Passage zu den Cook Islands, Tag 5

Wir segeln weiter nach Westen. Das beschert uns schöne Sonnenuntergänge vor dem Bug, aber auch tolle Sonnenaufgänge genau in unserem Kielwasser.

Es bleibt dabei: angenehmes Segeln. Die Windstärke variiert ein bisschen, so können wir unsere Segelgarderobe ausprobieren. Sowohl die Fock als auch der Code0 kommen zum Einsatz, dazu wechseln wir durch verschiedene Reffstufen im Großsegel. Eine kurze Schwachwindphase nutzen wir für ein Bad im offenen, hier über 4.000 m tiefen Pazifik.

Aufregenden in diesem riesigen Freibad (auch für uns immer wieder) und trotz 26 Grad Wassertemperatur auch erfrischend, dieser Ausflug in das im mehrfachen Sinne tiefe Blau. Natürlich mit Sicherungsleine 😉, der Schwell stellt sich schließlich nicht so schnell ab.

Außerdem nehmen wir schon mal den Wechsel der Gastlandsflagge vor. Französisch Polynesien wird eingeholt, die Flagge der Cook Inseln gesetzt. Die sieht ein bisschen so aus, als wäre der britische Union Jack mit der Europaflagge vereint, aber die Erklärung ist natürlich eine andere. Der Union Jack im Blue Ensign (Mitglied im Commonwealth of Nations, zudem steht das Blau für den Pazifik ist zugleich eine Anlehnung an die neuseeländische Flagge). Der Kranz von 15 Sternen (nicht 12 wie bei der Europaflagge) steht für die 15 Inseln des Staates.

Vorerst muss darüber noch die gelbe Quarantäne-Flagge gesetzt sein, die wird erst eingeholt wenn wir einklariert sind.

Und sonst: noch eine Nacht, noch etwa 70 Seemeilen liegen vor uns. Zum Abendessen gab’s dann heute Zweierlei vom Mahi Mahi: zuerst eine Flora-Variation des Poisson Cru (roher Mahi Mahi in Limettensaft mariniert, mit Tomate, Gurke, Zwiebeln und Kokosmilch, abgeschmeckt mit Salz, weißem Pfeffer und Sirach). Und als Hauptgang dann eine Poke Bowl mit angebratenem Mahi Mahi auf Reis und Karotten und Salat mit Furikake-Topping.

Passage zu den Cook Islands, Tag 4

Herrliches Segeln. Allerdings sind wir zu schnell, zugegebenermaßen ein Luxusproblem. Also segeln wir trotz 15 kn Wind im zweiten Reff, während der Nacht sogar im dritten. Tagsüber bei langsam abnehmendem Wind wieder im zweiten Reff. Angenehme Bedingungen, Sonnenschein, tefblaues Meer. Offshore-Segeln vom Feinsten.

Um das Blauwassererlebnis wirklich perfekt zu machen gehört dann auch noch Angelerfolg dazu. Der kleine fliegende Fisch, der sich während Elisas Wache ins Cockpit verirrt, zählt nicht als solcher. Dann aber am Nachmittag: beide Angelleinen rauschen aus. Es wird ein ordentlicher Kampf mit Bauchgurt im Drill. Auch Elisa versucht sich zwischenzeitlich, aber die Kräfte sind doch ein bisschen groß. (Für bessere Auflösung auf Foto klicken)

Wir bekommen beide Fische tatsächlich an Bord, es sind jeweils kapitale Mahi Mahi. Allerdings schaffen wir das nicht ganz ohne Schwund: die vorsorglich herausgestellte altbewährte Plastikwanne (zum Ausbluten und Filetieren) ist viel zu klein und gleich der erste Mahi Mahi zertrümmert sie schon vor dem Hineinlegen mit einem Schwanzschlag. Beim zweiten Mahi Mahi bricht dann unser altes Gaff (ein Haken an einem Stiel, mit dem große Fische an Bordgehievt werden). Zum Glück erst, nachdem der Mahi Mahi schon auf dem Achterdeck zappelt.

Nach dem Filetieren sind die Kühlschränke übervoll und ich bin erstmal völlig fertig, Nachmittagsschlaf ist angesagt.

Vorher müssen allerdings noch die Spuren des Gemetzels auf dem Achterdeck beseitiget werden, gefolgt von ausgiebigen gegenseitig verabreichten Eimerduschen.

Essen: Kartoffel-Lauch-Eintopf. Der Fisch muss im Kühlschrank noch ein bisschen warten.

Noch rund 200 Seemeilen bis Aitutaki.

