Wenn der Fisch zu schwer ist … Haswell Bay, Kelp und Hot Spring Island.

Von Echo Harbour geht es in dem Namen nach heimatliche Gefilde. Wir fahren durch die Hoya Passage. In Hoya (an der Weser) ist Wiebke aufgewachsen, und 1998 hatte dort unser erstes Segelboot “Wat Nu” seinen Liegeplatz. Segeln auf der Mittelweser hieß gefühlt alle 30 Sekunden eine Wende.

In der Hoya Passage gibt es eine Bucht mit einem Schwimmsteg, an dem man allerdings nicht über Nacht festmachen darf. Seine Besonderheit: hier, mitten im unbewohnten Nirgendwo, liegen auf dem Steg zwei Wasserschläuche. Ohne Hahn, das aus dem hinter dem Steg einmündenden Bach abgezweigte Frischwasser läuft unentwegt und steht kostenlos zur Verfügung.

Wir bestaunen es nur, unser Wassermacher sollte ohnehin alle paar Tage laufen, an Frischwasser mangelt es uns nicht. Aber der Service ist trotzdem klasse.

Für die Nacht ankern wir ein Stückchen weiter in der Haswell Bay, wobei wir uns um die kleine Insel herum in die hinterste, gut geschützte Ecke schlängeln. Das ist insoweit spannend, als die schmale Zufahrt und auch der Ankerplatz bei Flut beruhigend groß wirken, lediglich einige Kelpbüschel verraten die Untiefen. Reichte das Hochwasser direkt bis an den Wald heran, sieht es bei Ebbe um Flora herum so aus:

Kelp nennt man Großalgen, die sich mit ihrem Haftorgan insbesondere auf felsigem Grund festkrallen, mit einem oft Ast-dicken biegsamen Stengel nach oben ragen und an der Oberfläche Blattstrukturen wie bei einer Baumkrone ausbilden. Es gibt diverse Arten mit völlig verschiedenen Blättern, von dünnen Fäden bis hin zu großflächigem “Zeitungspapier”. Nicht immer zeigt Kelp im Wasser felsige Flachstellen an, oft bilden sich gerade an Strömung- oder Tidenkanten auch größere Felder von losgerissenem, treibenden Kelp. Vorsicht ist aber trotzdem angebracht, gelegentlich verstecken sich in diesen Feldern auch Holzstücke bis hin zu ganzen Baumstämmen. Unsere Faustregel: treibt das Kelp längs in Wind- oder Strömungsrichtung, ist es festgewachsen (Achtung: Untiefe). Treibt es quer zur Wind- oder Strömungsrichtung, ist es vom Untergrund abgerissenes Kelp. Und auch beim Ankern macht man immer mal wieder Bekanntschaft mit diesen Pflanzen:

Mit dem Brotmesser säbeln wir den Anker frei. 😊

Aber auch andere haben schwer zu heben. Der tägliche Weißkopfseeadler zeigt uns heute einmal, dass er nicht nur majestätisch fliegen, sondern auch erstaunlich weit schwimmen kann – wenn auch deutlich weniger elegant. Wir sehen, wie er sich die Krallen voraus sich ins Wasser stürzt und offenbar Beute greift. Aber der Wasserstart funktioniert diesmal nicht. Er startet nicht wieder, sondern macht mit den Flügeln Schwimmbewegungen und zieht das tatsächlich bis ans über 100 m entfernte Ufer durch.

An Land geklettert, schlägt er das Wasser aus seinem Gefieder und widmet sich dann dem Fisch in seiner Kralle.

Und dann klappt’s auch mit dem Abheben.

Vermutlich bräuchte der Adler jetzt eigentlich eine Wellness-Kur, aber jedenfalls gönnen wir uns eine. Nur ein paar Meilen sind es von Haswell Bay hinüber nach Hotspring Island. Wie vorgeschrieben melden wir uns über Funk beim dortigen Haida-Watchman an und bekommen die Erlaubnis, an Land zu kommen. Wir ankern zwischen Hotspring Island und House Island. Die per Funk angebotene Boje liegt doch arg nah an Land und sieht auch nicht allzu Vertrauen erweckend aus. Mit Florecita setzen wir über und gehen dann auf einem mit weißen Muscheln markierten Pfad durch den Wald mit seinem wunderschönen alten Baumbestand.

Ziel sind die von heißen Quellen gespeisten Badebecken an der Südseite der Insel. Der Watchman erwartet uns, zeigt uns Dusch- sowie Umkleidehäuschen und erklärt die Regeln. Andere Gäste sind keine da, wir haben die Becken ganz für uns allein. 😃

Herrlich!