Alles gut in Newport Beach

Die (extrem) widersprüchlichen Vorhersagen gehen etwas an die Nerven, aber die Santa Ana Winds sind zum Glück diesmal gnädig. Der kräftige Wind kommt in zwei Wellen, einmal am Sonntag Vormittag und dann noch einmal in der Nacht auf Montag. Aber er ist eben nur stark, nicht stürmisch. In der Spitze messen wir nur 33 Knoten, das obere Limit von Windstärke 7. Kein Problem an unserem Ankerplatz. Inzwischen ist auch das Bimini wieder aufgebaut, der Sonnenschutz macht es im Cockpit deutlich angenehmer.

Um Flora herum, quer durch den Ankerplatz und auch mitten durch die Bojenfelder, findet eine große Jollen-Regatta statt.

Spannend anzuschauen, ein ums andere Mal scheinen die Jollensegel Floras Bordwand putzen zu wollen, aber die Jugendlichen sind offenbar keine Anfänger. Die CFJ-Zweipersonen-Jollen wuseln einige Male dicht um uns herum, aber sie berühren uns trotz des Regattafiebers ihrer Besatzungen nicht.

Wir backen Brot und Kuchen (Apfel-Zimt-Kranz und Butterkuchen), treffen uns mit Rachel und Volker von unserem Nachbar-Ankerlieger, dem Trimaran “Tomorrow”. Volker hat das Boot für wissenschaftliche Walbeobachtungen extra auf Elektroantrieb umgerüstet.

Wir machen uns noch mal auf in den Ort, bummeln am breiten Strand herum, geraten in eine Oldtimer-Show, schauen von der Seebrücke aus den Surfern zu.

Und wir finden einen tollen Second-Hand-Bootsausrüster. Minney’s hat eine Riesenauswahl an Gebrauchtsegeln, Pumpen, Riggbeschlägen, Seekarten und Büchern, Dinghys, Motorteilen und und und.

Ein “Candy store for boaters”.

Wir finden einen Aluminium-Fortress FX55 Anker, der uns als Ersatz- und ggfs. als zusätzlicher Sturmanker dienen soll. Weil diese Anker demontierbar sind, lassen sie sich besonders gut stauen und relativ zu ihrem Gewicht bieten sie eine sehr hohe Haltekraft. Damit hatte ich schon länger geliebäugelt, jetzt passt auch der Preis.

Fein.

Das Tal des Todes ist für uns gestorben, statt dessen Highway 1 zwischen Morro und Monterey

Für die Zeit mit dem Mietwagen haben wir uns verschiedene Optionen offen gehalten. Eine ist die Fahrt ins Death Valley. Yosemite liegt ja schon in der Sierra Nevada, das Death Valley liegt südöstlich davon. Nur: die Fahrt dorthin können wir uns sparen, der komplette Death Valley Nationalpark einschließlich aller Zufahrtsstraßen ist derzeit gesperrt. Immer noch. Schuld hat Hillary. Denn die Überbleibsel dieses pazifischen Hurrikans, der in Mexiko auf Land traf, haben im trockensten und heißesten Ort der USA vom 19. bis zum 21. August für Überflutungen (sic!) gesorgt. Allein am 20. August 2023 fiel im Death Valley mehr Regen als sonst in einem Jahr. Die Straßen wurden an manchen Stellen weggerissen, andere unterspült.

Plan B für uns: wir fahren nach Morro Bay an der Pazifikküste, fast mittig zwischen Los Angeles und San Francisco gelegen. Von dort können wir dann einen weiteren besonders schönen Teilabschnitt des Highway 1 an der Küste entlang nach Norden befahren. Guter Plan, zumal wir in Morro Bay unsere holländischen Segelfreunde von der Joy treffen können, die derzeit dort ankern. Es gibt ein fröhliches Widersehen, mit Stipvisite im maritimen Freiluftmuseum und sogar einem Shantychor-Kurzkonzert.

Von Adrianne und Michiel bekommen wir den Tip, an der 1 unbedingt am Point Piedras Blancas anzuhalten. Machen wir natürlich, denn dort gibt es eine Kolonie der selten in freier Natur zu sehenden Nördlichen See-Elefanten.

