Auf der Straße … nach Mendocino

Die California State Route 1 (kurz CA1) wird oft auch Highway 1 genannt, führt über 1.000 Kilometer lang in Nord-Süd-Richtung durch Kalifornien. Auch die Großstädte San Francisco und Los Angeles liegen an der CA1. Vor allem aber führt die Strecke oft dicht am Pazifik entlang und bietet dabei spektakuläre Ausblicke auf den Ozean und die abwechslungsreiche Küstenlinie. Damit hat sie sich die Auszeichnung „National Scenic Byway“ verdient und wird auch immer wieder als eine der „Traumstraßen der Welt“ genannt.

Na, wenn wir schon mal wieder ein Auto haben und in der Nähe sind …

Von Healdsburg aus fahren wir noch ein ganzes Stück durch Weinanbaugebiete, dann aber durch den „Armstrong Redwood State National Reserve“ hinüber an die Küste. Bei Jenner biegen wir auf die CA1 ab und folgen ihrem Verlauf nach Norden. Wie so oft hängt Nebel über der Landschaft, scheint die Farben zu verschlucken.

Spektakulär ist es trotzdem.

Wir halten an und machen eine kleine Wanderung auf dem „Vista Trail“. Schon Albert Hammond verkündete ja: „It Never rains in (Southern) California“, aber ganz ohne Feuchtigkeit gebe es an der Küste nicht die berühmten Redwood Trees. Tatsächlich sind die Coastal Redwoods abhängig von der klimatischen Besonderheit der tiefhängenden, über die Küstengebirge ziehenden Wolken, sie beziehen die Hälfte ihres Feuchtigkeitsbedarfs aus dieser Quelle. Und nicht nur die Bäume, auch Sträucher und Blumen fangen die Tröpfchen aus der Luft und halten sich damit in dieser eigentlich so trockenen Gegend am Leben. Die Tautropfen fangen sich malerisch auf Ferkelkraut, oder besonders auffällig in Spinnennetzen …

Auch die eigentlich aus Südafrika stammende Belladonnalillie scheint sich daran zu laben, sie ist wildwachsend hier an der Küste weit verbreitet.

Schön auch der Kalifornische Mohn (mit Spottet Cucumber Beetle drauf):

Wie so oft beginnt sich auch heute der Nebel langsam aufzulösen,

die schroffen Felsformationen an der Küste werden immer besser sichtbar.

Als wir am Point Arena Leuchtturm ankommen, ist der Nebel weg, dafür aber Dunst in der Luft (neben der Gischt) schon deutlich zu riechen, die Waldbrände Landesinneren machen sich bemerkbar.

Spannend: wenn die Straße wegen einer Flussmündung einen kleinen Knick in ein Tal Richtung Landesinneres macht, ändert sich schlagartig die Vegetation. Mikroklima. Mal sehen wir Redwoods, dann fahren wir durch Kieferwälder oder die Straße ist gesäumt von Zypressen.

Aber was für eine Fahrt, was für eine wunderbare Straße, was für ein Erlebnis.

Mendocino liegt auf einer Halbinsel westlich der CA1. Hier also verlassen wir die Traumstraße und biegen ab in den Ort, der fast vollständig als „National Historic Preservation District“ unter Denkmalschutz steht. Und so hat sich das Ortsbild in den letzten gut hundert Jahren wohl tatsächlich kaum geändert. Eine Besonderheit fällt sofort ins Auge: Wassertürme und Windrad-Fördertürme für Brunnen.

Noch heute gibt es in Mendocino keine zentrale Wasserversorgung. Jedes Haus muss entweder einen Brunnen haben (aus dem das Wasser heute dann aber zumeist mit elektrischen Pumpen gefördert wird) oder Trinkwasser per Tankwagen beziehen.

Beim Frühstück auf der Terrasse im ersten Stock schauen wir denn auch auf Fuchsien, die bis hier hoch gewachsen sind und auf den dahinter stehenden historischen Wasserturm des Nachbarhauses.

Und der Ort Mendocino selbst? Schmuck und reich verziert.

Aber nicht nur die historischen Holzhäuser machen den Charme des Ortes aus, die Lage auf den Klippen der Halbinsel, das besondere Licht durch das umgebene Meer, die hohe Brandung und die in der Steilküste versteckten Sandstrände und Felsenbrücken, all das lockt Besucher auf die schönen und vielfältigen Klippen-Wanderwege und es inspiriert offenbar auch eine Vielzahl von Künstlern.

Malen können wir leider beide nicht, aber ein bisschen in Mendocino verliebt haben wir uns trotzdem.

