Whangãrei: erste Eindrücke

Wir lassen es wirklich ruhig angehen, bewegen uns zunächst kaum von der Marsden Cove Marina weg. Weil wir durchschnaufen, wirklich ankommen wollen. Aber auch auch, weil es uns hier richtig gut gefällt. Der Service, das Marina-Personal und auch die Einrichtungen selbst sind klasse. Die Waschmaschinen im Marinagebäude nutzen wir ausgiebig. Mit unserer Einschätzung sind wir nicht alleine, die Seglercommunity fühlt sich offenbar wohl hier. Viele verlängern über die ursprünglich gebuchten ersten Tage hinaus. Klar, dass dann auch eine kleine Party auf dem Grillponton nicht fehlen darf:

Erst nach ein paar Tagen im Hafen zieht es uns dann doch zumindest für einen ersten Besuch auch hinüber in die Stadt Whangārei.

Bis dahin sind es allerdings 36 km. Wir wollen ein Auto mieten, der kleine Bootsausrüster am Hafen hat wohl auch ein paar Mietwagen. Leider scheinbar nicht genug, alle sind schon weg. Aber Paul vom Bootsausrüster hilft uns trotzdem: „Nehmt einfach mein Auto, ich brauch den Wagen am Wochenende nicht und hab auch noch einen anderen.“

Und so fahren Wiebke und ich am Samstag mit Pauls Auto nach Whangārei. Die Strecke führt teils am Hātea River entlang, teils auch durch die sumpfige Mangrovenlandschaft seiner Nebenflüsse, größtenteils aber durch malerisch hügelige Wiesen, auf denen unzählige Kühe grasen. Ja, Kühe 🐄 . Neuseeland ist zwar bekannt dafür, viel mehr SCHAFE 🐑 als Einwohner zu haben. Das ist auch durchaus noch immer so, aber bei weitem nicht mehr so extrem wie früher. 1982 kamen auf jeden Einwohner statistisch 22 Schafe (es gab 70 Millionen Schafe bei etwas über 3 Millionen Menschen). Heute sind es „nur“ noch gut 23 Millionen Schafe bei gut fünf Millionen Einwohnern, also statistisch etwa 4,5 Schafe pro Einwohner. Und tatsächlich ist einer der Gründe dafür, dass viele Landwirte auf Milchwirtschaft umgestellt haben. Auf unserer Fahrt sehen wir jedenfalls weitaus mehr Kühe als Schafe, aber das kann regional sehr unterschiedlich sein. Zumal ja auch der Ort Whangārei alles andere als typisch ist für „Northland“, den Verwaltungsbezirk im Norden der Nordinsel Neuseelands. Bei einer Fläche von fast 14.000 Quadratkilometern hat Northland nämlich nur etwa 200.000 Einwohner, davon aber allein 56.000 in seiner größten Stadt, eben Whangārei. Weitere Orte mit über 10.000 Einwohnern gibt es hier nicht. Der Norden ist überwiegend dünn besiedelt und ländlich geprägt.

Zunächst fahren wir durch Whangārei hindurch und eben nördlich der Stadt ein bisschen den Berg hinauf. Unser erstes Ziel sind die Whangārei Falls, wo der Hātea River über eine Klippe 26 m in die Tiefe stürzt.

Besonders schön ist, das wir in dem angrenzenden Schutzgebiet auch gleich eine schöne Wanderung machen können. Wir wählen von mehreren Möglichkeiten wegen unserer das Wandern einfach nicht mehr gewohnten Beine den einfachen Weg am Flussufer entlang. Er ist gesäumt von Wald, der überwiegend aus Baumfarnen und Kauri besteht. Die hohen und teilweise uralten Kauri-Bäume werden von den Maori verehrt und spielen in der Mythologie der Neuseeländischen Ureinwohner eine wichtige Rolle. Von den europäischstämmigen Siedlern wurden die Kauri-Wälder aber wegen ihres hochwertigen Holzes stark dezimiert. Inzwischen stehen sie unter Naturschutz, sind aber einer anderen Bedrohung ausgesetzt. Ein Wurzelfäule verursachender Pilz führt zu Kauri-Sterben. Um den Pilz aufzuhalten, gibt es vor Waldgebieten mit Kauris Desinfektionsstationen für die Schuhe der Wanderer.

Die Wege dürfen nicht verlassen werden und keinesfalls sollte man auf die Wurzeln von Kauris treten.

Faszinierend sind aber auch die Baumfarne, sogar die hohlen Baumfarn-Stümpfe mit ihren Mustern:

Und nach der Waldwanderung geht’s dann doch in die Stadt Whangārei mit ihrem historischen Zentrum am Town Basin. Segelboote liegen hier an Schwimmstegen oder Dalben im etwas tieferen Wasser des Hātea River. Das Town Basin ist für die meisten Boote allerdings nur um Hochwasser herum zu erreichen, wobei zusätzlich die Öffunung der die Zufahrt versperrenden Klappbrücke abgepasst werden muss.

Viele andere Bereiche zeigen bei Ebbe nur noch den schlammigen Grund, die Bootshäuser scheinen dann teilweise hoch oberhalb des Wassers zu stehen. Flachgehende Boote fallen im Tidenbereich trocken.

Nicht eben einfach zu navigieren, aber doch schiffbar und eben sehr geschützt ein gutes Stück inland vom zuweilen rauhen Südpazifik entfernt.

Es sieht pittoresk aus und lässt erahnen, warum sich gerade hier dann eben doch eine schmucke Kleinstadt gebildet hat.