Szenenwechsel und doch das Gleiche?

Wir segeln etwa dreißig Seemeilen nach Norden. Herrlich geschütztes Segeln ohne Ozeanschwell, einfach innerhalb des Atolls. Immer noch Fakarava. Nur liegen wir jetzt wieder vor dem Ort Rotoava. Eine der ersten Aktionen ist tatsächlich, den Müll wegzubringen, der sich innerhalb der letzten drei Wochen angesammelt hat. Sehr viel ist es eigentlich nicht, etwa eine mittlere Mülltüte pro Woche, den Hygienemüll aus dem Bad schon dabei. In Rotoava gibt es die einzige legale Möglichkeit der ganzen Gegend (einschließlich der umliegenden Atolle). Glas, Plastik und Dosen werden getrennt gesammelt, die Beutel mit dem Restmüll kommen auf ein Gestell direkt am Dinghydock.

Einen Termin für die Laundry machen. Und dann einkaufen. Das Versorgungsschiff ist gerade da, wir finden also einen ausnahmsweise gut gefüllten Obst- und Gemüsetisch im Markt vor. Was zu Hause als sehr bescheidene Auswahl gelten würde, zaubert hier glückliche Gesichter.

Außerdem mache ich gemeinsam mit Ralph von der Lille Venn sowie Theresa und Joe von der Freefall noch einmal zwei Tauchgänge, diesmal am Nordpass von Fakarava. In dem breiten Pass ist das Finden des Highlights Ali-Baba-Canyon nicht ganz einfach, wir gehen deshalb mit der Tauchschule TopDive hinaus. Wieder gibt es unfassbar viele Haie, insbesondere am Dropoff, der äußeren Grenze des Passes. Hier fällt die Wassertiefe von etwa 20 Metern auf kurzer Distanz steil auf mehrere hundert Meter Tiefe ab.

An dieser Kante tummelt sich Schwarmfisch – und eben Haie.

Und wie schon am Südpass finden sich auch hier wieder die riesigen Napoleonfische. Mit Ihren zumeist bedächtigen Bewegungen, ihrer “Denkerstirn”, den wulstigen Lippen und der feinen Labyrinth-Zeichnung sehen sie faszinierend aus.

Sie sind zumeist eher scheu als neugierig. Und doch: unterschätzen sollte man sie nicht. Nach dem ersten Tauchgang ist eine junge dänische Taucherin aus einer parallelen Tauchgruppe immer noch sichtlich geschockt. Ein Napoleon ist plötzlich von unten her auf sie zu geschossen und hat sie ins Handgelenk gebissen. Wohl nicht dramatisch, aber es blutet doch etwas. Hm.

Für unsere Gruppe führt der zweite Tauchgang (nach der Pause) dann zum Ali-Baba-Canyon. Wie beim letzten Mal mit Wiebke ist es auch diesmal ein strömungsreicher Drift-Tauchgang, aber wiederum begeistert der Fischreichtum im Canyon.

So. Erstmal genug getaucht, morgen wollen wir Fakarava mit seiner für die Tuamotus so seltenen Infrastruktur (Ver- und Entsorgung, Servicebetriebe wie Wäscherei, Restaurants, Tauchbasen) wieder verlassen. Es soll noch ein kleines Stück weiter nach Norden gehen, diesmal also hinaus auf den offenen Pazifik und ins nächste Atoll, nach Toau.

Um es mit Detlef Buck zu sagen: “Same same but different.“

Jetzt aber: nochmal Wall of Sharks

Hai-Light. Ernsthaft: mein NEUNTER Tauchgang an der Wall of Sharks, verteilt über die letzten neun Monate. Anfang Juli 2024 hatten wir erstmals am Südpass von Fakarava geankert und neben mehreren Driftschnorchelgängen auch ein paar Tauchgänge gemacht. Wie dann auch bei unseren weiteren Besuchen.

Jetzt also die Tauchgänge Nummer 8 und 9 dort. Wird das nicht langweilig? Haie, Haie, Haie? Nein, wird es überhaupt nicht. Zum einen sind es ja nicht nur die Haie, sondern auch die vielen imposant großen Napoleonfische und all die anderen Riff-Fische, die Korallenlandschaft, ganz die Schwerelosigkeit beim Tauchen überhaupt und insbesondere beim Strömungstauchen hier im Pass (“is wie wennste fliechst”). Zum anderen ist es wirklich jedesmal überraschend unterschiedlich. Beim 9. Tauchgang zum Beispiel bevölkert ein riesiger Schwarm Neon-Füseliere den Pass, das hatten wir so noch überhaupt nicht. Während wir uns am Rand halten, ziehen die Haie ganz ruhig Bahnen durch den Schwarm dieser zwischen 20 und dreißig Zentimeter langen Schwarmfische mit ihren neonblauen Leuchtstreifen.

Die Szenerie erscheint fast unwirklich, zumal die Haie eben nicht im Angriffsmodus sind, sondern unbeirrt mit langsamen Bewegungen ihren Platz in der Strömung mehr oder weniger halten, während die herumwuselnden Neon-Füseliere Gassen für sie bilden.

Und ja, auch bei diesem Tauchgang macht die Wall of Sharks ihrem Namen Ehre. Wir sehen eine Vielzahl von Haien, darunter einen Lemon-Shark, einige Weißspitzen-Riffhaie und im flacheren Bereich auch Blacktips. Vor allem aber Graue Riffhaie, oft mehrere Dutzend gleichzeitig.

