Der Wind dreht endlich von NNE auf Ost und nimmt dabei kräftig zu. Für einige Boote um uns herum etwas zu kräftig, manche berichten von Böen um 45 kn. Über die WhatsApp-Gruppen erfahren wir von mehreren ausgefallenen Autopiloten und vom Wellengang weggerissenen Starlink-Antennen. Eines der Boote erleidet gleich beide Defekte. Wir sind in UKW-Reichweite und geben ihre Position und die Meldung, dass es ihnen gut geht an ein befreundetes Boot weiter. Die informieren dann den Shore-Contact des Bootes.
Es hat auch Vorteile, in einem großen Schwarm Zugvögel unterwegs zu sein.
Durch die großen Icons wirkt das allerdings wesentlich enger, als es tatsächlich ist. Wir haben heute wieder nur ein einziges anderes Boot sehen können.
Jedenfalls sind wir gewarnt, Reffen sehr früh und sehr tief. Mit drittem Reff im Groß und etwas eingereffter Fock geht es in die Nacht. Tatsächlich werden es für uns nur um die 30 kn in den Böen bei konstant zwischen 20 und 24 kn Wind. Etwas achterlicher als halb, das sorgt trotz der tiefen Reffs für eine sehr flotte Fahrt. Maximal rutschen wir mit 12,6 kn eine Welle herunter, meist sind wir mit 7 bis 8 kn unterwegs.
Es wird weiterhin kälter. Lange Hosen und sogar Socken kommen heraus, für die Nachtwache im Cockpit zusätzlich (trotz aufgebauter Kuchenbude) noch eine Fleecedecke.
Etmal: 150 sm, gesamt 559 sm. Noch 210 Seemeilen zu segeln bis Whangarei/NZ.
Essen: Wiebke hatte gestern in weiser Voraussicht auf die zu erwartende Schaukelei gleich einen großen Topf Curry gekocht. Also nochmal Thaicurry mit Kürbis, lila Süßkartoffeln, Paprika und Marlin (noch eingekocht aus dem Fang von Joe in den Tuamotus, leider das letzte Glas).
Das Wetter ändert sich. Es wird kälter und vor der Flora taucht ein dunkles Wolkenband auf, das zur Vorsicht mahnt.
Auf Windy.com schauen wir uns das aktuelle Satellitenbild und die dazugehörige Vorhersage für Regen und Gewitter an.
Hm. Wir bauen die Kuchenbude auf und machen das Cockpit regendicht. Das Wolkensystem ist beeindruckend groß, aber wenn wir uns beeilen, sollten wir vor den Gewitterzellen durch das Regenband durch sein. Also trödeln wir nicht, als der Wind nachlässt, sondern werfen wieder den Motor an.
So geht es abwechselnd Motoren und segelnd in und durch die Nacht.
Tatsächlich erwischt uns (jedenfalls bisher) kein Gewitter. Südlich des Regenbandes sollte eigentlich nach einer Schwachwindphase starker Südostwind einsetzen. Allerdings spüren wir davon bis jetzt nichts. Vielmehr dreht der Wind anders als vorhergesagt im Lauf der Nacht auf NNE und kommt damit genau von hinten, in Verbindung mit der höher werdenden Dünung aus SE ergibt das eine unangenehme chaotische See, Flora wird hin und her geworfen.
Etmal in den letzten 24 Stunden: 129 sm, gesamt 409 sm. Noch zu segeln bis Whangarei 370 sm, wir hatten also schon Bergfest.
Essen: Thai-Curry mit Kürbis (der musste schließlich zu Halloween mal angeschnitten werden und findet sich deshalb in den letzten Tagen öfter auf unserem Speiseteller).
Wir segeln, zwar langsam, aber wir segeln und das bei herrlichem Wetter.
