Fakarava

Fakarava ist das zweitgrößte Atoll der fast 80 Atolle der Tuamotus. so weit, so gut. Aber was kann man sich darunter vorstellen? Das schmale Ringriff von Fakarava ist über 150 km lang, die dadurch gebildete Lagune hat eine Fläche von fast 1.200 Quadratkilometern. “Ringriff” ist dabei ein bisschen irreführend, tatsächlich hat die Lagune eine annähernd rechteckige Form von 60 km Länge und bis zu 25 km Breite.

Etwa 800 Menschen leben auf Fakarava, die weitaus meisten davon im Hauptort Rotoava in der Nordostecke des Atolls. Und dort ankern wir derzeit.

Auch an ruhigen Tagen ist der Pazifik immer noch bewegt, der Ozeanschwell brandet außen auf das Riff. Drinnen im Atoll aber kann die Wasserfläche spiegelglatt sein. Ein phantastischer, fast schon unwirklicher Anblick, wenn die Reflexion der Wolken auf der Lagune den Horizont verschwimmen lässt.

Es ist kaum zu glauben, wie schmal das Ringriff wirklich ist, das steil aus dem hier über 1.000 m tiefen Pazifik empor wächst und die selbst an den tiefsten Stellen kaum 30 m flache Lagune abgrenzt.

Fakarava ist eines der touristisch am intensivsten erschlossenen Atolle der Tuamotus. Selbst Kreuzfahrtschiffe laufen es gelegentlich an, der breite und tiefe Nordpass macht das möglich. Immerhin, während wir hier sind, sehen wir das kleinere Kreuzfahrtschiff “Paul Gaugin” und es läuft auch die Aranui 5 ein. Sie ist ein eigenartiges Kombi-Schiff, das von Tahiti aus sowohl als Versorgungsschiff Güter auf verschiedene Inseln Französisch Polynesiens bringt und zugleich auch auf der von ihr gefahrenen Route bis zu 230 Passagiere auf 12tägige Kreuzfahrten mit dem Komfort eines Cruise-Liners beglückt.

Vorne Container und Ladekräne, hinten Kreuzfahrtschiff mit Pool auf dem Achterdeck. Das Kombi-Schiff Aranui 5

Das eigentliche Versorgungsschiff für Fakarava kommt einen Tag später an. Anders als die in der Lagune ankernde Aranui 5 legt die viel kleinere Cobia 3 an der Pier des Ortes an. Wir fahren mit der Flora zum Tanken an die nahe Bunkerpier, haben also einen Platz in der ersten Reihe:

Und wir haben viel Zeit, das Schauspiel des Ent- und Beladens der Cobia 3 zu beobachten, denn wir erfahren, dass während dieser Zeit die Tankstelle geschlossen ist. Eigentlich ist das kein Wunder, denn auf der Pier scheint sich die halbe Dorfgemeinschaft zu versammeln. Es ist, als hielte der Ort inne, alles andere würde stillstehen, durchatmen und die ganze Geschäftigkeit auf das Versorgungsschiff konzentrieren. Der Parkplatz an der Pier ist gut gefüllt, auf den Ladeflächen der Pickups und selbst auf mitgebrachten Campingstühlen wird geduldig gewartet. Der Schiffskran setzt große Metallkörbe voller Pakete ab, die dann von Gabelstaplern zum Parkplatz gebracht werden. Und dann beginnt das eigentliche Gewusel, bei dem die Pakete zugeordnet werden.

Und natürlich sind es nicht nur Pakete. Lebensmittel für die drei kleinen Supermärkte und für die Ressorts, Diesel für die Tankstelle, …

… Gasflaschen, Fahrräder, ein Auslegerkanu, und dann noch dies und noch das werden entladen.

Leergut, aber auch Kopra (getrocknetes Kokosnussfleisch) in Säcken wandert dafür auf das Schiff.

Während einige Crewmitglieder der Cobia 3 das mit Helm und Sicherheitsschuhen das Entladen und Verteilen orchestrieren, genießen andere eine Pause im Schatten und schauen sich das Gewusel vom Deck aus an:

Als das Entladen beendet ist, leert sich die Pier. Jetzt öffnet auch die Tankstelle wieder (die Autozufahrt war bis dahin ja ohnehin blockiert) und Flora kriegt ihren Dieseltank wieder voll gefüllt.

Fakarava Yacht Services meldet sich per WhatsApp: unsere 12 kg Gasflasche ist aufgefüllt (wenn auch für happige 6.600 XPF/ 55 Euro) und die Wäsche ebenfalls fertig.

Der Shop in der Tankstelle ist einer der drei kleinen Supermärkte. Er hat jetzt schon wieder frische Ware zu bieten und so kommen auch wir zu frischem Gemüse und Obst. Wir holen noch Bargeld am Automaten an der Post. Fein. Alle Jobs in Fakarava sind erledigt, wir sind wieder ausgerüstet.

Mit den Crews der Arvonna und Halley fahren wir danach trotzdem zum Lunch ins Restaurant in der Havaiki-Lodge, schließlich müssen unsere gerade erworbenen Lebensmittel- und Gas-Vorräte ja noch möglichst lange halten 😉.

