Letzte Tage auf Aitutaki: Vorbereitung für die Passage nach Samoa, Palmenromantik, Wattwanderung, Rochen und Kirchengesang

Ein Wetterfenster für die Weiterfahrt tut sich auf. Das passt gut, denn am 19. geht schon Elisas Flugzeug von Apia in Samoa. Wir machen also Flora fit für den geplanten Aufbruch am Montag. Zunächst füllen wir den Dieseltank wieder auf. Eine Bootstankstelle gibt es nicht, aber immerhin ist eine der drei Tankstellen der Insel ganz dicht am Hafen gelegen. Der „Hackenporsche“, ein Art klappbare Mini-Sackkarre, wird aus dem Schrank geholt. Mit ihm können wir unsere zwei jeweils 20 Liter fassenden Diesel-Kanister nach dem Befüllen zum Hafen zurückbringen. 120 Liter Diesel füllen wir auf, drei Fuhren also.

Etwas aufwändiger ist das Auffüllen des Wassertanks. Von Nachbarbooten leihen wir uns zunächst Kanister, wieder zweimal 20 Liter. Am Gebäude des Aitutaki Island Council gibt es eine Zapfstelle für Trinkwasser. Die Qualität ist gut, wie uns andere Cruiser bestätigen. Diesmal sind 9 Fuhren fällig, wir zapfen 360 Liter Trinkwasser. Das ist trotz des Hackenporsches eine ziemliche Plackerei, schließlich müssen die Kanister über einen holperigen Feldweg zur Pier gezogen und auch jeweils ins Dinghy und von dort über die Bordwand zum Tank gewuchtet werden.

Mit dem Papierkram zum Ausklarieren werden wir leider nicht ganz fertig. Wir entrichten zwar wie vorgeschrieben zunächst die Ankergebühr (20 NZD, also gut 10 € pro Tag des Aufenthalts), aber das Ausklarieren beim Zoll klappt trotzdem nicht. Der zuständige Officer ist krank. Wir können nur hoffen, das es ihm Montagvormittag wieder besser geht, sonst müssen wir unsere Abreise verschieben.

Als Nächstes machen wir am späten Samstagnachmittag dann noch einen „Provision Run“, gehen also Einkaufen. Das darf wörtlich genommen werden, der nächste Supermarkt mit guter Frischeauswahl ist nicht eben um die Ecke. Es wird ein über fünf Kilometer langer Spaziergang zum 24/7 offenen „Tina & Co“. Allerdings auch ein sehr erfolgreicher, auf dem Rückweg sind unsere Rucksäcke unter anderem mit Möhren, Äpfeln, Paprika, Tomaten und Kartoffeln gefüllt. Und der Gang ist nicht nur erfolgreich, sondern auch schön. Auf dem Rückweg setzt die Dämmerung ein, die Sonne geht dramatisch hinter den Palmen westlich der Straße unter.

Die Locals fügen mit einem Lagerfeuer aus Palmblättern und sonstigem Grünabfall von der samstäglichen Grundstücksreinigung noch weiteres Flair dazu, auch wenn teils Rauchschwaden die Palmen vernebeln.

Neben der Vorbereitung für die Weiterfahrt bleibt auch noch Zeit für den Besuch „unserer“ Sandbank in der Lagune, diesmal ist es fast eine Wattwanderung dort.

Und für weitere Schnorchelgänge am Riff. Die Gefleckten Adlerrochen haben es uns besonders angetan. Gleich unglaubliche 13 dieser eleganten Unterwasser-Flieger ziehen uns in einem der Riff-Canyons entgegen.

Kleines Video dazu:

Um nicht immer nur die „Großen“ zu zeigen, hier noch ein vorwitziger Langnasen-Doktorfisch vom gleichen Schnorchelplatz:

Am Pfingstsonntag reihen wir uns in die Schar der Kirchgänger ein. Wir entscheiden uns für die ZIONA TAPU Church oberhalb des Hafens.

