Schon wieder Abschied: von unseren Freunden und von den Tuamotus

Seit über drei Jahren segeln wir jetzt schon im Pazifik, im März 2022 hat Flora den Panamakanal passiert. Danach ging es über Galapagos und Hawai’i zum bisher nördlichsten Punkt unserer Reise, nach Alaska. Und jetzt sind wir schon seit einem guten Jahr in Französisch Polynesien, im März 2024 kamen wir auf dem Gambier-Archipel und damit der bisher südlichsten von uns bereisten Region an.

Und jetzt? Ein wenig bleiben wir noch in Französisch Polynesien, aber nach einem knappen halben Jahr in den flachen Atollen der Tuamotus heißt es, von einer weiteren Inselgruppe Abschied zu nehmen. Es ist schön, dass wir unseren Freunden Karen und Steve vorher noch ein paar Highlights der Tuamotus zeigen können.

Von Fakarava aus geht’s zunächst hoch nach Toau.

Herrliches sportliches Segeln und dann ebenso wunderbares Schnorcheln im Coral Garden.

Ein Hike zum Außenriff mit seinen Tide-Pools, in denen wir bei Ebbe herumwaten, Seesterne, Krebse und Fische beobachten, darunter gleich mehrere Muränen.

Das Wetter spielt mit, auch zurück nach Fakarava und durch die Lagune hinunter zum Südpass können wir segeln. Ein Tauchgang an der Wall of Sharks für Steve und mich, …

… Driftschnorcheln für Karen und Wiebke. Und am nächsten Tag noch zwei weitere Schnorchelgänge im Südpass für uns vier, einmal auf der West-, einmal auf der Ostseite. Beide haben ganz unterschiedliche Reize und beide sind einfach fantastisch.

Ganz nebenbei darf Elektriker Steve bei uns an Bord natürlich auch arbeiten, er hatte mehrfach danach gefragt.

Erfolgreich kümmern wir uns gemeinsam um ein Problem mit unserem EmpirBus-System (natürlich im schwer zugänglichen Knotenpunkt unter unserer Spüle) und um den Austausch der Kondensatoren unseres Generators, der zuvor die Spannung nicht mehr konstant halten wollte.

Zurück im Hauptort Rotoava treffen wir bei einem unserer Spaziergänge auch Jakob wieder, der uns gleich erkennt. Bereitwillig zeigt er auch Karen und Steve noch einmal den Prozess der Kopra-Herstellung und er lässt es sich auch nicht nehmen, uns wieder mit frischen Trinknüssen zu versorgen.

Überhaupt, Rotoava mit seinen freundlichen Bewohnern und den herrlichen Blicken auf die Lagune macht uns den Abschied nicht leicht.

Aber es hilft ja nichts. Die kurze Urlaubszeit unserer Freunde ist um, mit dem Dinghy bringen wir Karen und Steve zum Flughafen.

Und wir? Ein kurzes Wetterfenster für die Fahrt nach Papeete tut sich auf, danach soll ein System weit im Süden hohe Wellen und einigen Regen zu uns hinaufschicken. Noch am Nachmittag lichten wir den Anker. Tschüss Tuamotus, es geht westwärts. Tatsächlich können wir nach anfänglichem Motoren durch die erste Nacht fast die gesamte Strecke herrlich segeln, selbst die Squalls verschonen uns weitgehend und bescheren uns nur ein paar schöne Regenbögen.

Erst in der zweiten Nacht, bei der Ansteuerung von Tahiti, verschlechtert sich das Wetter zusehends.

Im Morgengrauen begrüßt uns Papeete dann mit Weltuntergangsstimmung. Kaum am Ankerplatz angekommen will es dann auch gar nicht mehr aufhören zu regnen.

Gutes Timing.

Szenenwechsel und doch das Gleiche?