Und – das letzte Bild deutet es ja schon an – auf dem Rückweg beginnt es zu regnen. Das ist wohl nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns die nächsten Tage und insbesondere am nächsten Wochenende erwartet. Eine ausgeprägte Schlechtwetterfront soll dann über die Tuamotus ziehen. Aber noch ist es nicht soweit, nur ein wenig wechselhaft.

Das Versorgungsschiff kommt … und alles ist anders! Diesel tanken und Brotfrucht backen.

Wieder einmal heißt es Abschied nehmen. Jeannette und Jeroen wollen das Wetterfenster nutzen, um von den Gambier nach Tahiti zu segeln. Die Route führt südlich an den Tuamotus entlang. Da sie ja ihren Motor nicht benutzen können, wäre eine Flaute ziemlich gefährlich, durchgehend ausreichend Segelwind ist aber für die nächste Woche angesagt. Verständlich, dass sie sich das nicht entgehen lassen wollen. Aber eben auch schade, weil wir dadurch nur zwei gemeinsame Wochen in den wunderschönen Gambier hatten.

Wir nehmen sie noch einmal in Schlepp und ziehen sie von Taravai aus zum Westpass, dann nehmen sie die Segel hoch und werfen die Schleppleine los.

Tschüss Ihr beiden Lieben, gute und sichere Reise.

Wir bleiben noch in Gambier, Für uns geht’s zurück nach Rikitea. Da hat inzwischen die Nukuhau am Pier festgemacht. Sie ist das ältere der beiden Versorgungsschiffe, die die Insel etwa alle drei Wochen anlaufen. Das andere Versorgungsschiff, die modernere Taporo VIII, sehen wir draußen auf der Reede vor Rikitea ankern. Klar, an der kurzen Pier kann immer nur eins der Schiffe festmachen. Die beiden gehören verschiedenen Gesellschaften und sind auf gegenläufigen Routen durch die Inselwelt Französisch Polynesiens unterwegs, ohne dass sich die beiden Gesellschaften terminlich absprechen. Der „Fahrplan“ ist sowieso eher eine Schätzung. Im Bürgermeisteramt hatte man uns letzte Woche noch gesagt, ein Schiff käme am Mittwoch, das nächste am Samstag. Nun kamen beide kurz hintereinander am Sonntagabend an. Es ist aber selten, dass sich ihre Ankunft überschneidet. In diesem Fall hat die Taporo VIII Pech gehabt und muss zwei Tage warten. So lange dauert es nämlich, bis die Nukuhau mittels ihrer traditionellen Ladebäume ihre überwiegend aus Stückgut bestehende Fracht entladen und die neu aufgenommene Ladung gestaut hat.

Es ist eine kleine Zeitreise in die Vor-Container-Schifffahrt, die wir da beobachten können. Insbesondere das Entladen der vielen Fässer ist faszinierend:

Für uns ist auch Fracht dabei. Es gibt nämlich bisher keine Tankstelle in den Gambier. Der Container am Bauhof auf Mangareva soll dem Vernehmen nach wohl einmal diese Funktion haben, ist aber bisher nicht in Betrieb genommen.

In sofern bietet das Versorgungschiff für uns die einzige Möglichkeit, den Dieselvorrat der Flora wieder aufzufüllen. Das Prozedere dazu ist allerdings ungewöhnlich.

Zunächst einmal: abgegeben wird der Diesel nur in ganzen Fässern zu je 200 Liter. Der Preis ist in Ordnung, 31.000 CFP-Franc (auch XPF abgekürzt), umgerechnet etwa 260 Euro, also 1,30 Euro pro Liter. Die für ausländische Yachten in Tahiti gegebene noch günstigere Möglichkeit des steuerfreien Tankens gibts hier allerdings nicht.

Man bezahlt in einer kleinen vorübergehend auf der Pier errichteten Hütte. Dafür durfte ich allerdings bereits 90 Minuten anstehen, denn in der Hütte wird praktisch sämtliche ein- und ausgehende Fracht verwaltet. Die Quittung gibt man Louis, dem Tankwart. Der reicht sie weiter auf das Schiff, woraufhin vom Schiff aus 200 Liter Diesel in eines der vier Fässer auf der Pier umgefüllt werden.

Ist man an der Reihe, wird dann aus dem Fass in die – hoffentlich mitgebrachten – Kanister mittels Schwerkraft-Handpumpe umgefüllt. Das dauert.

Zwischen den Skippern der Boote ist reichlich Absprache gefordert. Wer braucht wieviel Diesel? Also wer ordert wie viele Fässer, kann abgeben oder nimmt dazu? Und in welcher Reihenfolge soll getankt werden, damit die Dieselkanister möglichst oft von verschiedenen Booten genutzt werden können?

