Carlisle Bay

Kaum zu fassen, wir sind Ostermontag hier angekommen, jetzt also schon wieder fünf Tage hier. Eine ganze Arbeitswoche, nur dass wir das mit der Arbeit (unserem letzten Blogbeitrag entsprechend) laaangsam angegangen sind. Immerhin haben wir die noch fehlenden Winschen jetzt auch auseinandergenommen und gewartet. Am Unterwasserschiff taste ich mich ebenfalls eher gemächlich vorwärts, in kleinen Abschnitten wird es vom Bewuchs befreit, der sich dort eben doch schon wieder ganz schön breit macht. Aber das ist auf Langfahrt tatsächlich eine nicht aufhörende Sisyphusarbeit, selbst wenn unser Coppercoatanstrich das Reinigen bisher vergleichsweise einfach macht.

Ein bisschen „Arbeit“ noch außer der Reihe: Auf der Webseite unseres Vereins Trans-Ocean (TO) ist ein Reisebericht von uns erschienen. Kann man HIER ansehen, wird Euch als Bloglesern aber sowieso bekannt vorkommen. Da haben wir uns schon drüber gefreut, schließlich hat TO als Netzwerk von und für Hochseesegler gut 5.000 Mitglieder, von denen ein großer Teil weit mehr Erfahrung im Hochseesegeln hat als wir.

Und ansonsten: Live Slow Today. Mit Schildkröten schwimmen. Rochen direkt unterm Boot beobachten, Sepien im Schwarm. Das klare Wasser hier in der Carlisle Bay genießen. Schnorcheln.

Z.B. mit einem jungen Franzosen-Kaiserfisch (ausgewachsen hat er keine Streifen mehr) und einem senkrecht im Wasser stehenden Trompetenfisch in der Bildmitte
oder mit einem Flammenhelm aus der Familie der Helmschnecken, so dunkel könnte es auch eine in der Karibik eher ungewöhnliche rote Helmschnecke sein,
oder mit unserem ersten Sanddollar außerhalb der Bahamas (Kalkplatten von sehr flachen Seeigeln),
oder wieder einmal den Kiemen von vielen bunten Tannenbaumwürmern, diesmal auf einer Hirnkoralle.

Aber wir dürfen jetzt ja seit der Lockerung der Ausgangssperre vormittags wieder an Land, das haben wir heute erstmals genutzt. Am Dinghysteg des zur Zeit leeren Hotels dürfen wir anlanden, wenn wir uns über die Hochwasserlinie hinaus auf das nicht als solches gekennzeichnete Privatgelände des Hotels (unter die Palmen an diesem Strandabschnitt) verlaufen werden wir aber recht rüde vertrieben. Macht nichts, ein Stück weiter den Strand hinunter gibt’s auch Palmen und hier sind wir willkommen.

Aus einer kleinen Hütte heraus wird Obst und Gemüse verkauft, Getränke gibt’s auch. Banane und Avocado kaufen wir hier, ein Stück die Straße rauf erstehen wir auch noch ein paar frisch gepflückte Mangos.

Gesichtsmasken sind eigentlich auf der Straße obligatorisch, aber hier ist es etwas abgelegen und es gibt kaum Kontrollen, von den Locals trägt nur etwa die Hälfte eine Maske. Etwas erstaunlich ist auch, wie einfach und zum Teil auch heruntergekommen die Hütten sind, die hier im Dörfchen unmittelbar neben dem Hotel („Leading Hotels of the World!) stehen.

Im Garten einer der verblüffend zahlreichen Kirchen des kleinen Ortes entdecken wir eine riesige, etwa zwölf Zentimeter große Raupe, die doch einiges von unserem Franzosen-Kaiserfisch hat:

Es ist mehr, als nur die gelben Streifen auf schwarzem Grund. Auch bei ihr sieht die nächste Entwicklungsstufe deutlich unauffälliger aus: zwar wird aus ihr einer der größten amerikanischen Schmetterlinge mit bis 17 cm Flügelspannweite. Allerdings ist er braunbeige gemustert und somit gut auf Rinde getarnt. Die meisten würden ihn wohl als riesengroße Motte bezeichnen 😔.

Zurück zum Boot: wir freuen uns weiter, hier zu sein. Ein bisschen eingemottet wären wir wegen Covid-19 überall sonst auch. Aber nicht überall so schön.