So weit, so gut. Nach der OP in Hamburg, Tsunami-Warnung im Pazifik

Uns geht es gut. Ich habe die Operation an der Prostata und die paar stationären Tage im Krankenhaus gut überstanden, die Rekonvaleszenz ist inzwischen so weit, dass ich kaum noch eingeschränkt bin

Wir genießen die Zeit mit der Familie, die Besuche von Freunden und natürlich auch einfach den Aufenthalt in unserer schönen Heimat.

Außerdem gibt es auch einiges zu erledigen. Steuererklärung, Bankangelegenheiten und so etwas. Ersatzteile fürs Boot bestellen. Dann auch den Kauf eines Autos. Wenn wir zwischendurch in Deutschland waren, konnten wir bisher das Auto von Wiebkes Mama nutzen. Das hat allerdings jetzt keinen TÜV mehr bekommen und eine Reparatur ist wirtschaftlich unsinnig. Also haben wir beschlossen, das Ganze jetzt umgekehrt zu machen: wir kaufen ein Auto und wenn wir nicht in Deutschland sind, kann Uschi es nutzen.

VW nennt die Farbe „Makena“. Wir sagen „Südsee-Metallic“!

Die Probefahrten und der Autokauf gehen eigentlich ganz flott, die Anmeldung war allerdings eine Herausforderung. Die Wartezeiten beim Straßenverkehrsamt bis zum obligatorisch online zu vereinbarenden Termin sind lang. Zu lang für uns. Die komplett online durchzuführende Internet-Zulassung ist die andere Option, aber auch die hat ihre Tücken. Der sechseinhalb Jahre alte Personalausweis ist zum Glück bereits für das Online-Verfahren geeignet, aber wie war nochmal das Passwort? Wir haben ihn schließlich nie für ein solches Verfahren genutzt. Zwei Apps sind zu laden, unsere Anmeldeversuche schlagen trotz inzwischen erinnertem richtigen Passwort mehrfach fehl. Wir bleiben aber hartnäckig, malträtieren auch den Chat (sinnlos) und die Helpline des Straßenverkehrsamtes (wo wir tatsächlich jemanden ans Telefon bekommen). Am Ende sind wir erfolgreich. Wir können ein Zulassungsschreiben ausdrucken, das vorerst ins Auto zu legen ist. Die Papiere, Siegel und TÜV-Plakette sollen in den nächsten Tagen zugeschickt werden, letzteres muss dann von uns auf das Kennzeichen geklebt werden. Da haben sich die Abläufe in den letzten Jahren doch sehr geändert, wir merken einmal mehr, dass wir schon längere Zeit unterwegs sind.

Zwischendurch ein Schreckmoment: nach einem extrem starken Erdbeben im Nordpazifik wird für den gesamten Pazifik (auch für Samoa) eine Tsunami-Warnung herausgegeben. Mehrere Segelfreunde weisen uns darauf hin, einige Boote verlassen vorsorglich die Bucht von Apia und fahren aufs offene Meer. Wir können natürlich nichts anderes tun als abzuwarten und zu hoffen, dass Flora nichts passiert. Gut 12 Stunden braucht die Flutwelle, um über den Pazifik hinunter nach Samoa zu laufen. Nach 6 Stunden erreicht sie die Papua Neuguinea, nach 8 Stunden Hawai‘i. Da stellt sich bereits heraus, dass die Tsunami-Wellen deutlich geringer ausfallen als zunächst befürchtet. In Samoa treten dann tatsächlich keine Schäden auf, wir können erleichtert durchatmen.

Ein längerer Stromausfall im Haus, ein Wasserschaden in unserem Keller nach einem Rohrbruch und nach dessen Reparatur Schwierigkeiten bei der Heißwasserversorgung unserer Wohnung halten uns trotzdem ein bisschen auf Trab. Auch zu Hause hört das Reparieren also nicht auf. Aber das lässt sich alles regeln (am letzten Teil sind wir noch dran). Jedenfalls ist es gut, das wir vor Ort sind.

Die Ersatzteile für Flora sind inzwischen eingetroffen, in zwei Wochen fliegen wir ja auch schon wieder zurück zum Boot.

Zeit, um noch ein wenig Hamburg und Norddeutschland zu genießen. Mit Freunden die Kunsthalle, Restaurants und die Wochenmärkte zu besuchen oder einfach durch die Stadt zu bummeln. Und mit dem neuen Auto über Land an schon abgeernteten Kornfeldern voller Störche zu Uschi zu fahren.

Schön!

Zurück nach Hamburg und eine schmerzhafte Überraschung

Vom Flughafen Nadi auf Fiji führt der nächste Abschnitt unseres Heimflugs nach Singapur. Ein 10stündiger Flug, zwischen Australien und Papua Neuguinea hindurch und über Indonesien durch die Nacht, mit ein paar Filmen und auch viel Schlaf.

Dann gut vier Stunden Aufenthalt auf dem riesigen Flughafen von Singapur. Für mich ist das alles neu, ich war noch nie in Ostasien. Aber für Wiebke kommen Jugenderinnerungen hoch: ihr Vater hat mehrere Jahre in Indonesien gearbeitet. In der Familie gab es deshalb für Besuche bei ihm in Jakarta den Flughafen-Wegweiser-Spruch „In Singapur links rum“.

