Tag 5 Passage Bahamas USA

Im Morgengrauen fängt es leicht an zu tröpfeln. Wir bauen die Kuchenbude auf (quasi ein Zelt über dem Cockpit mit großen Folienfenstern). Es regnet sich ein, kein Schauer, sondern ein schwaches aber konstantes Pieseln aus bleigrauem Himmel bei Schiebewelle und schwachem aber doch segelbarem achterlichen Wind. Wir machen Musik an. Zu den Klängen von Norah Jones schweben wir in unserer leicht beschlagenen Glocke sanft geschaukelt über den scheinbar unendlichen Ozean.


Ganz so beschaulich bleibt es leider nicht. Der Wind wechselt mehrfach von achterlich steuerbord auf achterlich backbord und zurück, was wir durch einen Schlingerkurs weitgehend ausgleichen können und ansonsten die Fock auf die andere Seite nehmen, dort nicht ausgebaumt. Mittagsetmal 160 sm.
Als der Wind schwächer wird und aus 90 Grad kommt wollen wir wie gestern Abend auf den Code0 wechseln, aber die Fock lässt sich wieder nicht einrollen. Ganz offensichtlich ist es mit der neuen Leine nicht getan. Wir probieren noch verschiedene Fall- und Achterstagspannungen aus, aber es hilft nichts. Selbst mit dem Fernglas lässt sich auch kein eventuell falsch laufendes Fall oben am Mast als Ursache ausmachen. Wir nehmen die Fock also wieder ganz herunter. Die Trommel dreht sich danach einwandfrei. Wir nehmen die Fock wieder hoch, sie lässt sich – wenngleich schwer – aufrollen. Also bleibt sie aufgerollt, statt dessen baumen wir den Code0 aus. Vielleicht ist es das Lager? Können wir erst in den USA klären. Aber bis dahin ist ja noch viel Zeit. Und die verbringen wir heute mit Musik und Vorlesen im Cockpit unter der Kuchenbude, der Regen plätschert den ganzen Tag vor sich hin und lässt erst zum Abend nach. Was für ein Luxus, im Mittelcockpit so regengeschützt segeln zu können.
Wir haben die Tropen verlassen, der Wendekreis des Krebses führt quer durch die Bahamas. Merkt man eigentlich nicht, Andererseits: abgesehen von der Temperatur erzeugt das Wetter heute Ostsee-Feeling, einschließlich „ich glaube, dahinten wird’s schon etwas heller“ und dem gemeinsamen ungläubigen Lachen, das jetzt wirklich auch hier gesagt zu haben.

Dieser Blogpost wurde ursprünglich per Iridium-Satellit übermittelt, somit nur Text ohne Bilder. Das Bild wurde nach der Passage nachträglich eingefügt.

Ein Gedanke zu „Tag 5 Passage Bahamas USA

  1. Das habt ihr wieder wunderbar stimmungsvoll geschrieben, jeder Beitrag ein Genuss, herrlich! 😉

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