Der Wind ist schwach, meist zwischen 7 und 10 Knoten. Immerhin reicht das unter Groß und Code0, um nicht Motoren zu müssen, zumal die See auch angenehm ruhig ist. Allerdings haben wir eine Gegenströmung von jetzt noch 0,7 kn, zwischendurch war es mehr als ein Knoten. Das macht sich natürlich im Verhältnis zu der langsamen Fahrt besonders bemerkbar. Also zupfen wir ein bisschen mehr als sonst auf Passage üblich an den Schoten, so legen wir in den ersten 24 Stunden dann doch immerhin 95 Seemeilen zurück.
Der Strömung können wir übrigens kaum ausweichen, die Darstellung der Strömungsverhältnisse (auf Windy.com) gleicht eher einer surrealistischen Malerei und die kleinen Kringel verändern sich ständig:
Anders als ursprünglich geplant werden wir aber wohl nicht nach Opua (Bay of Islands) gehen, sondern direkt nach Marsden Cove / Whangarei. Der Grund ist, dass wir bisher trotz dreimaliger Übermittlung von Unterwasservideos und ergänzenden Unterwasserfotos kein Pre-Approval von der Biosecurity haben. So, wie die neuen Regeln zumindest am Anfang dieser Ankunftssaison angewendet wurden, wäre das etwa ein 1/3 Risiko dafür, im Ankunftshafen sofort aus dem Wasser gekrant werden zu müssen. In Opua würde das bedeuten, dass wir auch noch einen Rigger bezahlen müssten um das Vorstag abzubauen, weil sie dort ansonsten nur bis 40 Fuß rausnehmen können. Oder rückwärts, aber dann wäre unser Windgenerator im Weg. Um diese zusätzliche Komplikation zu vermeiden haben wir uns lieber für Marsden Cove/Whangarei als Ankunftsort in Neuseeland entschieden.
Die Planung für die Passage ist auch so schon komplex genug. Es sind nur rund 850 Seemeilen von Minerva bis nach Whangarei, aber die Wettersysteme verändern sich in diesem Bereich sehr schnell. Der Wendekreis des Steinbocks (also der südlichste Breitengrad, auf dem die Sonne mittags im Zenit stehen kann) verläuft in etwa in Höhe des Minerva Riffs. Mit der Passage verlassen wir also jetzt definitiv die relativ klimastabilen Tropen. Die Temperaturschwankungen (auch zwischen Tag und Nacht) nehmen spürbar zu und die weit südlich durchziehenden Sturmgebiete beeinflussen mit ihren Ausläufern die Windverhältnisse um so kräftiger, je weiter wir nach Süden kommen.
Aktuell sieht der Wind zwischen unserer Position (weißer Punkt in dem grünblauen Schwachwindbereich) und Neuseeland so aus:
Auffällig ist dabei der schmale blaue „Flautenfluss“ links in der Mitte des Bildes. Nördlich davon herrscht Nordwestwind, südlich davon Südostwind. Schaut man auf die Böen, wird vor dem Nordkap Neuseelands ein Bereich mit bis zu 45 Knoten (Windstärke 9) ausgewiesen. Er zieht nach Osten ab, quert also unsere Route.
Die Abfahrt haben wir deshalb so geplant, dass dieser Bereich vor uns durch sein sollte und das nächste Starkwindgebiet erst nach unserer Ankunft unsere Route quert. Der Kurs dafür ist nicht die gerade Strecke. Wir halten zunächst südlicher und schwenken dann erst auf Whangarei ein.
Kleiner Haken: auch der angesprochene Flautenfluss an der Grenze zweier gegenläufiger Wettersysteme verlagert sich östlich und da müssen wir durch. Es kann also sein, dass wir im Verlauf der Passage noch etwas motoren müssen. Dabei gilt es dann auch die Gewitter zu umfahren, die dieses Phänomen mit sich bringt.
Wenn die Vorhersage stimmt, können wir zwischen zwei stärkeren Zellen hindurch schlüpfen.