Abgründe und Rettungsflieger

In der letzter Woche ist so viel passiert, dass wir eine ganze Zeit gebraucht haben, um überhaupt darüber berichten zu können. Begonnen hat es wunderbar entspannt.

Mit unseren Freunden Theresa und Joe genießen wir zunächst die Zeit im Atoll Aratika. Wir schnorcheln im Ostpass, wo neben den Haien …

… dieses Mal insbesondere der wirklich als senkrechte Wand in die dunkle Tiefe abfallende Dropoff am äußeren Ende des Passes beeindruckt. Ein irres Gefühl, darüber hinaus bzw. hinein zu schnorcheln. Gerade noch 10 m Wassertiefe und gleich daneben: scheinbar ein unendlicher Abgrund. Der Blick sucht Halt, tastest sich an der steilen Wand hinunter und verliert sich im immer dunkler werdenden Blau.

Im Pass selbst begeistern uns vor allem die Adlerrochen. Zunächst ein einzelnes Exemplar …

… dann mehrmals gleich jeweils vier Geflecke Adlerrochen im Formationsflug:

Diese wunderschönen und eleganten Tiere gehören (anders als die Mantas) zu den Stechrochen und tatsächlich haben sie Giftstachel am Schwanzansatz. Allerdings dienen diese lediglich als Verteidigungswaffe, Menschen gegenüber sind die Adlerrochen eher scheu.

Auch an Land sind wir gemeinsam unterwegs, wandern wir durch eine Palmenallee hinüber zum Außenriff.

Abends verabschieden wir uns von Theresa und Joe, am nächsten Tag brechen wir früh auf. Es scheint die einzige Möglichkeit zu sein, einigermaßen vernünftig durch den (West-)Pass und nach Fakarava zu kommen. Die Strömung in den Pässen von Aratika scheint derzeit zu machen, was sie will. Seit zwei Tagen haben wir kein einlaufendes Wasser erlebt, jederzeit strömt es hinaus. Die Tide nach Vollmond (Springtide) und der Wind haben da wohl den eigentlichen Rhythmus ziemlich durcheinander gebracht.

Wir laufen erst einmal eine Boje am Westass an und ich erkunde mit dem Beiboot die Situation im Pass. Auslaufendes Wasser, recht kräftig. Aber keine stehende Welle, nur kleinere Strudel und stärkeres Kabbelwasser erst draußen außerhalb der engen Riffdurchfahrt. Ok, das können wir probieren. Tatsächlich werden wir beim Hinausfahren kaum durchgeschaukelt und auch nicht vom Kurs abgebracht. Allerdings schießen wir mit bis zu zwölf Knoten Fahrt wie ein Korken aus der Flasche. Puh, aufregend, aber gut.

Ein paar Seemeilen weiter bekommen wir einen WhatsApp-Anruf von Theresa. Sie ist ziemlich aufgelöst, Joe hat aus unbekanntem Grund akute Gesundheitsprobleme.

Wir drehen um und fahren zurück Richtung Pass. Unterwegs bringen wir die WhatsApp-Nummer der Rettungsleitstelle in Tahiti in Erfahrung, Telefonempfang hat Theresa am Ankerplatz nicht.

Die Strömung im Pass hat sich leider kaum verändert. Gegen gut 5 Knoten Gegenstrom kämpft sich die Flora quälend langsam zurück in die Lagune von Aratika. Immer noch sieben Meilen bis zur Freefall. Unterwegs kommt mit Brassfahrt ein Dinghy von hinten auf. Die beiden Franzosen darin rufen uns zu, das eine Krankenschwester an Land sei. Wir erklären, dass der Notfall nicht bei uns an Bord sondern auf dem Katamaran im Osten der Lagune vorliegt und klären, wie wir die Hilfe an Bord bekommen können.

Kurz nachdem wir bei der Freefall ankommen, braust dann ein lokales Boot mit der Krankenschwester heran. Gemeinsam schaffen wir es, Joe auf das Local-Boat zu bekommen. Theresa fährt mit und sie brausen davon.

Etwas später erfahren wir, dass der Rettungsflieger unterwegs ist um Joe nach Tahiti ins Krankenhaus zu bringen. Wir suchen auf der Freefall ein paar Sachen für Joe zusammen und ich bringe sie zum Flughafen, wo wir gemeinsam auf den Rettungsflieger warten. Als er gelandet ist, untersucht die Ärztin Joe in der leeren Wartehalle des Flughafens (hier landet normalerweise nur einmal pro Woche ein Linienflugzeug). Sie entscheidet, dass er flugfähig ist und zur weiteren Untersuchung nach Tahiti ausgeflogen werden soll. Theresa kann allerdings nicht mitfliegen.

