Da hatten wir gerade geschrieben, wir wären ein wenig stadtmüde, und dann fahren wir direkt von Gibraltar nach Cádiz. Warum denn das eigentlich? Ja, gute Frage!
Cádiz hat uns gereizt und ist auch tatsächlich sehr schön 😍, außerdem ist der Winkel hinüber nach Madeira bei den vorherrschenden Winden etwas besser. Vor allem aber können wir dadurch auch die „Aufregung“ ein bisschen teilen und das Passieren der Straße von Gibraltar mit ihren Strömen und Tiden und dem vielen Schiffsverkehr vom langen Schlag abkoppeln. Und letztlich auch: wir können mit unserem neuen Crewmitglied Maria erst mal einen kleinen Schlag segeln und nicht gleich 5 Tage und Nächte am Stück.
Die Begrüßung in Cádiz ist für einen Hamburger klasse: schon von weitem scheint die große Schwester der Köhlbrandbrücke zu grüßen. Die „Puente de la Constitutión“ ist eine ganz ähnlich konstruierte Schrägseilbrücke und führt ebenfalls durch sich öffnende Tragstützen. Etwas höher als in Hamburg, dafür ein tickchen kürzer, können wir sie schon aus großer Entfernung sehen und ihr Anblick bietet sich auch noch von unserem Liegeplatz in der Marina Puerto América. Und – wie in HH – sind auch hier die Kreuzfahrtschiffe reichlich vertreten. Gleich vier haben im Stadthafen festgemacht, darunter eine AIDA und die „Mein Schiff 2“. Wir hören viel Deutsch in der wunderschönen Altstadt 😉.
Ganz besonders beeindrucken uns die zumeist gekachelten Eingänge in Hausflure und Innenhöfe, in die man beim Gang durch die engen Gassen immer wieder einmal hineinsehen kann:
Aber auch die Markthalle, der Mercado Público, hat es uns wieder einmal angetan, hier in Cádiz präsentiert sie sich mit säulengestützten Arkaden im äußeren Rechteck und einer moderneren Fisch- und Gemüsehalle innen.
Wir besuchen sie an beiden Tagen und kaufen dort günstig und mit viel Freude ein. Nicht ganz so glücklich sind wir bei der abendlichen Suche nach einer Tapas-Bar: weil Krischan am nächsten morgen früh los muss, möchten wir zeitig essen und kollidieren einmal mehr mit der hiesigen Gestaltung der Öffnungszeiten 🥺. Es klappt dann aber doch noch, nur haben wir uns zuvor ordentlich hungrig gelaufen.
Heute Nachmittag sind wir dann von Cádiz weiter gesegelt, eine schöne Kreuz hoch nach Chipiona. Im dortigen Hafen sehen wir ein über die Toppen geflaggtes Schiff mit ziemlich ungewöhnlicher Kombination von Gastlandsflaggen:
Nicht alle erkennen wir. Während wir versuchen sie zuzuordnen dämmert uns langsam, dass es einen Zusammenhang mit Magellans Weltumsegelung (bzw. der eines Teils seiner Crew) geben könnte. So ist es auch. Von unserem Standort aus, der Mündung des Flusses Guadalquivir, ist Magellan am 20.09.1519, also morgen vor GENAU FÜNFHUNDERT JAHREN aufgebrochen, hier wurde die allererste Weltumsegelung auch wieder beendet. Unseren Hafen gab es damals noch nicht, als Start- und Zielort gilt Sanlúcar, der Nachbarort von Chipiona, dort gibt’s allerdings noch heute keinen Hafen.
Morgen soll hier vor der Stadt die Ansteuerungstonne #1, bisher „El Perro“ genannt, offiziell umgetauft werden und den Namen von Juan Sebástian Elcano tragen, der als Kommandant der Victoria das letzte verbleibende Schiff von Magellans Flotte zurück an den Ausgangsort dieser ersten Weltumsegelung führte.
Und morgen fahren wir dann von hier wieder los. Mal sehen, wohin und wie weit wir am Ende kommen. 😊