Passage Samoa nach Tonga, Tag 1

Es ist noch dunkel, als wir aufstehen. Um 6:30 lösen wir das Spinnennetz der Leinen, mit denen Flora so lange hier in Apia vertäut war. Das Ablegemanöver klappt gut, obwohl unsere Motorschaltung immer noch hakt. Über Standgas hinaus können wir nur entweder vorwärts oder rückwärts gehen, das Umschalten dazwischen funktioniert nur mit einem Griff in die Steuersäule hinein (wofür ein Instrumentenpanel losgeschraubt sein muss). Eine neue Schaltmechanik haben wir aus Deutschland mitgebracht, aber noch nicht installiert, weil sich die alte nicht so recht lösen will. Da möchten wir zur Sicherheit jedenfalls eine Werft in der Nähe haben für den Fall, das wir das Ganze bei einem Reparaturversuch verschlimmbessern.

Von der Windrichtung her passt das Wetterfenster, allerdings sind durchaus starke Böen angesagt. Ähnlich sieht es bei den Wellen aus. Die Richtung stimmt, aber bei gut 2,5 m Höhe und nur 8 Sekunden Frequenz.

Und so kommt es auch. Wir sind schnell unterwegs, aber so richtig angenehm sind die Bedingungen nicht. Zweimal erwischen uns Schauerböen bis 38 kn (8 Bft), aber Flora schlägt sich gut.

Bei dem Geschaukel liegen wir fast nur herum und schlafen viel.

Etmal in den ersten 24 Stunden unter gnädiger Hilfe der mitsetzenden Strömung 190 sm.

Essen: vorgekochter Linsen-Chorizo-Eintopf.

Passage nach Samoa, Tag 5: Ankunft in Apia

Tatsächlich ziemlich genau um Mitternacht passieren wir die Datumsgrenze zwischen American Samoa und Samoa. Der 14. Juni 2025 fällt also für uns aus. Meine vierstündige Hundewache dauert vom Freitag (13.6.) 23.00 Uhr bis Sonntag (15.6.) 03.00 Uhr.

Ansonsten ist es eine recht ruhige letzte Nacht auf See für diese Passage. Mit Dunkelwerden gehen wir mit dem Großsegel ins zweite Reff. Trotzdem sind wir noch zu schnell. Beim Wechsel zu meiner Wache (23.00 Uhr) rollen wir die Fock ein und gehen ins dritte Reff. Jetzt passt das ETA (die Estimated Time of Arrival, unsere voraussichtliche Ankunftszeit).

Am Morgen präsentieren sich Samoa und (nach per Funk vom Port Officer erhaltener Einfahrerlaubnis) die Ankerbucht von Apia dann so:

Es ist Sonntag, und so müssen wir auf die Offiziellen ein bisschen warten. Als erstes kommt mit eigenem Dinghychauffeur “Health”, der Officer klettert aber gar nicht in unser Mittelcockpit sondern wartet auf dem Seitendeck, bis wir die Formulare ausgefüllt haben. Die Damen von Customs und Immigration muss ich dann mit unserem Dinghy abholen. Ein bisschen Smalltalk im Cockpit bei bereitgestellten Saft und Keksen, einige Formulare, schnell erledigt. Ich bringe sie zurück an Land und checke dann aus, ob im Hafen noch Platz ist. Die Ankergebühr und die Marina Preise liegen nicht allzu weit auseinander.

Tatsächlich finden wir noch ein Plätzchen, wenn auch etwas eng zum Manövrieren. Aber die Nachbarn bieten Hilfe an, gut.

Wir verholen in die Marina, das klappt gut. Dort warten wir dann auf “Biosecurity”. Als wir schon unseren Sundowner trinken, kommt der Officer doch noch. Auch er bleibt im Cockpit, wir füllen die gleichen Formulare zum dritten Mal aus. Allerdings fragt er nach einem Geschenk, ist aber mit einer gebrauchten Sonnenbrille zufrieden. Auch wir sind zufrieden, denn damit ist der offizielle Einklarierungsvorgang beendet, “Samoa is all yours”. Das ging (insbesondere für einen Sonntag) besser als erwartet, wir haben auch von intensiven Schiffsinspektionen mit Öffnen aller Schapps gehört und gelesen. Wie auch immer, vielleicht war die Ankunft an einem Sonntag (damit vermutlich “Overtime-Gebühren) auch vorteilhaft.