Jedenfalls kommt „Mendocino“ auf die schon ziemlich lange Spotify-Playlist unserer Reise, allerdings nicht die deutsche Version des namensvergesslichen Michael Holm, der nach dem Liedtext ja die Straße nach Mendocino täglich fährt. Deutsche Schlager sind tatsächlich schon genug darauf, deshalb nehmen wir das (allerdings ebenso Hammond-Orgel-dominierte) Original des Sir Douglas Quintett.

😊

HAWAI’I (Big Island)

Wir sind immer noch auf der größten und namensgebenden Insel des Archipels, auf Hawai’i, zur besseren Unterscheidung oft auch „Big Island“ genannt. Und groß ist die Insel wirklich. Auch, aber nicht nur von der Fläche her, sondern insbesondere hinsichtlich ihrer Vielfalt. Aktive Vulkane? Na klar.

Entsprechend gibt es viele Lavafelder überall auf der Insel. Eine irre Vorstellung, das diese Landschaften erst entstanden sind, nachdem wir geboren wurden. Der letzte große Ausbruch war erst 2018. Die von den jüngeren Ausbrüchen stammenden Felder sind zumeist noch fast überhaupt nicht bewachsen, lediglich die knallrot blühenden „Ōhi’a lehua“ besiedeln als Pionierpflanzen die kargen Steinwüsten.

Das ist insofern besonders spannend, als diese auf den Lavafeldern kleinen Sträucher zugleich die Pflanzen sind, die als Bäume in den meisten hawaiianischen Regenwäldern das Blätterdach bilden, während unter ihnen Riesenfarne dominieren.

So zum Beispiel auch im Kilauea Nationalpark, wo wir nicht nur die trockenen Lavafelder durchfahren, sondern durch einen solchen Regenwald zu einem beeindruckenden Lavatunnel wandern.

Und – wieder ganz anders – auch die wildromantische Küstenstraße 11 hin zum Sea Arch „Hõlei“ findet sich dort.

Aber Hawai’i bietet noch viel mehr. Wo wir schon einmal einen Mietwagen haben, erkunden wir auch den Norden der Insel. Dabei können wir zunächst nahtlos an die Regenwaldwanderung vom Vortag anknüpfen, nur dass es diesmal zu einem anderen, gleichwohl ebenso wie die Vulkane für ein Element stehendes und immer wieder faszinierendes Naturwunder geht. Obwohl zunächst in ein tief eingeschnittenes Tal hinein und dann auf schmalen, auf beiden Seiten steil abfallenden Grat hinauf, ist es doch ein Spaziergang über Treppen und kein anstrengender Hike bis zum Akaka-Wasserfall.

„Kennst Du einen, kennst Du alle“ hat mal jemand über Wasserfälle gesagt. Können wir absolut nicht unterschreiben, selbst wenn dieser hier absolut bilderbuchmäßig 135 m in die Tiefe stürzt.

(für die skeptische Kerstin: Bild komplett unbearbeitet!)

Aaaaber: Vielfalt zeigt sich ja eher im Unerwarteten. Und auch das sehen wir auf unserer Tagestour. Zum Beispiel trockene Steppenlandschaft im Nordwesten der Insel.

Und immer wieder weidende Kühe. Wer hätte schon gedacht, dass die Insel Hawai’i eine der größten Rinder-Ranchen der gesamten Vereinigten Staaten von Amerika beherbergt? Allein die 1847 etablierte Parker Ranch bewirtschaftet hier 900 Quadratkilometer (also 90.000 Hektar!) Landfläche und hat allein bereits ca. 60.000 Rinder. Und es gibt noch weitere große und vor allem kleine Viehbetriebe.

Weite Prärielandschaft mit oasengleich eingebettetem Ort:

Wieder ganz anders, die wilde Steilküste im Nordosten mit dem alten Waipi’o Königstal:

Oder das teilweise wiederaufgebaute polynesischen Fischerdorf mit Grashütten auf der gegenüberliegenden trockenen Inselseite:

Die sanfthügelige Landschaft dazwischen, die selbst schon wieder so viele Facetten zeigt:

Von der Nebel-Fahrt durch die Wolken zurück quer über die Insel, vom modernen Ort Kailua-Kona aus (von dem aus südlich sich die Hotels an die hier verglichen etwa mit dem berühmten Waikiki auf der Insel O’AHU eher kleineren Strände anschließen) und dann zwischen den 4.000dern Mauna Kea und Mauna Loa hindurch gibts keine Bilder, aber immerhin vom Blick hinüber zur Nachbarinsel MAUI, deren immerhin auch über 3.000 m hoher Vulkan Haleakala durch die Wolken stößt:

Schon ein ganz schönes Spiel mit unseren Erwartungen (oder Vorurteilen?) über Hawai’i. Wir sind sehr gespannt, was die anderen Inseln der Gruppe für uns bereithalten.

Aloha.