Unser erster Ankerversuch vor Lahaina schlägt fehl, der Ankergrund ist alles andere als gut. Steinig mit nur wenigen kleinen Sandflächen. Obwohl sich eigentlich der NE-Passat wieder durchgesetzt hat, steht ein leichter Südschwell auf den offenen Ankerplatz. Zudem recht tief, wir ankern wieder auf rund 10 m Wasser, zum durch aus weit entfernten Ufer hin wird es schnell flach, eine Surfer-Welle baut sich auf. Beim zweiten Versuch fasst der Anker in einem Sandfleck. Immerhin.
Die Bojenplätze des Yachtclubs sind wohl eigentlich die bessere Wahl und wir sehen auch freie Bojen, aber auf unsere telefonische Anfrage erfahren wir, dass die Bojen gerade rezertifiziert werden und derzeit nicht zur Verfügung stehen.
Gemeinsam mit den französischen Crews der Max und der Ride On sowie den Frankokanadiern von der Vanille (wir haben alle schon in Hilo und Kapalua zusammen geankert und witzigerweise haben wir alle als nächstes Ziel Alaska) treffen wir uns am Abend im Lahaina Yacht Club. Einmal mehr bestätigt sich entgegen dem bekannten deutschen Schunkel-Lied von Paul Kuhn: es gibt DOCH Bier auf Hawai’i, kein Grund, zuhause zu bleiben 😉.

Der kleine Ort ist zwar ziemlich touristisch, hat aber eben auch auch einen schönen historischen Kern. Einige Jahrzehnte zuvor vom ersten gesamthawaiianischen König Kamehameha dem Großen zur Hauptstadt seines Reiches gemacht, wurde Lahaina Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts das Zentrum des zentralpazifischen Wahlfangs.
Das Städtchen weist entlang der Front Street viele alte verzierte Holzhäuser auf, die heute überwiegend Kneipen, Restaurants und Souvenirshops beherbergen.


Auch vergleichsweise alte Steinhäuser finden sich hier, darunter das älteste Haus Mauis, das Steinhaus der amerikanischen Missionare wurde 1834 errichtet und der “Reading Room”, ein Treffpunkt für die Kapitäne der Walfangschiffe.


Die Hawaiianer bauten damals typischerweise luftige Grashütten. Die Missionare wurden willkommen geheißen, da sich der Hawaiianische Oberschicht von ihnen das Erlernen einer Schriftsprache und die Adaption überlegener Technologien versprachen. Die einhergehende Amerikanisierung gipfelte allerdings 1893 in einem Staatsstreich und 1899 in der Annektion Hawaiis durch die USA.
Das Zentrum von Lahaina bildet der Platz vor dem alten Gerichtsgebäude. Hier steht der 1873 gepflanzte und damit wohl älteste Banyan-Baum der Insel, und der ist ohne Zweifel einen Besuch wert. Kaum zu glauben, es ist tatsächlich ein einziger Baum, der den ganzen Platz überdacht. Luftwurzeln von seinen beinahe waagerecht ausgreifenden Ästen haben den Weg zur Erde herunter gefunden und mit den Jahren dicke neue “Stämme” rund herum gebildet.



Überall stehen Bänke, der schattige Platz wird gerne angenommen. Kein Wunder, bedeutet Lahaina doch auf hawaiianisch “Gnadenlose Sonne”. Nach ein paar untypisch bedeckten Tagen brennt sie hier auf der trockenen Westseite des hohen vulkanischen Rückens von Maui auch tatsächlich wieder ordentlich vom blauen Himmel herunter. Eigentlich darf das niemand verwundern. War es doch nach der polynesischen Mythologie der Halbgott Māui als Namensgeber der Insel, der die bis dahin auf ihren langen Strahlen viel zu schnell laufende Sonne einfing und zwang, künftig langsamer über den Himmel zu ziehen, damit die Menschen ihr Tagwerk auch im Hellen schaffen konnten.
Uns stört es sich nicht, können wir so doch beim abendlichen BIER AUF HAWAI’I unsere Flora mit den anderen Booten draußen auf dem Ankerplatz herrlich im goldenen Gegenlicht liegen sehen.

Aloha.