Passage von Ha‘apai nach Minerva, Tag 1: Schönes und Unschönes

Wir sind nicht die einzigen, die das Wetter für den Sprung nach Minerva nutzen wollen. Die Katamarane Pisces und Inajeen und die Monos Naida und Claire de Gouêt sind kurz vor uns aufgebrochen, ihre AIS-Signale weisen uns quasi den Weg. Dazu kommt noch die Scout, die am Vortag schon mal 20 Meilen hinaus an eine vorgelagerte Insel verholt hat und ebenfalls etwas früher aufgebrochen ist, sie können wir zuerst nur auf dem „Over the Horizon“-AIS auf PredictWind sehen. Aber dort bewegt sich eben dieser Pulk von (mit uns) 6 Schiffen auf ähnlichem Kurs Richtung Minerva. Die anderen Segel sehen wir allerdings nur am Anfang, denn ein kleines bisschen unterscheiden sich die Kurse doch. Wir halten zunächst mehr nach West. Zum einen, um uns weniger zwischen den Flachs und Inselchen hindurchschlängeln zu müssen, zum anderen aber auch, um einen Bogen um die beiden aktiven Unterwasservulkane zu machen, die auf dem direkteren Weg liegen. So kommt es, dass wir schon ab Mittag kein anderes Boot mehr zu Gesicht bekommen.

Es ist schönes und recht flottes Segeln. Wir wechseln mehrmals zwischen Schmetterling (ausgebaumte Fock auf der einen Seite, mit Bullenstander gesichertes Groß auf der anderen Seite) und Raumschotskurs mit beiden Segeln auf Steuerbord hin und her. Das funktioniert wunderbar einfach, weil der Spibaum fest gesetzt bleibt. Wir holen nur entweder die durch die Baumnock geführte Spischot an Backbord oder eben die normale Fockschot an Steuerbord dicht.

Für die rabenschwarze Neumond-Nacht kommt ein Reff ins Groß. Trotzdem legen wir in den ersten 24 Stunden 166 Seemeilen zurück, das ist mehr als ordentlich für diesen Kurs.

Leider gibt es allerdings auch Ausfälle.

Als wir den Wasserhahn in der Küche benutzen wollen, sprotzt der Wasserstrahl. Die Fehlersuche ergibt ein Leck am Warmwasserboiler im Motorraum. Blöd, der ist nämlich nur erreichbar, wenn ich mich lang über den Motor und Generator lege, bei dem herrschenden Seegang keine verlockende Option. Frischwasser gibt es also zumindest bis Minerva erstmal nur aus Flaschen, davon sind aber genügend an Bord.

Der zweite Schaden fällt uns dann heute Früh auf. Beim Routinegang über Deck sehe ich einen etwa 20 cm langen Riss im Unterliek des Rollgroßsegels, durch die Lieksverstärkung hindurch und dann fast parallel zum Unterliek. Die über 40.000 Seemeilen der vergangenen 6 Jahre fordern wohl ihren Tribut.

Wenn wir noch vor der angekündigten Flautenphase in Minerva ankommen wollen, können wir aber auf das Großsegel nicht verzichten. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als das Unterliek (eher schlecht als recht) provisorisch mit Segelpatches zu flicken.

Fachmännisch und schön geht anders, aber das sollte hoffentlich das weitere Ausbreiten des Risses verhindern.

Und so segeln wir recht entspannt weiter.

Essen: Asiatische Nudelpfanne mit gebratener Ananas.