5. Tag Passage USVI Bahamas

Mit einem breiten Grinsen machen wir uns vom Hogsty Reef aus wieder auf den Weg. Was für ein Geschenk, dieses Juwel ganz für uns allein gehabt zu haben, nach vier Tagen und Nächten Nonstop-Anreise wussten wir es vielleicht auch besonders zu schätzen. Trotzdem, nachdem wir noch ausgiebig im kristallklaren Wasser geschnorchelt habe, ein Mittagschläfchen gehalten und gut gegessen haben, ziehen wir den Anker wieder aus dem Sandgrund und machen uns auf zur nächsten Nachtfahrt.

Vom Ankerplatz aus gesehen bricht es sich über dem Riff dann doch ganz ordentlich:

Nach Clarence Town auf Long Island soll es gehen. Dort wollen wir in der Flying Fish Marina tanken, hauptsächlich weil damit notwendigerweise das Ein- und Ausklarieren in den Bahamas verbunden wäre. An Land gehen dürfen wir hier in den Bahamas wegen Covid ja leider nicht, ab das Klarieren würde eben das Cruising Permit für die USA erleichtern.
Nur – heute ist Samstag. Vielleicht doch lieber noch mal nach den Öffnungszeiten erkundigen. Internet ist ja leider nicht an Bord, aber über Iridium geht eine Mail an Ken, den Koordinator bei Salty Dawg, gleich mit der Frage verbunden ob die Übersendung des Permits an die Tankstelle schon erfolgt ist. Schnelle Antwort: Permit ja, Öffnungszeiten: wegen Covid Samstags und Sonntags geschlossen. Und noch eine zweite Mail kurz danach: Man habe leider eben bemerkt, dass Montag wegen Feiertag auch zu sei.
Na gut, beim Segeln ist Flexibilität gefragt. Einmal mehr disponieren wir um und setzen nach Absprache mit der Amalia-Crew (die wir in Clarence Town treffen wollten) Kurs auf Conception Island, nochmal rund 40 sm weiter. Unterwegs dann mit Ken das Verändern des Tank-/Klarierungsstops. Es soll jetzt in der Ramora Bay Marina auf Harbour Island im Norden von Eleuthera stattfinden. Mittwoch oder Donnerstag, Freitag ist schon wieder Feiertag (hier Tag der Arbeit).
Um 16.00 fällt der Anker in der Rocky Bay auf 4 m Wassertiefe vor dem unbewohnten Conception Island. Vor uns liegt ein zwei Kilometer langer traumhafter Sandstrand, unter uns so unverschämt klares Wasser das Schnorcheln zum Pflichtprogramm macht.

4. Tag Passage USVI Bahamas

Nach etwas über 4 Tagen (genau 98 Stunden) fällt der Anker am HOGSTY REEF. Das Zwischenziel, der Sehnsuchstsort (die virtuelle Stecknadel) ist erreicht. Was macht das Hogsty Reef so besonders? Zwei unbewohnte Sandflecken auf dem nicht ganz vollständigen Ring eines ansonsten zumeist überspülten Korallenriffes. Drumherum tiefes blaues Wasser, im inneren der etwa 5 km breiten und 9 km langen Lagune aber nur 2 bis 7 m tief. Es ist, wie der Revierführer schreibt: „The closest thing that you will find to a true coral atoll in the North Atlantic Ocean“. Ein ziemlich perfektes Korallen-Atoll im Nordatlantik. Eines von nur vier (neben dem Glover Reef, dem Lighthouse Reef in Belize und der Cay Sal Bank). Im Pazifik und im Indischen Ozean gibt es dagegen über 400 Atolle.
Das flache Riff ist aus der Entfernung kaum auszumachen. Als erstes fallen noch die Reste der beiden großen Schiffswracks auf dem Riff auf. Wir nähern uns von Norden und sehen etwas, was zunächst wie ein in Fahrt befindliches Schiff daherkommt, sich beim Näherkommen und in anderem Winkel dann aber als zusammengefallene rostige Überbleibsel eines 1963 im Hurrikan auf dem Riff gelandeten Frachters entpuppt.

Trotz gut 1 m hoher See können wir die Brandung auf dem Riff erst spät erkennen. Unser Tiefenmesser zeigt da noch drei Striche an – das Echolot kann keinen Grund finden. Erst etwa 100 m vor der Einfahrt ändert sich das, der Grund steigt rapide an und wir ankern in Lee des Sandfleckchens Northwest Cay auf 5 m Wassertiefe über Sand. In die Lagune einzufahren verwerfen wir. Zwar reicht die Tiefe aus, aber die überall verstreuten Korallenköpfe können wir jetzt am Morgen noch nicht gut erkennen, weil wir die Sonne nicht im Rücken haben und sie noch nicht sehr hoch steht. Außerdem baut sich in der großen Lagune bei den 14 kn Wind doch schon wieder eine spürbare Windsee auf.

Ganz allein. Kein anderes Schiff, nur Flora am Hogsty Reef.

Auf früheren Seekarten findet sich für das Hogsty Reef der Name „Les Etoiles“ und so feiern wir diese kleine Sternstunde für uns mit einem französischen Frühstück mit Croissants frisch aus dem Ofen und einer Schale Cafe au Lait. Danach geht’s in die Koje, noch ein bisschen Schlaf nachholen.

Übrigens gilt immer noch: no internet in paradise 😉 Dieser Blogpost wurde ursprünglich per Iridium-Satellit übermittelt, somit nur Text ohne Bilder. Die Bilder sind nach der Passage nachträglich eingefügt.