Wir sind drin, morgen können wir die Pässe und Schiffspapiere in der Behörde wieder abholen.

Der Sundowner-Toast: “Samoa”. Cheers.

Passage nach Samoa, Tag 4: die mysteriöse Datumsgrenze und die Herren von der Zeitsparkasse

Land Ho! Land in Sicht! Nach vier Tagen und Nächten auf hoher See taucht an Steuerbord voraus schemenhaft eine Insel auf. Ta’u Island ist noch nicht unser Ziel, gehört aber immerhin schon zu einem der beiden Samoas, nämlich zu American Samoa 🇦🇸.

Rund 70 Seemeilen weiter westlich liegt dann Tutuila, die größte Insel Amerikanisch Samoas, mit der Hauptstadt Pago Pago.

Unser Kurs führt zwischen diesen beiden Inseln hindurch und noch einmal 70 Seemeilen weiter nach Westen zur Insel Upulu mit Apia, der Hauptstadt von Samoa 🇼🇸.

Irgendwann heute Nacht werden wir also über die Grenze zwischen American Samoa und Samoa segeln. Wir erreichen schon wieder eine neue Zeitzone. Die Uhren brauchen wir dabei diesmal nicht umzustellen, dafür aber den Kalender. Fahren wir um Mitternacht über die Grenze, folgt für uns auf Freitag den 13. Juni 24.00 Uhr unmittelbar Sonntag der 15. Juni, 00.00 Uhr. Samstag, den 14. Juni 2025 hat es dann in unserem Leben schlicht nie gegeben!

Ein ganzer Tag einfach geklaut?! Haben die grauen Herren von der Zeitsparkasse aus Michael Endes Roman “Momo” mal wieder ganze Arbeit geleistet? Nein, die grauen Herren sind nicht schuld. Wir können uns diesen Tag deshalb auch nicht zurückholen, indem wir rückwärts gehend durch die Niemalsgasse Meister Hora im Nirgendhaus um Hilfe bitten. Der Tag ist wirklich unwiederbringlich für uns weg!

Wie kommt das?

Die Datumsgrenze folgt zwangsläufig aus der Einrichtung der Zeitzonen. Die sind ja einigermaßen eingängig. Vom Nullmeridian im englischen Greenwich aus grundsätzlich alle 15 Längengrade nach Westen ist es eine Stunde früher, alle 15 Längengrade nach Osten eine Stunde später. Damit fällt das Tageslicht (auf gleicher Breite) jeweils ungefähr auf den Tag und die Dunkelheit auf die Nachtstunden. Hätte man das nicht so festgelegt und würde stattdessen überall die Uhrzeit von Greenwich gelten, wäre es in Neuseeland und im Osten Russlands um 00.00 Uhr regelmäßig taghell, um 12.00 Uhr aber immer dunkel. So aber wandert die Zeit mit dem Sonnengang um die Erde. Das hat praktische und unpraktische Seiten. Sehr große Staaten haben sich deshalb unterschiedlich zu diesem Konzept entschieden. Die USA zum Beispiel wenden es auf ihrem kontinentalen Staatsgebiet im Prinzip an und haben deshalb zwischen der Ostküste und Alaska fünf verschiedene Zeitzonen. Die Zeitzonen folgen dabei allerdings nur ungefähr den 15-Grad-Abschnitten bei einer sehr freien Interpretation hinsichtlich Alaska und besonders der Aleuten. China dagegen erstreckt sich theoretisch ebenfalls über fünf Zeitzonen. Es hat sich aber dafür entschieden, dass in ganz China nur eine Zeit gilt, die der chinesischen Ostküste.

Bildquelle: Wikipedia.org

Global betrachtet wird aber das Konzept der Zeitzonen angewandt. Damit wandert allerdings auch der mitternächtliche Datumswechsel (die Mitternachtslinie) um die Erde. Dadurch wird eine zweite Datumswechsellinie erforderlich, um die Erde in einen Bereich mit dem alten Datum und einen mit dem neuen Datum aufteilen zu können. Und diese (zweite) Datumsgrenze wurde konzeptionell Greenwich genau gegenüber auf den 180 Längengrad gelegt, wo sich die Zeitzonen -12 und +12 treffen. Praktischerweise liegt diese Grenze zwischen den großen Kontinenten mitten im Pazifik. Den vergleichsweise wenigen dort lebenden Menschen wird zugemutet, dass die Nachbarn auf der anderen Seite der Datumsgrenze auch tagsüber ein anderes Datum haben (und damit einen anderen Wochentag).

