San Juan, Puerto Rico

Der Ankerplatz vor Puerto Salinas ist so gut geschützt, dass wir beschließen, von hier aus ein paar Landausflüge zu machen. Es ist ja für uns doch eine Überwindung, die Flora am Anker mehrere Tage alleine zu lassen. Aber: Gemeinsam mit der Crew der Easy-One mieten wir ein Auto und los gehts. Erst einmal nach San Juan, in die Hauptstadt von Puerto Rico.

Wobei, schon das ist eigentlich eine erstaunliche Geschichte. Als Kolumbus die Insel auf seiner zweiten Reise 1493 (aus europäischer Sicht) „entdeckte“, benannte er die Insel nach Johannes dem Täufer „San Juan Bautista“. Einige Jahre später wurde 1509 auf dem Gebiet der heutigen Hauptstadt am dortigen großen Naturhafen eine Stadt mit dem Namen „Puerto Rico“ gegründet. Insel und Hafen gewannen in der Geschichte wegen der strategischen Bedeutung eines derart guten Hafens mit zugleich ausreichenden Ressourcen der großen Insel als (erst spanisches und dann amerikanisches) Tor zur Karibik zunehmend an Bedeutung. Allerdings wurde irgendwann dabei die Bezeichnung für den Hafen mit der des Landes wohl zunächst gleichgesetzt und dann vertauscht 😳.

Wie auch immer, wir suchen uns ein Airbnb in Old San Juan, dem historischen Stadtteil im Nordwesten der Insel, die den Naturhafen nach Norden hin fast vollständig abschließt. Old San Juan ist UNESCO Weltkulturerbe, entsprechend gibt es viele zum Teil koloniale Altbauten an den engen, mit bläulichen Backsteinen gepflasterten Straßen. Oft mit sehr hohen Räumen in Erdgeschoss und erstem Stock, so auch in unserem Airbnb. Die Möblierung ist modern, die Ausstattung z.B. mit Geschirr aber eher dürftig (wir finden dann aber doch immerhin drei heile Tassen) und die Übergabe etwas desorganisiert (die Vermieterin hat uns einen falschen Schlüsselcode geschickt und ist zum Übernahmezeitpunkt telefonisch länger nicht erreichbar). Aber am Ende klappt dann es mit Verzögerung dann doch und wir genießen unsere Unterkunft mitten in der Altstadt mit ihren Geschäften, Bars, Cafés und Restaurants.

Zunächst mal aber fahren wir in den Stadtteil Santurce, eher ein Vorort, in Teilen etwas heruntergekommen, in anderen hip, vor allem aber bekannt für seine umfangreiche Street Art und Graffiti.

Und dann geht es eben weiter in das ganz andere, nicht minder bunte und lebendige Old San Juan. Normalerweise sehr touristisch, wofür die in den unteren Straßen (näher am Kreuzfahrtterminal) auch überaus häufigen Souvenirshops bürgen. Nur – Kreuzfahrtschiffe sind covidbedingt eben nicht da. Die Stadt gehört den Boricua, wie sich die Puertoricaner selbst nennen. Und den vergleichsweise wenigen Touristen, die trotzdem da sind. So wie wir.

Wir genießen den Blick vom Balkon unserer Wohnung und machen uns dann auf, das (frühe) Nachtleben, eigentlich eher das Abendleben des Viertels zu erkunden. Es gefällt uns richtig gut, vielleicht besonders weil die Zeit in der Stadt und die Zeit auf dem Boot doch einige interessante Gegenpole bieten. Wir bummeln durch die Gassen, vorbei am Brunnen mit den allegorischen Figuren den vier Jahreszeiten, in denen uns der Winter mit Maske entgegenbibbert und wo ein Künstler als lebende fünfte Statue wirklich beeindruckt. Entdecken nette kleine Parks, entscheiden uns für eine Bar. Es ist die Factoría (Los Hijos de Boriguen). Sieht ein bisschen aus wie eine Sofa-Bar auf St. Pauli in Hamburg, deshalb hat sie uns wohl angesprochen. Nicht steril durchgestylt, ein bisschen dunkel, ein crazy aussehende Barkeeperin. Witzig, wir haben eine der Top50-Bars der Welt ausgewählt und merken es erst nicht einmal. Die Drinks sind schon mal super. Dann aber fällt auf, dass deutlich mehr Besucher in der Toilette verschwinden, als wieder herauskommen. Oops. Mal nachschauen. Nichts auffälliges außer einer Tür mit Vorhängeschloss. Tja, und da geht es in den „Secret Second Floor“, den wir nach Aufklärung durch einen Barkeeper dann auch erkunden. Klar, covidbedingt werden nur begrenzt Leute eingelassen, also ist die Bar alles andere als voll. Originell ist es aber trotzdem und so ergattern wir auch hier wieder einen Balkonplatz mit Blick auf das Treiben unten auf der Straße

Am nächsten Tag wandern wir erst einmal zu „El Morro“, der berühmten Festungsanlage auf der Nordspitze von Old San Juan. Die große Freifläche vor der Festungsanlage wird zumindest am Wochenende gern von Familien genutzt, um mit den Kindern Drachen steigen zu lassen. Offenbar so intensiv, dass schon Schilder zum Beseitigen der Reste an Drachenschnur und Plastikdrachen mahnen. Die massive Festungsanlage bietet museale Ausstellungen in ihrem Inneren, vor allem aber einen tollen Blick auf den Atlantik und die die bunten Würfelhäuser unterhalb der zur zweiten Festung Castillo de San Christobal hinüber führenden Mauer, weiter bis zu den Strand-Hochhäusern von Ocean Park und auch auf die Einfahrt in den Naturhafen.