Und als weiterer bedeutsamer Parameter sind noch die Wellen zu berücksichtigen. auch hierfür bieten sowohl Windy als auch PredictWind Vorhersagemodelle für Richtung und Höhe an. Danach sind in der Spitze etwa 2,6 m Welle zu erwarten. Das ist für sich genommen ok, allerdings kann das Wellenbild wegen der gegenläufigen Systeme durchaus chaotisch werden. Unangenehm, aber bei dieser Höhe nicht gefährlich.
Soweit unsere Überlegungen. Dass wir damit nicht ganz falsch liegen, scheinen die professionellen Wetterrouter einiger anderer Boote zu bestätigen. Nach zuvor eher ablehnender Haltung haben sie gestern doch kurzfristig zum Aufbruch von Minerva geraten. Wir sind also mit einem kleinen Konvoi losgefahren.
Auf See verteilt sich das aber schnell. Inzwischen sehen wir nur noch zwei Boote in 12 Seemeilen Entfernung auf dem AIS, ihre Segel können wir am Horizont aber schon nicht mehr erkennen.
Na gut. So viel zu unserem Plan. Vermutlich am vierten November würden wir dann in Marsden Cove ankommen.
Bisher übrigens kein Angelglück.
Essen: Bratkartoffeln mit Frikadellen und Möhren-Krautsalat.
Der erste Törn mit unserer neuen Crew führt uns von Tahiti hinüber nach Moorea. Es ist ein guter Start, schon in der Hafenausfahrt von Papeete spielt eine große Gruppe Delfine. Noch besser wird es an unserem neuen Ankerplatz in der Baie Nuarei im Osten von Moorea. Wir beobachten gleich mehrere Schulen von Spinner-Delfinen. Manchmal kommen sie ganz nahe an die ankernde Flora und sie scheinen ein kleines Willkommens-Spektakel zu veranstalten. Springen, drehen sich in der Luft, zeigen uns sogar Rückenschwimmen und Mutter-Kind-Schwimmen.
Das bleibt nicht die einzige beeindruckende tierische Begegnung in der Baie Nuarei. Das klare Wasser beschert uns an dem schützenden Außenriff einige der bisher besten Schnorchelgänge in den Gesellschaftsinseln, Elisa wird also von Anfang an verwöhnt. Wir suchen Nemo und tatsächlich tummeln sich diverse Clownfische in den Seeanemonen. Knallbunte Hartwicks Lippfische kommen ganz nah an uns heran. Und sogar gleich drei Seeschildkröten geben sich die Ehre. Völlig unaufgeregt scheinen sie sich im etwas tieferen Wasser auszuruhen. Nur die kleinste kommt zwischendurch zum Atmen an die Oberfläche, die beiden größeren chillen am Grund.
Aber Elisa will ja nicht nur “Urlauben”, sondern auch alles über das echte Leben auf einem Segelboot lernen. Also beziehen wir sie in die Törnplanung mit ein. Warum verlassen wir diese schöne Bucht schon so schnell wieder, verholen die Flora in die Cooks Bay auf der Nordseite von Moorea?
Die Windvorhersage ist nicht der Grund, das sieht für die nächsten Tage eigentlich sehr entspannt aus. Ganz anders allerdings die Wellen.
Wir gehen mit Elisa die verschiedenen Vorhersagen auf Windy.com durch. Weit im Süden schiebt sich ein kräftiges Tiefdrucksystem heran.
Südwestlich von unserem Standort führt das zu Sturm und Wellen bis zu 10 m Höhe. Der Wind wird uns zwar nicht erreichen. Die Wellen eines solchen weit entfernten Systems wandern aber weit über den Ozean und schwächen sich dabei nur langsam ab. Mit zwei bis drei Tagen Verspätung werden deshalb immerhin noch etwa vier Meter hohe Wellen bei uns erwartet. Aus südsüdwestlicher Richtung, wobei noch ein anderer alter Schwell aus Nordost dagegen laufen soll. Das Ganze bei Winden aus Südost, eine blöde Mischung.