Staaten, die genau auf dieser Datumsgrenze liegen, haben sich für ihr Staatsgebiet jeweils für die eine oder andere Seite entschieden. Aber nicht nur das. Auch manche Staaten in der Nähe der Datumsgrenze fanden es besser, auf die andere Seite zu rutschen. Unser Ziel Samoa zum Beispiel liegt auf etwa 171 Grad West. 1892 wechselte es auf die andere Seite der Datumsgrenze. Den 4. Juli 1892 gab es auf Samoa deshalb gleich zweimal. 2011 entschied man sich (vor allem wegen der Handelsbeziehungen zu Neuseeland) für den Wechsel zurück und strich dafür den 30. Dezember 2011 aus dem samoanischen Kalender.

Und unser gestohlener Tag? Ist genau genommen vielleicht doch kein ganzer Tag, denn bezogen auf unsere Abreise von Europa haben wir (einschließlich “Sommerzeit”) im Laufe der sechsjährigen Reise schon 13 mal die Uhr um eine Stunde zurück gestellt, 13 Stunden “geschenkt” bekommen. Oder vielleicht haben wir sie auch angespart (also doch Zeitsparkasse). Die anderen 11 geben wir als Kredit: wenn wir zurück in Deutschland sind, werden wir unterwegs 24 Tage mit 25 Stunden gehabt haben.

Nur eben keinen Samstag, den 14. Juni 2025!

Bitte auf das “Heute” bzw. “Morgen” achten

Essen: Auberginen/Kartoffel/Tomaten/Paprika-Auflauf mit Feta überbacken (wir dürfen kein Gemüse nach Samoa einführen).

Etmal: 150 sm, gesamt auf dieser Passage 589 sm, bis Apia noch ca. 136 sm.

Also: wenn alles glatt geht, Morgen Ankunft in Apia. Bloß das dort Morgen Übermorgen ist. 😊

Passage nach Samoa, Tag 2

Bewegte See, Seegang um 2,5 m. Schönwettersegeln mit leichtem Achterbahneffekt.

Nach zwei Nächten auf See haben wir uns an die Schiffsbewegungen aber inzwischen ganz gut gewöhnt, die zweite Nacht auch mit gutem Schlaf.

Skipjack Thuna gefangen. Elisa hilft beim Filetieren. Eine neue Erfahrung für sie.

Essen: Elisa zaubert Thunfisch-Sashimi in Kartoffelcreme-Gurkenrolle mit Cashew.

Etmal: 150 sm, gesamt bisher 288 sm, noch etwa 482 sm bis Apia, Samoa.

Passage nach Samoa, Tag 1

Bob ist am Montag wieder im Einsatz im kargen Übergangsbüro des Zolls, wir können also in Aitutaki ausklarieren. Interessanterweise sind dafür mehr Angaben zu machen als beim Einklarieren, so sollen wir zum Beispiel die Marke und das Fassungsvermögen der Rettungsinsel und die Seriennummer der EPIRB Seenotfunkbake im Formular eintragen.

Aber gut, letztlich klappt alles und kurz vor Mittag laufen wir aus.

Die Bedingungen sind gut, um sich in die Passage einzugewöhnen. Nicht allzu schaukelig, etwa 2 m seitliche Ozeanwelle. Erst Segeln wir auf Steuerbordbug mit Fock und Großsegel, seit heute früh ist die Fock an Backbord ausgebaumt. Schmetterlings-Segeln.

Ein schöner Sonnenuntergang und zudem fast Vollmond. Jeder von uns hat eine Nachtwache von vier Stunden, also 8 Stunden Freiwache. Das ist komfortabel, auch wenn der Schlaf in den ersten beiden Nächten einer Passage meist noch nicht so gut ist. Das Wetter ist etwas besser geworden. Bob hatte uns noch offenbart, dass auf Aitutaki um Vollmond und Neumond herum jeweils mit unstetem Wetter und Regen zu rechnen ist. Tatsächlich hat es bis kurz vor unserer Abfahrt genieselt.

Aber die Nacht bleibt trocken und es gibt auch einen schönen Sonnenaufgang.

Essen: Asiatische Glasnudelpfanne mit Pak Choy.