Hier habe ich einfach mal einige Hai-Impressionen von diesen beiden Wall of Sharks-Tauchgängen zusammengestellt (zum Vergrößern einfach auf das erste kleine Bild klicken):

Na klar, wir sehen nicht nur Haie:

Obwohl, die Hauptdarsteller sind die Grauen Riffhaie an diesem ihretwegen weltbekannten Tauchplatz schon:

Ganz nebenbei, über Wasser ist es auch hübsch am Südpass von Fakarava. Eine kleine Ansammlung von Häusern gibt es, aber als Ortschaft kann man Tetamanu eigentlich kaum bezeichnen, es ist kaum mehr als die Tauchschule (wo wir auch unsere Tauchflaschen auffüllen lassen) und einige Ressort-Hütten. Obwohl, ein paar Häuschen von Locals gibt es wohl, einen Funkmast und sogar eine kleine Kirche. Also eben doch ein klitzekleines Dorf, und ein malerisch schönes noch dazu.

Grauhaie in Fischsuppe

Wenn der Driftschnorchelgang in Tahanea dem Gleiten auf einem fliegenden Teppich entsprach, dann kommt unser Tauchgang im Nordpass von Fakarava eher dem Ritt auf einer Kanonenkugel gleich.

Der Name des Tauchplatzes verheißt eigentlich anderes: Ali Baba Canyon. Aber auch wenn die örtliche Tauchbasis normalerweise bestens über die Strömungsverhältnisse im Pass Bescheid weiß, dieses Mal liegt sie völlig daneben. Dass es ein Strömungstauchgang werde würde war klar. Aber schon bei der Anfahrt zum Tauchplatz wechseln Tauchguide und Bootsführer bedeutungsschwere Blicke und der Tauchguide stellt das vorangegangene Breefing noch einmal komplett um.

Es läuft anfangs nicht so richtig rund. Als wir auf Kommando alle gleichzeitig unsere Rückwärtsrolle ins Wasser machen, reißt das Brillenband von Wiebkes Tauchmaske. Sammeln und wieder an Bord, wir sind inzwischen viel zu weit abgetrieben.

Wiebke bekommt eine Ersatzmaske vom Guide, neuer Versuch. Kurz darauf wieder Abbruch, die Maske ist deutlich zu groß, Wiebke bekommt nicht nur Wasser in die Maske, sondern auch ins Mundstück des Atemreglers, der mit der Maske kollidiert.

Guide Helmer kann Wiebke zwar beruhigen, aber auch diesen Tauchgang müssen wir abbrechen.

Danach möchte Wiebke erstmal pausieren, steigt erst beim zweiten Tauchgang des “Double Dives” wieder ein, für den Helmer in der Pause am Strand das Brillenband seiner Ersatzmaske auf Wiebkes Maske umbaut.

Die Tauchgänge am Ali Baba Conyon sind ziemlich speziell für uns. Die Strömung ist heute so rasant, dass wir uns manchmal nur mit Mühe festhalten können. Lassen wir los, schießen wir über eine fast kahle Mondlandschaft mit allerdings immensem Fischbestand. Hinter Felsvorsprüngen oder in quer verlaufenden Rinnen wird die Strömung schwächer und hier sammelt sich auch noch mehr Fisch, zumal hier auch mehr lebende Korallen vorkommen. Ganz besonders gilt das für eine größere Senke, dem eigentlichen Zielort der Tauchgänge. Hier können wir länger verweilen, wobei wir uns immer noch an den Boden drücken und festhalten.

Mitten in der „Fischsuppe“ (aufs Bild klicken für größere Auflösung):

Und natürlich schwimmen in dieser Bouillabaisse nicht nur Barsche, Doktorfische und Brassen. Es gibt war nicht ganz so viele Haie wie am Südpass in der Wall of Sharks, aber zahlreich sind sie auch hier.

Imposant, bei diesen Bedingungen auch ziemlich anstrengend. Jedenfalls aber ziemlich unvergessliche Tauchgänge.

Abschied von Tikehau

Vom Ankerplatz am Garten Eden geht’s zurück Manta-Putzerstation am Motu Mauu. Dieses Mal fahren wir nicht mit dem Dinghy hinüber, sondern mit der Flora.

Auf dem AIS sehen wir, dass dort bereits ein Boot ankert. Es ist die India, ein kanadisch geflaggter Stahlschoner. Das Boot und den französischen Eigner Olivier haben wir schon in Sausalito in der San Francisco Bay und dann nochmal wieder in La Paz in Mexiko getroffen. Wir ankern neben ihnen und es gibt ein großes Hallo!

Das klitzekleine Motu mit der aufgegebenen Perlfarm auf dem deutlich größeren Riff bietet guten Wellenschutz und eine wildromantische Kulisse.

Vielleicht auch ein bisschen morbide, aber auf alle Fälle mit tollen Farbkontrasten.

Die Manta-Putzerstation liegt dem Ankerplatz gegenüber hinter der schmalen Spitze des Motus und natürlich statten wir ihr auch diesmal einen Besuch ab. Die Sicht ist an diesem Morgen allerdings nicht ganz so gut, das Wasser etwas aufgewühlter, aber wir haben wieder Glück: mit einer Manta-Sichtung.

