Daajing Giids (ehemals Queen Charlotte City) auf Haida Gwaii mit ein paar Tierbildern

Was hat Mecklenburg-Strelitz mit Haida Gwaii zu tun? Unmittelbar nichts. Aber mittelbar in Form der kolonialen Namensgeschichte der Inselgruppe dann doch eine ganze Menge.

Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz heiratete 1761 mit 17 Jahren König George III und wurde Königin von England und Irland. (Trivia: sie hat die Tradition des Weihnachtsbaums in England eingeführt). Nach ihr wurde nicht nur die Paradiesvogelblume “Strelitzia” benannt, sondern auch das Schiff HMS Queen Charlotte, mit dem Kapitän George Dixon in den Jahren 1786 und 1787 die Küsten Nordwestamerikas erkundete, Pelzhandel betrieb (er verkaufte die Felle später in China) und eben auch für die Europäer die Inselgruppe Haida Gwaii (Inseln des Haida Volkes) sowie die Durchfahrt zwischen diesem Archipel und dem zu Alaska gehörenden Prince of Wales Island entdeckte. Die Passage heißt nach ihm Dixon Entrance, Haida Gwaii benannte er nach seinem Schiff: Queen Charlotte Islands. Erst seit Dezember 2009 lautet der offizielle Name (wieder) Haida Gwaii.

Gut die Hälfte der insgesamt nur etwa 4.500 Einwohner dieser 300 km langen Inselgruppe sind Haida First Nation, wobei die vier Hauptorte relativ gleichmäßig jeweils etwa um die 1.000 Einwohner haben. Verwaltungssitz ist das in der Inselmitte gelegene Daajing Giids, ehemals eben Queen Charlotte City.

Das ist auch der Grund, warum wir den deutlich längeren Weg nach Daajing Giids gesegelt sind, statt den kürzesten Weg über die berüchtigte Hecate Strait zu nehmen. Denn nur hier können wir das notwendige Permit, die Genehmigung für das Besuchen des Gwaii Haanas National Park Reserve and Haida Heritage Site bekommen. Dieser Nationalpark umfasst 1.500 Quadratkilometer Fläche im heute praktisch unbesiedelten Süden der Inselgruppe. Dort befinden sich neben Rückzugsgebieten für viele Tierarten auch wichtige historische und kulturelle Stätten der Haida. Teilweise können sie besichtigt werden, wenn man sich zuvor per UKW-Funk bei dem dortigen Haida-Watchman anmeldet.

Die Stimmung in Daajing Giids gefällt uns ausgesprochen gut, die Leute sind freundlich und überaus aufgeschlossen. Die Dame vom Informationszentrum gleich am Hafen bietet uns freundlicherweise an, uns die 7 km zum Haida Heritage Centrum zu fahren.

Dort, im Haida Heritage Centrum erhalten wir eine “Orientation”, eine vorgeschriebene Einführung zum Nationalpark mit seinen Geboten und Verboten, die auch z.B. Kanuten und Wanderer und selbst Teilnehmer geführter Touren zu absolvieren haben. Wir müssen für das abgelegene Gebiet einen Törnplan einreichen und sollen auch unsere Satelliten-Telefonnummer sowie eine Notfall-Kontaktadresse angeben. Sicherheit wird beim Besuch dieses entlegenen Gebietes groß geschrieben. Aber auch die Geschichte der Inseln und des Haida-Volkes sowie deren Werte und Verhaltenserwartungen werden bei der “Orientation” vermittelt. Außerdem ist ein gutes und spannendes Museum angeschlossen (in dem aber drinnen nicht fotografiert werden darf).

Der Ort Daajing Giids ist klein, hat aber Charme und bietet einen Supermarkt zum Aufstocken von Frischwaren. Relikte der früheren Holzverarbeitung liegen an der Bucht. Die Tide von bis zu über 7 Metern bietet zudem die Möglichkeit, sein Schiff an einem „Tidal Grid“ trockenfallen zu lassen, etwa um am Propeller zu arbeiten oder das Echolot zu wechseln. Das schauen wir uns allerdings nur bei einem anderen Boot an.

Bootsarbeit bei uns bleibt aber auch nicht aus: die Ankerwinsch hatte sich leider doch nicht mit einem Hammerschlag repariert. Also bauen wir den Elektromotor der Ankerwinsch aus, was trotz der relativ guten Zugänglichkeit im Vorschiff bei dem schweren Ding doch mit etwas Bootsyoga verbunden ist, drei Arme gleichzeitig lassen sich nicht gut in den Hängeschrank quetschen. Dann wird der Elektromotor geöffnet und vom Staub der Kohlebürsten gereinigt. Nachdem der schwere Klotz wieder an Ort und Stelle gewuchtet und angeschlossen wurde, läuft die Ankerwinsch wieder. Wunderbar.

Tierbegegnungen müssen nicht auf die Weiterfahrt in den Nationalpark warten, schon im Hafen hier in Daajing Giids werden sie uns beschert. Zum einen sind da natürlich die auf Haida Gwaii sehr häufigen Weißkopf-Seeadler, aber auch die von ebenfalls schwarz-weißen Taubenteisten, die dicht an der Flora nach kleinen Fischen jagen und mit ihren knallroten Füßen und Rachen auch einen farblichen Akzent setzen.

Eine besondere Freude bereitet uns ein Fischotterweibchen. Nachdem wir sie schon ein paar mal durch den Hafen schwimmen sahen, wo sie dann unter den Stegen lautstark Muscheln abknusperte, ruht sie sich direkt neben der Flora auf unserem Schwimmsteg aus:

Außerdem machen wir noch einen herrlichen Hike in den Wald am Ortsrand.

Wiebke begutachtet einen Einschnitt für ein „Springboard“, auf dem die Holzfäller für standen, um mit Axt und Säge gut oberhalb des Wurzelbereichs ansetzen zu können.

Heute ein (Zaun-)König … (Pacific Wren)

ein Haarspecht-Weibchen (Hairy woodpecker) …

und mehrere Feuerkopf-Saftschlecker (Red-breasted sapsucker) 😁

…, eine Spechtart des Pacific Northwest, die tatsächlich in Ringen Saftlöcher in die Rinde von Bäumen hackt. Neben anderer Nahrung wie Insekten und Beeren schleckt er mit seiner Zunge eben auch den Saft aus der Borke. Zur Fütterung seiner Jungen taucht er sogar gefangene Insekten vorher kurz in den Saft ein. Ein echter Feinschmecker.

Aber bevor wir noch im wirklich guten Restaurant gleich am Hafen ebenfalls schlemmen (wieder nimmt uns ein freundlicher Autofahrer mit, dieses Mal Archie, der in den 50er Jahren aus Deutschland hierher ausgewandert ist und eine Haida geheiratet hat), flitzt uns noch etwas über den Weg und vor die Linse: ein Douglas-Hörnchen:

😍