Jetzt im Herbst liegen diese riesigen Robben (sie werden über 4 Meter lang und bis zu 2.500 kg schwer) nur „faul“ am Strand herum und erholen sich vom anstrengenden Tauchen nach Nahrung in den höheren Breiten, bevor sie dann im Winter hier ihren Nachwuchs erwarten. Lediglich die jugendlichen Männchen üben in Scheinkämpfen schon dafür, später einmal ein Revier zu erringen und zu verteidigen.

Der Rüssel, der sich nur bei den Männchen entwickelt, ist bei ihnen zwar schon vorhanden, aber noch nicht sehr ausgeprägt. Anders bei diesem etwa 7jährigen Männchen:

Leider ist die Weiterfahrt nach Norden auf dem Highway 1 nicht möglich. Zwei massive Erdrutsche haben die Strecke südlich von Big Sur unterbrochen, eine Umleitung gibt es nicht. Wir müssen (oder dürfen?) auf dem Highway 1 zurück zur 46, auf dieser das Küstengebirge überqueren und dann im Tal des Salinas River auf der 101 bis Monterey fahren.

In Monterey übernachten wir. Und dann machen wir uns auf, den am Vortag verpassten Abschnitt des Highway 1 dann eben von Norden kommend zu erkunden. Der Weg dorthin führt uns über den „17 Mile Drive“, eine gebührenpflichtige Privatstraße auf der Monterey-Halbinsel. Sie erschließt die riesige „Gated Community Pebbel Beach“, die auch drei 18 Loch Golfplätze, darunter den weltberühmten Golfplatz Pebbel Beach beinhaltet.

Seit 1919 Symbol von Pebbel Beach: The Lone Cypress

Der Nachbarort Carmel mit seinem langen weißen Sandstrand, den schicken kleinen Geschäften und den eleganten Villen ist nicht weniger exklusiv, was durch ihren zwischenzeitlichen Bürgermeister Clint Eastwood wahrscheinlich nur noch weiter verstärkt wurde.

Danach geht’s dann aber wieder auf den Highway 1: meist hoch über dem Pazifik in die steil abfallenden Felshänge gebaut, manchmal aber auch hinunter zu den eingesprengselten Sandstränden führend, eine wahre Traumstraße auch in diesem Abschnitt.

Kurz hinter Big Sur machen wir noch einen Abstecher zum wunderschönen Pfeifer Beach. Bewundern die Felsdurchbrüche. Spazieren barfuß am Strand entlang, Baden aber nur die Füße im 16 Grad kalten Ozean. Nicht ohne Grund tragen die Surfer Neopren:

Und dann genießen wir noch einmal die Fahrt zurück auf der 1, ist ja derzeit die vielleicht schönste Sackgasse der USA.

😊

Honolulu, Hawai’i

35 sm sind es von Lono Harbor auf Moloka’i nach Honolulu auf O’ahu. Herrliches Segeln bei bestem Wetter und gutem Wind. Wir haben ein bisschen gemischte Gefühle, freuen uns einerseits auf Honolulu, wissen aber andererseits auch nicht so recht was wir davon halten sollen, jetzt nach den bisher eher beschaulichen Eindrücken von Hawai’i einige Zeit in einer Großstadt zu liegen. Außerdem wissen wir auch noch nicht so recht, wie sich die Liegeplatzsituation gestaltet. Marinas sind in den USA meist ziemlich teuer und oft auch ausgebucht. Von der holländischen “Pitou”, mit der wir über Instagram Kontakt hatten, gab es allerdings den Hinweis, dass der günstige staatliche Ali Wai Harbor noch freie Plätze habe. Einfach reinfahren, festmachen und im Hafenbüro anmelden. Also genießen wir die schöne Anfahrt auf O’ahu.

Als wir näher dran sind, kommen dann auch die Hochhäuser von Honolulu und der Hausberg “Diamond Head” in Sicht. Dazwischen liegt der berühmte Waikiki Beach.

Direkt hinter dem Waikiki Beach liegt die Einfahrt zum Hafen, Wellenreiter surfen unmittelbar daneben vor der Mole. Jetzt werden die Hawai’i-Klischees bedient 😉.

Rein in den Hafen, gleich die erste Gasse. Am Gästesteg liegen Heckbojen aus, es ist tatsächlich noch einiges frei.