Jeroen und Rayes, die etwas später dort schnorcheln, können sogar gleich drei Mantas im Formationsflug an sich vorbeiziehen lassen. Aber wir sind auch so mehr als zufrieden, ein solch majestätisches Tier zu sehen ist immer wieder ein Gänsehaut-Erlebnis.

Bei hochstehender Sonne fahren wir dann weiter nach Westen zum Tonnenstrich, biegen ab ins Fahrwasser Richtung Pass. Raus soll es aber erst morgen früh gehen, eine Nacht bleiben wir noch in Tikehau.

Direkt nördöstlichlich des Passes Tuheiava gibt es einen Ankerplatz, der durch ein fast Omega-förmiges Riff auch gegen den sich in der Lagune aufbauenden Ost-Schwell recht guten Schutz bietet.

Zeit, nochmal die Spielzeuge zu nutzen, bevor sie für die anstehende Passage Richtung Fakarava unter Deck verstaut werden müssen. Ralph leiht mir sein größeres 6qm-Wing, aber leider reicht für mich der Wind trotzdem nicht ganz zum Foilen. Dann halt Stand- und Langsamfahrt-Training.

Mit Ralph fahren Wiebke und ich noch per Dinghy durch den Pass, parken das Beiboot draußen an einer Boje und schnorcheln ein wenig. Ein riesiger Schwarm von bestimmt über tausend durchaus nicht kleinen Fischen ist etwa 20 m unter uns am Grund zu sehen. Die Fische stehen so dicht, dass ich sie zuerst überhaupt nicht als einzelne Tiere erkenne. Nur an den Rändern und wenn Bewegung hineinkommt wird es deutlicher.

Auf der Rückfahrt schnorcheln wir noch an einer Fischfalle im Pass. Sie scheint nicht mehr in Betrieb zu sein. Dennoch dreht ein grauer Riffhai in der Falle seine Runden. Vermutlich freiwillig, denn die Öffnung ist riesig.

Zurück zum Boot und alles klar machen für die vermutlich etwa anderthalbtägige Passage. Ganz sicher sind wir noch nicht, vielleicht biegen wir auch vorher nach Rangiroa oder Toau ab. Nach der Vorhersage wird es ein Amwindkurs bei leichten bis mittleren Winden werden, vielleicht müssen wir auch kreuzen. Das würde dann allerdings einen Zwischenstopp auf einer der anderen Atolle vor Fakarava wahrscheinlicher machen.

Für Flora wird es auch ein Test, wie die Stützkonstruktion für den schwächelnden Achterstagspanner unter Segeln funktioniert. Neben der bisherigen Talje aus 8 mm Dyneema habe ich jetzt noch eine weitere Talje aus 10 mm Dyneema geriggt. Doppelt hält (hoffentlich) besser.

Covergirl Flora

Im Transocean Magazin ist wieder einmal ein Artikel von uns erschienen, volle sieben Seiten. Unser Thema in dieser Ausgabe: San Francisco.

Besonders erfreulich ist natürlich auch, dass unsere Flora gleichzeitig auch noch Cover-Girl ist.

Sehr schön. Und was machen wir sonst so?

Erstmal Schnorcheln am Bommie nahe bei Flora.

Geimeinsam mit Alex von der „No Stress“ und Ralf von der „Barbarella“ fahren wir dann am Nachmittag mit unserem Dinghy aber auch nochmal in den Südpass von Fakarava. Wiebke macht die Begleitung und bleibt im Dinghy, wir anderen drei tauchen noch einmal mit den Haien. Zur besseren Einordnung, weil Graue Riffhaie vielleicht nicht ganz so geläufig sind: in der Größe liegen sie nur leicht über den Schwarzspitzen-Riffhaien. Männchen werden maximal 2,50 m lang, Weibchen sind etwas kleiner.

Das Tauchen mit ihnen ist (auch) wegen ihrer großen Anzahl aufregend, aber nicht stressig. Die Haie bewegen sich zumeist ganz ruhig, scheinen uns kaum zur Kenntnis zu nehmen. Wir unsererseits sehen zu, dass wir am Rand der Wall of Sharks bleiben und sie möglichst wenig stören. So treiben wir mit der Strömung seitlich an ihnen vorbei.

Beim Ausklingen des Tauchgangs im flacheren (und damit lichtdurchflutetem) Wasser kommen dann auch die Farben wieder besser durch. Da strahlen die Falterfische und der Pfauen-Kaiserfisch …

… und auch der skurril geformte Trompetenfisch und die Ananas-Seewalze kommen selbst ohne auffällige Farben gut zur Geltung.

Nur der Camouflage-Zackenbarsch vertraut weiter auf seine Tarnung und hält sich versteckt. Kein Wunder, er ist eine Lieblingsspeise der Haie.

Das Deko-Bier nach dem Tauchen und der Sundowner auf dem Vordeck gehen ineinander über. Und was für ein Sundowner. Zuerst scheint sich die Sonne hinter den Wolken zu verstecken, dann bricht sich doch noch einmal durch und beleuchtet nach ihrem Untergang die flauschigen Wolken noch von unten.

Red sky at night, sailor‘s delight.

☺️

Fakarava. Wall of Sharks.

Die Südostecke von Fakarava ist klasse. Der Starkwind flaut langsam ab, jetzt können wir auch beruhigt die Sandbänke auf dem Riff erkunden.

