
Es ist eine der Sachen, über die wir uns im Vorfeld ziemlich viele Gedanken gemacht haben: das Ankern im Atoll mit Bojen, welche die Ankerkette teilweise anheben. Na klar, wir hatten davon gelesen, aber es widerspricht so sehr der gelernten, bisher angewandten Ankertechnik. Danach soll nämlich der Zugwinkel der Kette auf den Anker flach sein, damit sich der Haken fest in den Grund graben kann. So sind moderne Yachtanker konstruiert, das ist ihr System. Und da ist es schlicht gegen jede Intuition, die Kette mit Bojen anzuheben, weil es doch den Zugwinkel verschlechtern muss. Kann das wirklich funktionieren?
Wie bei so vielem beim Segeln geht es auch hier um den besten Kompromiss im Umgang mit gegensätzlichen Anforderungen.
In Atollen – wie aktuell hier in Raroia – gibt es durch das umlaufende Außenriff zwar einen wunderbaren Schutz gegen den Schwell des Ozeans. Die Lagune ist aber gespickt mit Korallenköpfen. Sie werden oft als “Bommies” bezeichnet. Die großen Bommies reichen aus der in weiten Teilen über 30 m tiefen Lagune von Raroia bis knapp unter die Wasseroberfläche, sie machen die Anfahrt durch die Lagune vom Pass bis zum Ankerplatz knifflig. Auf dem Satellitenbild sind sie als helle Flecken im dunkelblauen Wasser gut auszumachen.

Im flacheren Wasser des Ankerplatzes kehrt sich das Farbbild um. Auf dem hellen Sandgrund sind jetzt die zahlreichen kleineren Bommies am Grund als dunkle Flecken zu erkennen: wir ankern „auf dem Dalmatiner“.

Auch wenn die Bommies einfach nur Felsbrocken wären, könnte sich die Ankerkette verhaken oder beim Schwoien um sie herum wickeln – mindestens ärgerlich und gelegentlich auch gefährlich für die Beschläge des Schiffes oder weil dadurch ein notwendiges rasches Ankerauf-Manöver behindert wird. Diese Risiko bestehen natürlich ebenso auch bei den Korallenköpfen. Die Bommies aber sind zudem lebendig (Korallen eben) und zudem schützenswerter Lebensraum der Unterwasserwelt, Kinderstube der Rifffische, ein ganzes eigenes Habitat.



Und zwar ein sehr verletzliches. Eine Ankerkette kann an den extrem langsam wachsenden Korallen immensen Schaden anrichten. Das gilt es zu vermeiden.
Wie also funktioniert das „Floaten“ der Ankerkette?
Zunächst zu den „Floats“: man kann Fender verwenden, die werden aber durch den Dauerdruck des Wasser erheblich belastet. Besser sind daher Perlfarmbojen, die sich oft auf dem Außenriff angeschwemmt finden lassen. Für die Handhabung ist es am einfachsten, sie mit einer kurzen Leine zu versehen und an deren Ende einen Karabiner zu befestigen. Der kann dann beim Ankermanöver leicht in ein Glied der Kette geklickt oder beim Ankerauf-Manöver schnell entfernt werden. Die Karabiner haben wir uns bereits in Mexiko gekauft.
Zum Ankern sucht man sich einen möglichst großen Sandfleck ohne dunkle Punkte am Grund. Das ist tatsächlich hier im etwa sieben Meter tiefen Wasser von Bord aus recht gut zu erkennen.

Hier sollte beim Ankermanöver zunächst mindestens die doppelte Wassertiefe an Kettenlänge ausgebracht werden, bevor die erste Boje eingeklinkt wird. Manchmal wird empfohlen, die erste Boje als Doppelboje (zweifacher Auftrieb) zu setzen. Das kann insbesondere bei sehr engem Raum oder bei sehr wenig Wind nötig werden, um die Kette auf eine Mindesthöhe zu bringen.
Je nach Auftriebskörper werden dann im Abstand von 5 bis 10 Metern weitere Bojen gesetzt.

Wir ankern hier zum Beispiel mit 40 m Kette bei 7,5 m Wassertiefe. Nach 17 m haben wir die erste Boje eingeklickt, dann mit jeweils etwa 7,5 m Abstand zwei weitere.

Ich habe das bei verschiedenen Windbedingungen mehrfach abgeschnorchelt, die Kette ist gut von allen Korallenköpfen frei.
Nicht maßstabsgerecht, aber so in etwa sieht das Prinzip aus:

Übrigens muss man sich bewusst machen, dass die Kette einer ankernden durchschnittlichen Fahrtenyacht schon bei Windstärke 6 bis 7 Beaufort (um die 30 Knoten Wind) oder beim kräftigen Einfahren des Ankers eine annähernd gerade Linie zwischen Anker und Bugbeschlag bildet (sic!). Bei solchem Zug machen die Floats dann keinen großen Unterschied mehr. Umgekehrt wird dadurch auch deutlich, warum bei geringeren Winden die Haltekraft des Ankers durch die Floats nicht wesentlich herabgesetzt ist.

Noch eine Anmerkung: der notwendige Mindestabstand beim Vorbeifahren vor dem Bug anderer ankernder Boote erhöht sich an den Ankerplätzen in den Atollen ganz erheblich. Die Floats sind oft unter der Wasseroberfläche und entsprechend nicht immer gut zu erkennen.