Wow, was für ein Liegeplatz! Wir fühlen uns sofort wohl. Hinter uns die Skyline von Honolulu, vor uns die Surfer direkt auf der anderen Seite der Mole. Und nur einen Steinwurf vom Waikiki Beach entfernt. Vier Liegeplätze weiter die Pitou mit Liselotte und Machiel, bei denen an Bord wir einen wunderschönen Abend haben. Mit Blick …

… und Sundowner 😊

Aloha.

Isla Boca

Eigentlich heißt sie Isla de Colon, aber in immer mehr Karten taucht sie als Isla Boca auf. Wohl, weil hier der Hauptort Boca Town liegt, vielleicht auch weil sich hier der Anlaufort für die Fähre und auch der kleine Flughafen befinden, die eben sozusagen das ganze Bocas del Toro Archipel abdecken.

Wir mieten uns Fahrräder, um die knapp 14 km lange uns 7 km breite Hauptinsel zu erkunden. Uns werden E-Bikes mit dicken Ballonreifen empfohlen. Ein nettes Gimmik? Nein, das hat schon seine Berechtigung. Die zwei Straßen sind vielfältig, aber meist eher schlecht 😉. Schlaglöcher im Asphalt, längere Schotterstrecken und – da machen die dicken Pneus sich richtig gut – auch Sandpisten. Und der kräftige Elektroantrieb hilft uns auch mehr als gedacht. Auf der Strecke von Bocas Town nach Bocas del Drago geht es längs auf dem Inselrücken entlang und dabei unerwartet oft und steil die Hügel hoch. Das hat aber auch zur Folge, das die Vegetation mehrfach wechselt. Die Palmen werden mehr und mehr durch hohe Bäume abgelöst, dazwischen immer wieder Weiden mit Kühen. Dann wieder wilde Bananenstauden am Straßenrand („Panama riecht von oben bis unten nach Bananen“ sagt der Bär zum Tiger in Janoschs Klassiker Oh wie schön ist Panama. Wir treffen mehrere Staßenbaukolonnen, die die wuchernden Bananenstauden zurechtstutzen.

Die Luftwurzeln des gleichen Baumes nochmal aus anderer Perspektive
Kuhweide

Aber an unserem ersten Ziel, Boca del Drago, sind wir wieder am Strand angekommen. Und an was für einem:

Boca de Drago ist die Einfahrt in das Archipel, die wir bei unserer Ankunft mit Flora genommen haben.

Hier ist die Straße zu Ende, zu Fuß gehen wir aber noch etwa 2 km weiter zum Playa Estrella, dem Strand der Seesterne. Lanchas bieten ihre Dienste an, aber wir verzichten auf die Bootstaxis. Wir haben gehört dass die Wanderung schön sein soll. Das ist sie denn auch ohne Zweifel. Mal direkt an dem fast immer palmengesäumten Ufer entlang, mal etwas schattiger ein kleines Stück hinter dem Strand windet sich der schmale Pfad.

Und immer wieder gibt es tolle Ausblicke.

Der Seesternstrand ist dann zwar schön, aber auch ziemlich mit Hütten zur touristischen Versorgung bestückt. So genehmigen wir uns hier nur einen Drink und dann gehts zurück. Auch mit den Fahrrädern, denn die Straße ist im wesentlichen eine Sackgasse. Erst kurz vor Boca Town biegt eine weitere Straße (also: die andere) ab und führt an die Nordküste der Insel.

Auch die lassen wir uns nicht entgehen, zu gerne wollen wir sehen, warum es die Wellenreiter hierhin zieht. Erst einmal aber entdecken wir andere Gleichgewichtskünstler. Eine Familie Mantelbrüllaffen zieht über uns durch die Bäume am Weg.

Dann aber haben wir die Surfer-Strände erreicht. Der Wind ist eher mau heute, aber offenbar reicht die Brandung trotzdem:

Also ab in die Surfer-Bar am Paunch Beach, noch ein bisschen schauen und lecker essen. Wir sind nämlich trotz E-Bike ziemlich geschafft. 44 Kilometer Radfahrt und 4 km Wandern werden es am Ende sein. Und das mit unseren inzwischen offenbar verweichlichten Seebeinen 😚.

Am nächsten Tag ist eher „Hausarbeit“ angesagt. Unsere Waschmaschine gibt leider gleich beim ersten Waschgang den Geist auf. Grr. Die Trommel scheint nicht frei zu drehen. Wir wuchten die Maschine aus ihrem engen Schrank im vorderen Bad und nehmen sie auseinander.