Die 1853 aus Korallenkalksteinen gebaute Kirche hat keinen Turm und ist mit dem mittig an der Westseite des langen Kirchenschiffs platzierten Altar auch sonst außergewöhnlich.

Frauen tragen hier beim Kirchgang zumeist Hut, mal blumenverziert, mal nicht. Freie Schultern sind verpönt, wir wussten das aber vorher und sind vorbereitet.

(Für bessere Auflösung kann wie immer auf die kleinen Bilder geklickt werden)

Oder Ihr schaut Euch das Video an, dann bekommt Ihr (Ton an) auch einen Eindruck vom Gesang.

Ein Sonntag in Aitutaki.

Poline – Faszination tahitianischen Gesangs

Zugegeben, vor allem wegen der wunderbaren Gesänge zieht es uns immer mal wieder in die Kirchen hier in Französisch Polynesien. Wie zuletzt auf Faaite besuchen wir deshalb auch hier auf Fakarava den Gottesdienst am Sonntagmorgen. Das Einsingen vor dem eigentlichen Beginn gefällt uns besonders gut. Leider haben wir dieses Mal aber nicht so viel Glück mit dem eigentlichen Gottesdienst. Die Predigt ist auf Französisch, wir verstehen also immerhin ab und zu einiges davon. Aber statt der bisher erlebten Pfarrer, die in freundlich melodischem Polynesisch ihre Gemeinde mitzunehmen wussten, erwischen wir dieses Mal einen wütenden, aggressiven Prediger mit drohendem Tonfall. „Es gibt nur diese eine, richtige Kirche“ verstehen wir. Na ja, möglicherweise wäre es für uns richtiger in der anderen Kirche ein paar Häuser zurück, an der wir unterwegs vorbeigekommen sind. Wie auch immer, ich möchte mir den Sonntag nicht verderben lassen und gehe hinaus.

Das erweist sich als Glücksfall, denn direkt gegenüber der Kirche, unter einem Baum am Ufer der Lagune und mit Blick auf die Flora, treffe ich auf Poline.

Die ältere Dame mit den blitzenden Augen spricht mich auf französisch an, wechselt nach meiner Antwort aber gleich ins Englische. Nicht nur ihr fließendes Englisch ist beeindruckend. Sie strahlt Lebenslust aus, Freude, Eleganz, vor allem aber eine Anmut, die ihrem doch gehobenen Alter zu spotten scheint. Wirklich, sie ist 84 Jahre alt? geboren 1940. Wow.

Poline fragt mich nach unserer Reise und kommt dann selbst ins Erzählen. Mit 15 Jahren hat sie Fakarava verlassen, um fortan als Sängerin und Botschafterin polynesischen Musik um die Welt zu reisen. Ein Ausschnitt ihrer Musik ist auf ihrem Album Tahiti Matamua Poline zum Beispiel auf Spotify zu finden:

„Tahiti, Goldene Zeiten“

Ganz offenbar ist sie viel herumgekommen, sie erzählt begeisternd, mit viel Verve und einem ansteckenden Lachen. Ja, man spürt die Spuren des Alters, manches wiederholt sich, gelegentlich lässt ihre Erinnerung sie im Stich. Dann aber wieder blitzen ihre Augen auf, die zarte, zerbrechlich wirkende Gestalt streckt sich, unterstreicht ihre Geschichten mit grazilen Bewegungen. Zugleich natürlich und elegant.

Wiebke und Andrea sind dazugekommen, setzen sich zu uns unter den Baum.

Mehr noch als von ihren Reisen erzählt Poline über Fakarava. Ob wir es auch so wunderbar finden? So schön ist es hier, dass sie am Ende einfach zurückkommen musste. Hierher, wo es nicht viel gibt und doch mehr, als man wirklich braucht. Hierher, auf ihr Land, das schon das Land ihrer Mutter und Großmutter war.

Ich frage Poline, was ihr an der polynesischen Musik besonders gefällt. Sie überlegt kurz und fängt dann als Antwort einfach an zu singen.

Ohne Zweifel ein weiterer magischer Moment unserer Reise.

Māuruuru. Von Herzen Danke, Poline.