Ein Video dazu habe ich bei Facebook eingestellt.

Aber das ruhige Wetter lädt auch dazu ein, noch einmal am Südpass zu ankern und jetzt auch dort zu tauchen.

Die WALL OF SHARKS. Na gut, man könnte meinen, dass es die Tourismus-Manager in Fakarava es mit der Vermarktung einfach nur besser hinkriegen als anderswo. Schließlich gibt es in praktisch allen Pässen der Tuamotus hohe Hai-Konzentrationen. Das schnell fließende Wasser ist für diese Raubfische einfach ideal. Sie brauchen durchströmte Kiemen für die Sauerstoffzufuhr. Hier können sich die vornehmlich nachtaktiven Jäger tagsüber ausruhen, quasi auf der Stelle stehen. Dazu kommt, dass die abgelegene Lage der Tuamotus mitten in der Weite des Pazifiks zwischen Südamerika und Australien und abseits der großen Touristenströme offenbar den Korallenriffen sehr zu Gute kommt. Diese Ökosysteme können sich hier noch immer weitgehend ungestört entwickeln. Auch das bietet beste Voraussetzungen für die Haie.

Das ist natürlich nicht nur in Fakarava so. Aber hier sind die Haie seit 2008 zudem auch noch umfänglich geschützt. Seit 2016 ist Fakarava auch als Unesco Biosphärenreservat Reservat anerkannt. Eine Weitere Besonderheit ist, dass jeweils zum Vollmond im Juni und Juli Unmengen von Zackenbarschen der Art Camouflage Grouper (Epinephelus Polyphekadion) hier zur Paarung einfinden. Gleichzeitig bilden sie ein Festessen für die Haie. Am Südpass von Fakarava findet sich aus all diesen Gründen die weltweit höchste Konzentration von Grauen Riffhaien. Mehrere Hundert sind es wohl immer, in der Saison sollen es laut einer wissenschaftlichen Studie über 700 (sic!) sein.

Das wiederum macht den Südpass von Fakarava zu einer Berühmtheit unter den Tauchplätzen dieser Erde. Wo wir schon mal hier sind, wollen wir uns das natürlich nicht entgehen lassen.

Den ersten Tauchgang machen wir mit einer der beiden örtlichen Tauchschulen des kleinen Dörfchens am Pass. Schon im Flachwasser unter dem Steg der Tauchschule tummeln sich Haie (hier aber die kleineren Schwarzspitzen-Riffhaie, meist unter 2 Meter) und imposante Napoleon-Lippfische.

Und auch auf dem weiteren Tauchgang gibt es viel zu sehen. Bekannte Rifffische wie die Papageifische mit ihren kräftigen Kiefern, mit denen sie an den Korallen herumknuspern (und letztlich zum feinen Sand an den Stränden beitragen). Falterfische mit langem Schnabel und – putzig anzusehen – Einhornfische. Eine Doktorfisch-Art, die auch als Pinocchio-Fisch durchgehen würde.

Ok, aber was ist denn nun mit den Haien? Einzelne Exemplare sehen wir gleich zu Beginn. Weißspitzenhaie liegen auf kleinen Sandstellen, Schwarzspitzenhaie ziehen oben am Riff entlang. Zur Mitte des Passes aber, wo es tiefer wird, bewegt sich eine Vielzahl von Schatten.

In etwa 20 Metern Tiefe suchen wir uns einen strömungsgeschützten Platz hinter einigen abgestorbenen Korallen. Es ist kaum zu fassen. Auf diesem Tauchgang und auch auf dem nächsten, den wir ohne Tauchschule machen, wird der Tauchplatz im Südpass seinem Spitznamen “Wall of Sharks” jedenfalls absolut gerecht.

Hier ein kleines Video dazu, diesmal auf Instagram.

Das Weitwinkel der GoPro-Kamera fängt die Nähe und Dichte optisch nicht optimal ein, aber sie leistet uns gute Dienste.
Sicher mit die spektakulärsten Tauchgänge, die wir bisher gemacht haben.

Fakarava, Südpass. Driftschnorcheln und Wingsurfen.

Von Tahanea nach Fakarava segeln wir bei gutem achterlichen Wind in einem Tag. Die Tiden für die Pässe passen gut, um halb acht gehen wir kurz vor Niedrigwasser aus Tahanea raus, gegen 15.00 Uhr um Hochwasser herum in den Südpass von Fakarava hinein.

Wir ankern gleich um die Ecke vom Südpass. Der Ankerplatz ist bei den Bedingungen zwar nicht optimal, es steht ganz gut Welle und Flora schaukelt kräftig. Aber für eine Nacht ist das erstmal ok.

Am nächsten Morgen fahren wir dann bei Niedrigwasser mit dem Dinghy durch den Südpass hinaus, springen ins Wasser und lassen uns von der einsetzenden Flut schnorchelnd wieder in die Lagune treiben. Beim ersten Mal ganz langsam, beim zweiten schon etwas schneller und beim dritten Mal mit ordentlich Speed. Es ist wunderschön.

Quasi ohne eigene Bewegung werden wir im klaren Wasser über die Korallen am Rande des Passes geschoben, können im Vorbeigleiten die Vielfalt an Rifffischen bewundern.

Der Pass ist für seine vielen Haie bekannt. Im flacheren Wasser an der Seite des Passes zeigen sich allerdings bei unseren Driftschnorchelgängen nur Schwarzspitzenhaie.

