Bootsarbeiten und ein neues Solarpanel

Es beginnt mit einem Schock. Als wir endlich wieder bei Flora ankommen, ist die gesamte Elektrik tot. Sollten die Batterien leer sein? Aber Mike hatte noch vorgestern auf dem Schiff gearbeitet, unter anderem mit den elektrischen Davits das Dinghy heruntergelassen, damit auf den Davits geschweißt werden kann. Wir checken alle Hauptschalter, Sicherungen. Nichts. Selbst das Anzeigepanel für den Batteriestand bleibt schwarz. Grrr.

Wir schließen das Landstromkabel an, aber das Ladegerät veranstaltet nur ein Lichtergeblinke, das sich mit keinem Fehlercode des Handbuchs in Übereinstimmung bringen lässt.

Eigentlich haben wir 2 x 100 WP Solarpanel auf dem Bimini, die müssten die Batterien in unserer Abwesenheit und ohne große angeschlossene Verbraucher voll halten. Allerdings ist das alte und inzwischen ziemlich marode Bimini in den letzten Tagen abgenommen worden, weil wir ein neues anfertigen lassen. Die Panel liegen jetzt angeschlossen an Deck, zwar etwas mehr verschattet, aber es sollte trotzdem reichen.

So sieht der Übeltäter aus:

Eine kleine 25 Ampere Sicherung der Solarpanele (eigentlich ausreichend groß) ist völlig verschmort. Ausgelöst hat sie aus unerfindlichen Gründen nicht, sie wird immer noch warm, als ich sie in die Hand nehme. Schnell raus damit. Diese Erkenntnis löst aber leider noch nicht das Problem, dass unsere Batterien keinen Ladestrom vom flackernden Ladegerät annehmen.

Wir fahren ziemlich gefrustet wieder ab und verbringen eine Nacht mit schlechtem Schlaf.

Auf der Fahr zum Boot am nächsten Morgen kommt ein beruhigender Anruf von Mechaniker Mike: der Schutzschalter der Lithium-Batterien hat ausgelöst, wird aber nicht (wie von mir unterstellt und durchgeführt) durch Hin- und Herbewegen des im Hintergrund über meiner Hand zu sehenden gelben Hebels, sondern durch Hinunterdrücken einer Fläche im Kopf des Hebels wieder zurückgesetzt. Habe ich bestimmt mal gewusst, aber gestern in meinem Ärger nicht mehr abrufen können. Als ich das Landstromkabel jetzt wieder anschließe, funktioniert das Ladegerät einwandfrei und bringt auch Strom in die (fast) leeren Batterien zurück.

Nebenbemerkung: Konventionelle Batterien wären jetzt tatsächlich schrottreif. Das interne BMS (=BatterieManagementSystem) unserer Lithiumbatterien hat aber einen solchen Totalschaden verhindert. Es sieht so aus, als ob unsere Batterien das schadlos überstanden haben. Pfffff.

Bis zu dieser Erkenntnis vergeht allerdings einige Zeit, denn das Mastervolt-Display zeigt erkennt zunächst nur noch sich selbst und die Combi Ladegerät/Inverter im Mastervolt-Bus-System. Batterien, Windgenerator und Solarregler werden nicht mehr angezeigt. Den halben Tag verbringe ich damit, die Handbücher zu studieren und die Kabelwege nachzuverfolgen und zu überprüfen. Ich ziehe alle Bus-Stecker ab und verknüpfe sie erneut. Mit Erfolg, die verschwundenen Geräte tauchen wieder im Display auf.

☺️

Die nächsten Tage sind dem neuen Solarpanel gewidmet. Unsere 2 x 100 WP auf dem Bimini reichen nicht aus. Der Windgenerator ist unterwegs eine gute Hilfe, wir stellen ihn vor Anker aber nachts ab, weil die Geräusche dann doch beim Einschlafen stören (er ist ja über unserer Achterkoje angebracht). Mit dem Verbrauch der beiden Kühlschränke und den diversen Ladegeräten von iPads, Telefonen, Drohnen, eReadern, Staubsauger etc. müssen wir derzeit vor Anker doch etwa alle 2-3 Tage für zwei Stunden den Dieselgenerator anwerfen, um die Batteriebank wieder aufzuladen.

Also: mehr Solar, bitte. Wir haben uns nach reiflicher Überlegung für ein zusätzliches etwa 2 m x 1 m großes 400 WP Panel auf den Davits entschieden. Bei der Befestigung habe ich mehrfach mit Mike über die beste Variante diskutiert. Das Panel soll einfach demontiert werden können und wir wollen eine schlanke Lösung ohne hohen Aufbau. An der Umsetzung haben Mike und ich die letzten Tage (also das Wochenende!) gearbeitet. Zwei flache Edelstahlbrücken mit eingeschweißter Mutter sind auf jeden der Davits geschweißt.

Dann die darauf zu verschraubenden Unterkonstruktion aus Alu-Kastenprofilen geschnitten, gebohrt, die Kanten rund gefeilt, vernietet und verschraubt. Ausprobiert, geändert, ausprobiert, nochmal feinjustiert.

Das Panel ist jetzt fertig montiert und die Kabel verlegt. Angeschlossen wird hoffentlich morgen.

Auch das ist … Pura Vida.

Die Schönen und die „Biester“ mit dem dritten Auge

Das Dorf löst sich auf. Ein letzter gemeinsamer Spieleabend auf der Easy-One hier in den Allans Cays und dann geht die Caroline Richtung Nassau. Die schweizer Jollity und die Thula hatten sich schon in Norman’s Cay verabschiedet. Ein bisschen Wehmut und viel Freude über die schöne gemeinsame Zeit.