Etmal: 138 sm, noch etwa 632 sm bis Apia/Samoa.

Passage zu den Cook Islands, Tag 6: angekommen auf Aitutaki

Kiaorana. Das K vorne ist neu, in Französisch Polynesien hieß es zur Begrüßung noch Iaorana. Aber hier in den Cook Islands ist es eben ähnlich, aber anders. Vielleicht noch ein bisschen entspannter.

Gut gemeint 😇 ist ja manchmal das Gegenteil von Gut gemacht. Um vernünftig einklarieren zu können, wollen wir extra nicht am Wochenende ankommen, Montag scheint die bessere Wahl. Bloß, Montag, der zweite Juni ist naturgemäß der erste Montag im Juni, und da wird auf den Cookinseln „Kings Birthday“ begangen, ein nationaler Feiertag. Behörden also grundsätzlich geschlossen. Aber eben nur grundsätzlich.

Gleich sechs Boote kommen heute im kleinen Hafen von Aitutaki auf den Cookinseln an und würden gern einklarieren. Da kommen die Behördenvertreter dann auch an ihrem eigentlich freien Tag raus. Das ermöglicht uns, die Q-Flagge einzuholen und an Land zu gehen. Da wird dann auch schon mal das „Office“ eingepackt und der Papierkram auf der Sitzfläche des Scooters am Dock erledigt. 31 Tage dürfen wir bleiben, „enjoy the Island“.

„Meitaki“ dafür, also Dankeschön. Das hätte in Französisch Polynesien noch „Māuruuru“ geheißen, da werden die Unterschiede in den polynesischen Sprachen dann schon deutlicher.

Jedenfalls haben wir genug Gelegenheit, uns zu bedanken, insbesondere auch bei anderen Seglern. Aitutaki ist ein nicht ganz unkomplizierter Hafen. Die Lagune hat keinen für Yachten schiffbaren Zugang, es gibt aber eine schmale Rinne zu einem künstlichen Hafenbecken.

Die Rinne neigt zur Verlandung, wird aber gelegentlich ausgebaggert. Barbara von der Lille Venn hatte uns berichtet, dass dies kürzlich wieder erfolgt sei. Schon mal die halbe Miete. Die schmale Rinne wartet mit starker Tidenströmung auf. Aktuelle Tiefenangaben für den Hafen sind schwer zu erhalten. Das Wasser ist milchig undurchsichtig. Eine weitere Besonderheit ist, dass die Segelboote im Hafen weder an einem Steg, noch direkt an der Pier anlegen können. Vielmehr wird geankert, um dann vom Heck aus Landleinen auszubringen. Direkt von Bord gehen kann man trotzdem nicht, weil das Heck mangels Wassertiefe fast überall Abstand von der Pier halten muss. Aber ist in dem engen Hafen überhaupt Platz für uns?

Tja, quasi als Selbsthilfegruppe gibt es die „Aitutaki Welcoming Group“ auf WhatsApp. Segler, die schon im Hafen liegen, geben hier bereitwillig Auskunft. Und – weit darüber hinaus – helfen sie bei der Planung und der Ankunft. Das geht so weit, dass sie die aktuellen Tiefen und Strömungen messen, sogar einen Plan für die bestmögliche Unterbringung der erwarteten Boote erstellen und in die Gruppe posten. Das sieht dann so aus:

Gemeinsam mit drei weiteren frühmorgens angekommenen Booten drehen vor Aitutaki bei und warten auf ein Abschwächen der noch sehr kräftigen Strömung. Als wir dann einlaufen, werden wir von vier(sic!) Dinghies erwartet, die uns zum Platz geleiten, den besten Platz für den Anker zeigen und unsere Heckleinen übernehmen. Die Leinen werden an weitere Helfer auf der Pier übergeben, die damit auf die Lagunenseite der Pier hinübergehend die Leinen an den dortigen Felsen festmachen. Wir holen die Lose aus den Leinen und sind fest.

Was für ein Service, nur eben nicht vom Hafen, sondern komplett von anderen, uns bisher unbekannten Seglern. Wow.

Und so kommen auch wir unbeschadet zu unserem ziemlich ungewöhnlichen Hafenplatz an der Westpier.

Um so schöner, dass ein Großteil der von der Passage doch recht müden Neuankömmlinge am Abend auf eben dieser Westpier mit den Helfern die erfolgreiche Aktion feiern.

