ach, für Euer Boot. Bootspapiere vorlegen, er kopiert sie. Wie lange bleibt ihr noch in Kanada? Ja dann, Zack, Stempel, Segel kann bei DHL abgeholt werden. Deren Lager ist fast nebenan und nach kurzer Wartezeit kriegen wir das Segel in den Kofferraum gelegt. “You are all set.” Fertig, keine Gebühren.

Wo wir schon mal hier sind, gleich noch schnell zum Ikea in Richmond für ein paar Kleinigkeiten und dann schnell zur Fähre.

Haben sich die Hartnäckigkeit, 5 Stunden Autofahrt sowie 4 Stunden Fährfahrt (plus der dazu gehörenden Wartezeiten) doch gelohnt. Und irgendwie schön war’s auch.