Wir segeln etwa dreißig Seemeilen nach Norden. Herrlich geschütztes Segeln ohne Ozeanschwell, einfach innerhalb des Atolls. Immer noch Fakarava. Nur liegen wir jetzt wieder vor dem Ort Rotoava. Eine der ersten Aktionen ist tatsächlich, den Müll wegzubringen, der sich innerhalb der letzten drei Wochen angesammelt hat. Sehr viel ist es eigentlich nicht, etwa eine mittlere Mülltüte pro Woche, den Hygienemüll aus dem Bad schon dabei. In Rotoava gibt es die einzige legale Möglichkeit der ganzen Gegend (einschließlich der umliegenden Atolle). Glas, Plastik und Dosen werden getrennt gesammelt, die Beutel mit dem Restmüll kommen auf ein Gestell direkt am Dinghydock.

Einen Termin für die Laundry machen. Und dann einkaufen. Das Versorgungsschiff ist gerade da, wir finden also einen ausnahmsweise gut gefüllten Obst- und Gemüsetisch im Markt vor. Was zu Hause als sehr bescheidene Auswahl gelten würde, zaubert hier glückliche Gesichter.

Außerdem mache ich gemeinsam mit Ralph von der Lille Venn sowie Theresa und Joe von der Freefall noch einmal zwei Tauchgänge, diesmal am Nordpass von Fakarava. In dem breiten Pass ist das Finden des Highlights Ali-Baba-Canyon nicht ganz einfach, wir gehen deshalb mit der Tauchschule TopDive hinaus. Wieder gibt es unfassbar viele Haie, insbesondere am Dropoff, der äußeren Grenze des Passes. Hier fällt die Wassertiefe von etwa 20 Metern auf kurzer Distanz steil auf mehrere hundert Meter Tiefe ab.

An dieser Kante tummelt sich Schwarmfisch – und eben Haie.

Und wie schon am Südpass finden sich auch hier wieder die riesigen Napoleonfische. Mit Ihren zumeist bedächtigen Bewegungen, ihrer “Denkerstirn”, den wulstigen Lippen und der feinen Labyrinth-Zeichnung sehen sie faszinierend aus.

Sie sind zumeist eher scheu als neugierig. Und doch: unterschätzen sollte man sie nicht. Nach dem ersten Tauchgang ist eine junge dänische Taucherin aus einer parallelen Tauchgruppe immer noch sichtlich geschockt. Ein Napoleon ist plötzlich von unten her auf sie zu geschossen und hat sie ins Handgelenk gebissen. Wohl nicht dramatisch, aber es blutet doch etwas. Hm.

Für unsere Gruppe führt der zweite Tauchgang (nach der Pause) dann zum Ali-Baba-Canyon. Wie beim letzten Mal mit Wiebke ist es auch diesmal ein strömungsreicher Drift-Tauchgang, aber wiederum begeistert der Fischreichtum im Canyon.

So. Erstmal genug getaucht, morgen wollen wir Fakarava mit seiner für die Tuamotus so seltenen Infrastruktur (Ver- und Entsorgung, Servicebetriebe wie Wäscherei, Restaurants, Tauchbasen) wieder verlassen. Es soll noch ein kleines Stück weiter nach Norden gehen, diesmal also hinaus auf den offenen Pazifik und ins nächste Atoll, nach Toau.

Um es mit Detlef Buck zu sagen: “Same same but different.“

Jetzt aber: nochmal Wall of Sharks

Hai-Light. Ernsthaft: mein NEUNTER Tauchgang an der Wall of Sharks, verteilt über die letzten neun Monate. Anfang Juli 2024 hatten wir erstmals am Südpass von Fakarava geankert und neben mehreren Driftschnorchelgängen auch ein paar Tauchgänge gemacht. Wie dann auch bei unseren weiteren Besuchen.

Jetzt also die Tauchgänge Nummer 8 und 9 dort. Wird das nicht langweilig? Haie, Haie, Haie? Nein, wird es überhaupt nicht. Zum einen sind es ja nicht nur die Haie, sondern auch die vielen imposant großen Napoleonfische und all die anderen Riff-Fische, die Korallenlandschaft, ganz die Schwerelosigkeit beim Tauchen überhaupt und insbesondere beim Strömungstauchen hier im Pass (“is wie wennste fliechst”). Zum anderen ist es wirklich jedesmal überraschend unterschiedlich. Beim 9. Tauchgang zum Beispiel bevölkert ein riesiger Schwarm Neon-Füseliere den Pass, das hatten wir so noch überhaupt nicht. Während wir uns am Rand halten, ziehen die Haie ganz ruhig Bahnen durch den Schwarm dieser zwischen 20 und dreißig Zentimeter langen Schwarmfische mit ihren neonblauen Leuchtstreifen.