Meitaki.

Passage zu den Cook Islands, Tag 5

Wir segeln weiter nach Westen. Das beschert uns schöne Sonnenuntergänge vor dem Bug, aber auch tolle Sonnenaufgänge genau in unserem Kielwasser.

Es bleibt dabei: angenehmes Segeln. Die Windstärke variiert ein bisschen, so können wir unsere Segelgarderobe ausprobieren. Sowohl die Fock als auch der Code0 kommen zum Einsatz, dazu wechseln wir durch verschiedene Reffstufen im Großsegel. Eine kurze Schwachwindphase nutzen wir für ein Bad im offenen, hier über 4.000 m tiefen Pazifik.

Aufregenden in diesem riesigen Freibad (auch für uns immer wieder) und trotz 26 Grad Wassertemperatur auch erfrischend, dieser Ausflug in das im mehrfachen Sinne tiefe Blau. Natürlich mit Sicherungsleine 😉, der Schwell stellt sich schließlich nicht so schnell ab.

Außerdem nehmen wir schon mal den Wechsel der Gastlandsflagge vor. Französisch Polynesien wird eingeholt, die Flagge der Cook Inseln gesetzt. Die sieht ein bisschen so aus, als wäre der britische Union Jack mit der Europaflagge vereint, aber die Erklärung ist natürlich eine andere. Der Union Jack im Blue Ensign (Mitglied im Commonwealth of Nations, zudem steht das Blau für den Pazifik ist zugleich eine Anlehnung an die neuseeländische Flagge). Der Kranz von 15 Sternen (nicht 12 wie bei der Europaflagge) steht für die 15 Inseln des Staates.

Vorerst muss darüber noch die gelbe Quarantäne-Flagge gesetzt sein, die wird erst eingeholt wenn wir einklariert sind.

Und sonst: noch eine Nacht, noch etwa 70 Seemeilen liegen vor uns. Zum Abendessen gab’s dann heute Zweierlei vom Mahi Mahi: zuerst eine Flora-Variation des Poisson Cru (roher Mahi Mahi in Limettensaft mariniert, mit Tomate, Gurke, Zwiebeln und Kokosmilch, abgeschmeckt mit Salz, weißem Pfeffer und Sirach). Und als Hauptgang dann eine Poke Bowl mit angebratenem Mahi Mahi auf Reis und Karotten und Salat mit Furikake-Topping.

Passage zu den Cook Islands, Tag 4

Herrliches Segeln. Allerdings sind wir zu schnell, zugegebenermaßen ein Luxusproblem. Also segeln wir trotz 15 kn Wind im zweiten Reff, während der Nacht sogar im dritten. Tagsüber bei langsam abnehmendem Wind wieder im zweiten Reff. Angenehme Bedingungen, Sonnenschein, tefblaues Meer. Offshore-Segeln vom Feinsten.

Um das Blauwassererlebnis wirklich perfekt zu machen gehört dann auch noch Angelerfolg dazu. Der kleine fliegende Fisch, der sich während Elisas Wache ins Cockpit verirrt, zählt nicht als solcher. Dann aber am Nachmittag: beide Angelleinen rauschen aus. Es wird ein ordentlicher Kampf mit Bauchgurt im Drill. Auch Elisa versucht sich zwischenzeitlich, aber die Kräfte sind doch ein bisschen groß. (Für bessere Auflösung auf Foto klicken)

Wir bekommen beide Fische tatsächlich an Bord, es sind jeweils kapitale Mahi Mahi. Allerdings schaffen wir das nicht ganz ohne Schwund: die vorsorglich herausgestellte altbewährte Plastikwanne (zum Ausbluten und Filetieren) ist viel zu klein und gleich der erste Mahi Mahi zertrümmert sie schon vor dem Hineinlegen mit einem Schwanzschlag. Beim zweiten Mahi Mahi bricht dann unser altes Gaff (ein Haken an einem Stiel, mit dem große Fische an Bordgehievt werden). Zum Glück erst, nachdem der Mahi Mahi schon auf dem Achterdeck zappelt.

Nach dem Filetieren sind die Kühlschränke übervoll und ich bin erstmal völlig fertig, Nachmittagsschlaf ist angesagt.

Vorher müssen allerdings noch die Spuren des Gemetzels auf dem Achterdeck beseitiget werden, gefolgt von ausgiebigen gegenseitig verabreichten Eimerduschen.