Anders sieht es unten am Grund in der Mitte des Passes aus. Von hier oben sehen wir nur schemenhaft die Konturen, aber die große Anzahl der zumeist fast regungslos in der Strömung stehenden Haie beeindruckt schon beim Schnorcheln. Das macht richtig Lust auf den einen Tauchgang hier an der bekannten “Wall of Sharks”.

Das muss allerdings noch warten, denn nach dem Schnorcheln holen wir erst einmal den Anker auf und fahren weiter in die bei diesen immer noch starken SE-Winden deutlich besser geschützte Südostecke des Fakarava-Atolls.

Hier liegt Flora deutlich ruhiger. Außerdem gibt es hier, versteckt hinter den Palmen auf der Landspitze, die kleine Surf-Schule “Kite Tuamotu”. Adrien bietet auch Wing-Kiten an, und das möchte ich gerne ausprobieren.

Gemeinsam mit Pierre von der “Viva” mache ich die ersten zwei Schnupperstunden.

Photo Credit: Marie & Pierre, S/V Viva

Das Board, das am Strand (und perspektivisch vergrößert im Vordergrund) noch recht massiv aussieht, entpuppt sich im Wasser als extrem kippelig. Der in der Hand gehaltene dreieckige Flügel, am Strand bei Trockenübung noch leidlich bedienbar, scheint jetzt mit wildem Eigenleben ausgestattet. Der eigene Körper ist der Mast und die Arme sind die Schoten, die Beine und Hüfte gleichzeitig auch noch das Steuerruder, das möchte alles koordiniert werden. Da bleibt dem Anfänger (mir!) nicht mehr viel Kapazität für das Halten des Gleichgewichts. Entsprechend anstrengend ist es, immer wieder nach dem Sturz die Sicherungsleinen von Board und Kite zu sortieren und zurück auf das kippelige Board zu klettern. Fahre ich zwischendurch doch mal ein paar Meter im Stehen, wird es auch gleich ziemlich schnell. Beim nächsten Sturz weiß man dann Prallschutzweste und Helm sehr zu schätzen.

Nach den zwei Stunden bin ich völlig erledigt, habe aber auch ein breites Grinsen im Gesicht. Also am nächsten Tag gleich noch einmal. Geht schon etwas besser, ab und zu beginnt das Board sogar zu foilen, sich also von der Wasseroberfläche zu lösen und nur auf den Unterwasserflügeln zu gleiten. BEGINNT, denn eine Zehntelsekunde später liege ich wieder im Wasser. Den Übergang zum Foilen hinzukriegen, das schaffe ich in meiner zweiten Doppelstunde noch nicht. Ganz sicher bin ich kein Naturtalent. Aber mit etwas (bzw. sehr viel) Übung muss das Wingsurfen möglich sein. Egal, wieder bin ich platt – aber glücklich.

Da wird wohl ein neues Spielzeug fällig.

😊

Minenfeld oder Sternenhimmel? Atoll-Navigation in Raroia/Tuamotus.

Wir sind in den Tuamotus angekommen. Der letzte Teil der dreitägigen Passage war wunderschön, herrlicher Segelwind, relativ ruhige See, blauer Himmel, Sonnenschein. Und ein Sonnenaufgang zum Innehalten und Niederknien:

Wir legen tatsächlich eine Pause ein, denn trotz drittem Reff im Großsegel und sogar gereffter Fock sind wir ein bisschen zu früh vor Raroia. Erst gegen 9:00 Uhr soll Hochwasser im Pass sein, bis dahin müsste die Tide auflaufen. Stillwasser oder leicht ablaufende Tide wäre ideal für die Einfahrt in die Lagune.

Also drehen wir bei. Für Nichtsegler: dieses Manöver ist eigentlich für Starkwind und entsprechende Wellen gedacht, um sich eine Ruhepause zu verschaffen, etwas zu Essen zu kochen, eine Böe durchziehen zu lassen oder ähnliches. Mit dichtgeholten Segeln geht das Boot durch den Wind, danach gibt man sofort Gegenruder und setzt das Steuer fest. Die Fock steht dann back (bekommt also den Wind von der falschen Seite). Dadurch stabilisieren die Segel das Boot, sorgen aber kaum für Vortrieb. Das Boot driftet nur ganz langsam ab.

Jetzt, bei nur 10 kn Wind, müssen wir ein bisschen mit den Segelgrößen vor Vorsegel und Groß spielen, bis wir eine passende Einstellung gefunden haben, aber es klappt.

Flora parkt praktisch ein und wir können den Sonnenaufgang und den langsam blauer werdenden Himmel ausgiebig bewundern.

Etwa eine Stunde lang treiben wir so dahin, dann zeigt das AIS die “Elin” (zufällig ein Schwesterschiff der Flora) bei der Einfahrt in den Pass an, vor dem sie schon einige Zeit gewartet hatte. Eigentlich wäre es noch 2 Stunden zu früh dafür, aber die Elin wird im Pass deutlich langsamer statt schneller. Also schon ablaufendes Wasser? Auf die Tidenzeiten ist hier wirklich kein Verlass, zu leicht können lokale oder wettertechnische Besonderheiten die Zeiten durcheinander wirbeln.