Die Cooks Bay im Norden von Moorea bietet bei diesen Bedingungen sehr guten Schutz.
(www.noforeignland.com)
Nicht nur das. Sie ist darüber hinaus auch ein guter Ausgangsort für Wanderungen und Hikes auf Moorea …
… und die Cooks Bay ist einfach auch ein wunderschöner, für die Südsee ikonischer Ankerplatz:
Hier lässt es sich aushalten. Gegen die derzeit vorherrschenden östlichen Winde bietet das Motu Otuhorau mit seinem dichten Palmenbestand hervorragenden Schutz und es baut sich kaum eine Welle auf. Das ist um so bemerkenswerter (und beruhigender), als in den letzten beiden Nächten ziemlich kräftige Squalls mit Starkregen und kurzfristige Winde in Sturmstärke von an die 40 Knoten in Petto hatten.
Tagsüber ist meist ruhiger, aber selbst das gemütliche abendliche Seglertreffen mit den Dinghies im Flachwasser am Strand …
(hier mit den Crews der Gerty und der Adiona)Photo credit: Jill, S/V Gerty
… bekommt in einem Squall dann doch einen etwas anderen Charakter:
Jill und Michael von der S/V Gerty
Aber hey, kein Grund, sich die gute Laune verderben zu lassen, Segeln ist schließlich Wassersport!
A propos Sport: der meist kräftige Wind und das dafür ziemlich glatte Wasser helfen mir beim Wingfoil-Training. Gelegentlich schaffe ich es jetzt auch auf meiner schwächeren Seite (mit meinem linken Fuß vorn) zumindest kurzfristig ins Foilen zu kommen.
Photo courtesy: Jill, S/V Gerty
Aber es bleibt erstmal bei ziemlich viel Kletterei zurück aufs Board nach den Abflügen, da fordert der böige Wind dann doch Tribut.
Was noch?
Schnorcheln,
Strandspaziergänge,
Spielenachmittag auf der Adiona bei Maggie und Scott, Sundowner auf der Gerty bei Jill und Michael, Organisieren der Ersatzteillieferung unseres hydraulischen Achterstagspanners von Deutschland (Riesendank an Uwe von Nordyacht!) nach Papeete und weiter nach Fakarava (bei aktuellem Streik der Flughafenfeuerwehr), nicht zuletzt auch ein bisschen Vorbereitung auf unser Webinar über Alaska am Donnerstag,
Wir verlassen den False Pass. Für das Wochenende ist kräftiger Wind aus Ost angekündigt, anfangs mit südöstlicher Komponente. Dagegen ist die Südostecke des Atolls besser geschützt.
Das Timing für den Ostpass von Toau stimmt leider wieder nicht ganz. Als wir dort ankommen, sehen wir eine stehende Welle, die sich über die Hälfte der Breite des Passes erstreckt. Ein Segelboot kämpft sich durch die verbleibende Lücke aus dem Atoll heraus, wird dabei kräftig durchgeschüttelt. Wir funken die Yacht an, nachdem sie den offenen Ozean erreicht hat. Der Skipper berichtet von 5 kn mitsetzendem Strom gegen die Windrichtung. Da warten wir lieber draußen noch etwas ab, obwohl die See auch hier ziemlich unruhig ist. Das Großsegel ist ohnehin schon gerefft, das Vorsegel rollen wir etwas ein. Dann drehen wir bei (machen also hoch am Wind einfach eine Wende, ohne das Vorsegel zu bedienen und legen sofort wieder Gegenruder). Der Effekt ist immer wieder frappierend: das Vorsegel steht back und sofort kehrt Ruhe ein, als ob jemand die Wellen abgestellt hätte. Mit etwa einem Knoten driften wir ganz langsam zur Seite.