Essen: Kartoffel-Lauch-Eintopf. Der Fisch muss im Kühlschrank noch ein bisschen warten.

Noch rund 200 Seemeilen bis Aitutaki.

Passage zu den Cook Islands, Tag 3

Es ist eine Schande, jetzt schon wieder von Maupiha’a abzufahren. Es ist soooo schön dort. Warum wir es trotzdem machen? Wenn wir länger bleiben, schickt ein Wettersystem aus dem Süden hohe Wellen zu uns hinauf. Bei gleichzeitig abnehmendem Wind würde das eher unangenehme Bedingungen für eine Passage bedeuten.

Die Abfahrt ist trotzdem nicht ganz einfach zu planen. Für die Fahrt durch die Lagune und den engen Pass hätten wir gern eine hoch stehende Sonne und idealerweise auch keine zu starke Tidenströmung im Pass. Um Mittag herum wäre gut dafür. Allerdings sind es 360 Seemeilen von Maupiha’a bis nach Aitutaki in den Cook Inseln. Das bedeutet bei ideal schneller Fahrt zwei Tage, etwas konservativer gerechnet 2 1/2 Tage bzw. 60 Stunden. Bei Mittagsabfahrt heißt das Ankunft in der Nacht. Nicht ideal, aber wir können ja vielleicht langsamer segeln.

Also fahren wir tatsächlich mittags ab, kommen gut (wenn auch etwas angespannt) durch den 20 m engen Pass und setzen das Großsegel gleich im ersten Reff. Immer noch zu schnell. Wir wechseln ins zweite Reff. Sehr angenehmes Segeln.

Vielleicht nochmal ein bisschen Orientierung. Der Blick auf den Globus zeigt im Südpazifik ja fast durchgehend Wasser. Die Cookinseln sind ein unabhängiger Insel-Staat im Südpazifik in „freier Assoziierung mit Neuseeland“. So ist etwa die Währung an den Neuseeländischen Dollar gekoppelt und die Staatsbürgerschaft ist tatsächlich Neuseeländisch mit einem besonderen Status hinsichtlich der Cookinseln.

Und da, genauer gesagt nach Aitutaki in den Südlichen Cookinseln, wollen wir jetzt erstmal hin.

Elisa kocht, es gibt Bratkartoffeln und dazu Ratatouillereste von gestern. Lecker.😋

Fakarava Nord und Passage nach Tahiti

Vom Südpass in den Norden des Atolls, das bedeutet einmal längs durch die etwa 60 km lange und 13 km breite Lagune zu fahren. Es gibt einen vergleichsweise breiten Korridor mit nur wenigen Bommies a den Rändern. Eigentlich könnten wir versucht sein, dieses Mal innerhalb des Atolls zu segeln. Aber: wieder motoren wir, denn der Wind steht uns genau entgegen. Macht nichts, in Rotoava, dem Hauptort, können wir bei ruhigem Wetter sehr gut an der Tankstelle anlegen und Flora wieder voll tanken. Wir könnten etwas sparen, wenn wir das bis Papeete auf Tahiti aufschieben würden, denn dort besteht mit ein wenig Aufwand die Möglichkeit, steuerfrei das Boot zu betanken. Aber bei den derzeit flauen Winden wollen wir lieber auf Nummer sicher gehen.

Am Ankerplatz vor Rotoava liegen bereits etwa 25 Yachten, aber wir finden trotzdem einen guten Platz. Die Beliebtheit hängt auch damit zusammen, dass es im Ort ein paar Restaurants, mehrere Tauchschulen, kleine Hotels, Perlenverkäufer, Stände mit Muschelketten und eben auch ein paar Supermärkte gibt. Deren Angebot ist allerdings stark abhängig davon, wann zuletzt das Versorgungsschiff angelegt hat. An frischen Lebensmitteln ergattern wir nur ein paar Äpfel und Birnen. Insgesamt ist es ziemlich beschaulich und weniger touristisch als wir es uns vorgestellt hatten.

Die Kirche im Ort zeigt, wie wichtig Muschelschmuck für die Bewohner der Tuamotus ist.

Alle Bildnisse und Statuen in ihrem Inneren sind mit Muschelketten behängt, die Weihwasserbecken sind Schalen von Riesenmuscheln, wie Kronleuchter hängen Muschel-Glocken von der Decke, kunstvolle Perlenschnüre aus verschiedenen Muscheln verbinden sie. Einige der Fensternischen sind mit dem Perlmutt von geöffneten Austernschalen verkleidet.