Na dann los. Abgesehen von den Brechern auf dem Riff direkt neben der Fahrrinne macht der Pass einen befahrbaren Eindruck und tatsächlich haben wir nur kurzzeitig 3 kn Gegenstrom. Dann sind wir drin in unserer ersten Lagune der Tuamotus. Das Aufatmen muss aber noch warten, die Anspannung bleibt erst einmal hoch.

Der Grund dafür sind die Korallenköpfe (auch “Bommies” genannt), mit denen die meisten Lagunen der Tuamotus gespickt sind, auch die Lagune von Raroia. Die (aktuelle) C-Map Timezero-Seekarte auf unserem Furuno-Plotter ist ist übrigens hier völlig unbrauchbar, sie zeigt in der Lagune lediglich eine gestrichelte graue Fläche an.

Spannend ist dagegen ein Satelliten-Blick auf Raroia, etwa bei Google Earth:

Was auf den ersten Blick wie ein Sternenhimmel oder die Hautzeichnung eines Walhais wirkt, ist in Wirklichkeit ein navigatorisches Minenfeld. Fast alle der weißen Punkte in der Lagune sind Bommies, ein paar kleine Wolken sind auch dabei. Die Korallenköpfe sind deshalb so hell und sichtbar auf dem Satellitenfoto, weil sie aus der Tiefe bis dicht unter die Wasseroberfläche ragen, drüber fahren mit dem Segelboot unmöglich.

Erschwerend kommt hinzu, dass jetzt am frühen Morgen die noch tiefstehende Sonne nicht hilfreich ist, um Bommies vom Steuerstand des Bootes aus zu erkennen. Und, dass der Ankerplatz im Nordosten liegt (zur Erinnerung: wir sind auf der Südhalbkugel, die Sonne wandert von Ost über Nord nach West)! Oh, hatte ich erwähnt, dass der Wind pünktlich zur Einfahrt auf gut 20 Knoten hochgegangen ist?

So zeigen sich Bommies in natura (Bilder von heute aus Raroia):

Mit der Sonne im Rücken, gut zu sehen trotz Wellen:

Mit einer Wolke vor der Sonne und eher seitlich, na ja:

Gegen die Sonne, keine Chance:

Sind wir also Glücksritter oder Hasardeure, wenn wir da trotzdem durchfahren?

Wir meinen: nein. Woran liegt’s?

Satellitenbilder lassen sich dankenswerterweise auch zur Navigation verwenden. Das Satellitenoverlay bei Navionics auf unseren iPads zeigt die Bommies in der Seekarte sehr gut an (und anders als etwa Sandbänke verlagern die langsam wachsenden Korallenköpfe ihre Position eher selten).

Hinzu kommt: wir sind ja nicht die ersten, die sich hier hinein tasten. Die gelbe Linie ist ein Track anderer Segler. Wir folgen ihr nicht sklavisch, aber sie bietet eine gute Orientierung. Wer unseren Track (als GPX-Datei) haben möchte, möge sich einfach bei uns melden.

Tipp: man kann in Navionics auch gut vorab im Satellitenoverlay eine Route erstellen (dabei Wolkenzonen meiden) und speichern. Die lässt sich dann auch ohne Satellitenoverlay nutzen, was manchmal besser zu erkennen ist. Mit Internetempfang (Starlink?) lässt sich auch direkt in Google Earth navigieren. Wer lieber in zuvor heruntergeladenen Satellitenbildern navigiert, kann das in OpenCPN tun. Das läuft allerdings nicht auf dem iPad, dort funktioniert aber zum Beispiel SeaIQ (ist unser Backup).

Die Fahrt durch Raroia zum Ankerplatz hat jedenfalls problemlos geklappt, wir konnten zu den einzelnen Bommies jeweils einen Sicherheitsabstand von geschätzt mindestens 40 m einhalten. Das Minenfeld ist ein bisschen entschärft.

Auf Noforeignland findet sich ja unsere gesamte Reiseroute, dort sieht unser Track vom Beidrehen bis zum Ankerplatz in Raroia so aus:

Am Ankerplatz gibt es noch eine kleine Herausforderung, das erste “Floaten” der Ankerkette mit den Perlfarmbojen aus den Gambier. Klappt aber dank der vorbereiteten Karabiner zum Einklicken in die Kette ganz gut.

Nebenbei, auch das Abschnorcheln des Ankers wird ein besonderes Erlebnis, denn Raroia hält ein tierisches Begrüßungskomitee für uns bereit:

Wir zählen bis zu 8 Schwarzspitzenhaie gleichzeitig direkt an der Flora. Und das, bevor wir den unterwegs gefangenen Skipjack-Tuna für das Abendessen zubereitet haben (mit Kartoffelspalten, Rotkohl-Sternfrucht-Salat und Mangochutney).

Lässt sich aushalten hier. Mit Sandstrand, Palmen, türkisfarbenem Wasser und überhaupt: leuchtenden Farben. Wow.

Und jetzt gerade gibt’s übrigens einen tollen Sternenhimmel. ÜBER der Lagune.

😊

Schwimmen mit dem größten Hai der Gegenwart: Walhaie in der Sea of Cortez

Die Teile für die Reparatur des Watermakers und ein Ersatzteil für die Windmessanlage sind bestellt, aber es wird wohl einige Zeit dauern, bis sie hier in La Paz eintrudeln. Was machen wir in der Zwischenzeit?