So warten wir eine knappe Stunde vor dem Pass, dann hat sich die Strömung augenscheinlich erheblich beruhigt. Als wir durch den Pass ins Atoll einlaufen, sind es nur noch gut 2 kn Gegenstrom und auf der südlichen Seite des Fahrwassers auch keine wilden Wellen mehr.
Noch zwei Meilen hinunter in die Südostecke und wir schnappen uns eine der freien Moorings.
Die Gerty hat sich ebenfalls hierher verholt, legt sich aber ein Stückchen weiter an einer kahlen Stelle des Riffs vor Anker. Sie wollen möglichst wenig verwirbelten Wind um vom Boot aus zu Kiten und verzichten dafür eben auf den Windschutz der Palmenhaine.
Kaum sind wir an der Mooring fest, meldet sich Maggie. Scott und sie sind mit der Adiona noch in Fakarava, wollen aber morgen nach Toau kommen. In Fakarava ist gerade das Versorgungsschiff angekommen und hat frisches Obst und Gemüse geliefert. Ob sie uns etwas mitbringen sollen?
Wow, was für ein wunderbares Angebot. Die beiden wissen um die Schwierigkeit, sich auf den kleineren Atollen entsprechend zu versorgen. So geben wir eine Bestellung auf und bekommen wir am nächsten Tag ein äußerst willkommenes Care-Paket geliefert:
Dankeschön, Ihr Lieben!
So schön mit Frischem verproviantiert und mit befreundeten Booten in der Nähe lässt sich der bevorstehende “Blow” in dieser geschützten Ecke des schönen Atolls doch ganz in Ruhe aussitzen.
Vielleicht ist ja sogar guter Wind zum Wingfoilen dabei? Noch ist es eher ruhig:
Wir müssen auch noch ein bisschen unseren Online-Vortrag über Alaska vorbereiten. In der OCC (Ocean Cruising Club) Webinarreihe sollen wir am 12. Dezember über diesen Teil unseres Törns berichten. Wer mag, kann sich gerne kostenlos zu dem Zoom-Vortrag mit anschließender Fragestunde anmelden. Geht (auch für Nichtmitglieder des OCC) über deren Webseite oder über den folgenden Link:
Falls Ihr bei dem (englischsprachigen) Webinar am 12. Dezember ab 21.00 Uhr deutscher Zeit dabei sein werdet (was uns natürlich sehr freuen würde), lasst es uns gerne wissen. Da wir nicht die eigentlichen Veranstalter des Seminars sind, würden wir das sonst bestenfalls im Nachhinein erfahren.
Es ist eigentlich erstaunlich. Wir hatten schlicht überhaupt nichts auszustehen und trotzdem merken wir, dass jetzt ein Druck, eine Anspannung von uns abfällt.
Das Sturmtief hat sich in den letzten vier Tagen wie vorhergesagt weiter im Südosten bei Pitcairn ausgetobt. Wir haben in unserer geschützten Ankerbucht nur einige Böen von knapp über 40 Knoten abbekommen. Kein Problem, da eben fast überhaupt kein Schwell seinen Weg in die Bucht fand.
Auf den Wind hatten wir Flora vorbereitet, indem wir das Bimini abgebaut und auch sonst den Winddruck vermindert haben. So wanderte der sonst am Seezaun gelaschte Segelsack des Code0 ebenso ins Vorschiff wie der Rettungskragen, diverse Leinen und auch die meisten Solarpanel (allerdings nicht die auf den Davits). So abgespeckt sieht Flora dann natürlich wieder richtig schnieke aus.
Tja, und der Wind hat sich eben an die Vorhersage gehalten und uns – außer einer im Laufe der Vorhersagen um einen weiteren Tag verlängerten Dauer – keine zusätzlichen Überraschungen beschert.
Die kurze Dinghyfahrt hinüber zur Adiona zum Oster-Essen mit Maggie und Scott ist ein bisschen nass, weil die Böen selbst die kleinsten Wellen gleich aufwirbeln. Aber ansonsten lässt sich das Wetter in der wunderschönen Baie Anganui ganz angenehm aussitzen.