Noch opulenter werden die Muschelketten in der halboffenen Kapelle im Hof hinter der Kirche:

Der eigentlich geplante Tauchausflug zum Nordpass fällt leider aus. Die Tauchschule sagt, der Südschwell der letzten Tage habe so viel Wasser in die Lagune gespült, dass derzeit zu keiner Zeit die für den Tauchgang benötigte einlaufende Strömung im Pass entsteht. Schade.


Die Windstille verlockt uns dazu, den Ankerplatz vor Rotoava nach nur einer Nacht wieder zu verlassen und uns ganz in die Nähe des Nordpasses zu verholen. Der Platz dort ist nämlich wunderschön, allerdings bei den normalerweise vorherrschenden Winden nicht sehr geschützt. Und man muss sich um einige verstreute Riffe herum an den Strand herantasten, weshalb wir zunächst den Ankerplatz auch ganz für uns haben. Wir genießen die Ruhe, Schnorcheln ausgiebig an den Bommies um Flora herum. Bei diesen Bedingungen entfaltet der Ankerplatz im Flachwasser eine ganz eigene Magie:

Am nächsten Tag machen wir uns dann auf zur Passage nach Tahiti. Nach dem dem Morgenhochwasser laufen wir durch den Pass, trotzdem schieben uns etwa zwei Knoten Strom. Dafür erwartet uns draußen eine schöne Überraschung: segelbarer Wind.

Die Wetterberichte hatten für den Vormittag noch Flaute vorhergesagt, dann aber ein Band mit Südwind und über den zweiten Tag auf Nordwest drehenden Wind. 

Mit Codo0 an Backbord machen wir von Anfang an gute Fahrt. Das stabilisiert und ist auch ganz gut so, denn es steht eine unangenehme 3-m-Dünung aus Süd. Mit einem Windsprung auf 25 bis 28 Knoten aus Süd kommt dann kräftiger Regen. Gerade noch rechtzeitig bergen wir den Code0. Statt dessen setzen wir die Fock an Steuerbord und es kommen zwei, später sogar drei Reffs ins Groß.

Durch die flotte Fahrt brauchen wir statt der kalkulierten 2 Tage nur anderthalb. Das bedeutet allerdings auch, dass es eine Nachtansteuerung von Tahiti wird. Wollten wir eigentlich gerne vermeiden, aber nun ist es halt so. Und es hat auch etwas für sich. In der Abenddämmerung schält sich unter einer Wolkendecke ein Stück Küstenlinie von Tahiti heraus. „Land Ho!“

Während wir näher kommen wird es dunkel.

An Backbord leuchtet das Kreuz des Südens am Sternenhimmel, voraus blinkt das Leuchtfeuer von Point Venus. Hinter dem Leuchtturm ist im Wolkendunst über der Insel die Lichtglocke der Hauptstadt Papeete auszumachen. 

Wir liegen uns im Cockpit in den Armen, während Flora unter vollen Segeln mit 7 Knoten durch die Nacht darauf zu fährt. 

Ein weiterer Meilenstein unserer Reise, Papeete auf Tahiti, die Hauptstadt der Südsee. 

Der Ankerplatz am Point Venus wäre eigentlich unsere erste Wahl gewesen. Hier hat Captain James Cook 1769 den Venusdurchgang beobachtet, daher der Name. Dieser Ankerplatz wäre auch bei Nacht vergleichsweise einfach anzusteuern. Aber durch den ungewöhnlichen Nordwestwind und den daraus folgenden Schwell ist er jetzt sehr ungemütlich. Unsere Freunde von der Easy One haben sich deshalb ein Stück weiter westlich nach Arue verzogen, wo das vorgelagerte Riff deutlich besser vor diesen Bedingungen schützt.  Dafür müssen wir allerdings erst durch das Riff und dann im engen Tonnenstrich auf das Lichtermeer der Stadt zu. Aber das klappt gut und wir genießen sogar noch einen späten Willkommensschluck bei Andrea und Ingo auf der Easy One.

Dann erst mal Ausschlafen und am nächsten Morgen:

Herrlich ruhiger Ankerplatz von Arue hinter dem Riff und Blick von Tahiti bin hinüber zur Nachbarinsel Moorea.