Für uns ist es einfach. Unser 400-Liter-Tank ist fast halb leer, wir benötigen 180 l Diesel. Also ein Fass kaufen und jemanden finden, der uns 20 Liter abnimmt sowie möglichst ein paar Kanister leiht (wir haben nur zwei eigene 20l Dieselkanister). Klappt. Die erste Rutsche machen wir mit 3 Kanistern, dann mit 5, dann zum Abschluss 2. An Bord dann durch den Racor-Trichterfilter (mit Wasserabscheider und Sieb) in den Einfüllstutzen und das Additiv gegen Dieselpest nicht vergessen. Da ich mich dazwischen natürlich jedesmal neu hinten anstellen muss, ist es eine Tagesaufgabe. Um 9:30 hatte ich mich in die Schlange zum Bezahlen eingereiht, irgendwann kurz nach 16.00 ist es geschafft und wir sind um eine interessante Betankungserfahrung reicher.

Eigentlich hätten wir einen ganz anderen Termin gehabt, nämlich mit Tetu und diesmal auch seiner Frau Murielle. Als wir zuletzt bei ihm waren hatte er uns angeboten, dass die beiden uns eine andere Zubereitung der Brotfrucht zeigen. Bisher hatten wir sie geschält und zerteilt wie Kartoffeln in Wasser gekocht. Wir überlegen schon, dass Wiebke allein hingeht, aber dann treffe ich Tetu in der Warteschlange auf der Pier. Wenn das Versorgungsschiff kommt, treffen sich hier eben alle. Tetu muss einige Sachen zur Verschiffung aufgeben, unsere Brotfrucht-Verabredung verschieben wir einfach auf den nächsten Tag.

Als wir mit einem selbst gebackenen Kuchen bei Murielle und Tetu aufkreuzen, rufen uns die beiden hoch auf den Hang in ihrem riesigen Garten. Der Blick von dort ist atemberaubend schön:

Und die Brotfrüchte?

Die beiden haben ein Feuer gemacht und die Brotfrüchte komplett mit Schale in die heiße Glut gelegt. Ein paar Mal gedreht und gewendet, bleiben die Uru (wie Tetu die Brotfrucht nennt) etwa 30 bis 40 Minuten in der Feuerstelle. Dann rupft Tetu ein paar große Blätter vom nächsten Baum und mit ihnen als Topflappen holt er die Früchte aus der Glut.

Dann löst er mit einem Messer die gegarte Uru aus ihrer verkohlten Schale.

Den goldgelben Ball wickelt er zum Warmbleiben in Alufolie und gibt ihn uns mit. Lecker. Spannend ist, dass die Brotfrucht bei dieser Garmethode eine andere Konsistenz entwickelt. Faseriger, fast ein bisschen wie zartes Hähnchenfleisch mit (sehr rauchigem) Kartoffelgeschmack.

Und auch mit anderen Früchten werden wir wieder reich beschenkt.

Was wir für die beiden tun können? Tetu fragt, ob wir ihm zeigen können, wie man einen Guglhupf-Kuchen macht. Seine Großmutter aus dem Elsass habe den immer gebacken, es ist eine Kindheitserinnerung. Er besorgt die Zutaten, wir haben immerhin eine Topfkuchenform an Bord.

Na dann bis nächste Woche in Eurer Küche, Murielle und Tetu!

Bahamas: Farbcodierung und andere Besonderheiten

Die vielen pastellfarbenen Häuser auf den Bahamas passen perfekt zu den hellen, zarten Tönen die auch die Natur hier – vor allem im flachen Wasser – hervorbringt. Aber erst nachdem wir schon einige Zeit hier sind haben wir erkannt, dass sie zumindest bei den öffentlichen Gebäuden tatsächlich einem eigenen Code entsprechen. Es gibt wohl auch Ausnahmen, aber mit schöner Regelmäßigkeit sind Schulen gelb gestrichen, oft mit (gerne mint-)grüner Kontrastierung. So auch hier im Black Point Settlement auf Great Guana Cay, ebenso wie zuvor z.B. auf Little Farmers Cay.

Medizinische Versorgung (so denn vorhanden) dagegen wird typischerweise in zartrosa gestrichenen Gebäuden zu finden sein, gerne mit weißem Fries. Hier …

und z.B. auch auf unserer ersten Insel in den Bahamas, Great Inagua:

Supermärkte sind nicht kodiert, aber für den Besuch dort ist auch nicht ihre Farbe, sondern der Terminplan des Postschiffes der entscheidende Faktor. War das Angebot gestern noch ziemlich übersichtlich, finden wir heute sogar Salat und Frischkäse. Klar, die „Lady Francis“ war da und rauscht heute Morgen durch das Ankerfeld wieder davon. Postschiff, Versorgung und Fähre zugleich.

Ananas finden wir trotzdem nicht, jedenfalls keine echten Früchte, obwohl dieses Obst für die Bahamas so typisch ist und nach der Eigenwerbung des Landes hier zuerst kommerziell angebaut wurde. Immerhin hat das dazu geführt, das die Pflanze in die Währung des Landes Einzug gehalten hat, wenn auch nur auf der kleinen 5 Cent Münze.

Da freut es uns Segler doch, das die Wertschätzung für das Segeln unter Palmen ein Vielfaches höher ist … 😘