Und außerdem tummeln sich auf El Morro wieder diverse Leguane, posieren selbstbewusst auf Grasflächen und Klippen und klettern problemlos die steilen Festungsmauern hinauf, um in die Regenwasserabläufe zu kommen.

Auf dem Rückweg erkunden wir dann das bunte Old San Juan noch einmal bei Tageslicht. Ein bisschen kreuz und quer, hügelauf und hügelab. Was allerdings auch den Vorteil hat, immer mal wieder Blicke hinüber in den Hochhausstadtteile des modernen San Juan, über den Hafen mit seinen Containerbrücken und Yachten, oder über den blauen Atlantik geboten zu bekommen.

Sint Maarten / Saint Martin

Haben Frankreich und das Königreich der Niederlande eine gemeinsame Landesgrenze? Ja, aber nicht in Europa, da liegt ja Belgien dazwischen. Hier in der Karibik aber schon, eben auf Saint Martin/Sint Maarten.

Schon die Frage ist ein bisschen fies gestellt, denn die Niederlande 🇳🇱 sind eben nicht gleichzusetzen mit dem Königreich der Niederlande, sondern tatsächlich nur eins der insgesamt vier autonomen Länder des Königreichs, neben Aruba, Curaçao und eben Sint Maarten. Andererseits gehören die Karibikinseln Saba, Sint Eustatius und Bonaire rechtlich zum Gebiet der Niederlande.

Witzigerweise haben wir hier auf der Insel deshalb eine Grenze nicht nur zwischen Frankreich und dem Königreich der Niederlande, sondern auch zwischen Frankreich (EU) und Sint Maarten (nicht EU). Meine deutsche Telefonkarte würde daher hier an unserem Ankerplatz in der Simpson Bay in Sint Maarten horrende Roaminggebühren auslösen (Ländergruppe 3, genau wie z.B. Vanuatu). Der französische Teil der Insel gehört dagegen zur Ländergruppe 1 und löst im EU-Roaming meiner deutschen SIM-Karte keine zusätzlichen Gebühren aus. Die Insel ist aber insgesamt so klein, dass wir hier am Ankerplatz Empfang von Sendemasten aus beiden Ländern haben. Die Lösung ist daher einfach: die automatische Netzauswahl im Handy ausstellen und einen französischen Anbieter manuell auswählen. 😁

Die Ankerbucht ist nicht unsere bisher schönste. Der internationale Flughafen liegt direkt nördlich, außerdem ist das Ufer gesäumt von eher gesichtslosen mehrstöckigen Hotelburgen, erst dahinter erheben sich die grünen Bergrücken. Das Wasser der Bucht ist aber erstaunlich klar und gegen den für die nächsten Tage angekündigten Nordschwell sollten wir hier gut geschützt sein.

Mit dem Dinghy fahren wir durch einen kleinen Kanal in die Lagune (Grand Etang/Simpsonbaylagune). Eine holländisch anmutende Klappbrücke überspannt die Einfahrt und erstaunlich große Superyachten können sie passieren.

Der Schein täuscht sogar noch. Etwa eineinhalb mal so breite Superyachten passen hindurch. Dann allerdings wird es wirklich eng, die seitlichen Begrenzungen weisen einige (sicher teure) Scharten auf und das Brückenwärterhäuschen wurde auch bereits wegrasiert. YouTube hat mehrere toll gemachte Videos über das Hineinfahren von Superyachten und auch spektakuläre Szenen zu bieten. Die Lagune bietet eine große Auswahl an Marinas, dazu Bojenplätze und auch freies Ankern. Allerdings war es während des letzten Lockdowns für einige Boote schwer, herauszukommen. Das lässt unseren Ankerplatz vor der Brücke dann doch wieder um einiges attraktiver erscheinen. 😉

Die Verschiedenartigkeit der beiden Länder auf der Insel stellen wir auf unserem Dinghyausflug auch in der Bebauung rund um die Lagune fest. Hohe Bebauung sehen wir nur auf der „holländischen“ Seite, dafür allerdings auch weniger Wracks. Die finden sich in erschütternder Anzahl (nicht nur, aber doch deutlich überwiegend) auf der französischen Seite. Und nicht alle stammen vom letzten Hurrikan, einzelne sind offensichtlich älter. Manches, was wie ein Wrack aussieht, ist dann tatsächlich doch noch bewohnt. Und ein Sprayer beweist schrägen Humor.

Auch die Häuser scheinen auf der französischen Seite nicht mit gleicher Kraftanstrengung (bis zu 95 % wurden durch Hurrikan Irma schwer beschädigt) wieder auf Vordermann gebracht zu werden. Selbst an der Marigot Bay sieht es direkt westlich des französischen Kananleingangs so aus:

Das gleiche Ufer nur wenig weiter östlich am Yachthafen allerdings so:

Wie sich überhaupt karibische Farbenfreude und Streetart, teuere Markengeschäfte, charmante Cafés und restaurierte Geschäftszeilen und verfallende Fassaden stetig im Straßenbild abwechseln.

Und natürlich nicht zu vergessen: Die Leguane finden sich ebenfalls direkt in der Stadt und an der Uferpromenade und wollen zum Teil (in jungen Jahren) in der Farbenpracht auch nicht zurückstecken.