Die Szenerie erscheint fast unwirklich, zumal die Haie eben nicht im Angriffsmodus sind, sondern unbeirrt mit langsamen Bewegungen ihren Platz in der Strömung mehr oder weniger halten, während die herumwuselnden Neon-Füseliere Gassen für sie bilden.

Und ja, auch bei diesem Tauchgang macht die Wall of Sharks ihrem Namen Ehre. Wir sehen eine Vielzahl von Haien, darunter einen Lemon-Shark, einige Weißspitzen-Riffhaie und im flacheren Bereich auch Blacktips. Vor allem aber Graue Riffhaie, oft mehrere Dutzend gleichzeitig.

Hier habe ich einfach mal einige Hai-Impressionen von diesen beiden Wall of Sharks-Tauchgängen zusammengestellt (zum Vergrößern einfach auf das erste kleine Bild klicken):

Na klar, wir sehen nicht nur Haie:

Obwohl, die Hauptdarsteller sind die Grauen Riffhaie an diesem ihretwegen weltbekannten Tauchplatz schon:

Ganz nebenbei, über Wasser ist es auch hübsch am Südpass von Fakarava. Eine kleine Ansammlung von Häusern gibt es, aber als Ortschaft kann man Tetamanu eigentlich kaum bezeichnen, es ist kaum mehr als die Tauchschule (wo wir auch unsere Tauchflaschen auffüllen lassen) und einige Ressort-Hütten. Obwohl, ein paar Häuschen von Locals gibt es wohl, einen Funkmast und sogar eine kleine Kirche. Also eben doch ein klitzekleines Dorf, und ein malerisch schönes noch dazu.

Manta. Schnorcheln und Tauchen am Außenriff und im Pass von Tahanea

Wir sind mal wieder auf dem Sprung. Aber bevor wir erneut nach Fakarava aufbrechen, segeln wir zunächst durch die Lagune von Tahanea zurück zum Ankerplatz am Pass.

Kaum ist der Anker gefallen, steht auch schon die nächste Verabredung. Gemeinsam mit den Crews der ebenfalls zum Pass gefahrenen Lille Venn, My Motu und Freefall wollen wir am Außenriff und im Pass Schnorcheln (Wiebke) bzw. Tauchen (Ralf). Also schnell die Tauchsachen raussuchen, zusammenbauen, und dann werden wir auch schon abgeholt. Was für ein Service.

Der Tauchgang am steil abfallenden Außenriff (Drop off) ist ruhiger als erwartet. Haie sehen wir erstaunlicherweise nur relativ wenige. Dafür begegnet mir zum ersten Mal ein Boomerang-Drückerfisch und auch den hier recht häufigen Flammen-Zwergkaiserfisch bekomme ich erstmals vernünftig vor die Linse der GoPro-Unterwasserkamera. Auch schön: in 12 Meter Tiefe am Außenriff finden sich See-Anemonen und konsequenterweise auch Clownfische. Nemo.

Das besondere Highlight dieses Tauchgangs allerdings wartet im Pass auf uns. Ein Manta mit etwa drei Meter Spannweite gleitet gegen die Strömung ganz gemächlich auf mich zu und nahe an mir vorbei.

Nicht die erste Begegnung mit solchen elegant unter Wasser fliegenden Riesen, aber auch dieses Mal wieder ein magischer Moment.

Morgen soll es dann früh losgehen Richtung Fakarava, Stillwasser im Pass von Tahanea ist kurz vor 06.00 Uhr. ⏰

Besuch an Bord

Unsere liebe Freundin Katrin kommt mit dem Flugzeug in Fakarava an. Eine praktische Angelegenheit auf diesem Atoll: wir können Katrin einfach mit Florecita abholen, der Flughafen hat einen eigenen Dinghysteg.

Am nächsten morgen segeln wir nach Toau. 15 Seemeilen herrliches Code0-Segeln und auch der Pass in Toau ist dieses Mal absolut friedlich. Zwar haben wir dreieinhalb Knoten mitsetzende Strömung, aber bei dem leichten achterlichen Wind baut sich im Pass absolut keine Welle auf. Nur kurz um die Ecke und wir ankern am Coral Garden. Na klar, gleich mal Schnorcheln. 🤿

Kein schlechter Start.

Und es wird sogar noch besser. Am nächsten Tag hat Andrea Geburtstag. Sektfrühstück mit hausgemachtem Pastazie-Mandeleis an selbst gemachtem Schokolikör auf der Easy-One, so kann der Tag wohl beginnen.

Die eigentliche Feier verlegt das Geburtstagskind dann nachmittags an den Strand, zur Dämmerung hin verlagert es sich ins Wasser:

Geburtstagskind mit Geburtstagsgeschenken

Wow. Was für ein herrlicher Tag.

Und heute?

Katrin, Wiebke, Andrea und Ingo gehen Schnorcheln, Heike und Jürgen von der Valentin, und Bruna und Roberto von der Saude Eterna sowie ich tauchen. Gemeinsam fahren wir mit den Dinghies durch den großen Pass hinaus und dort ins Wasser. Dann geht’s an der Außenseiten der Insel zwischen den Pässen am steilen Dropoff entlang, bevor wir uns von der Tide wieder in den kleineren Pass hineinspülen lassen.

Auffällig ist das stellenweise extrem häufige Vorkommen des Dornenkronenseesterns an diesem Außenriff. Dornenkronenseesterne sind wunderschön anzuschauen, zumal ihre Form und Symmetrie fast an Schneeflocken erinnert:

Aber sie haben auch ihre Schattenseiten. Ihre Dornen sind giftig und können bei Menschen schmerzhaften und zu Komplikationen neigende Stichverletzungen hervorrufen. Also besser nicht anfassen! Vor allem aber schädigen sie die ohnehin schon geschwächten Korallenriffe, denn sie ernähren sich ausschließlich von Steinkorallen. Bei massenhaftem Auftreten hinterlassen sie deshalb praktisch tote Riffe, die sich nur extrem langsam wieder erholen können.

Mancherorts, etwa am australischen Great Barrier Reef, wurden sie daher mit Giftinjektionen in ihre Arme bekämpft. Das ist umstritten, immerhin kommen massenhafte Invasionen dieser Seesterne in natürlichen Zyklen vor. Allerdings haben sich die Abstände dieser Zyklen zuletzt erheblich verkürzt, sodass die Gefahr für einige Riffe deutlich größer geworden ist.

Aber neben den Dornenkronen sehen wir bei diesem Tauchgang dann doch noch einiges mehr. Eine kleine Auswahl:

Für Wiebke und Katrin war der einstündige Schnorchelgang offenbar noch nicht Sport genug für den Tag. Sie legen auch noch eine ausgiebige Tour auf den Paddelboards drauf, bietet sich bei den fast windstillen Bedingungen aber ja auch an.

Zur Erholung dann Hängematte auf dem Vorschiff.

Andrea kommt übrigens noch um einiges später von ihrer eigenen Paddeltour zurück. Immerhin aber noch, bevor die Venus mit dem Ankerlicht der Easy-One um die Wette strahlt:

Uns geht’s gut.

Grauhaie in Fischsuppe

Wenn der Driftschnorchelgang in Tahanea dem Gleiten auf einem fliegenden Teppich entsprach, dann kommt unser Tauchgang im Nordpass von Fakarava eher dem Ritt auf einer Kanonenkugel gleich.

Der Name des Tauchplatzes verheißt eigentlich anderes: Ali Baba Canyon. Aber auch wenn die örtliche Tauchbasis normalerweise bestens über die Strömungsverhältnisse im Pass Bescheid weiß, dieses Mal liegt sie völlig daneben. Dass es ein Strömungstauchgang werde würde war klar. Aber schon bei der Anfahrt zum Tauchplatz wechseln Tauchguide und Bootsführer bedeutungsschwere Blicke und der Tauchguide stellt das vorangegangene Breefing noch einmal komplett um.

Es läuft anfangs nicht so richtig rund. Als wir auf Kommando alle gleichzeitig unsere Rückwärtsrolle ins Wasser machen, reißt das Brillenband von Wiebkes Tauchmaske. Sammeln und wieder an Bord, wir sind inzwischen viel zu weit abgetrieben.

Wiebke bekommt eine Ersatzmaske vom Guide, neuer Versuch. Kurz darauf wieder Abbruch, die Maske ist deutlich zu groß, Wiebke bekommt nicht nur Wasser in die Maske, sondern auch ins Mundstück des Atemreglers, der mit der Maske kollidiert.

Guide Helmer kann Wiebke zwar beruhigen, aber auch diesen Tauchgang müssen wir abbrechen.

Danach möchte Wiebke erstmal pausieren, steigt erst beim zweiten Tauchgang des “Double Dives” wieder ein, für den Helmer in der Pause am Strand das Brillenband seiner Ersatzmaske auf Wiebkes Maske umbaut.

Die Tauchgänge am Ali Baba Conyon sind ziemlich speziell für uns. Die Strömung ist heute so rasant, dass wir uns manchmal nur mit Mühe festhalten können. Lassen wir los, schießen wir über eine fast kahle Mondlandschaft mit allerdings immensem Fischbestand. Hinter Felsvorsprüngen oder in quer verlaufenden Rinnen wird die Strömung schwächer und hier sammelt sich auch noch mehr Fisch, zumal hier auch mehr lebende Korallen vorkommen. Ganz besonders gilt das für eine größere Senke, dem eigentlichen Zielort der Tauchgänge. Hier können wir länger verweilen, wobei wir uns immer noch an den Boden drücken und festhalten.

Mitten in der „Fischsuppe“ (aufs Bild klicken für größere Auflösung):

Und natürlich schwimmen in dieser Bouillabaisse nicht nur Barsche, Doktorfische und Brassen. Es gibt war nicht ganz so viele Haie wie am Südpass in der Wall of Sharks, aber zahlreich sind sie auch hier.

Imposant, bei diesen Bedingungen auch ziemlich anstrengend. Jedenfalls aber ziemlich unvergessliche Tauchgänge.

Zurück nach Fakarava

Wie verabredet gehen wir und auch die Easy-One bereits um 5.00 Uhr ankerauf. Der Pass lässt sich bei zwei bis drei Knoten einlaufendem Gegenstrom unproblematisch und ohne großes Geschaukel passieren. Danach wird es ein schöner Segeltag mit unserem blauen Gennaker. Allerdings macht uns das Großsegel Probleme. Grund ist – hoffentlich – das elektronische Sicherungspanel am Kartentisch. Das hat uns ja schon die Motorraumbelüftung und die Kühlschränke (inzwischen überbrückt) lahmgelegt, heute früh lässt sich nun auch der Schalter für die elektrische Rollanlage im Mast nicht mehr einschalten. Ärgerlich aber, wenn das Panel denn wirklich die Ursache ist, vorrübergehend. Ein neues Panel hatten wir bei Hallberg-Rassy bestellt, Katrin wird es nächste Woche mitbringen.

Es führt aber jedenfalls dazu, dass wir das Großsegel nur im Notbetrieb mittels der dafür vorgesehenen Handkurbel bewegen können. Die Mechanik im Seldén-Mast ist etwas tricky und die Kurbelei ziemlich aufwändig: zehn Umdrehungen an der Kurbel bringen eine halbe Umdrehung des Profils für das Großsegel im Mast. Beim Ausrollen kann man sich vom Wind helfen lassen, aber das Einrollen geht unfassbar langsam vonstatten. Anstrengend. Theoretisch würde ein 1/2-Zoll-Adapter auf dem Akkuschrauber helfen, aber bei diesem erstem Mal erledigen wir das Ganze sicherheitshalber komplett manuell. Ist allerdings beim Einrollen vor Fakarava wirklich schweißtreibend, aber immerhin, es funktioniert.

Gegen 15.00 haben wir den Ankerplatz hinter dem Südpass erreicht, auch hier war die Passdurchfahrt unproblematisch, diesmal mit 2 kn mitsetzendem Strom.