Aber auch für Wiebke bietet der Flughafen Neues. So zum Beispiel „Bacha Coffee“. Was auf den ersten Blick mit seinen Innenbalkonen wie ein marokkanisches Kaffeehaus zum Verweilen daherkommt, bietet zwar „nur“ Coffee to Go, leckeres Gebäck zum Mitnehmen und den Verkauf von zig Kaffeesorten in stylisch bunten Blechdosen, aber es ist einfach wunderschön gemacht. Und lecker!

Die menschengemachte Farbenpracht wird etwas später aber noch übertroffen durch die Natur. Jawohl, denn mitten im Flughafen gibt es einen gar nicht so kleinen zweistöckigen Schmetterlingsgarten. Eine kleine Auswahl:

Als wir von Singapur abfliegen, können wir unter uns auf der Reede dicht gedrängt eine Unmenge von Frachtern liegen sehen, viele davon werden gerade betankt (erkennbar an den Bunkerschiffen an ihrer Seite). Dazwischen sausen diverse kleinere Boote herum. Was für ein Gewusel.

Der Flug nach Frankfurt wird dann für mich leider nicht so angenehm wie erhofft. Singapur Airlines kann allerdings überhaupt nichts dafür, Flugzeug und Service sind klasse. Nur macht meine Blase fast komplett zu, ziemlich schmerzhaft auf so einem Langstreckenflug.

Nach 54 Stunden (Schott auf der Flora in Apia bis Haustür in Hamburg) ist die Tortur noch nicht ganz zu Ende, aber noch in der Nacht kann ich per App einen Termin bei meinem Urologen für den nächsten Morgen vereinbaren. Danach steht fest: Ein OP-Termin steht an.

Sieht so aus, als ob das Timing für diesen spontanen Heimaturlaub ganz gut gewählt war.

Warum es um uns so still ist

Wir sind immer noch in Apia. Ja, Samoa gefällt uns richtig gut, aber das ist leider gar nicht der Grund. Vielmehr sind wir krank. Trifft uns zum Glück selten, aber dieses Mal hat es uns ziemlich böse erwischt.

Ein Hautausschlag, an Wiebkes rechter Hand fängt es an. Erster Arztbesuch am Montag. Sieht zunächst nach einem allerdings aggressiven Pilz aus und wird auch entsprechend behandelt. Allerdings bessert es sich nicht, wird sogar schlimmer, greift auf die andere Hand über. Geschwollene Finger mit flächig aufgeplatzter Haut und tiefroten Rändern um die offenen Wunden.

Und ich bekomme den Ausschlag auf dem Rücken. Aus „Hitzepickeln“ bilden sich im unteren Rücken flächendeckend etwa 60 kleine und größere Blasen, die größten etwa im Durchmesser einer Euro-Münze. Flüssigkeitsgefüllt und juckend. Später auch auf dem Handrücken und ein paar kleine sogar im Gesicht am Kinn.

Wir schicken Bilder an unsere Freundin Bianca in Deutschland, sie ist Dermatologin. Ergebnis: agressive bakterielle Infektion, sie empfiehlt dringend bestimmte Breitband-Antibiotika (Amoxilin / Clavolansäure) und eine Spezialsalbe.

Diese Antibiotika haben wir zum Glück in Floras Bordapotheke und beginnen sofort mit der Einnahme, lassen sie uns aber bei unserem zweiten Arztbesuch am Mittwoch trotzdem noch einmal verschreiben, damit sie für uns beide reichen. Der Arzt verschreibt uns auch die Salbe und wir bekommen beides in der Apotheke nebenan gleich zum Mitnehmen, zudem ausgesprochen günstig.

Die Behandlung schlägt an, erst langsam, aber heute (Samstag) geht es uns erstmals deutlich besser. Die alten Wunden beginnen sich zu schließen und es kommen keine neuen mehr dazu.

Ins Wasser und in die Sonne geht’s für uns aber erstmal nicht, das ist blöd. Wir vertreiben uns die Zeit unter Deck und im Schatten im Cockpit.

Wiebke strickt trotz ihrer bandagierten Finger.

Und wir machen uns an das 1.000 Teile Puzzle 🧩, das uns unsere Segelfreunde Karen und Steve aus Denver nach Fakarava mitgebracht haben. Eine schöne Reminiszenz daran, dass wir im COVID-Lockdown auf Antigua in der Carlisle-Bay mit ihnen Puzzle von Boot zu Boot getauscht haben. Und zugleich eine tolle Erinnerung an unseren Besuch bei ihnen in Denver auf unserem USA-Roadtrip.

Heute geht es schon wieder so gut, dass wir ein kurzes Fotoshooting von Wiebkes letztem fertigen Strickprojekt machen können. Der flauschige Seiden-Mohair Cardigan wird wohl erst in Neuseeland wirklich getragen werden, dann aber mit der Farbe immer an die Südsee erinnern, wo er überwiegend in den Tuamotus gestrickt wurde: