Die sich im Wetterbericht abzeichnende Schwachwindphase ist da. Wir motoren fast 17 Stunden lang, aber das hatten wir ja vorher schon auf dem Schirm. Ein bisschen irritierend ist der zum Teil mit über 2 kn kräftige Gegenstrom, der uns zudem mal 15 Grad nach Backbord und dann einige Stunden später 15 Grad nach Steuerbord versetzen will und entsprechendes Gegensteuern erfordert. Seit heute morgen um 5.00 Uhr (Wachwechsel) sind aber die Segel wieder gesetzt und der Motor ist aus.
Der Gegenstrom hatte aber auch sein Gutes: ohne ihn läge unsere voraussichtliche Ankunft definitiv irgendwann mitten in der Nacht. Selbst jetzt noch wirft der Plotter für die Ankunft an der Ansteuerungstonne vor Beaufort irgendetwas zwischen 2:30 und 7:oo Uhr aus. Angesichts des uns auf dem lezten Stück wohl noch beschleunigenden Golfstromes und der für heute Nacht angekündigten kräftigen Winde bauen wir vor und reffen bereits jetzt das Groß doppelt ein, um etwas langsamer zu werden und einen gewissen Puffer zu haben.
Etmal (nur) 105 sm.
Und was machen wir so, wenn wir den ganzen Tag motoren?
Ein bisschen mehr schlafen, auch tagsüber. Lesen und vorlesen. Ansonsten das Meer ansehen. Unfassbar, wie es doch immer gleich da ist und sich trotzdem immer wieder so anders präsentiert.
Tiere beobachten? Immer gern, aber tatsächlich sehen wir auf hoher See weit weniger Lebewesen, als man denken würden. Es ist eben doch eine (scheinbar) unendliche Weite.
Aber wir haben Glück: zwei Wale kreuzen unseren Weg und zeigen uns zweimal kurz ihre glatten Rücken mit kurzer Finne, zu wenig allerdings, um sie sicher zu identifizieren.
Und auch die Seevögel machen sich zwar insgesamt rar, bescheren uns aber doch mehrere um so intensivere Besuche. So hatten wir zunächst kleine Wellenläufer (Sturmseeschwalben) zu Gast. Der englische Name ist „Storm Petrel“, wobei Petrel von Petrus abgeleitet sein soll (obwohl nach der Bibel ja nicht Petrus, sondern Jesus selbst übers Wasser lief). Doch genau darauf wird im deutschen wie im englischen Namen angespielt: insbesondere die uns besuchenden in der Größe und dem Flugbild an Schwalben erinnernden „Wilson Storm Petrel) mit ihren langen, im Flug noch über die Schwanzspitze hinausragenden Beinen, scheinen immer wieder nicht nur knapp über die Wellen dahinzufliegen, sondern tatsächlich mit ihren Füßen über das Wasser zu laufen. Ein tolles Schauspiel, dass sie mindestens eine halbe Stunde lang um die Flora herum vorführen.
Noch eine andere Vogelart schaut bei uns vorbei: Tropikvögel. Dieses Mal nicht die Rotschnabeltropikvögel, die wir in der Karibik häufiger bewundern durften (insbesondere auf Great Bird Island / Antigua). Drei gelbschnäbelige Tropikvögel kreisen einige Zeit um die dahinmotorende Flora herum, oft zwei von ihnen im Paarflug. Wie die Rotschnabeltropiks haben sie schwarze Flügelspitzen und eine schwarze Augenmaske, der Rücken aber ist nicht hell gesperbert sondern weist ebenfalls eine kräftige Zeichnung in Form eines dunklen V auf. Auch ihre Flugmanöver sind spektakulär, vor allem, wenn sie neben den charakteristischen langen Steuerfedern ihre kürzeren Schwanzfedern aufspreizen.
Position:
32 Grad 17.977 N
76 Grad 59.126 W
Dieser Beitrag wird per Iridium-Satellit übermittelt, Bilder reiche ich nach. Auf Kommentare (über die wir uns immer sehr freuen) können wir erst nach unserer Ankunft in den USA reagieren.
Nachtrag: Wie versprochen noch die Fotos. Hier die knapp nur bis 19 cm lange Wilson Storm Petrel, der Wellenläufer (genau genommen wohl die Unterart Buntfuß-Sturmschwalbe):




Und hier die Weißschwanz-Tropikvögel (zum Vergleich die Rotschnabel-Tropikvögel bei Great Bird Island), sie sind recht groß, bis etwa 90 cm lang, davon entfällt etwa die Hälfte auf den Schwanz, trotzdem aber noch die kleinsten der drei Tropikvogelarten (es gibt im Indopazifik noch den Rotschwanz-Tropikvogel):








Es hat mir Freude gemacht, Ihren Blog zu lesen.
LikeGefällt 1 Person
Ihr Blog ist sehr informativ.
LikeGefällt 1 Person