Die nächsten Tage sind eine emotionale Achterbahnfahrt. Wir sind froh, dass wir umgekehrt sind und Theresa unterstützen können.

Es ist jedenfalls gut zu wissen, dass das Rettungssystem auch auf kleineren bewohnten Inseln der Tuamotus funktioniert, fast alle haben einen kleinen Flughafen. Und – Lessons Learned – wir nehmen uns vor, die Notfall-WhatsApp -Nummer der jeweiligen regionalen Rettungsleitstelle künftig gleich in unsere Handys zu speichern. Eine aktive lokale SIM-Karte macht (Empfang vorausgesetzt) auch manches leichter. So haben wir gelernt, dass hier in Französisch Polynesien die Rettungsleitstelle per Handy über die Telefonnummer 16 (wie der UKW-Anrufkanal) erreichbar sein soll.

Zwei Tage nach unserem ersten Versuch laufen wir dann wieder durch den Pass aus, wieder mit reichlich Strömung, aber unproblematisch. Wir wären noch länger geblieben, aber unsere Gäste Karen und Steve kommen in Fakarava an, insofern wird es höchste Zeit. Aber immerhin sind die Untersuchungen von Joe jetzt durch und es geht ihm besser, er fliegt zwei Tage später zurück zur Freefall. Wir bleiben in Kontakt und immerhin auch räumlich in der Nähe. Für Freefall und Flora steht ja demnächst der etwas längere Schlag zurück Richtung Papeete an, das werden wir wohl als Buddy-Boote angehen.

Nachdem wir ja im letzten halben Jahr keinen einzigen Fisch mehr gefangen haben (und in den Atollen wegen der Ciguatera-Gefahr nicht angeln oder speeren), ist uns auf der Überfahrt von Aratika nach Fakarava endlich wieder einmal das Angelglück hold. Und wie! Passend zur Crewerweiterung von zwei auf vier ziehen wir nach längerem Kampf einen wirklich großen Mahi Mahi an Bord:

Mit Karen und Steve erkunden wir einmal mehr Fakarava, schaffen auch erstmals eine Fahrradtour über die Insel.

Und, obwohl wir schon so oft hier waren, erleben auch wir dabei neben Bekanntem auch wieder einiges Neues und so von uns noch nicht gesehenes.

Mindelo

Der Absprungort für die Atlantiküberquerung von den Kapverden aus ist Mindelo. Zugleich wartet die Stadt als einzige des ganzen Archipels mit einer Marina und damit mit einer vernünftigen Infrastruktur für Segelboote vor einem großen Törn auf. Hier können wir die Proviantierung noch um die frischen Sachen wie Obst und Gemüse ergänzen, noch mal Wasser und ggf. Diesel tanken, zur Not (zu Apothekenpreisen) sogar noch notwendiges Bootszubehör bzw. Ersatz- oder Verschleißteile kaufen. Um uns herum sind die Boote alle mit „letzten“ Vorbereitungen beschäftigt. Aber wir haben ja noch Zeit. Catalina ist für 10 Tage zu Besuch gekommen, Jan wird Samstag eintreffen und mit uns bis Martinique segeln.

Und so lassen wir es gemütlich angehen und erkunden zusammen ein wenig den Ort. Die Häuser sind größer als in den von uns hier bisher besuchten Orten, kein Wunder, Mindelo (früher: Porto Grande) ist eine Stadt mit rund 80.000 Einwohnern. Hier unten am Hafen findet sich neben einigen sehr modernen Bauten noch viel koloniale Architektur aus der portugiesischen Zeit.

So auch im Gemüsemarkt (ziemlich leer, wenn man erst kurz vor Feierabend reinschaut 😉):

Wieder ist es bunt hier, aber es werden auch andere Akzente gesetzt. Eine neue Art der auf den Kapverden so beliebten Wandmalerei sehen wir auch: eine zweistöckige Fassade ist mit dem Portrait der berühmtesten kapverdischen Sängerin Cesária Évora verziert:

Erst bei näherem Hinschauen erkennen wir, dass dieses Bild nur durch in den Putz des Hauses geschlagene „Löcher“ gebildet wird:

Und auch der Stadtstrand hinter dem Fährterminal überrascht uns. Wieder positiv, die Farben habe ich nicht bearbeitet 😁:

Ah, fast vergessen. Auf der Fahrt hierher hatten wir wieder einmal Angelglück, ein schöner Mahi Mahi mittlerer Größe, perfekt fürs Abendessen.

Und wo sind wir jetzt? Die aktuelle Position der Flora findet Ihr hier: