Wettertest für das Achterstag: von Tikehau nach Apataki

Leichte bis mittlere Winde vorhergesagt? Böen bis 28 kn hatten wir eigentlich nicht erwartet. Aber wenn man unterwegs ist, ist man unterwegs.

Bei schönen 14 kn hoch am Wind beginnt die Passage von Tikehau aus fast perfekt. Nur fast, denn der Windwinkel passt nicht ganz. Wir können unser eigentliches Ziel Fakarava nicht direkt anliegen, müssen also kreuzen.

Das verlängert natürlich auch die Strecke erheblich. Dazu kommt, dass sich wie vorausgesagt zum Abend hin relativ schnell zunehmender Südschwell bemerkbar macht. Im Zusammenspiel mit der Windsee aus Ostnordost entwickelt sich eine ziemlich kabbelige Welle.

Die kräftigen Böen tun ein übriges. Aber immerhin: unsere Dyneema-Taljen am defekten hydraulischen Achterstagspanner halten, auch wenn wir durch den etwas geringeren Zug mehr Durchhang im Vorstag haben und ein bisschen weniger Höhe laufen können. Etwas mehr Belastungstest als wir uns vorgestellt haben, aber so ist es nun mal. Das Großsegel im zweiten Reff sind wir trotzdem ganz flott unterwegs.

Photo courtesy: Barbara, SY Lille Venn

Um dem Schwell etwas auszuweichen, machen wir einen Schlag auf dem anderen Bug und kreuzen dann zwischen den Atollen Arutua und Kautua weiter auf. Diese beiden Atolle haben keinen mit der Flora befahrbaren Pass und können deshalb von uns nicht angelaufen werden. Erst Apataki bietet sich dafür an. Und so ändern wir den Plan, statt Fakarava heißt das Ziel jetzt Apataki. Lille Venn ist oben um Arutua herumgegangen und entscheidet sich für den Nordpass. Wir laufen dagegen in den Südpass von Apataki ein und ankern am weit und breit einzigen Inselchen. Auf einer Länge von fast 10 Seemeilen gibt es nur dieses eine Motu auf dem Südriff. Von See aus ist das Atoll aus dieser Richtung deshalb mit den Augen fast nur an der Brandung auszumachen. Dann ist man allerdings meist schon gefährlich nahe dran.

Die My Motu gesellt sich kurz danach zu uns. Die Brise flaut zum Abend hin ab und wir liegen recht ruhig, obwohl das Motu gegen Ost nur ein bisschen Schutz bietet. Am nächsten Morgen allerdings frischt der Wind deutlich auf und dreht nördlicher. Jetzt baut sich auch im Atoll schnell eine kräftige Welle auf. Unsere Boote zerren am Ankergeschirr und machen Bocksprünge.

Nur ein schnelles Frühstück, dann ist es Zeit für einen Wechsel des Ankerplatzes. Wir verholen in die Südostecke des Atolls. Von dort aus erstreckt sich ein längeres Motu nach Nordwesten, das sollte uns deutlich besseren Schutz gewähren.

Bei der Annäherung bietet sich dann ein etwas skurriler Anblick. Aus dem Palmenhain wächst ein Mastenwald:

Tatsächlich bietet Apataki die einzige uns bekannte Möglichkeit, in den Tuamotus ein Segelboot auf einen Landstellplatz herausnehmen zu lassen. Allerdings wohl mit der Einschränkung, dass der Tiefgang des Bootes nicht über 1,9 m liegen darf. So finden sich denn hier auf dem hinter Palmen versteckten Werftgelände auch fast nur Katamarane und kleinere Segelboote oder solche mit aufholbarem Kiel.

Wer sein Schiff hier (z.B. für einen Heimaturlaub) einlagert, muss übrigens mit dem Wassertaxi die 10 Seemeilen hinüber zum kleinen Ort am Südpass fahren und von dort den nahen Flughafen für die Weiterreise nutzen.

Der Ankerplatz bietet tatsächlich gegen den Ostnordostwind recht guten Schutz und wartet zudem noch mit einem schönen Sandstrand auf.

Ein paar Wetter-Querelen bekommen wir allerdings auch geboten. Vielleicht ist der Wettertest für das Achterstag ja doch noch nicht ganz abgeschlossen ?!?

Den Tagesabschluss bietet jedenfalls ein gemütlicher Abend mit Rajesh und Jeroen auf der My Motu mit Chili-Diner und Brändi-Dog-Spielen. Dankeschön!

Pedra de Lume

Über die Salinen von Pedra de Lume hatten wir ja schon geschrieben. 1919 wurde eine Seilbahn gebaut, um das gewonnene Salz über den Kraterrand zum kleinen Hafen zu bringen. Die aus Holzbohlen gezimmerten Trag- und Stützmasten der Seilbahn ebenso wie die aus Holz gebaute Verladestation mit der stählernen Seilbahnmechanik sind zwar längst aufgegeben, aber bei dem hiesigen Klima trotz aller Verwitterung eben doch auch im Wesentlichen erhalten. Sogar das Ende eines völlig verrosteten Tragseils hängt noch herunter. Eigentlich ist das Ganze ein Industriedenkmal in einem Freiluftmuseum, nur dass es weder gepflegt wird noch Eintritt kostet 😊. Die Stimmung dort erinnert an einen Spaghettiwestern, man meint, gleich müsse ein „Tumbleweed“-Busch durch die Geisterstadt rollen.

Und wie um diese Atmosphäre fortzuführen präsentiert sich fast unmittelbar neben der Verladestation ein Werftgelände. Rotte Holzboote und diverse durchgerostete Schiffsrümpfe sind hoch auf das Ufer gezogen, die alte Helling ist mit rostbraunen Lastkähnen ohne Boden belegt. Eine riesige Schriffsschraube gammelt pittoresk vor dem bei Ebbe hellgrün leuchtenden Algenschleim auf den Ufersteinen. Ein Fotografentraum-Farbenspiel 🤩.

Aber es kommt noch besser, denn die Werft ist eben noch nicht vollständig aufgegeben. Das Dach einer Halle ist noch intakt und unmittelbar daneben werden im improvisierten Sonnenschutz flatternder Planenreste zwei neue Fischerboote gebaut, ein kleines und ein größeres, beide traditionell mit Holzplanken auf Holzspanten. Ich frage, ob ich fotografieren darf und bekomme die Erlaubnis, lediglich ein kleines Trinkgeld wird erbeten.

200 Meter weiter, am kleinen geschützten Fischerhafen von Pedra de Lume (Pedra=Stein, Lume=Feuer, sehr passend für das Örtchen neben einem Vulkankrater) sehen wir einmal mehr, wofür diese Boote dann verwendet werden. Die bunt bemalten Kähne sind schon wieder mit langen Leinen quer über den Hafen vertäut, aber die Fischer noch mit dem Ausnehmen und Sortieren ihres Tagesfangs beschäftigt.

Das große Boot wird wohl draußen vor dem Hafen an einer Mooringboje liegen müssen, das kleine irgendwann farbenprächtig bemalt die bunte Flotte hier ergänzen.