Während die Easy-One einige Tage hier bleiben möchte, wollen wir am nächsten Tag weiter zum Hauptort des Fakarava-Atolls, dem 30 Seemeilen weiter nördlich gelegenen Dorf Rotoava. Am dortigen Flughafen wird Katrin ankommen, bis dahin wollen wir noch Proviant einkaufen und die Wäsche waschen lassen. Für uns geht’s also nach nur einer Übernachtung weiter, allerdings nicht, ohne vorher noch einmal den Südpass zu besuchen. Driftschnorchelgang mit Andrea für Wiebke, Tauchgang mit Ingo für mich.

Obwohl es schon mein insgesamt siebter Tauchgang hier ist, begeistert der Südpass doch immer wieder aufs Neue. Dieses Mal ist besonders viel Fisch unterwegs, Großaugenbrassen und Langnasen-Doktorfische sehen wir zuhauf, auch ein Adlerrochen lässt sich blicken.

Auffällig sind auch die die ziemlich großen (bis 75 cm) Titan-Drückerfische. Sie bewegen sich meist ohne Einsatz der Schwanzflosse fort, sondern vielmehr durch wellenartiges Pulsieren der Rücken- und der Afterflosse. Bei ihnen muss man allerdings sehr achtsam sein, insbesondere die Weibchen können in der Brutzeit agressiv werden. In einem auf der Spitze stehenden Kegel um ihr Nest herum greifen sie dann andere Fische an und versuchen auch Taucher und Schnorchler zu verjagen. Bei ihrem ziemlich massigen Gebiss gelingt ihnen das recht eindrucksvoll. Am besten verzieht man sich dann nicht nach oben, sondern seitlich aus dem Kegel heraus.

Und natürlich dürfen an der Wall of Sharks auch die Haie nicht fehlen. Wir sehen viele Graue Riffhaie, diverse Weißspitzenhaie liegen malerisch auf dem Grund oder auf Sandflecken herum. Vereinzelt findet sich auch mal ein Silberspitzenhai und im Uferbereich sind natürlich Schwarzspitzenhaie unterwegs.

Ingo legt sich unten auf den Grund und beobachtet einen Weißspitzenhai, der sich gerade Gebiss und Kiemen putzen lässt…

… Andrea filmt schnorchelnd am Paddelboard:

Tja, und dann geht es für uns erst einmal hoch nach Rotoava. Morgen soll dort das Versorgungsschiff ankommen, das ist bei der geplanten Verproviantierung ein Termin, denn wir nicht verpassen wollen.

Fakarava: Wall of Sharks (und andere ganz besondere Fische)

Das Festtagsmenü am zweiten Weihnachtstag auf der Lille Venn setzt einen weiteren Glanzpunkt.

Für die nächsten Tage ist sehr ruhiges Wetter angesagt. Ideal zum Tauchen und Schnorcheln. Wir verlassen Hirifa im Südosten von Fakarava und verholen die Flora zum Ankerplatz in der Nähe des Südpasses der Lagune. Anders als im Juli wählen wir dieses Mal einen Platz, der zwar etwas weiter vom Pass entfernt liegt, dafür aber wunderschön hinter einem kleinen unbewohnten Motu.

Bei nur 5 Metern Wassertiefe können wir einen etwas größeren Sandfleck ausmachen und dort den Anker platzieren. Das Floaten der Kette ist aber unerlässlich, um die empfindlichen Korallen nicht mit der Ankerkette zu berühren. Wir ankern noch einmal etwas weiter am (tiefen) Rand des selben Sandfleck und hängen die Floats sogar ein paar Mal um, bis wir eine gute Lösung gefunden haben.

Dann aber ist die Flora von allen hoch reichenden Bommies gut frei und die Kette schwebt auch ohne Berührung über den niedrigeren Korallenköpfen.

Das Schnorcheln an den Bommies ist schon gut, noch besser aber ist der Driftschnorchelgang im Pass. Das kennen wir schon von unserem Besuch im Juli. Wie damals sehen wir zwar einige Haie unten am Grund des Passes und natürlich auch Schwarzspitzenriffhaie in den Uferbereichen, aber die eigentliche “Wall of Sharks” bleibt dem Tauchgang mit Flasche vorbehalten. Was bei diesem Driftschnorchelgang schon auffällt, ist die ungeheure Menge und Größe der Napoleonfische. Diese neben den Zackenbarschen größten Korallenfische können über 2 Meter lang und 190 kg schwer werden, ausgewachsene Exemplare haben einen auffälligen Kopfbuckel.