Wiebke kann in aller Ruhe ihren Cardigan fertig stricken.
Und ich kann wenigstens die Knöpfe aus Strandfunden dazu basteln:
Langweilig wird es uns auch sonst nicht. Trotzdem, ein bisschen Veränderung darf es dann nach dem Abzug des Starkwindes doch sein. Wir verholen zwei Buchten weiter hinter die Île Agakauitai.
Hier gehen wir auch wieder schnorcheln. Trotz eher mäßiger Sicht lohnt es:
Und der Ankerplatz hinter dem hell-türkis leuchtenden Flach zwischen Taravai und Agakauitai ist auch wieder traumhaft.
Wind- und wettermäßig bekommen wir heute einiges geboten. Schwachwindsegeln, kurze Motorpassagen, kräftige Böen, aber auch zeitweise herrliches Segeln, alles ist dabei. Außer – dreimal auf Holz geklopft – Gewitter. Wir scheinen es ganz gut abgepasst zu haben.
An die Screenshots von http://www.windy.com habt Ihr Euch ja inzwischen gewöhnt. Hier der von gestern Nachmittag in der Einstellung Gewitter:
Und so sieht’s im Satellitenbild aus:
Und von Bord aus:
Das Schöne daran: die Vorhersage der Meteorologen tritt ein, das Band löst sich bei unserer Annäherung ganz langsam vor uns auf, die Reste ziehen ab. Sehr schön. Was bleibt, sind natürlich einige Schauer, Winddreher und auch ein bisschen Kabbelsee, vor allem in der Nacht. Und heute können wir entgegen der Erwartung eines ausgeprägten Schwachwindgebietes wiederum (jedenfalls bisher) auch immer wieder längere Abschnitte segeln, bei babyblauem Himmel vor uns und tiefblauem Ozean (und einer dunkelgrauen Wolke hinter uns).
Das Sahnehäubchen: Angelglück. Wiederum schlagen beide Ruten gleichzeitig an, wir sind offenbar durch einen Fischschwarm gesegelt. Ein Fisch geht uns vom Haken, aber direkt darauf schlägt die gleiche Rute wieder an während ich jetzt mit der anderen Angel beschäftigt bin. Interessanterweise scheint es ein gemischter Schwarm zu sein. Zunächst holen wir einen Rainbow-Runner an Bord …
… der zweite Fang ist ein Großaugen-Thunfisch:
Und am nassen Deck kann man erkennen, dass während des Filetierens ein Schauer einsetzt. das lässt sich aber bei diesen Temperaturen gut verkraften.
😊
Etmal 105 sm, gesamt auf dieser Passage bisher 2.855 sm, noch 194 sm bis zur Ansteuerung der Gambier.
Essen: Thai-Curry mit Süßkartoffeln, Möhren und unserem eingekochten Hähnchenfleisch. Damit haben wir von allen unseren ersten Einkochversuchen aus La Paz jetzt mindestens einmal probiert und es jeweils für gut befunden. Es kann also weiter eingekocht werden.
Auch das südliche Wolkenband der ITCZ liegt hinter uns. Wo wir gestern noch waren, bilden sich jetzt gewittrige Squalls. So weit, so gut. Der Preis dafür ist allerdings ein Kurs hoch am Wind, nicht angenehm bei weiterhin meist zwischen 20 und 25 kn Wind (AWS) und rund 3 Meter hohem konfusem Seegang. Bild insoweit fast wie gestern, nur mit mehr blau:
Am Himmel und auch am Körper, denn blaue Flecken bleiben bei diesen Bedingungen nicht aus. Das Boot stampft durch die See, wird von den einschlagenden Wellen abgestoppt und herumgeworfen, kämpft sich aber wunderbar da durch. Und der Autopilot hat sich sowieso ein Sonderlob verdient. Immer wieder spült auch eine der chaotisch quer laufenden Wellen über Deck bis zur festen Scheibe vor dem Cockpit, das will bei unserer eigentlich sehr trocken segelnden Flora schon einiges heißen.