Zum Laufen bekommen wir sie nicht, aber immerhin können wir die Spezifikation des wahrscheinlichen Übeltäters, nämlich des Lagers der Trommel ausmachen. Wenn wir das Lager bestellen, könnte es in 7 bis 10 Tagen hier sein und ein örtlicher Mechaniker könnte es wechseln. Vielleicht.

Zeitangaben sind hier in Panama mit etwas Vorsicht zu genießen. Unsere Cruising Permit haben wir beantragt. Ich sollte in ein bis zwei Tagen vorbeikommen, dann sei es eingegeben und könnte (nach Bezahlung) übermittelt werden. Heute war ich wieder da. Nee, geht leider noch nicht. Das Internet im Büro funktioniert nicht. Meine Nachfrage ergibt: hat es auch die ganze letzte Woche schon nicht getan. Aber man arbeitet daran. Auch das ist …

Pura Vida.

Bocas Town

Wir sind einklariert. Tatsächlich war das ein Klacks, nachdem wir erst einmal verstanden hatten, dass die Antwort auf unseren Funk-Anruf reiner Zufall war (die Funkanlage steht eingeschaltet auf dem Wartezimmerflur) und trotz „un momento“ keine weitere Aktion nach sich ziehen würde. Auch auf die auf Noonsite genannte WhatsApp kam keine Antwort, also doch einfach mal rüberfahren. Und dann ging es ganz flott. Bloß der für die „Permiso de Navigacion“ zuständige Kollege war inzwischen schon im Wochenende. Macht nichts, dann beantragen wir die am Montag.

Bocas Town ist der einzige größere Ort hier im Gebiet Bocas del Toro. Wie das bemalte und schon etwas abgeblätterte Metallschild im Ort aufzeigt, liegt das Städtchen auf der Isla Colón, die gemeinsam mit der Isla Bastimento und der Isla Popa die große Festlandsbucht zum Atlantik hin abschirmt und ein geschütztes Archipel mit einer Vielzahl kleiner und kleinster Inseln bildet.

Das übliche Prozedere danach: erst einmal eine Telefon-SIM besorgen, Bargeld in Landeswährung (hier kein Problem, der Geldautomat spuckt US$ aus) und uns den Ort ein bisschen erlaufen.

Und der Ort gefällt uns auf Anhieb. Praktisch alles in Boca scheint auf Stelzen gebaut. Am Ufer scheint das klar. Aber selbst ein paar Straßen weiter innen hört und sieht man im offenen Gulli die Wellen schwappen. Wellen, von denen wir an unserem Ankerplatz (außer dem Schwell der vorbei rasenden Lanchas) nichts mitbekommen, die aber zugleich für den Charakter des Ortes entscheidend sind. Denn Boca Town ist das Zentrum der Wellenreiter dieser Gegend auf der Atlantikseite Panamas. Das prägt den Tourismus hier. Wenig Tagestouristen, dafür diverse einfache Hostels. Auch ein paar Hotels, jedenfalls aber viele Bars und Restaurants, von Street Food Basics bis stylisch schick. Und eben Surfer, die von den Lanchas abgesetzt wurden mit ihren Boards über die Straße laufen.

Alles sehr bunt und ausgesprochen relaxed.

Es gibt mehrere kleine und auch größere Supermärkte, Hardware-Stores auch mit Bootszubehör und Angelkram, liebenswert chaotische kleine Obststände und sogar eine „Deutsche Bäckerei“, zwar nicht mit deutschem Brot aber doch mit leckerem Kuchen. Dienstleister bieten auf handgemalten Schildern (mit interessanten Öffnungszeiten) z.B. Wäscherei an, Hühner laufen frei herum.

Von unserem Ankerplatz vor dem Ort aus sehen wir die mal einfachen, mal bunten Stelzenhäuser am Ufer.

In die andere Richtung schauen wir auf das Grün der Palmen und Mangroven, dass sich über den größten Teil des Südufers der Insel hinzieht. Neben den vorbeiratternden Lancha-Wassertaxis paddeln auch immer wieder in aller Ruhe Fischer durch die Bucht, in ihren einfachen Kanus Angelleinen hinter sich her ziehen.

Hatten wir schon erwähnt, dass es uns hier gut gefällt 😍

Pura Vida.