Wir ankern auf dem sandigen Flach im Pass zwischen Allans Cay und Leaf Cay. Einmal mehr viel Strömung, aber was für ein Ankerplatz.

Und weil ich mehrfach darauf angesprochen wurde: die drei Drohnenfotos sind farblich nicht bearbeitet, die Klarheit des Lichts hier und eben auch die blau-türkisen Farbspiele sind kaum zu glauben aber echt!

Neben der landschaftlichen Schönheit lockt die Inselgruppe der Allens Cays mit den hier heimischen Rock Iguanas, die sonst nur noch auf Andros und auf Bitter Guana Cay vorkommen, wo wir sie erstmals gesehen haben. Diese Reptilien erscheinen manchen (meiner Schwester z.B.) wie Biester aus einer anderen Zeit. Und wirklich, die Urzeit-Tiere haben mit ihrem Saurieraussehen etwas durch die Jahrtausende hinübergerettet, was ebenfalls schier unglaublich scheint: ein drittes Auge. Nicht das Ajna Chakra Yoga-Auge der Intuition, sondern ein biologisches. Echt jetzt. Das „Scheitelauge“ oder Pinealauge genannte Organ weist zwar keine Iris, aber tatsächlich Linse, Netzhaut und Sehnerv auf. Wie der Name verrät sitzt es mittig oben auf dem Schädel, geschützt von einer transparenten Schuppe. Klein und deshalb kaum zu erkennen, aber doch sehr faszinierend.

Überhaupt kann ich der Versuchung einer weiteren Portrait-Session mit diesen Echsen nicht widerstehen ☺️.

Die Schöne und das Biest (1):

Die Schönen und das Biest (2):

Die Möve macht ebenso wie die Fliege auf dem Auge im quadratischen Portraitfoto oben ganz gut die nicht so drachenmäßig beeindruckende Größe der „Northern Bahamas Rock Iguanas“ deutlich. Es ist übrigens eine Aztekenmöve, eine nahe Verwandte unserer Lachmöven (klingt auch ganz ähnlich, Beine und Füße sind aber schwarz statt rot und die weiße Schminke um die Augen ist kräftiger). Sie ist weit verbreitet, wir sehen (und erst recht: hören) hier kaum andere Seevögel. 😉

Nicht zum Lachen: unser schöner Schlaf in der Nacht nach dem Spieleabend wird von einem anderen Geräusch jäh unterbrochen. Nachts um 1.00 Uhr laufen die elektrischen Davits an. Will einer unser hochgezogenes Dinghy klauen oder hat der heftige Schauer vom Abend Spätfolgen hinterlassen? Wir stürmen nach einem Moment der Orientierung hinaus ans Heck, die Elektromotoren laufen noch immer und versuchen steuerbords, das Dinghy über den Anschlag hinaus hoch zu ziehen, während am Backbord-Davit das Heck von Florecita mit dem daran befindlichen Außenbordmotor komplett abgelassen wurde. Die Schalter am David sind beide funktionslos. Wir kappen an Steuerbord die Befestigung im Dinghy und wenden uns dann drinnen der Fehlersuche zu. Erstmal die Sicherung, aber in dem Moment brennt die 100 Amp Sicherung der Davits gerade durch.

O.k., Ruhe im Schiff. Dann die Achterkoje freiräumen, unter unseren Matratzen sitzt die Steuerung der Davits. Der Kasten fühlt sich warm an, aber nach dem Öffnen zeigt sich, dass nichts durchgeschmort ist. Nur die Relais sind heiß, aber jetzt ist ja die Sicherung raus. Also erst mal weiterschlafen und bei Tageslicht schauen was wir tun können. Hm. Beim Einschlafen gehe ich schon mal durch, wie wir das Dinghy manuell in den Davits sichern können. Zeigt mein (angemessen) geringes Vertrauen in meine eigenen Elektrik-Reparatur-Fähigkeiten, auf dem elektrischen Auge bin ich ziemlich blind, das manuelle Aufholen von Florecita müsste aber jedenfalls klappen.

Das Auseinanderbauen der Davits bringt dann leider auch keine neue Erkenntnis, keine offensichtlichen Scheuerstellen an den Kabeln, die Steckverbindungen scheinen in Ordnung. Immerhin bekommen wir das verklemmte Zugseil im Steuerborddavit wieder gängig.

Wir bauen die Schalter aus. Wenn wir jetzt eine neue Sicherung einsetzen, können wir jedenfalls sehen ob es an den Schaltern liegt. Aber halt, der kleine schwarze Kasten an der Steuerung der Davits, das ist doch das Empfangsteil der seit zwei Jahren nicht mehr funktionierenden Fernsteuerung. Sollte da …, aber das kann doch nicht sein, oder?

Die Fernsteuerung wird herausgesucht und BLINKT ROT! Haben wir in der nicht mehr funktionierenden, keine Regung bewirkenden Fernsteuerung wirklich die Batterien drin gelassen? Wie kann man denn so blöd sein? Und – ist das die Ursache? Batterien raus aus der Fernsteuerung, Sicherung rein. Nichts schmort, die Elektromotoren bleiben ruhig. Schalter wieder angeschlossen, funktioniert. Das wars.

Durchgebrannte Sicherung und Ursache

Erkenntnis des Tages: Wie bei dem französischen Volksmärchen (und seinem Disney-Derivat) ist nicht immer alles so biestig wie es beim ersten Anschauen scheint. 😁