Da wollen natürlich die Einhornfische hinsichtlich extravaganter Kopfform nicht zurückstehen. Diese im Deutschen auch als “Langnasen-Doktorfische” bekannten Exoten sind hier ebenfalls sehr zahlreich.

Drückerfische, Doktorfische (so genannt wegen des skalpellscharfen hornartigen Defensivwaffen an der Schwarzwurzel) …

… und verschiedene Falterfische sehen wir ebenfalls.

Aber der eigentliche Kracher am Südpass von Fakarava ist nunmal die “Wall of Sharks” mit ihren Hunderten von Grauen Riffhaien.

Gemeinsam mit Jeroen und Rajesh (SY My Motu), Hannes (SY MariaNoa) und Ingo (SY Easy One) tauche ich ab. Die leicht erkältete Wiebke und Brigitta bleiben in den Dinghies und sammeln uns nach dem sehr strömungsintensiven Tauchgang wieder ein. Und auch dieser Tauchgang am Südpass wird wieder ein beeindruckendes Erlebnis:

Vielleicht im Video noch besser zu verstehen und eindrucksvoller, auch wenn die Video-Qualität hier im Blog etwas reduziert ist:

Die Bedingungen sind gerade besonders gut, also wollen wir morgen gleich noch einen Tauchgang versuchen. Dann ist Wiebke hoffentlich wieder fit und dabei.

Covergirl Flora

Im Transocean Magazin ist wieder einmal ein Artikel von uns erschienen, volle sieben Seiten. Unser Thema in dieser Ausgabe: San Francisco.

Besonders erfreulich ist natürlich auch, dass unsere Flora gleichzeitig auch noch Cover-Girl ist.

Sehr schön. Und was machen wir sonst so?

Erstmal Schnorcheln am Bommie nahe bei Flora.

Geimeinsam mit Alex von der „No Stress“ und Ralf von der „Barbarella“ fahren wir dann am Nachmittag mit unserem Dinghy aber auch nochmal in den Südpass von Fakarava. Wiebke macht die Begleitung und bleibt im Dinghy, wir anderen drei tauchen noch einmal mit den Haien. Zur besseren Einordnung, weil Graue Riffhaie vielleicht nicht ganz so geläufig sind: in der Größe liegen sie nur leicht über den Schwarzspitzen-Riffhaien. Männchen werden maximal 2,50 m lang, Weibchen sind etwas kleiner.

Das Tauchen mit ihnen ist (auch) wegen ihrer großen Anzahl aufregend, aber nicht stressig. Die Haie bewegen sich zumeist ganz ruhig, scheinen uns kaum zur Kenntnis zu nehmen. Wir unsererseits sehen zu, dass wir am Rand der Wall of Sharks bleiben und sie möglichst wenig stören. So treiben wir mit der Strömung seitlich an ihnen vorbei.

Beim Ausklingen des Tauchgangs im flacheren (und damit lichtdurchflutetem) Wasser kommen dann auch die Farben wieder besser durch. Da strahlen die Falterfische und der Pfauen-Kaiserfisch …

… und auch der skurril geformte Trompetenfisch und die Ananas-Seewalze kommen selbst ohne auffällige Farben gut zur Geltung.

Nur der Camouflage-Zackenbarsch vertraut weiter auf seine Tarnung und hält sich versteckt. Kein Wunder, er ist eine Lieblingsspeise der Haie.

Das Deko-Bier nach dem Tauchen und der Sundowner auf dem Vordeck gehen ineinander über. Und was für ein Sundowner. Zuerst scheint sich die Sonne hinter den Wolken zu verstecken, dann bricht sich doch noch einmal durch und beleuchtet nach ihrem Untergang die flauschigen Wolken noch von unten.

Red sky at night, sailor‘s delight.

☺️

Fakarava. Wall of Sharks.