Wir schwärmen ja ohnehin von der Natur über und unter Wasser hier in der Sea of Cortez. Die zauberhafte Landschaft, na klar, aber eben auch die Tierwelt, seien es nun die Blue Footed Boobies, die verspielten Seelöwen oder die springenden Mobula-Mantas oder, oder, oder. Und es gibt noch eine ganz besondere Tierart, die hier in der Sea of Cortez eines ihrer nördlichsten Verbreitungsgebiete hat, die wir aber bisher nicht zu Gesicht bekommen haben.

Walhaie.

Diese größte Haiart der Gegenwart ist regelmäßig ganz nahe bei La Paz anzutreffen. Allerdings kann das für sie eingerichtete Schutzgebiet nicht mit dem eigenen Boot oder Dinghy befahren werden, nur lizensierte Tourboote dürfen hinein.

Wir schwanken zwischen “Hm, ist das Touristen-Nepp?” und “Schutz ist gut und es unterstützt die lokale Wirtschaft”. Am Ende siegt die Neugier auf die sanften Riesen.

Die Preise für die Walhai-Touren sind bei den einzelnen Anbietern sehr unterschiedlich, wir sehen zwischen 125 US$ direkt an der Marina und sehr viel moderateren 75 US$ in einer kleinen Hütte direkt an der Uferpromenade Malecon. Außerdem bekommen die Tour-Veranstalter “Slots”, also Zeitfenster zugeteilt. An der Walhai-Staue vorbei schlendern wir über den Malecon und vergleichen.

Schlussendlich wählen wir den Guide, der uns zu einem vernünftigen Preis eine Tour früh am nächsten Morgen anbieten kann, denn da verspricht das Wetter (und die Wasseroberfläche) besonders ruhig zu sein. Gut für die Beobachtung der dicht unter der Oberfläche schwimmenden Tiburón Ballena / Whale Sharks.

Mit dem nur von einem Bimini überdeckten und ansonsten offenen Boot geht’s hinaus. Nicht sehr weit, nur direkt vor die etwa 10 km lange Halbinsel, hinter der unsere Flora vor Anker liegt. Auf dem Weg entdeckt das geschulte Auge unseres Guides schon einige Walhaie, die wir ohne seinen Hinweis trotz des fast glatten Wasser wahrscheinlich übersehen hätten. Na klar, es gibt keinen verräterischen Blas wie bei Walen. Und nur manchmal ragen die eher runde Rückenflosse oder die Spitze der Schwanzflosse aus dem Wasser. Oft sieht man nur ein Verwirbelung im Wasser, manchmal auch die Stirn ein wenig herauskommen. Nur dann oder bei sehr klarem Wasser bzw. aus unmittelbarer Nähe kann man auch vom Boot aus die charakteristische Zeichnung auf der dicken Haut des Fisches erkennen. Das wunderschöne Muster von in Streifen angeordneten hellen Punkten auf dunklem Grund erinnert ein bisschen an einen Sternenhimmel.

Und dann hält das Boot an, wir dürfen ins Wasser. Maximal fünf Personen gleichzeitig (plus Guide), wir wechseln uns in drei Gruppen a vier Leute ab, wobei jeder mehrfach ins Wasser darf und wir zwischendurch öfter eine kurze Strecke zu einem anderen Walhai gefahren werden. Jedesmal allerdings haben wir den Walhai “für uns”, kein anderes Tourboot ist in der Nähe. Wir haben von Freunden gehört, dass das bei ihrer Tour ganz anders war.

Walhaie werden bis zu 14 m lang und können über 12 Tonnen wiegen (das entspricht beides in etwa unserer Flora). Manche Quellen gehen von sogar noch größeren Walhaien bis zu 18 m Länge aus. Biologisch gehören sie zu den Haien, sind also Fische. Mit den Walen verbindet sie aber nicht nur die schiere Größe. Anders als viele andere Haiarten ernähren sie sich nämlich wie die großen Bartenwale durch Filtrieren des eingesaugten Wasser. Mehrere Hundert Kubikmeter Wasser seiht ein Walhai dabei pro Stunde durch. Mit geöffnetem Maul schwimmt er ganz langsam durch das Meer und lässt das Wasser durch die riesigen Kiemenschlitze wieder ausströmen. Vor allem Plankton, außerdem ganz kleine Fische oder Krebstiere und auch Algen wie etwa Sargassum stehen auf dem Speiseplan. Größere Lebewesen (und insbesondere Menschen) sind dagegen völlig ungefährdet, als Nahrung der Walhaie zu enden. Wir können den Schnorchelgang also genießen, Respekt insbesondere vor der riesigen kraftvollen Schwanzflosse ist aber geboten.

Wie elegant der Walhai bei seinem gemächlichen Schwimmen wirkt, zeigen die beiden Videos vielleicht am Besten (auch wenn ich sie für den Blog etwas komprimiert habe):

Das kleine Symbol unten links im zweiten Video zeigt übrigens, dass ich die Videos mit der kostenlosen App “Dive+” farblich korrigiert habe, um den Farbfehler de4 Unterwasseraufnahmen auszugleichen.

Und ja, das Wasser ist hier nicht super klar. Viele der Schwebstoffe sind aber ja gerade die Nahrung, die den Walhai hierher in die Sea of Cortez locken.