Leben in Schräglage. Für ein paar Stunden ist das sicher ein abenteuerlicher Spaß, nach ein paar Tagen aber einfach nur anstrengend.
Immerhin, die Sonne setzt sich immer mehr durch.
Essen: Nudeln mit Pesto und der letzten frischen Tomate.
Etmal 163 sm, gesamt 1.804 sm, rechnerisch noch 1.496 sm bis Gambier, Bergfest war also schon. Auf dem aktuell direkteren Kurs wären es sogar etwa 150 sm weniger als die kalkulierten 3.300 sm.
Unter gerefften Segeln geht es in die Nacht. Wind ist genug – noch -. Manchmal auch mehr als genug, die dunklen Wolken bringen teils kräftige Böen und Schauer mit sich. Das soll sich im Laufe des Freitags dann allerdings rapide ändern. Dieser Schwachwindkeil der Innertropischen Konvergenzzone (international: ITCZ) liegt vor uns.
Und direkt davor, am nördlichen Rand der ITCZ, befindet sich ein Gewitterband in ständiger Veränderung. Da müssen wir nächste Nacht den besten Weg hindurch finden.
So zeigt sich das auf dem Satellitenfoto bzw. der Gewittervorschau mit unserer geplanten Route.
Alles in allem sieht es gar nicht so schlecht aus, wenn unsere Routen-Knobelei denn so hinkommen sollte. Wir rufen Windy und PredictWind immer aufs Neue auf und wägen die verschiedenen Vorhersagemodelle gegeneinander ab. Drückt uns bitte vor allem für die Gewittervermeidung die Daumen.
Dahinter wartet dann allerdings gleich eine weitere Naturgewalt, der Südäquatorialstrom. Ein mächtiger, schnell von Ost nach West fließender Fluss mitten im Ozean, zusätzlich mit vielen kleinen Eddies links und rechts des Hauptstroms.
Wie mächtig?
Ganz spannend ist der vergleichende Blick auf den Golfstrom, oben rechts an der US-Ostküste. Der berüchtigte Golfstrom nimmt sich dagegen als ziemlich schmales Band aus. Vorteil im Pazifik: Wind und Hauptstrom gehen normalerweise in die gleiche Richtung. Der blaue Punkt unter der Strömungsangabe 0.8 ist übrigens unsere aktuelle Position.
Wir wollen den Südäquatorialstrom in Südwestrichtung queren, er wird uns dabei also beschleunigen und auch ein ganzes Stück in Richtung Westen versetzen. Zu weit sollte es aber möglichst nicht sein, weil sonst der Windwinkel für die weitere Fahrt nach Gambier immer spitzer wird (der Wind also ungünstig von vorn käme).
Tja, darum kreisen unsere Gedanken im Moment, wie segeln wir am besten mit und am wenigsten gegen die Elemente? Fein ist, dass wir uns dazu mit der Fidelis austauschen können, sie segeln immer noch ganz in unserer Nähe.
Und außerdem? Passen wir uns immer noch an die Tropen an. Obwohl die relative Luftfeuchtigkeit mit 60 Prozent noch im völlig normalen Bereich ist, bei Temperaturen von 32 Grad im Boot und 29 Grad im Cockpit fühlen wir uns ein bisschen wie Sauerteig: klebrig und stinkend. Na klar, bei uns hilft die Dusche … für ungefähr zweieinhalb Minuten …
😅😳🥵
Im Windzug des Cockpits lässt es sich aushalten, aber … Alaska war auch schön. 😚
Etmal 149 sm, gesamt 933 sm, rechnerisch noch bis Gambier 2.367 sm (was etwa einer Atlantiküberquerung entspricht).