Die Südostecke von Fakarava ist klasse. Der Starkwind flaut langsam ab, jetzt können wir auch beruhigt die Sandbänke auf dem Riff erkunden.

Ein Video dazu habe ich bei Facebook eingestellt.

Aber das ruhige Wetter lädt auch dazu ein, noch einmal am Südpass zu ankern und jetzt auch dort zu tauchen.

Die WALL OF SHARKS. Na gut, man könnte meinen, dass es die Tourismus-Manager in Fakarava es mit der Vermarktung einfach nur besser hinkriegen als anderswo. Schließlich gibt es in praktisch allen Pässen der Tuamotus hohe Hai-Konzentrationen. Das schnell fließende Wasser ist für diese Raubfische einfach ideal. Sie brauchen durchströmte Kiemen für die Sauerstoffzufuhr. Hier können sich die vornehmlich nachtaktiven Jäger tagsüber ausruhen, quasi auf der Stelle stehen. Dazu kommt, dass die abgelegene Lage der Tuamotus mitten in der Weite des Pazifiks zwischen Südamerika und Australien und abseits der großen Touristenströme offenbar den Korallenriffen sehr zu Gute kommt. Diese Ökosysteme können sich hier noch immer weitgehend ungestört entwickeln. Auch das bietet beste Voraussetzungen für die Haie.

Das ist natürlich nicht nur in Fakarava so. Aber hier sind die Haie seit 2008 zudem auch noch umfänglich geschützt. Seit 2016 ist Fakarava auch als Unesco Biosphärenreservat Reservat anerkannt. Eine Weitere Besonderheit ist, dass jeweils zum Vollmond im Juni und Juli Unmengen von Zackenbarschen der Art Camouflage Grouper (Epinephelus Polyphekadion) hier zur Paarung einfinden. Gleichzeitig bilden sie ein Festessen für die Haie. Am Südpass von Fakarava findet sich aus all diesen Gründen die weltweit höchste Konzentration von Grauen Riffhaien. Mehrere Hundert sind es wohl immer, in der Saison sollen es laut einer wissenschaftlichen Studie über 700 (sic!) sein.

Das wiederum macht den Südpass von Fakarava zu einer Berühmtheit unter den Tauchplätzen dieser Erde. Wo wir schon mal hier sind, wollen wir uns das natürlich nicht entgehen lassen.

Den ersten Tauchgang machen wir mit einer der beiden örtlichen Tauchschulen des kleinen Dörfchens am Pass. Schon im Flachwasser unter dem Steg der Tauchschule tummeln sich Haie (hier aber die kleineren Schwarzspitzen-Riffhaie, meist unter 2 Meter) und imposante Napoleon-Lippfische.

Und auch auf dem weiteren Tauchgang gibt es viel zu sehen. Bekannte Rifffische wie die Papageifische mit ihren kräftigen Kiefern, mit denen sie an den Korallen herumknuspern (und letztlich zum feinen Sand an den Stränden beitragen). Falterfische mit langem Schnabel und – putzig anzusehen – Einhornfische. Eine Doktorfisch-Art, die auch als Pinocchio-Fisch durchgehen würde.

Ok, aber was ist denn nun mit den Haien? Einzelne Exemplare sehen wir gleich zu Beginn. Weißspitzenhaie liegen auf kleinen Sandstellen, Schwarzspitzenhaie ziehen oben am Riff entlang. Zur Mitte des Passes aber, wo es tiefer wird, bewegt sich eine Vielzahl von Schatten.

In etwa 20 Metern Tiefe suchen wir uns einen strömungsgeschützten Platz hinter einigen abgestorbenen Korallen. Es ist kaum zu fassen. Auf diesem Tauchgang und auch auf dem nächsten, den wir ohne Tauchschule machen, wird der Tauchplatz im Südpass seinem Spitznamen “Wall of Sharks” jedenfalls absolut gerecht.

Hier ein kleines Video dazu, diesmal auf Instagram.

Das Weitwinkel der GoPro-Kamera fängt die Nähe und Dichte optisch nicht optimal ein, aber sie leistet uns gute Dienste.
Sicher mit die spektakulärsten Tauchgänge, die wir bisher gemacht haben.