Das Auge ist ganz links vom Maul zu sehen, der helle Punkt weiter oben ist ein Nasenloch (mit Bartel) 😉.
Fünf riesige Kiemenspalten auf jeder Seite des Kopfes.
Remora Schiffshalterfisch auf dem gepunkteten Walhai-Rücken. Die Schnorchlerin zeigt, wie klein wir Menschen daneben wirken.
Der obere Teil der Schwanzflosse schaut gelegentlich aus dem Wasser.

Was für ein begeisterndes Erlebnis.

Isabela. Seepferdchen und Teufelsrochen, tanzende Vögel und Pinguine unter Palmen und Haie, Haie, Haie und Vulkane

Die Landschaft und Tierwelt auf den Galápagosinseln begeistern uns immer wieder aufs Neue. Ein Bootsausflug nach Las Tuneles macht das deutlich.

Die Lavaströme, durch die ja letztendlich die gesamten Galápagosinseln geschaffen wurden, haben hier ein Labyrinth von Brücken, gewundenen Wasserwegen, Inseln und auch unter dem Wasserspiegel liegenden Höhlen und Durchgängen geformt.

Das Wetter ist ruhig, fast kein Wind. Aber schon am vorgelagerten Vogelfelsen wird klar: die langen Dünungswellen treffen mit viel Kraft auf die Lavasteine.

Unser Ausflugsboot wartet eine Welle ab und spurtet dann beherzt durch die schmale Einfahrt. Klappt gut und zwei Kurven weiter ist das Wasser so glatt, dass wir die uns unter der Oberfläche begleitende Schildkröte erkennen.

Der Blick zurück aber zeigt ein anderes, wilderes Bild:

Es ist faszinierend, wie eng der Kapitän das Boot an den scharfkantigen Felsen vorbei manövriert, tief hinein in das Gewirr.

Auf den Lavasteinen wachsen einige Kakteen, weiter innen auch ein wenig niedriges Gebüsch. Wir sehen zu meiner großen Freude einige Blaufußtölpel.

Deren Balz hat gerade begonnen und einen können wir sogar bei einem ersten Tanzansatz beobachten.

Die finster dreinschauenden Noddys (eine Seeschwalbenart) scheint das aber nicht zu beeindrucken.

Eine Ebene tiefer sehen wir im Wasser immer wieder Meeresschildkröten und dann Vögel …

… tatsächlich Brillenpinguine. Isabela wirbt damit, dass hier die einzigen Pinguine nördlich des Äquators brüten (im Norden der eben auf dieser Linie liegenden Insel).

Und so gibt es hier eben tatsächlich Pinguine unter Palmen. Selbst im Hafenbecken vor Puerto Villamil hatten wir sie schon beobachten können.

Dann mal rein ins Wasser, gleich zwei (grundverschiedene) Schnorchelgänge stehen auf dem Programm. Zunächst noch im relativ klaren Wasser etwas weiter draußen, wo wir einiges an tropischem Fisch, kapitale Lobster und kleine, gut getarnte Seepferdchen sehen.

Muss ja auf Isabela wohl auch 😁

Der zweite Schnorchelgang, im flacheren Wasser näher am Mangrovenufer ist von deutlich größeren Lebewesen geprägt. Unzählige Meeresschildkröten …

… außerdem junge Schwarzspitzenhaie

und eine Vielzahl von Weißspitzenhaien.

Wow. Schnorcheln wohlgemerkt, nicht Gerätetauchen.

Das ist dann zwei Tage später dran, ich habe einen Doppeltauchgang an der Isla Tortuga südlich von Isabella gebucht, während Wiebke eine 16-km-Wanderung auf den Vulkan Sierra Negra etwas nördlich von Puerto Villamil macht.

Was für Tauchgänge! Mit der Strömung lassen wir uns an der Nordostseite der wie ein Halbkreis geformten Isla Tortuga und um deren Südspitze herum treiben. Neben wiederum unfassbar vielen großen Meeresschildkröten gibt es reichlich Schwarmfisch, zum Beispiel die schon am Kicker Rock gesehenen Gelbschwanz-Doktorfische oder Barrakudas.

Aber die Glanzlichter dieser Tauchgänge setzen Großfische. Halten sich die Hammerhaie im ersten Tauchgang noch ein bisschen in dunstiger Distanz hinter den Weißspitzenhaien …

… schiebt sich dieser im zweiten Tauchgang mit einem Schwarm Stachelmakrelen doch deutlich näher heran.

Und auch ein Teufelsrochen, im ersten Tauchgang ebenfalls nur in der Ferne zu sehen, schwimmt mir dieses Mal direkt vor die Linse. Wir hatten auch schon vor 2 Tagen vom Tourboot aus welche gesehen.

Und Wiebke? Statt hinunter ins Wasser weit hinauf auf die Berge:

Die Wanderung zu den Vulkanen Sierra Negra und Chico ermöglicht den Blick über die Insel und zur Westküste. Wir (also Wiebke und zudem sind noch Holger und Gast Moritz von der Ultimate dabei) haben da Glück mit dem Wetter. Zunächst geht es durch kräftig grüne Landschaften am Rand des großen Vulkankraters entlang. Die Luft ist herrlich frisch auf 1000m Höhe. Gefüllt ist der Krater mit schwarzer erkalteter Lava.

Dann geht es an der Vulkanflanke über Lavageröll durch eine Mondlanschaft zum kleiner Vulkan Chico, der in der 60ziger und 70ziger Jahren ausgebrochen ist. 16 km und ein wunderschöner Hike.